Sunday, May 27, 2018

Wasser, Wasser überall - Gregor Kalinkat ist jetzt bei Real Scientists DE!

Wir freuen uns sehr, euch unseren neuen Kurator Gregor Kalinkat (@gkalinkat) vorzustellen! Gregor hat in Stuttgart Abitur gemacht und anschließend an der TU Darmstadt Biologie studiert sowie 2012 auch dort promoviert. Für seine Doktorarbeit hat er mit Spinnen, Laufkäfern und Hundertfüßern experimentiert. Nach der Promotion hat er sich am Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Berlin sowie an der Eidgenössischen Anstalt für Wasserversorgung, Abwasserreinigung und Gewässerschutz (Eawag) in Kastanienbaum bei Luzern (CH) vermehrt mit aquatischen Organismen und Ökosystemen beschäftigt. Schwerpunkte seiner Forschung liegen auf Räuber-Beute Beziehungen und Nahrungsnetzen und wie diese sich unter dem Einfluss von Klimawandel und eingeschleppten Arten ("Neobiota") verändern. Besonderes Interesse widmet er in letzter Zeit dem teilweise drastischen Rückgang der Artenvielfalt in Binnengewässern

Hier ist Gregor in seinen eigenen Worten...

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?

Ich bin in den Achtzigern mit den Dokumentationen von Heinz Sielmann und Bernhard Grzimek aufgewachsen und war schon als kleiner Junge von Tieren fasziniert, ohne dabei eine besondere Vorliebe für eine bestimmte Art oder Gruppe zu entwickeln. Als Jugendlicher habe ich dann bei den christlichen Pfadfindern sehr viel Zeit im Freien verbracht, was sicher auch für den weiteren Weg nicht ganz unbedeutend war. Die Wahl das Bioleistungskurses kam dann in der elften Klasse fast schon zwangsläufig. Später war mein Berufswunsch eher Journalist als Wissenschaftler. Allerdings bekam ich vor dem Studium von vielen Seiten her die Empfehlung, für den Berufseinstieg in dem Bereich eher praktische Erfahrung im Journalismus mit einem Fachstudium, für das ich idealerweise besonders großes Interesse mitbringen sollte, zu kombinieren (man muss dazu sagen es gab Ende der Neunziger auch noch so gut wie keine Studiengänge in die Richtung). Ich entschied mich somit für ein Diplomstudium in Biologie. Im Studium habe ich dann versucht mich möglichst breit aufzustellen und molekulare und organismische Themen gut abzudecken. Das hat dann dazu geführt, dass ich nicht der allerschnellste im Studium war, hat mir aber später oft geholfen wenn es darum ging neue Themenkomplexe zu verstehen.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Ich habe an der Technischen Universität Darmstadt studiert, wo die Biologie im Vergleich zu Fachbereichen wie Architektur, Informatik oder den Ingenieursfächern eher ein Schattendasein führt (tatsächlich ist die Biologie der kleinste Fachbereich in Darmstadt). Und innerhalb dieses kleinen Fachbereichs wiederum hat die organismische Biologie einen schweren Stand gegenüber den "moderneren" molekularen Disziplinen. Trotzdem (oder vielleicht gerade deshalb) bin ich in Darmstadt auf Professoren und Wissenschaftler getroffen, die meine Begeisterung für Ökologie und Evolutionsbiologie entfacht haben. Namentlich erwähnen möchte ich dabei sowohl den Bodenökologen Professor Stefan Scheu (heute Uni Göttingen) sowie meinen Doktorvater Professor Ulrich Brose (heute Uni Jena und iDiv Leipzig). Ganz besonders gefesselt hat mich das intensive Naturerlebnis auf verschiedenen Freilandexkursionen während des Studiums. Von den Tiefen des Mittelmeeres bis zu den Höhen der vergletscherten Gipfel in den Ötztaler und Engadiner Alpen. Man versteht die Prozesse die für die Entstehung der Arten und für ihr Zusammenleben entscheidend sind einfach viel besser, wenn man sich den Elementen aussetzt und mit einer Gruppe Gleichgesinnter in diese Welten abtaucht, egal ob es sich dabei um den felsigen Meeresboden vor Giglio oder ein Gletschervorfeld auf 3000 Metern über dem Meer handelt.

Später hat mich dann insbesondere die Verknüpfung von theoretischer Ökologie und Laborexperimenten zum Frassverhalten von bodenlebenden Gliederfüßern in der damals noch sehr jungen Arbeitsgruppe von Ulrich Brose gepackt. Laborversuche zum Verhalten haben nun mal den Vorteil, dass man sie viel besser plannen kann was für die zeitnahe Fertigstellung einer Diplom- oder Doktorarbeit durchaus hilfreich ist. In der Folge habe ich in der AG Brose meine Diplomarbeit angefertigt. Anschließend hatte ich dann wohl auch etwas Glück, dass gerade Geld für eine Doktorandenstelle da war auf der ich weniger als 2 Wochen nach meiner letzten Diplomprüfung anfangen konnte. In der Folge kam ich dann über eine interessante Ausschreibung ans IGB wo ich mich zuletzt auch mit individueller Varianz in Verhaltensmerkmalen beschäftigt habe. So habe ich im Lauf der Zeit mit einer Vielzahl von Kollegen zusammen gearbeitet die teilweise völlig verschiedene Hintergründe mitbringen von der theoretischen Physikerin über den Wasserbauingenieur bis hin zum Umweltwissenschaftler mit Soziologie-Schwerpunkt. Und bis zum heutigen Tag bin ich immer wieder aufs neue von der Interdisziplinarität fasziniert, die die Arbeit in der Ökologie und in der Naturschtzbiologie mit sich bringt.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Aktuell bin ich im Projekt GLANCE (Gobal Change Effects in River Ecosystems) angestellt das vom BMBF (Bundesministerium für Bildung und Forschung) finanziert und von Dr. Sonja Jähnig am IGB geleitet wird. Ich persönlich untersuche dabei insbesondere das Zusammenwirken von steigenden Temperaturen und der Ausbreitung invasiver Arten. In Binnengewässern hat dieses Zusammenspiel eine ganz besondere Dynamik da durch die so genannte thermale Verschmutzung (beispielsweise durch Zufuhr von aufgewärmtem Kühlwasser aus Kraftwerken) viele Gewässer schon heute eine deutlich höhere Steigerung der Durchschnittstemperaturen erfahren als das durch den Klimawandel für Lebensräume auf dem Land oder im Meer der Fall ist. So ist laut einer 2016 veröffentlichten Studie von Hydrologen der ETH Zürich der Rhein der am stärksten thermisch belastete Fluss der Welt. Gleichzeitig findet sich auch eine sehr hohe Zahl invasiver Arten im Rhein und seinen Nebenflüssen. Meine aktuelle Arbeit besteht darin Studien zu diesem Thema zusammenzutragen. Außerdem arbeite ich mit verschiedenen Kollegen auch an ganz konkreten Beispielsystemen etwa an der Erft in Nordrhein-Westfalen oder an einigen thermal verschmutzten Seen bei Konin in Zentralpolen. Hierbei kombinieren wir Feldarbeit zu Bestandsaufnahmen der Artenvielfalt mit Laborexperimenten zum Verhalten.

Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Artenvielfalt und intakte Natur sind immens wichtig für uns Menschen. Aber selbst ohne direkten (nachweisbaren) Nutzen ist jede einzelne Art wert, dass man sich für ihren Erhalt einsetzt. Ich denke das ist eines der spannendsten Themen die wir in unserer gemeinsamen Woche auf Real Scientists DE besprechen können und sollten ;)

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Ich bin seit kurzem Botschafter für Preprints und Preprint-Server in der Biologie bei der Organisation ASAPBio. Auch dazu wird es während meiner Woche als Kurator definitiv ein paar Teewts geben.

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Ich bin früher mal relativ intensiv Fahrrad gefahren, insbesondere auf dem Mountainbike. Ich bin aber auch schon bei Klappradrennen wie dem berühmten Kalmit Klapprad Cup bei Neustadt an der Weinstrasse an den Start gegangen. Das Hobby ist in den vergangenen Jahren Job- und Familienbedingt leider etwas eingeschlafen aber so langsam sind die Kinder aus dem Gröbsten raus und ich hoffe bald wieder etwas mehr Zeit für mein Hobby zu haben.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Am liebsten verbringe ich mit meiner Familie Zeit im Freien (schwimmen, radfahren, etc)

Bitte begrüßt Gregor ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, May 20, 2018

Stadtlandschaft - Stefan Kurath ist jetzt bei Real Scientists DE!

Wir freuen uns sehr, euch unseren neuen Kurator Stefan Kurath (@stadtlandschaft) vorzustellen! Stefan ist Architekt und Urbanist. Nach seinem Studium der Architektur in der Schweiz und den Niederlanden hat er an der HafenCity-Universität in Hamburg in Stadtplanung promoviert. 2013 war er gemeinsam mit Peter Jenni Gewinner des CS-ZHAW-Lehrpreis-2013-Awards für herausragende Lehre. Jetzt ist er Professor für Architekture und Entwurf, Leiter der Instituts Urban Landscape und Büroinhaber des urbanplus.ch Büros für Architektur und Städtebau. Stefan ist auch Verfasser zahlreicher Bücher und Artikel zum Thema Architektur, Städtebau und Raumforschung.

Hier ist Stefan in seinen eigenen Worten...

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Unbeabsichtigt. Im Ernst. Ich habe zwar nebst meiner Arbeit als Architekt immer geschrieben und war in Teilzeit stets an Hochschulen tätig als wissenschaftlicher Mitarbeiter. Beim Schreiben geht’s aber vorwiegend um das Beziehen einer architektonischen städtebaulichen Position, die wiederum in der Lehre von Bedeutung ist. Nie aber habe ich auch nur im Ansatz daran gedacht zu promovieren, da zum einen Architektur als nicht wissenschaftliche Disziplin gilt und es zum anderen hieß: nur unfähige Architekten doktorieren (im Selbstverständnis der Architektinnen und Architekten hat der Architekt/die Architektin in erster Linie die Aufgabe, schöne Häuser zu entwerfen - bei Berufungen für Professuren zählen denn auch in der Regel nicht die Forschung, sondern das gebaute Werk). Ich wurde aber eines Tages von einem Professoren mit Hintergrund Wirtschaftsgeschichte - von dem ich inhaltlich sehr viel halte - angefragt, ob ich nicht über ein städtebauliches Thema doktorieren möchte. Das heißt in der Architektur, dass man sich wissenschaftliche anerkannt Forschungsmethoden aus bspw. Geschichte, Soziologie, Ethnologie, etc. aneignet und sich so städtebauliche architektonische Phänomene untersucht. Da mich a. seine Auseinandersetzungen mit Architektur und Stadt interessierte, b. die Betreuungsperson sich als äußerst fair und aufrichtig erwies (gemäß Umberto Eco einer der wichtigsten Faktoren wenn es darum geht, eine
wissenschaftliche Arbeit zu schreiben) habe ich zugesagt. Den Entscheid habe ich bis heute nicht bereut. Auch bin ich deswegen kein schlechterer Architekt geworden - aber sicher ein kritischerer gegenüber der Profession. Parallel zu meiner Forschungstätigkeit habe ich drum auch im eigenen Büro in Zürich und Graubünden gearbeitet und Bauten realisiert.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Architektur und Stadt haben mich seit ich fünfzehn Jahre alt bin fasziniert - auch wenn ich in den Schweizer Bergen auf dem Land aufgewachsen bin. Nach dem Architekturstudium hat mich vor allem interessiert, wie es dazu kommt, dass das, was im Studium vermittelt und in den Architekturbüros erarbeitet wird - sich kaum auf die Stadt des Alltags auswirkt. Das war denn auch die Ausgangsfrage meiner Doktorarbeit: Wie kommt es zur Diskrepanz zwischen dem was Planer beabsichtigen und dem, was sich in der Stadtwirklichkeit tatsächlich abzeichnet. Die Diskrepanz ist groß. Wo also liegen die Grenzen und Chancen der Planung im Spiegel der städtebaulichen Praxis? Ich habe mich also mit der Wirkungsgeschichte und der Rolle von Architekten und Architektinnen und ihren Handlungsstrategien im Alltag auseinandergesetzt. Das tue ich heute noch. Ich profitiere auch in meiner Architekturpraxis von dieser Arbeit und umgekehrt. Deshalb werde ich dieses Thema auch weiter verfolgen.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Ich bin in der Lehre und Forschung an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften tätig und leite zusammen mit Regula Iseli das Institut Urban Landscape mit rund 20 Personen. An unserem Departement erachten wir es als äußerst wichtig, dass die Dozierenden und Forschenden parallel in der Praxis tätig sind, da Lehre und Forschung in Architektur im angewandten Bereich zu verorten ist. Das heißt, dass der Praxisbezug ein Stück weit auch das Vertrauen in meine Lehrbefähigung, aber auch in die Praxistauglichkeit der Forschung stärkt. Im Büro arbeite ich an städtebaulichen Studien und architektonischen Projekten. Ich selber arbeite dabei in Zürich mit zusammen mit einem Partner in Graubünden. Der Spagat ist groß, die Zeit ist knapp, aber eben die gegenseitig Befruchtung sehr groß.

Motivation: warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Die öffentliche Hand investiert sehr viel Geld in die Planung von Quartieren, Siedlungen, Infrastrukturen, öffentlichen Raum, Studien zur zukünftigen Entwicklung, und gleichzeitig sind zumindest im Städtebau und in der Raumplanung nur sehr wenige Auswirkungen dieser Planungen im Alltag sichtbar - insbesondere in den Agglomerationen und Metropolitanräumen, also außerhalb der historischen Dorf- und Stadtkerne. Dies hängt zusammen mit der Kurzfristigkeit gesellschaftlicher Bedürfnisse und der Langfristigkeit der Planungen. Das heißt vereinfacht gesagt, was heute geplant wird, interessiert morgen kaum mehr jemanden. Planungen verliert also im Laufe der Zeit die gesellschaftliche Entsprechungen - sie werden (wenn die Verknüpfungen zu sich verändernden Bedürfnissen der Gesellschaft nicht aufrecht erhalten werden) zur Makulatur. Dies ist vorwiegend auf Misskonzeptionen der Handlungsstrategien in Architektur und Städtebau zurückzuführen. Planer und Planerinnen sind sich ihrer nicht intendierten Folgen durch Planung zu wenig bewusst. Planer und Planerinnen gehen von Ursache und Wirkung aus. Der Alltag zeigt aber eher die Verkettung von Ursache mit Ursache mit Ursache. Ich kann durch meine Arbeit aufzeigen, wie planerische Inhalte über längere Zeit „im Gespräch“ bleiben können und was zu tun ist, damit sich die Realisierungschancen planerischer Ziele verbessern. Wer sich also für meine Forschung interessiert, erhält als Resultat nicht nur die (nach baukünstlerischen Kriterien) schönere Stadt, sondern setzt seine Mittel auch effizienter ein (allerdings ohne Garantie ;-))

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Nebst Lehre, Forschung und Praxis bin ich in Vorständen von Berufsverbänden wie Schweizerischer Ingenieur- und Architektenverein (SIA) und Beobachter für Wettbewerbe und Ausschreibungen (BWA) tätig

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Architektur, Städtebau, Skifahren, Wildwasserkajak (wobei für die letzten beiden Positionen kaum Zeit bleibt)

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Der ideale freie Tag verbringe ich mit meiner Familie.

Bitte begrüßt Stefan ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, May 13, 2018

Die Jagd nach zoonotischen Viren - Dr. Katharina Kopp ist jetzt bei Real Scientists DE!

Wir freuen uns sehr, euch unsere neue Kuratorin Dr. Katharina Kopp (@koppk_OHPGXC) vorzustellen! Katharina ist Expertin in Infektionskrankheiten und hat 1994 an der Ludwig-Maximilians-Universität München in Tiermedizin promoviert. Jetzt ist sie selbstständige Freiberuflerin mit ihrem Ein-Frau-Unternehmen One Health Pathogenomics Consulting Dr. Katharina Kopp. Katharinas anderer Twitter-Account ist Zoonotic Virus Discovery Paper Bot, auf dem Tweets mit Links zu Artikeln über zoonotische Viren gepostet werden.

Hier ist Katharina in ihren eigenen Worten...

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Promotion nach Tiermedizinstudium, da ich mich auf Tropenveterinärmedizin spezialisieren wollte. Infektionskrankheiten waren schon im Studium “mein Ding” und Afrika sowieso.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden und/oder was hält dich dort?
Begeisterung für Infektionskrankheiten, Tropen, Feldarbeit und Computer sowie die Kombi aus all dem.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Ich habe mit tropischen Zecken und von diesen übertragenen Krankheiten während meiner Promotion angefangen. Dann spezialisierte ich mich weiter auf Tropenveterinärmedizin und “Animal Health Management” und arbeitete in Ostafrika in Projekten über Zoonosen, u.a. Trypanosomiasis (Schlafkrankheit/Nagana) und atypische Mykobakterien in Haus- und Wildtieren.

Virologie war schon immer meine Lieblingsdisziplin, so dass ich dann in die damals sich verbreitende molekularbiologische Diagnostik einstieg. Nach vielen Jahren im Feld in Ostafrika und einem Studium der Bioinformatik und Arbeit in einer strukturbiologischen Gruppe an der Uni in Deutschland, ging ich wieder für eine Weile ins Labor nach Australien, um über Viren zu forschen. Erst arbeitete ich in einer HIVGruppe, dann in einer “Special Pathogens” Gruppe, die sich hauptsächlich mit “Emerging Infectious Diseases” beschäftigt, deren bekannte oder vermutete Reservoirwirte Fledermäuse sind.

Davon ausgehend kehrte ich wieder nach Ostafrika zurück und untersuchte mit molekularbiologischen und bioinformatischen Methoden im Feld nach “neuen”, noch unentdeckten Viren und anderen Pathogenen in Wildtieren. Nun bin ich, zumindest zwischenzeitlich wieder in Deutschland und versuche meine angesammelten Erfahrungen im Feld zu “verarbeiten”.

Ich habe ein Ein-Frau-Consulting-Unternehmen gegründet und biete Beratung und Training rund um “Pathogen Discovery” an, von der sicheren Probengewinnung im Feld, über molekularbiologische
Untersuchung bis zur bioinfomatischen Datenanalyse. Dabei liegt mein Fokus weiterhin auf dem “One Health” Konzept, also der interdisziplinären Schnittstelle zwischen Tiermedizin und “Public
Health” und allen kooperierenden Disziplinen, wie z.B. Anthropologie oder Ökologie.

Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Infektionskrankheiten sind per se “interdisziplinär” (oder sollte ich sagen “un-disziplin-iert”?). Sie halten sich weder an Landesgrenzen, noch an strikte Beschränkung auf eine Wirtsspezies. Ohne die
Einbeziehung möglichst vieler Faktoren, wie Umwelt, Klima, sozioökonomische Strukturen, Biodiversität etc., können wir die komplexen Zusammenhänge nicht ausreichend verstehen, die in
letzter Zeit zum verstärkten Auftreten von “Emerging und Reemerging diseases” und “Species Spillover” führen. Ein tieferes Verständnis dieses Pathogen-Wirt-Umwelt Netzwerkes ist aber
dringend notwendig, um “alte” Seuchen zu kontrollieren oder “neue” gar nicht erst Fuß fassen zu lassen (Stichworte: HIV, Ebola, MERS,…).

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Wildtierschutz (Conservation) in Zusammenarbeit mit the Uganda Canivore Program (Facebook-Seite hier) und die dazugehörige Community-Arbeit.

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Ich coache/trainiere/manage ostafrikanische Jugendgruppen in Akrobatik unter dem Motto: “Saltos statt Wildern!”

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Sport, Sport, nochmals Sport und dann ganz viel richtig guten Kaffee in toller Landschaft trinken (Berge, Seen, Meer, Savanne oder Tropenwald) und sich dabei mit netten Leuten aus ganz anderen Fachgebieten und mit ganz anderen Lebensentwürfen unterhalten.

Bitte begrüßt Katharina ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, May 6, 2018

Ohne Moos nix los - Ralf Reski ist jetzt bei Real Scientists DE!

Mit großer Vorfreude möchten wir euch unseren neuen Kurator Ralf Reski (@ReskiLab) vorstellen! Ralf ist Professor für Pflanzenbiotechnologie an der Universität Freiburg und hat sich ganz den Moosen verschrieben. Im Laufe seiner Karriere hat er intensiv Genetik und Stoffwechsel von Moosen beforscht -- unter anderem war er an der Entschlüsselung des Genoms von Physcomitrella patens beteiligt -- und Moose als Modellorganismen populär gemacht. Ralf ist Mitbegründer der Greenovation Biotechnologie GmbH, die einen Moosbioreaktor zur Arzneimittelherstellung entwickelt hat, sowie -- unter anderem -- des International Moss Stock Centers, der Spemann Graduiertenschule für Biologie und Medizin, und des Exzellenzclusters Zentrum für Biologische Signalstudien (bioss).

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Zuerst wollte ich Journalist werden, dann Lehrer. Meine Staatsexamensarbeit hat mich überzeugt, dass Wissenschaftler die beste Wahl ist.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Schon in der Staatsexamensarbeit habe ich an Moos geforscht. Es gibt noch so unglaublich viel zu entdecken!

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Wir versuchen, erstklassige Grundlagenforschung zu machen und dabei mögliche Anwendungen nicht aus den Augen zu verlieren.

Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Zum einen, weil Moose unglaublich interessant sind, zum anderen, weil die Verbindung von Grundlagenforschung und Anwendung (Innovationen!) ein höchst spannendes gesellschaftliches Thema ist.

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Unternehmensgründer, Politikberater, Arbeit in der universitären Selbstverwaltung, Wissenschaftskommunikation

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Ein Beamter ist immer im Einsatz. ;)

Bitte begrüßt Ralf ganz herzlich bei Real Scientists DE!