Mit großer Vorfreude möchten wir euch unseren neuen Kurator Sven Kochmann (@indianalytics) vorstellen! Sven hat Analytische Chemie an der Universität Regensburg studiert. Nach seiner Promotion und seinem ersten, kurzen Postdoc-Aufenthalt an der selben Uni, ist er nun Postdoktorand an der York University in Toronto, Kanada. Dort beschäftigt er sich mit mikrofluidischen 2D-Trennverfahren (u.a. Freiflusselektrophorese), Wechselwirkungen zwischen Molekülen und chemoinformatischen Auswerteverfahren. Im Moment ist er in einer heißen Bewerbungsphase für seine erste Fakultätsstelle als eigenständiger
Gruppenleiter (drückt ruhig die Daumen!).
Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Die Wahrheit ist: ich löse einfach gerne Puzzles. Die Naturwissenschaft ist voll davon. So kam eins zum anderen.
Dass ich in die Chemie gehe, wurde erst klar als ich bei der Einschreibung an der Uni war und ich irgendwas in das rosa Formular eintragen musste. Mathe und Chemie waren meine beiden Leistungskurse (Grüße an meine beiden LK-Leiter, die sicher nicht unschuldig an meinem Fortgang sind!) und da habe ich mich spontan entschlossen, Chemie zu studieren! Ich erzähle immer, dass ich gewürfelt habe, was auch nicht
ganz unwahr ist...
14 Jahre nach der Einschreibung bereue ich diese Entscheidung und meine Werdegang nicht eine Sekunde. Die Chemie macht mir soviel Spaß, ist jeden Tag neu und aufregend und hat mich sogar bis ins schöne Kanada gebracht.
Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden?
Während dem Studium an der Universität Regensburg, die als einige der wenigen Universitäten ein großes und eigenes Institut für Analytische Chemie hat, hat mich die Begeisterung im zweiten Semester dafür gepackt: Analysen, sowohl chemisch als auch mathematisch und informatisch, das war genau mein Ding und genau das was ich später machen wollte! Super!
Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Während meiner Laufbahn habe ich an den unterschiedlichsten, coolen Dingen gearbeitet: Dermatologische Hautsensoren, Graphen als Sensormaterial, zweidimensionale Trennverfahren (Ionenchromatographie × Kapillarelektrophorese; Freiflusselektrophorese), verschiedene Detektionsmethoden (Massenspektrometrie, Fluoreszenzspektroskopie),
Wechselwirkungsanalysen zwischen verschiedenen Spezies (z.B. kleinen organischen Molekülen und Proteinen), Mikrofluidik und verschiedenen chemoinformatischen Auswerteverfahren. Während meiner Twitterwoche werde ich zu einigen Sachen genaueres erzählen!
Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Lebensmittel- und Medikamentenkontrolle, Schadstoff- und Gewässeranalysen, medizinische Untersuchungen, Forensik, biologische Forschung und vieles mehr: Die Analytische Chemie ist omnipräsent, aber nicht omnipotent. In Serien und Filmen wird sie oft interessant aber überdramatisch gut (oder manchmal auch schlecht) dargestellt. Da finden gaschromatographische Analysen oft nicht nur heraus welche Zigarettenmarke am Tatort gefunden wurde, sondern auch wo diese zu welchem Zeitpunkt an welchem noch-so-kleinen Kiosk erstanden wurde. Dementsprechend verzerrt ist das Bild der Analytischen Chemie in der Öffentlichkeit. Deswegen is es wichtig sich mit der "richtigen" Analytischen Chemie zu beschäftigen, mit den Chemikerinnen und Chemikern, die tagtäglich mit solchen Dingen zu tun haben, zu sprechen und ein Gefühl dafür zu bekommen, wie Analysen eigentlich ablaufen, wie die Ergebnisse aussehen und wie solche interpretiert werden können. Und vor allem: wo die Grenzen von Verfahren sind, wo Probleme auftauchen. Ich hoffe ich kann einen kleinen Beitrag dazu leisten!
Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Wenn ich kann, dann engagiere ich mich ehrenamtlich in Vereinen wie z.B. damals der Fachschaft Chemie oder dem Alumniverein Chemie der Universität Regensburg bei dem ich auch Mitgründer und ein paar Jahre Vorstand war. Der Alumniverein veranstaltet bis heute die jährliche Absolventenfeier für alle Chemiker (Bachelor/Master/Doktoranden) - ein Projekt an dem ich auch tatkräftig mitgewirkt und in das ich viel Herzblut gesteckt habe.
Ansonsten programmiere ich zur Entspannung etwas, bastel an einem Elektronikprojekt (Raspberry, Arduino und co), oder mache etwas Grafikdesign.
Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
In koche und backe gerne (Mein Mantra: Jeder gute Chemiker kann kochen und/oder backen!). Außerdem reise ich sehr gerne spontan in andere Länder, um mir Land und Leute anzusehen, ein paar neue Eindrücke zu sammeln, etz. Auch eine gute Gelegenheit Postkarten zu schreiben (auch wenn das wohl nicht mehr alle machen)!
Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
An freien Tagen schlafe ich meist etwas länger und mache dann je nach Lust und Laune etwas: Kochen, Zocken (Legend of Zelda, Civilization und Binding of Isaac), Serien anschauen, Bücher lesen oder an kleinen Nebenprojekten arbeiten. Manchmal besuche ich Veranstaltungen (davon gibt es in Toronto mehr als genug) wie z.B. Comicmessen oder verbringe den ganzen Tag im Museum. Manchmal bin ich auch einfach nur richtig faul und tue gar nichts. Auch das muss mal sein!
Bitte begrüßt Sven ganz herzlich bei Real Scientists DE!
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