Diese Woche freuen wir uns sehr, euch unseren neuen Kurator Florian Felix (@mathemensch) vorstellen zu dürfen! Florian wollte immer schon Wissenschaftler werden, aber ist über die Schulzeit immer weiter in die Abstraktion geschlittert. Erst wollte er Zoologe werden, dann Chemiker, dann Physiker, dann theoretischer Physiker. Nach dem Abitur hat er schließlich in Münster angefangen Mathematik und Physik zu studieren, nur um festzustellen, dass er nicht so gut rechnen kann. Deshalb hat er die Physik verlassen und sie als Nebenfach durch mathematische Logik ersetzt. Zur Promotion ist er dann nach Düsseldorf gegangen und forscht nun an der Modelltheorie und Arithmetik bewerteter Körper und motivischer Integration.
Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Als Kind habe ich sehr viele Sachbücher über das Universum
verschlungen und bin dann - eventuell ironischerweise - durch das
Lesen von Douglas Adams' "Per Anhalter durch die Galaxis" der
Faszination völlig verfallen. Ich mochte schlaue Argumente und
Beobachtungen, Tricksereien um Geheimnissen auf die Spur zu
kommen.
Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Ich hab während meines ersten Studienjahres gemerkt, dass mir die
Mathematik viel mehr Spaß macht als die Physik und habe mein
eigentliches damaliges Ziel Physiker zu werden dann an den Nagel
gehangen. In Münster gab und gibt es zu meinem Glück - ich habe
die Universität nicht danach ausgewählt - das größte Institut für
mathematische Logik in Deutschland und das hatte mich sehr
fasziniert. Aus der Populärwissenschaft haben ja viele Menschen
schon von den Gödelschen Unvollständigkeitssätzen gehört und ich
wollte das lernen. Von Modelltheorie wusste ich da noch gar
nichts, aber ich hatte einen sehr großartigen Professor, der vier
Logikvorlesungen am Stück angeboten hat. Es fing an mit den
Klassikern, also Gödels und Tarskis Arbeit und dann ging es über
in drei weitere Vorlesungen zur Modelltheorie. Mir hat es sehr
viel Spaß gemacht da viel Mathematik gleichzeitig zu betreiben und
an einem relativ jungen Gebiet mitzuwirken. Die Community in der
Modelltheorie ist auch sehr offen für junge Teilnehmer*innen
gewesen und hat mich und meine damaligen Kommilitonen, die diesen
Vorlesungsmarathon mit mir durchgestanden haben, mit offenen Armen
empfangen, sodass wir früh auch schon an Konferenzen teilnehmen
konnten.
Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Also zunächstmal bin ich Mathematiker, das heißt, ich denke über abstrakte Objekte nach und versuche ebenso abstrakte Aussagen über diese Objekte aufzustellen und zu beweisen.
Spezifischer bin ich Modelltheoretiker oder vielleicht sogar eine
Prise algebraischer Geometer.
Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Ich denke die Antwort darauf ist sehr ähnlich wie auf die Frage
warum wir uns dafür interessieren sollten wie das Universum
entstanden ist. Die Anwendungen auf unsere unmittelbare
Lebensrealität sind gering und auch wenn es durchaus sein kann,
dass auf dem Weg Anwendungen auf unsere unmittelbare
Lebensrealität herausfallen - Mathematiker*innen erwähnen dort
gerne, dass Zahlentheorie auch ohne den Hintergedanken zur
Anwendung in der Kryptographie enstanden ist - ist das nicht der
zentrale Punkt. Ich möchte eine Lanze dafür brechen da keine
Nebelkerzen zu werfen und sich auf potentielle Anwendungen zu
beziehen und sage lieber was mich daran gefesselt hat:
Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Ich bin an einem Graduiertenkolleg des DFG angestellt und habe damit keine offiziellen Lehrtätigkeiten. Ich helfe dabei Seminare zu organisieren und organisiere einmal im Jahr mit meinem guten Freund Simone Ramello eine Outreachkonferenz zur Modelltheorie namens Short Model Theory Huddle (SMTH), die sich an Mathematikstudierende richtet, die sich für Modelltheorie interessieren, aber eventuell nicht die Möglichkeit haben sich an ihrem Institut damit zu beschäftigen.
Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Ich spiele ein wenig Klavier, schreibe gerne kleine Gedichte und Songs, spiele gerne Improvisationstheater und bin leidenschaftlicher Spielleiter für Pen and Paper Rollenspiele.
Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Ein langer Spaziergang und dann wahlweise ein Abend alleine mit einem Buch oder einem artsy Videospiel oder mit Freund*innen zusammen weirde Filme oder Musik konsumieren oder Pen and Paper spielen.
Bitte begrüßt Florian ganz herzlich bei Real Scientists DE!
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