Saturday, August 5, 2023

Gut informiert: Politische Bildung in urbanen Räumen - Sabrina Kirschner ist jetzt bei Real Scientists DE!

Diese Woche freuen wir uns auf Sabrina Kirschner (@sabrinakir84) bei Real Scientists DE! Sabrina ist Rheinländerin, zum Studium hat es sie – abgesehen von kurzen Ausflügen ins sonnige Spanien –  nach Aachen und Düsseldorf verschlagen. An der RWTH Aachen – ja, dort kann man tatsächlich nicht nur Maschinenbau studieren – hat sie ihr Studium mit dem Staatsexamen und einem Diplom abgeschlossen und währenddessen auch erste Schulluft geschnuppert. Sabrina hat einige Zeit als Lehrerin für Geschichte, Spanisch und Gesellschaftslehre gearbeitet, ehe es sie als Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich der (Zeit)Geschichte an die Universität der Bundeswehr in München verschlagen hat. Dort forschte sie im Rahmen eines DFG-Projekts zur Entdeckung urbaner Umwelt als Feld von Entwicklungspolitik. Seit Januar 2021 arbeitet sie am Institut für Demokratiepädagogik im (ost)belgischen Eupen und befasst sich dort mit verschiedenen Aspekten der politischen (Medien)Bildung. Zudem koordinierte sie seit Januar 2021 das Speak Up! Bündnis und leitet seit Juni 2022 die aus dem ostbelgischen Bündnis hervorgegangene gleichnamige interdisziplinäre und internationale Vernetzungsstelle.


Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?

Auf Umwegen! Eigentlich wollte ich schon in der Grundschule Lehrerin werden, weil ich dachte, dass das ein toller Beruf sein würde. Folgerichtig habe ich dann auch das Berufsorientierungspraktikum in der Oberstufe in einer Grundschule absolviert und wusste dann, dass Lehrerin ein spannender Beruf ist, ich allerdings lieber mit älteren Schüler*innen arbeiten wollte. Im Laufe der Schulzeit hatte sich der Berufswunsch gefestigt, und so habe ich dann ein klassisches Lehramtsstudium für Gymnasien und Gesamtschulen absolviert.

Zwar hatte ich nach dem Studium die Möglichkeit zu promovieren, allerdings habe ich mir das als #firstgen nicht wirklich zugetraut und daher erst einmal auf die Schule gesetzt. Nach und nach habe ich allerdings gemerkt, dass es mir sehr viel Spaß macht, Wissen zu vermitteln und weiterzugeben, der Fokus im System Schule aber zunehmend weniger darauf lag. Für mich stand dann fest, dass ich zurück an die Universität wollte.

 

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort? 

Schon während des Studiums konnte ich mich nicht entscheiden, ob ich mich lieber mit Geschichte oder Spanisch beschäftigte, ich mochte meine beiden Studien- bzw. Unterrichtsfächer nämlich gleich gerne. Als sich dann die Möglichkeit ergab, im Rahmen eines Projekts zu promovieren, das sich mit der Geschichte der Urbanisierung in Mittel- bzw. Südamerika beschäftigt, habe ich mich besonders gefreut. Als dann die Projektlaufzeit vorüber, die Dissertation aufgrund der Quellenberge noch nicht fertig war, hatte ich mich dann auf verschiedene Stellen im In- und Ausland beworben und fand dann in Belgien eine neue berufliche Heimat...


Erzähle uns etwas über deine Arbeit!

Mittlerweile arbeite ich Institut für Demokratiepädagogik im belgischen Eupen, das als An-Institut an die dortige Hochschule angegliedert ist. Dort geht es allerdings nicht so sehr um (Grundlagen)Forschung, sondern um die Anwendung von Forschung und ihren Ergebnissen. Besonders spannend finde ich, dass das Institut für Demokratiepädagogik auch Aufgaben übernimmt, die in Deutschland die Landeszentralen für politische Bildung innehaben. Mit einigen der deutschen Landeszentralen und vergleichbaren Institutionen aus der Großregion arbeiten wir auch zusammen. Grenzüberschreitende Zusammenarbeit ist dabei ganz wichtig. Das gilt auch für meine Tätigkeit im Rahmen der Vernetzungsstelle Speak Up!, die ich aufgebaut habe und mittlerweile leite. Bei Speak Up! geht es darum, Menschen und Institutionen miteinander ins Gespräch zu bringen bzw. zu vernetzen, die beruflich oder ehrenamtlich sich mit Ursachen, Erscheinungsformen und Folgen von Fake News und Hate Speech befassen.


Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?

Was die Arbeit in Belgien betrifft, so liegt das klar auf der Hand: Durch die Arbeit im Bereich der politischen Bildung am IDP und im Rahmen von Speak Up! möchten wir Menschen dazu befähigen, in aktuellen gesellschafts-politischen Debatten gut informiert Stellung zu beziehen. Das können einerseits Themen, wie die Gefährdung der demokratischen Errungenschaften sein, andererseits aber auch Themen, die in das Speak Up! Spektrum fallen, Fake News, Hate Speech oder auch (strukturelle) Diskriminierung und Gewalt bzw. Übergriffe, Themen, die auch für viele #IchbinHanna s an den Universitäten akut sind, wie jüngst die Diskussionen um Machtmissbrauch und Übergriffe bei Twitter gezeigt haben.

Für Fake News halten auch viele das, was ich in meiner Dissertation erforsche: Umweltprobleme! In der Arbeit untersuche ich die Entdeckung urbaner Umwelt als Feld von Entwicklungspolitik und schaue mir dabei einerseits an, wie die Umweltpolitik auf die Agenda der internationalen Organisationen kam und anderseits, wie entwicklungspolitische Vorhaben initiiert und umgesetzt wurden. Das mache ich in zwei Fallstudien, einer zur Luftverschmutzung in Mexico City und einer zur Gewässerverschmutzung in São Paulo, die zeitmäßig ungefähr um die Mitte des vergangenen Jahrhunderts ansetzen.

Auch wenn viele Menschen Umwelt erst seit den Fridays for Future Demos auf dem Schirm haben, zeige ich meiner Arbeit, dass Umwelt sehr wohl schon vor rund 50 Jahren ein Thema war über das öffentlichkeitswirksam debattiert wurde – so bei der berühmten Konferenz in Stockholm 1972 –, auch wenn zwischenzeitlich die Euphorie abebbte.

Leider waren auch die Projekte, die ich untersuche, nicht sonderlich erfolgreich, die Luftqualität in Mexico City ist immer noch stark verbesserungswürdig und bei meiner Forschungsreise nach São Paulo fiel mir nach meiner Ankunft gleich auf, dass auch die innerstädtischen Flüsse immer noch ziemlich dreckig sind… Im Grunde genommen sind es also immer noch Probleme, die damals wie heute aktuell sind.

(Groß)Städte haben immer noch mit vielen Infrastrukturellen Problemen zu kämpfen, und auch wenn wir heute in Deutschland natürlich kaum Probleme mit der Wasserver- und Abwasserentsorgung haben, so gibt es doch immer wieder urbane Herausforderungen, die in unseren Fokus rücken, wie z. B. die Wohnungsnot bzw. der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum in vielen Städten, der Mangel an Ärzt*innen und Defizite im Gesundheitsbereich oder eben im Bildungsbereich, wo es zu wenige Lehrpersonen an den Schulen oder Betreuungsplätze in den Kindergärten gibt…

 

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?

Eigentlich nicht, aber mit der Dissertation und der Arbeit am IDP bzw. im Rahmen der Vernetzungsstelle Speak Up! habe ich eigentlich auch schon genug zu tun… Wobei: in den letzten Jahren durfte ich gemeinsam mit einer anderen Ehrenamtlichen das Histowichteln für Open History e.V. organisieren, quasi eine internationale Wichtelaktion für Menschen, die sich für Geschichte interessieren.

 

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?

Eigentlich nicht… In der Freizeit mag ich es gerne etwas ruhiger, lese gerne gute Bücher oder mag es zu fotografieren, was man auch auf meinem Instagram-Account sieht. Vor Corona war ich etwas aktiver, bin gerne zum Aqua-Fitness gegangen, aber durch Corona- und Energiekrise gibt es bei mir kaum noch Angebote.

 

Wie sieht dein idealer freier Tag aus? (Forschende sind ja auch nur Menschen)

Da kann ich mich vielen der Kurator*innen anschließen. Ausschlafen steht da ganz oben auf der Prioritätenliste, auch wenn in meinem derzeitigen Job der Wecker natürlich später klingelt als zu der Zeit, als ich als Lehrerin gearbeitet habe. Danach kann gerne ein langes Frühstück oder ein Brunch folgen, gerne dann auch im Café mit Freund*innen.

Ebenfalls eine gute Idee an freien Tagen sind Spaziergänge, während meiner Münchner Zeit fand ich es ganz toll, dass sowohl viele Seen als auch Berge in der unmittelbaren Umgebung waren. Alternativ finde ich auch ein bisschen Wellness oder Me-Time ganz schön, das lässt sich auch ganz gut mit dem Lesen von nicht-fachbezogenen Büchern verbinden. Abends steht dann ein entspanntes Essen an, gerne mit Freund*innen.

Bitte begrüßt Sabrina ganz herzlich auf unserem Kanal! 


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