Sunday, August 27, 2023

Wie wir Schmerzen wahrnehmen - Helena Hartmann ist wieder bei Real Scientists DE!




Diese Woche freuen wir uns erneut auf unsere Kuratorin Helena Hartmann! Helena (@helenahhartmann) ist Postdoktorandin in den Klinischen Neurowissenschaften am Universitätsklinikum Essen. Sie hat in Wien studiert und promoviert und war in dieser Zeit für ein Jahr am Netherlands Institute for Neuroscience in Amsterdam. In ihrer Forschung untersucht sie, wie wir Schmerz wahrnehmen, bei uns selber und bei anderen. Sie interessiert, was bei Schmerzwahrnehmung im Gehirn passiert und inwiefern eigene Erwartungen diese Schmerzwahrnehmung beeinflussen können.

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?

Ich habe meinen Master in Klinischer und Biologischer Psychologie in Wien gemacht und wollte eigentlich direkt danach in Richtung Praxis, also Psychotherapie-Ausbildung, gehen. Durch mehrere Praktika im wissenschaftlichen Bereich und meiner sehr neurowissenschaftlich ausgerichteten Masterarbeit (wo ich soziale Fähigkeiten bei Personen mit Autismus untersucht habe) ist mir aber aufgefallen, wie spannend Forschung eigentlich ist, und auch, wie viel wir noch nicht darüber wissen, wie eigene Emotionen und Emotionen anderer im Gehirn verarbeitet werden. Und das Ganze im Bereich Schmerz erforschen? - sign me up!


Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?

Mich hat zuerst sehr fasziniert, mit wie viel Planung und Präzision man an Forschung herangehen sollte, um sinnvolle Schlussfolgerungen ziehen zu können. Gerade die Kombination von Psychologie mit Methoden aus der Neurowissenschaft hat mich sehr gereizt, da man dadurch sowohl subjektive als auch objektive Maße bekommt und seine Forschungsfragen von mehreren Seiten fundiert beleuchten kann. Innerhalb meiner Arbeit habe ich auch das Feld Open Science für mich entdeckt und es mir zum Ziel gemacht, gute und transparente Wissenschaft zu produzieren. Zuletzt hat auch das Team der SCAN-Unit, an der ich arbeite, einen großen Beitrag geleistet, mich in der Wissenschaft zu halten. Ich finde es toll, wie verschiedene Forscher*innen sich gegenseitig unterstützen können und voneinander profitieren können, um Wissen voranzutreiben. Mein neues Lab in Essen ist da ähnlich – wir sind sogar noch interdisziplinärer unterwegs, was ich besonders spannend finde.


Erzähle eins was über deine Arbeit!

Ich interessiere mich dafür wie wir Schmerzen wahrnehmen, bei uns selbst oder bei anderen Personen. Was passiert dabei im Gehirn? In meiner Doktorarbeit interessiert mich konkret, welche Rolle unser eigenes Schmerzerleben hat, wenn es darum geht, den Schmerz Anderer zu bewerten. Was passiert, wenn wir selber weniger Schmerz spüren, z.B. durch ein Schmerzmittel? Verändert sich dann auch, wie wir Schmerz in unserer Umgebung wahrnehmen? Und was macht das mit unserem Hilfeverhalten? In meinem Postdoc fokussiere ich nun noch mehr auf die Rolle von Erwartungen bei Schmerzwahrnehmungen. Inwiefern können positive oder negative Erwartungen an eine Behandlung oder Therapie den Erfolg dieser beeinflussen?


Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?

Es gibt so viele tolle Erkenntnisse, die durch die Wissenschaft produziert werden, die aber keiner außerhalb der Wissenschaft wirklich mitbekommt! Deswegen finde ich Wissenschaftskommunikation so wichtig – ich wünsche mir, dass jeden Tag „Tag der offenen Tür“ der Wissenschaft ist, und jeder, der sich dafür interessiert, auch versteht, was wir den ganzen Tag tun! Gerade mein Forschungsfeld, also Schmerzwahrnehmung, Empathie für den Schmerz anderer Personen und prosoziales Verhalten, finde ich sehr relevant für jeden einzelnen, da es etwas ist, was wir sehr oft erleben. Wir kommen täglich mit anderen Menschen in Kontakt und verarbeiten was um uns herum geschieht, ob in einer Partnerschaft oder im Supermarkt an der Kasse.


Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?

Ich bin bei uns im Arbeitsbereich für Wissenschaftskommunikation zuständig, betreue also sehr viele Social Media Accounts und die Website unseres Sonderforschungsbereichs (https://treatment-expectation.de/entdecken-mitmachen). Dort kreieren wir im Team auch gerne neue Inhalte für Interessierte und PatientInnen zum Thema Behandlungserwartungen. Seit Neustem versuche ich, meine Forschung Kindern zu erklären, z.B. in der In Mind Zeitschrift (https://kids.frontiersin.org/articles/10.3389/frym.2023.853490) und über die Junioruni Essen. Zudem gebe ich regelmäßig Workshops in der Volkshochschule Wien.


Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?

Ich habe im Januar 2023 mein eigenes Wissenschaftskommunikationsprojekt gestartet. Dort erkläre ich wissenschaftliche Studien anhand von Science Fiction Kurzgeschichten. Wenn ihr also gerne lest und gleichzeitig etwas über Wissenschaft lernen wollt, schaut mal vorbei:https://helenahartmann.com/scienceandfiction/. Ich gebe im Oktober 2023 auch einen Online Workshop, wie man selber Kurzgeschichten schreiben kann: https://www.vhs.at/de/k/287659344

Wenn ich nicht gerade schreibe, dann fotografiere ich wie wild (https://www.instagram.com/hellicopter90/), mache Yoga und sortiere wahnsinnig gerne alles Mögliche in meiner Wohnung (z.B. meine Bücher nach Farbe)! Ordnung ist mein ganzes Leben ;)


Wie sieht dein idealer freier Tag aus? (Forschende sind ja auch nur Menschen)

Früh aufwachen, aber den Vormittag mit einem spannenden Buch, Croissant und vielen Tassen schwarzem Tee auf meiner Terrasse verbringen. Yoga oder einen Online-Sportkurs machen. Ein Eis essen gehen und durch die Stadt bummeln, um noch nicht gesehene Ecken mit meiner Kamera zu entdecken oder bei Regen gemütlich zu Hause bleiben. Am Abend gutes Essen kochen (am Liebsten Pasta) und ein (virtueller) Spieleabend mit Freund*innen.


Bitte begrüßt Helena ganz herzlich zurück auf dem Kanal!

No comments:

Post a Comment