Sunday, December 29, 2019

Von Kleinstlebewesen und Badeverboten - Peter Hofmann ist jetzt bei Real Scientists DE!

Eine gute Nachricht zum Ende des Jahres: Real Scientists DE ist zurück aus der (wie wir finden sehr verdienten) Winterpause. Zum Wiedereinstieg nach einer Woche ohne Wissenschafts-Tweets freuen wir uns ganz außerordentlich, euch allen Peter Hofmann (@Ecogradients) vorzustellen. Peter ist Doktorand am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ), sowie dem Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv).

Besonders freuen wir uns darauf, von Peter etwas mehr über über Phytoplankton zu erfahren. Was das ist und wie die Forschung dazu aussieht, erklärt er euch am besten selbst:

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Das kann ich so ohne Weiteres gar nicht beantworten. Vermutlich bin ich immer dem Pfad gefolgt, der zu jeder gegebenen Zeit Antworten auf die größtmögliche Ansammlung von Fragen versprochen hat.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Die Ökologie ist nach wie vor ein vielschichtiges Feld, das wichtigen Fragen um das Zusammenleben von Artengemeinschaften nachgeht. In Verbindung mit neuen Technologien erhalten wir dafür immer besser aufgelöste Datensätze, die ein mächtiges Werkzeug zur Beantwortung dieser Fragen darstellen.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Ich forsche im Labor an der Fähigkeit von Phytoplankton- also Lebewesen im Wasser, die ihre Energie aus Licht ziehen - sich innerhalb kurzer Zeiträume an veränderte Umweltbedingungen "anzupassen" und inwieweit diese Flexibilität die Struktur ihrer Artengemeinschaft beeinflussen kann.

Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Neben der faszinierenden Welt dieser Kleinstlebewesen an sich? Nun, Phytoplankton bildet in vielen aquatischen Lebensräumen die Basis der Nahrungskette. Veränderungen in der Zusammensetzung dieser Gemeinschaft haben also durchaus Auswirkungen auf ihre Konsumenten und deren Räuber. Daneben werden seit einiger Zeit vermehrt toxische Algenblüten, also eine Dominanz schädlicher Cyanobakterien, im Phytoplankton beobachtet. Beide Entwicklungen können direkte Auswirkungen auf den Mensch haben (Badeverbote in Seen beispielsweise).

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Die Forschung (Laborarbeit, Auswertung, Verfassen) nimmt definitiv den Großteil meiner Arbeitszeit ein. Zusätzlich wirke ich in einer Doktorandengruppe zum Schreiben von Publikationen mit und nehme an einer weiteren Gruppe teil, die ihre didaktischen Fähigkeiten stärken will.

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Aktuell leite ich für Freunde regelmäßig Rollenspielrunden (Dungeons & Dragons, Cthulhu).

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Zeit mit Freunden oder der Familie zu verbringen. Am Ende ist mir dann auch nicht so wichtig, was genau wir eigentlich machen.

Bitte begrüßt Peter ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, December 15, 2019

Chemie, Wisskomm und Quokkas - Lars Fischer ist jetzt bei Real Scientists DE!

Diese Woche freuen wir uns sehr, euch unseren neuen Kurator Lars Fischer (@Fischblog) vorstellen zu dürfen! Lars Fischer ist Redakteur bei »spektrum.de« und »Spektrum - die Woche«, betreut die Blogplattform »SciLogs« und betreibt mit »Spektrum«-Redakteur Mike Beckers den Youtube-Kanal »Wir Werden Alle Sterben«. Seine wichtigsten Themen sind Chemie und Materialforschung, Infektionskrankheiten, Naturkatastrophen und Quokkas.

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Ich bin gelernter Chemielaborant und habe dann studiert.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Ich bin in den Journalismus irgendwie reingerutscht.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Ich schreibe und redigiere Artikel über diverse Wissenschaftsthemen, betreue freie Autorinnen und Autoren, mache technischen Kleinkram auf der Website und manage das Blogportal @SciLogs.de.

Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Weil Journalismus und Medien die wichtigste Quelle für Wissenschaftsinformationen sind und man wissen sollte, wie aus einem Forschungsergebnis ein Text wird.

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Ich halte Vorträge über verschiedene Wissenschaftsthemen wund bin gelegentlich als Referent bei Veranstaltungen.

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Viel lesen, gelegentlich Games.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Wenn ich zu Hause bin, sitze ich gern mit Tee und Buch in meinem Lesesessel oder koche. Ansonsten treffe ich Freunde in Heidelberg oder fahre auch ma weiter weg.

Bitte begrüßt Lars ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, December 8, 2019

Man ist, was man isst? - Stina Börchers ist jetzt bei Real Scientists DE!

Mit großer Vorfreude möchten wir euch unsere neue Kuratorin Stina Börchers (@stinabiologista) vorstellen! Stina ist Masterstudentin in den Neurowissenschaften, und ab Anfang nächsten Jahres ist sie Doktorandin.

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet? 
Soll ich ganz von vorn anfangen? Das Interesse an meiner Umwelt (v.A. Tieren und Insekten) und dem Experimentieren war schon immer da. Props an meine Eltern fuer den Chemie- und Elektrobaukasten! Besonders inspiriert haben mich in meiner Kindheit Sendung mit der Maus, Wissen macht Ah! und Löwenzahn. Meine Eltern hatten mit Wissenschaft nichts am Hut, haben mich aber trotzdem immer unterstuetzt. Auf dem Gymnasium habe ich dann einen Schwerpunkt auf die Naturwissenschaften gesetzt. Was genau ich studieren wollte, wusste ich die meiste Zeit noch nicht. In der Oberstufe hatte ich dann eine tolle Biologielehrerin, Frau Schwabe, die mir den entscheidenden kleinen Schubs in Richtung Biologiestudium gab. Den Bachelor habe ich dann 2017 im Schwerpunkt Neurobiologie gemacht, worauf im direkten Anschluss mein Master in den Neurowissenschaften folgte. Der neigt sich nun auch dem Ende entgegen…

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
In der Grundschule durfte ich irgendwann mal ein Referat ueber unser Gehirn halten. Ich war ganz stolz, den ich durfte mir aus der Arztpraxis in der mein Nachbar gearbeitet hatte ein Gehirnmodell ausleihen. Die Masse, die laut meiner damaligen Worte aussieht wie ein “gekautes Kaumgummi” hat mich schon da total fasziniert. Eine Mappe mit einer Art Aufsatz musste ich damals auch anfertigen – die habe ich bis heute noch aufgehoben, samt meiner 1A Gehirnzeichnungen von damals.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Derzeit arbeite ich in einer Gruppe die sich mit der Neurobiologie von Adipositas und damit komorbiden Angststörungen beschäftigt. Dabei liegt der Fokus nicht nur auf dem Gehirn, sondern auch der Verbindung unseres Verdauungssystems mit diesem. Wir arbeiten hauptsächlich mit Ratten als Tiermodell, manchmal auch Mäusen. Typischer Weise setzen sich unsere Projekte aus Verhaltensversuchen mit eventuellen pharmakologischen Manipulationen, Genexpressionsanalysen im Gehirn und anderen Geweben und immunhistochemischer Anfärbungen (da machen wir tolle bunte Bilder von Neuronen) zusammen. Hier und da kommt dann auch mal was neues dazu. Ich beschäftige mich fuer meine Masterarbeit mit Angststörungen.

Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Gegenfrage: Warum nicht? Krankhaftes Uebergewicht tritt in der heutigen Zeit immer häufiger auf und der Leidensdruck von Betroffenen ist gross. Nicht selten wird Uebergewicht auch von anderen Krankheiten wie Diabetes oder Herzkrankheiten begleitet. Aber auch psychische Krankheiten wie Depressionen und Angststörungen gehen oft mit Adipositas einher. Wir wollen verstehen, warum es erst zu diesem Punkt kommt – gibt es eventuell strukturelle und funktionelle Unterschiede in den Gehirnen von Erkrankten und Gesunden? Besteht eine Fehlkommunikation zwischen Verdauungssystem und Gehirn? Wo können wir mit welchen Substanzen Linderung verschaffen und dadurch Gewicht reduzieren? Einfach nur ”weniger essen” und “mehr Bewegung” ist eben nicht immer die Lösung. Dazu finde ich es super wichtig, dass die Öffentlichkeit Bescheid weiss wofuer Forschungsgelder verwendet werden.

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Ich nutze seit einigen Jahren in meiner Freizeit Instagram als Tool zur Wissenschaftskommunikation (mein Profil: @stinabiologista). Dabei nehme ich jeden mit auf eine Reise durch meinen Alltag im Studium und Labor und stelle hier und da ein paar Themen vor die mich interessieren. Ich war am Anfang  und auch jetzt noch ziemlich erstaunt wie viele Leute sich auf dieser Plattform nicht nur fuer Fitness und Lifestyle interessieren!

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Wuerde jetzt das Gleiche wie bei 9 bennennen, zusatzlich zeichne ich aber auch wahnsinnig gerne digital. Komischer Weise kommen dabei immer wissenschaftliche Motive, wie zum Beispiel der Neuronen-Mistelzweig heraus…

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Mein idealer freier Tag besteht aus einem laaaaangen Spaziergang, einem Kaffe und ganz viel Zeit mit meinen Liebsten. Dazu einen Horror- oder SciFifilm. Oder 25474883 Episoden Star Trek im Bett. Ein Bad zu nehmen wäre noch ein tolles Plus, dank nicht vorhandener Badewanne aber leider gerade nicht moeglich.

Bitte begrüßt Stina vganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, December 1, 2019

Gute Nacht - Lars Dittrich ist jetzt (wieder) bei Real Scientists DE!

Diese Woche freuen wir uns sehr, euch einen alten Bekannten vorzustellen: Lars Dittrich (@dittrich_lars) war Anfang 2017 als einer unserer ersten Kuratoren schon einmal bei Real Scientists DE zu Gast. Den Blogpost von damals findet ihr hier. Was sich bei ihm seitdem alles getan hat, wird er euch diese Woche erzählen!

Bitte begrüßt Lars ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, November 24, 2019

Wissenschaft verständlich machen - Tobias Maier ist jetzt bei Real Scientists DE!

Diese Woche freuen wir uns sehr, euch unseren neuen Kurator Tobias Maier (@WeiterGen) vorstellen zu dürfen! Tobias ist inhaltlicher Leiter des Nationalen Instituts für Wissenschaftskommunikation (NaWik). Der promovierte Biologe hat über zehn Jahre Forschungserfahrung an internationalen Instituten und ist seit 2015 beim NaWik. Tobias ist außerdem seit vielen Jahren selbstständiger Trainer für Kurse für WissenschaftlerInnen. Er schreibt seit 2008 das Wissenschaftsblog „WeiterGen“.

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Bio war in der Schule mein bestes Fach. Dann einfach vermeiden Entscheidungen zu treffen (a.k.a. alle Optionen offen halten), und schon ist man Postdoc.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Ich habe 2008 angefangen zu bloggen, das war mein Fuß in der Türe zur Wissenschaftskommunikation. Nach meinem Postdoc wollte ich mich dem Thema hauptberuflich widmen - und das hat geklappt.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Ich gebe sehr viele Seminare für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu Themen rund um die Wissenschaftskommunikation. Als inhaltlicher Leiter am NaWik bin ich für die Qualitätssicherung unserer Seminare verantwortlich und für die thematische Aus-und Weiterbildung unserer rund 20 NaWik-Dozentinnen und -Dozenten. Ich bin außerdem für unsere E-Learning-Plattform verantwortlich und in die meisten anderen Aktivitäten an unserem Institut auch irgendwie eingebunden.

Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Ich habe den Eindruck, vielen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ist die Kommunikation mit Menschen jenseits der eigenen Fachcommunity wichtig. Sei es um zu informieren, zu unterhalten, um einen Gegenpol zu unwissenschaftlichen Stimmen online zu bilden, oder einfach, weil es als Pflicht und wichtiger Teil der eigenen Aufgaben wahrgenommen wird. Unsere Mission am NaWik ist, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zu helfen, bei dieser Kommunikation besser zu werden.

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Ich bin auch freiberuflich als Trainer tätig und gebe Workshops für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler - hauptsächlich zu Themen wie Karriereentwicklung oder Leadership.

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Rennrad fahren, Gitarre spielen, schreiben, mechanische Uhren sammeln, klassische Musik hören, Gemüse anbauen, Sachbücher lesen. Außer Rennrad fahren liegen alle anderen aus Zeitmangel weitgehend brach.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Früh aufstehen, mit meiner Frau Titien Tee trinken, mit dem Rennrad los, Zeit finden fürs Bloggen, mehr Zeit mit Titien verbringen.

Bitte begrüßt Tobias ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, November 17, 2019

Schafen auf den Zahn fühlen - Nicole Ackermans ist jetzt bei Real Scientists DE!

Mit großer Vorfreude möchten wir euch unsere neue Kuratorin Nicole Ackermans (@AckermansNicole) vorstellen! Nicole ist eine amerikanisch-niederländische Biologin (Deutsch ist ihre vierte Sprache!) und hat gerade ihre Doktorarbeit abgeschlossen. Ihr Hauptforschungsgebiet ist die Morphologie der Wirbeltiere: sie ist spezialisiert auf die 3D-Bildgebung von Knochen, insbesondere mit CT-Scans. Das Thema ihrer Doktorarbeit war die Wirkung verschiedener Arten von diätetischen Schleifmitteln auf den herbivoren Zahnabrieb, insbesondere bei Schafen als Modellorganismus. Derzeit ist sie im Urlaub (eine Seltenheit für Wissenschaftler) und genießt eine Pause, bevor sie am 1.1.2020 eine neue Postdoc-Stelle antritt: Nicole hat ein Stipendium des Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung zu erhalten, um bighorn sheep an der Ichan School of Medicine am Mount Sinai in New York City zu erforschen, wovon sie erwartungsgemäß sehr begeistert ist.

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet? 
Ich war schon immer von Tiere besessen. Schon als Kind wolte ich Zoologe werden!

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Im Laufe meines Studiums schränkte ich mein Interessengebiet immer weiter ein. Zuerst Tiere, dann Wirbeltiere, dann Säugetiere. Während meines Masterstudiums stellte ich fest, dass ich wirklich eine Leidenschaft für die Anatomie hatte und fortschrittliche Bildgebungstechniken einsetzte, um sie zu visualisieren. Jetzt bin ich also "vertebrate morphologist” und untersuche die verschiedenen Aspekte dieses Feldes, vom Zahn bis zum Schädel, aber immer mit 3D-Bildgebung.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Ich denke, ich werde am meisten über meine Promotion sprechen. Mein Postdoc-Projekt ist auch sehr interessant, hat aber noch nicht begonnen! Für meine Doktorarbeit konzentrierte ich mich also auf die Evolutionsbiologie von herbivoren Zähnen und Zahnabnutzung. Grundsätzlich verursachen Pflanzendiäten viel Zahnverschleiß, und je mehr Zähne verschleißen, desto kürzer ist die Lebensdauer. Das Wachstum längerer Zähne ist also ein evolutionärer Vorteil für ein längeres Leben!
Um mehr über die Abnutzung der Zähne zu erfahren, führten wir eineinhalb Jahre lang ein Experiment am UZH durch, bei dem wir Schaffutter mit Sand füllten. Wir benutzten CT-Scans, um die Zähne vorher und nachher zu betrachten und herauszufinden, wie der Sand sie beeinflusst hat.

Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Wenn ich den Leuten sage, dass ich Schafe studiere, lachen sie immer. Ich denke, es ist etwas ganz anderes, worauf die Leute neugierig sind. Meine Arbeit gilt als Grundlagenforschung, und ich halte es für wichtig, die Ergebnisse in diesem Bereich zu teilen, damit die breite Öffentlichkeit weiß, dass nicht jeder Wissenschaftler Krebs heilt! Viele Dinge, an die wir vielleicht noch nie gedacht haben, werden sehr detailliert recherchiert, und es ist faszinierend, jeden Tag mehr über sie zu erfahren!

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Ich würde sagen, 18 Monate lang Schafzüchter zu sein, war sicherlich.... interessant! Ich bekomme den Geruch immer noch nicht raus. Aber ansonsten macht mir die Arbeit mit 3D-Modellen von Skeletten und Zähnen sehr viel Spaß.

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Ich liebe es zu klettern und bouldern. Im Moment bin ich in New Mexico, also bin ich gespannt, auch in der Wüste zu wandern, die Landschaften sind fantastisch hier draußen. Schließlich, wie es in meiner Biografie steht, identifiziere ich sehr gerne Knochen. Also, schicken Sie mir alle Knochenfotos!

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Hmm… Ich würde den Tag mit einer schönen Tasse Tee (ich bin ein stolzer Teesnob) und meiner Katze auf dem Schoß beginnen. Ich würde dann wahrscheinlich die Stadt oder das Land erkunden, in dem ich derzeit wohne. Ich laufe gerne an schönen Tagen herum, mit dem Ziel, lokale Gerichte zu probieren. Wenn das Wetter schlecht ist, dann würde ich zu Hause bleiben und Cookies backen. Am Abend entspannte ich mich dann mit Netflix oder einigen Videospielen.


Bitte begrüßt Nicole ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, November 10, 2019

Von den Genen übers Gehirn zum Verhalten - Sofie Valk ist jetzt bei Real Scientists DE!

Diese Woche freuen wir uns sehr, euch unsere neue Kuratorin Sofie Valk (@sofievalk) vorstellen zu dürfen! Sofie arbeitet als Postdoctoral Scholar am FZ Jülich/Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Hier erforscht sie die genetischen Grundlagen (Anlage und Umwelt) von Struktur und Funktion des Gehirns und deren Verbindung mit Verhalten. Sie kommt aus Amsterdam, wo sie geboren ist und "beta-gamma", ein interdisziplinärer Bachelor-Studiengang, studiert hat. Der Fokus im Bachelor lag auf künstlicher Intelligenz sowie sozialer und politischer Philosophie. Nach Abschluss des Bachelor hat sie einen Master in Human Brain and Cognitive Sciences in Amsterdam gemacht, in dessen Rahmen sie Praktika am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften sowie an der University of California in Berkeley, USA, absolvierte. Nach abgeschlossenem Master hat sie in Leipzig am MPI für Kognitions- und Neurowissenschaften einen PhD in sozialen Neurowissenschaften abgeschlossen. Dabei hat sie die Verbindung zwischen sozialen Funktionen und Gehirnstruktur erforscht und entdeckt, dass sich Gehirnstruktur durch Trainieren von sozialen Fähigkeiten ändert. Nach ihrem PhD ging Sofie als Postdoc an das Forschungszentrum Jülich, wo sie die Erblichkeit von Gehirn und Verhalten erforscht. Nebenbei versucht Sofie, Geige zu lernen, was eigentlich nicht richtig funktioniert, und sie hat zwei liebe Söhne im Alter von 1 und 3 Jahren.

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Gute Frage, ich habe mir das nie so richtig vorgestellt, aber ich hatte eine so tolle Zeit in Leipzig als Masterstudentin, dass ich dachte 'hier möchte ich mehr von'. Als Kind fand ich immer den Erfinder bei der Mickey Maus ganz cool, da der immer neue Sachen entdeckt. Auch bin ich sehr neugierig und ich finde es angenehm meinen eigenen Weg zu gehen und kreativ zu denken. Das sind Eigenschaften, die ich oft anwenden kann in der Forschung. Langfristig hoffe ich, dass ich wenn ich ganz alt bin ein Zimmer voller Bücher habe und einfach eine vernünftige und glückliche Person werde (oder besser gesagt bleibe). Ich denke, wenn ich weiterhin beim Forschen bleibe, das ich dieses Ziel erreichen kann. Auch finde ich es schön an etwas Größerem als ich beizutragen, meiner Meinung nach ist Forschung ein Projekt, zu dem ich gerne ein klein bisschen (oder wenn möglich natürlich so groß wie möglich) beitrage.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Gerade arbeite ich sehr interdisziplinär und ich kombiniere Neuroscience mit Psychologie und Behavioural Genetics. Der Alltag ist meistens Programmieren, Paper lesen und schreiben, und Austausch mit Kollegen über die Forschung. Da ich einen Bachelor in Interdisziplinären Wissenschaften habe und mich dabei auf künstliche Intelligenz und soziale Philosophie fokussiert habe, passt das eigentlich alles ganz gut zu meinen breiten Interessen.
Was mich da hält... mmm, erstmal habe ich gute berufliche Perspektiven, was natürlich ein großer Luxus ist und pragmatisch erst mal ein guter Anfang ist, um bei der Sache zu bleiben. Zudem habe ich einen starken inneren Trieb noch etwas ganz Cooles zu verstehen oder zu erfinden, und ich bin einfach super neugierig und ehrgeizig das Gehirn zu verstehen (was natürlich ein sehr großes Ziel ist ;) ).

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Im Lab von Prof. Dr. Simon Eickhoff im FZ Jülich und der Heinrich Heine Universität Düsseldorf erforsche ich seit 2 Jahren die Erblichkeit von Gehirnorganisation und genetischen Zusammenhängen zwischen Gehirn und Verhalten. Hier bin ich vor allem interessiert an abstraktem Denken sowie sozialen Fertigkeiten und Emotionen, aber auch an Persönlichkeit. Ich nutze Zwillingsmodellen um die Erblichkeit und genetische Korrelationen zwischen Gehirn und Verhalten zu berechnen. In meinen Studien nutze ich gerade "Open Data", das meint Gehirnscans die nicht durch mich erhoben sind, sondern von anderen geteilt werden. Das hat zum Vorteil, dass die Anzahl von Probanden in meiner Forschung relativ groß ist. Hierbei nutze ich Algorithmen, die automatisch graue und weiße Substanz ausmessen und die Dicke der Gehirnrinde messen können. Diese Dicke ist unterschiedlich zwischen Menschen, und ich schau ob die Unterschiede mit Verhalten und Genetik zu tun haben. In meinen Studien nach der Erblichkeit schaue ich, ob der Zusammenhang von Gehirnstruktur und Verhalten bei monozygotischen Zwillingen anders ist als bei dizygotischen. Da monozygotische Zwillinge genetisch (fast) identisch sind und dizygotische Zwillinge nur zu ~50% genetisch gleich, ist es möglich die Rolle von Genen in Variationen von Gehirn und Verhalten zu erforschen. Neben Projekten bezüglich Erblichkeit, erforsche ich auch die Reliabilitat der automatischen Berechnung von Dicke der grauen Substanz, schaue ob mentale Übungen das Gehirn verändern können, und beschäftige ich mich mit der Frage wie Struktur und Funktion zusammenhängen. Meistens arbeite ich mit Gehirn- und Verhaltensdaten von gesunden erwachsenen Probanden, darüber hinaus habe ich auch einige Studien über Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung gemacht, und wie und warum deren Gehirne anders sind.

Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Alle Menschen sind unterschiedlich, aber warum ist nicht so einfach zu erklären. Oft ist es nur schön, wichtig und gut, dass es Unterschiede zwischen Menschen gibt, aber im Falle der psychiatrischen Erkrankungen ist es nicht gut. Meine Forschung versucht zu verstehen was die biologischen Grundlagen sind für inter-individuelle Unterschiede von komplexem Verhalten und versucht dabei zu verstehen was die Rolle und Interaktion von Genen und Umwelt sind. Ich hoffe und glaube, dass durch besseres Verständnis davon, wie erbliche und Umweltfaktoren einwirken auf das Gehirn und Verhalten, es vielleicht möglich ist Menschen mit psychiatrischen Erkrankungen besser zu helfen. Dabei denke ich, dass es per se interessant ist zu wissen wie die Biologie zusammenhängt mit Verhalten, aber auch was wir noch nicht wissen können nur dadurch, ein Gehirn zu sehen.

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Neben der Wissenschaft bin ich vor allem beschäftigt mit meinen zwei kleinen Söhnen, die 1 und 3 Jahre alt sind. Sonst finde ich es wichtig mich zu engagieren für Outreach, wie das Falling Walls Lab oder das Brainstorms Festival in Wien, und habe zusammen mit Kollegen Brainhack in Jülich organisiert. Dabei versuch ich Zeit zu schaffen, um anderen Forschern/Studenten zu helfen mit Mentoring-Projekten, und versuche auch zu einer besseren Forschungskultur beizutragen.

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Wahrend meines PhDs habe ich angefangen mit Geigenunterricht. Geige zu lernen ist ein ziemliche Herausforderung und meistens bild ich mich ein ich fühle mein Gehirn jucken nach ein halben Stunde Unterricht (nein, ich glaube nicht, dass das physiologische Basis hat). Während meines Studiums in Holland war ich sehr beschäftigt mit Rudern. Ich trainierte neben meinem Studium so 15-20 Stunden pro Woche und habe an nationalen und internationalen Wettkämpfen teilgenommen. Momentan ist mein 'Hobby' auch Stillen, was vielleicht nicht so interessant ist aber auch viel Zeit und Energie fordert.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
In der idealen Welt würde ich mal ausschlafen... (oder vielleicht ist das gerade nicht so realistisch), in jeden Fall gibt es gute gelungenen Kaffee und leckeres Brot beim Frühstück, alle haben gute Laune und ich kann kurz die Zeitung lesen. Dann machen ich und mein Freund einen schönen Ausflug mit den Kids, und nachmittags spiel ich draußen Fußball mit Freunden (die Sonne scheint, es sind 19 Grad). Abends gehe ich mit meinem Freund essen und danach gehen wir mal wieder tanzen und Tischtennis spielen um dann bei Morgendämmerung das erste Brötchen beim Backer zu kaufen (und die Kinder hatten ein tolle Nacht mit den Großeltern, ich nehm für sie aber auch ein Brötchen von Bäcker mit).

Bitte begrüßt Sofie ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, November 3, 2019

Der Kampf gegen Tumoren - Maike Effern ist jetzt bei Real Scientists DE!

Mit großer Vorfreude möchten wir euch unsere neue Kuratorin Maike Effern (@MaikeEffern) vorstellen! Maike ist (noch) Doktorandin in einer internationalen Graduiertenschule auf der Grenze zum Postdoc-Leben. Sie arbeitet auf dem Feld der Tumorimmunologie mit Fokus auf Resistenzmechanismen in der Melanomimmuntherapie.

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Ich war schon immer neugierig und in der Schule hat mich Biologie immer begeistert. Danach lag ein Studium in Naturwissenschaften nahe. Allerdings war ich mir lange nicht sicher, ob ich gerne an der Uni bleiben möchte oder doch nach meiner Doktorarbeit eher in die Industrie wechsel. Ich habe aber während meiner Doktorarbeit sehr gute Unterstützung durch meine Doktorväter gehabt, was am Ende meine Entscheidung an der Uni zu bleiben doch auch stark beeinflusst hat.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Schon als ich angefangen habe zu studieren, war für mich klar, dass ich in das Feld der Tumorbiologie möchte. Während meiner Masterarbeit habe ich ein Projekt bearbeitet was auf der Schnittstelle von Tumorbiologie und Immunologie lag und mir wurde bewusst, dass dieses Fachgebiet mich doch mehr begeistert als reine Tumorbiologie, weil es ein viel translationaleres Feld ist. In den letzten paar Jahren ist so viel in dem Feld der Tumorimmunologie passiert, dass den Meschen wirklich geholfen hat und es ist sehr schön zu sehen, dass das was man den lieben langen Tag im Labor macht, irgendwann wirklich jemandem helfen kann.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Ich arbeite daran zu verstehen, wie das Melanom Resistenz gegenüber einer ganz bestimmten Art von Immuntherapie (adoptiver T-Zell-Transfer) entwickelt. Diese Immuntherapie ist gerichtet gegenüber einem Molekül, welches von dem Melanom hergestellt wird, und somit von ganz bestimmten Immunzellen erkannt werden kann. Ich arbeite daran herauszufinden, wie der Tumor resistent gegenüber dieser Therapie werden kann, wenn man verschiedene Moleküle, die von dem Tumor hergestellt werden, aber eigentlich ganz verschiedene Eigenschaften haben, angreift. Das mache ich mittels CRISPR/Cas9 (Genschere) und im Mausmodell.

Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Es gibt verschiedene Gründe, warum ich finde, dass die Öffentlichkeit sich für meine Forschung interessiert. In erster Linie sind Wissenschaftler auf Steuergelder und damit auf das Geld von Jedermann angewiesen, um forschen zu können. Ich denke aber auch, dass es wichtig ist, dass jeder die Grundlagen von Wissenschaft zu verstehen, um informierte Entscheidungen zu treffen. Ich arbeite in einem Feld, in dem sich in den letzten Jahren so viel getan hat. Letztes Jahr konnte man bei der Vergabe des Nobelpreises für Medizin sehen, dass Grundlagenforschung dazu geführt hat, dass heute Tausende von Menschen mit Krebs mit einem Medikament behandelt werden, die vor 5-6 Jahren quasi keine Überlebenschance gehabt hätten. Ich habe die Hoffnung, dass durch die Erkenntnisse von meiner Forschung, es möglich ist bessere Forschungsmodelle zu bauen, die eventuell dabei helfen, für einzelne Patienten Entscheidungen zu treffen, wie sie am besten behandelt werden.

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Ich bin seit diesem Jahr beim Pint of Science Team in Bonn mit dabei und wir hatten im Oktober unser erstes Event in Bonn. Beim Pint of Science geht es darum, Wissenschaft für Jedermann zugänglich und verständlich zu machen und das in der schönen Umgebung von einer Bar/Pub.

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Ich tauche leidenschaftlich gerne und bin immer noch auf der Suche nach einem Fernstudiengang im Fach Marine Biologie, um noch mehr über die verborgene Welt der Ozeane zu lernen und meine Leidenschaft für Wissenschaft und das Tauchen zu kombinieren.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Ausschlafen, Kaffee, Freunde treffen, gutes Essen.

Bitte begrüßt Maike ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, October 27, 2019

Informatik und Mathematik - Daniel Probst ist jetzt bei Real Scientists DE!

Mit großer Vorfreude möchten wir euch unseren neuen Kurator Daniel Probst (@skepteis) vorstellen! Hier ist Daniel in seinen eigenen Worten...

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Wohl ein wenig anders als die Meisten. Als Kind war ich unglaublich fasziniert von Physik und Astronomie. Diese Interessen wichen dann in meiner Jugend Computerspielen, Skateboards und E-Gitarren; Schule, Bücher und Lernen hatten für mich kaum mehr eine Bedeutung. Ich begann nach meinem Sekundarschulabschluss (Realschule in DE) eine Berufslehre als Hochbauzeichner, wechselte jedoch nach einem Jahr zu einer Informatiklehre. Nach abgeschlossener vierjähriger Ausbildung zum Informatiker packte mich die Faszination an der Wissenschaft wieder, und so besuchte ich während zwei Jahren berufsbegleitend die technische Berufsmaturitätsschule mit Fokus auf Mathematik, Physik und Chemie. Anschliessend machte ich meinen Bachalor in Informatik, mit Schwerpunkt Computergraphik und Künstliche Intelligenz an der Fachhochschule in Biel. Da mich, wie erwähnt, die Naturwissenschaften seit meiner Kindheit interessierten, entschloss ich mich danach für einen Bioinformatik Master an der Universität Bern, wo ich mich dank einem soliden Informatikwissen auf Biologie fokussieren konnte. Via meiner Masterarbeit landete ich dann in der Gruppe von Prof. Jean-Louis Reymond und somit in der Cheminformatik, wo ich dann auch für mein Doktorat blieb.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Mein aktuelles Feld, die Cheminformatik, verbindet Informatik, und somit vor allem auch Mathematik, mit Chemie und Biochemie. In unserer Forschungsgruppe fokussieren wir uns vor allem auf die Pharmaforschung, das heisst, die Entdeckung neuer Wirkstoffe und somit letztenendes Medikamenten. Zudem bin ich Teil des interdisziplinären Forschungsnetzwerkes TransCure, welches sich mit Transport- und Kanalproteinen in Zellmembranen beschäftigt. Diese Interdisziplinarität und Breite ist dann auch warum ich mich für dieses Feld entschieden habe und was mich zur Zeit dort hält.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Meine Arbeit als Doktorand in der Forschungsgruppe von Jean-Louis Reymond an der Universität Bern hat zwei Ziele: Mit Mathematik Computern helfen Chemie besser zu verstehen und durch Visualisierungen Menschen helfen Daten besser zu verstehen. Die Methoden welche ich entwickle finden dann in der Pharmaforschung Anwendung.

Es geht also zum einen darum, basierend auf Erkenntnissen aus dem Labor Algorithmen und Programme zu entwickeln, welche eine Vorhersage betreffend Eigenschaften und Wirkung von Molekülen machen können. Diese Algorithmen werden dann in sogenannten «Virtual Screenings» eingesetzt, die es den Chemikern oder Biologen erlauben aus einer extrem grossen Menge an möglichen oder verfügbaren Molekülen die erfolgsversprechensten mit Hilfe von Computern herauszufiltern. Wenn man bedenkt, dass die Anzahl an pharmakologisch interessanten und plausiblen Molekülen auf rund 10^60 geschätzt wird, ist die Hilfe von Computern unumgänglich. Zum Vergleich: Die Anzahl von Sternen im Universum wird auf 10^21 geschätzt, die Anzahl an Atomen in und auf der Erde beträgt etwa 10^50.

Umgekehrt ist es wichtig, dass Forschende ihre Erfahrung, Kreativität und Intuition einbringen können. Deshalb beschäftige ich mich auch mit der Entwicklung von Visualisierungsmethoden, die es z.B. Chemikern erlaubt, Moleküldatenbanken mit Millionen von Einträgen visuell zu durchstöbern und so unabhägig von Algorithmen und Modellen, die oft schwer verständlich oder gar undurchschaubar sind, neue und interessante Moleküle zu entdecken, welche vielleicht in Zukunft die Basis für Medikamente und Therapien bilden können.

Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Pharmaforschung ist, nicht zuletzt in Zeiten von Antibiotikaresistenzen, ein wichtiges Gebiet. Am Ursprung eines jeden Medikaments steht ein Wirkstoff, dessen Entdeckung und Entwicklung heute nicht länger dem Zufall überlassen wird, sondern durch Erkentnisse aus der Chemie und Biologie, sowie mit Werkzeugen aus der Mathematik und Informatik, vorangetrieben wird. Aufgrund der interdisziplinären Art meiner Arbeit bietet sich so eine interessante und vielleicht neue Perspektive auf diesen Prozess.

Zudem finde ich, dass sich die Öffentlichkeit generell mehr für Forschung interessieren sollte und ich hoffe einen Beitrag zur Förderung dieses Interessens zu leisten.

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Während meines PhDs war ich an einigen Outreach Projekten beteiltigt, zu denen ich unter anderem Virtual Reality Applikationen beisteuerte, welche dem Publikum die molekulare Welt etwas näher brachte.

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Wenn ich mal Zeit habe, spiele ich gerne Gitarre, gucke mit dem Teleskop die Sterne und Planeten an oder versuche mich auf dem Skateboard nicht zu arg zu verletzen. Ich treibe und gucke gerne Sport: Von (Eis)hockey über Sqush und Tennis bis Leichtathletik und Kunstturnen, wobei ich die letzteren nur als Zuschauer geniesse. Dann ist da noch der EHC Biel, der hoffentlich dieses Jahr Schweizer Eishockeymeister wird.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Den ganzen Morgen im Bett rumhängen, dann Käse auf dem Teller und im TV. Den Tag durch ein Bisschen Sport und dann am Abend am Punk Rock Konzert in den hinteren Reihen stehen. Nicht zu spät in’s Bett, bin ja keine 20 mehr.

Bitte begrüßt Daniel ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, October 20, 2019

Künstliche Intelligenz und Risiko - Virginia Albert ist jetzt bei Real Scientists DE!

Mit großer Vorfreude möchten wir euch unsere neue Kuratorin Virginia Albert (@vi_Albert7) vorstellen! Virginia hat ihren Master in Medizinischer Biologie in Essen absolviert. Sie arbeitet am Nationalen Institut für Wissenschaftskommunikation und ist für das Projekt Risikokommunikation zur Künstlichen Intelligenz, kurz RIKI, zuständig. Darüber hinaus schreibt Sie Beiträge für die Online-Plattform Wissenschaftskommunikation.de.

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Naturwissenschaften haben mich schon früh begeistert. In der Schulzeit war das vor allem die Physik – Gewürzgurken zum Glühen bringen, Roboter bauen, Kugeln schweben lassen… Wie konnte es da anders kommen? Ein naturwissenschaftliches Studium musste es sein. Zuerst war es die Medizinische Physik, dann die Medizinische Biologie. Der rote Faden ist erkennbar, oder? All diejenigen, die sich nun auf eine Woche voller Zellen oder pathologischer Merkmale freuen, muss ich leider enttäuschen. Ich forsche weder im Bereich Medizin, noch baue ich Roboter. Tatsächlich forsche ich selber gar nicht, aber ich bringe Forschende zusammen und ermutige sie zur Kommunikation. Diese Woche geht es um Intelligenz – Künstliche Intelligenz (KI) und um Risiko. Also macht euch auf etwas gefasst.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Alles begann mit einer erschreckenden Erkenntnis: Ich bin für ein Leben im Labor nicht geschaffen. Auf die anfängliche Panik, folgte schnell Trotz und Angriffslust. Wieder aller Empfehlungen habe ich den Sprung gewagt und kann euch freudig berichten: Man kann auch ohne Promotion einen tollen Job finden. Ich bin ein wissensdurstiger Mensch. Das äußert sich dadurch, dass ich gespannt zuhöre, wenn es um Materiewellen geht, oder jemand über seine Micro-RNA schwärmt. Um so nah wie möglich an der wissenschaftlichen Arbeit zu bleiben, habe ich nach Stellen in der Wissenschaftskommunikation gesucht und bin am Nationalen Institut für Wissenschaftskommunikation (NaWik) fündig geworden.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Als letztes Jahr bekannt wurde, dass das Wissenschaftsjahr 2019 ganz im Zeichen von Künstlicher Intelligenz stehen wird, haben wir uns mit einem Projekt beim BMBF beworben und den Zuschlag erhalten. So wurde aus mir, der Praktikantin am NaWik, die Projektkoordinatorin für das RIKI Projekt. RIKI steht für „Risikokommunikation zur Künstlichen Intelligenz“. Ich dürfte mich fortan ein Jahr lang mit Maschinellem Lernen und Neuronalen Netzwerken befassen. In sechs Workshops sprechen wir mit jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus dem Bereich KI darüber, wie die Öffentlichkeit und die Medien ihre Themen wahrnehmen.  Da der Einsatz von KI höchstwahrscheinlich nicht in einer Roboter-Apokalypse enden wird, wollen wir den Forschenden eine Hilfestellung dazu geben, wie sie ein potentiell heikles Thema gut kommunizieren können. Oft entwickeln sich dann auch Diskussionen unter den Forschenden. Es fällt nicht nur Laien schwer „Künstliche Intelligenz“ zu definieren. Zusätzlich zu den Workshops habe ich zwei öffentliche Diskussionsrunden organisiert, um den Dialog zwischen Forschenden und der Gesellschaft zu fördern. Für das Projekt twittere ich als @risk_comm_KI über potentielle Risiken von KI und schreibe an der Zusammenfassung des Projekts.

Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Dieses Jahr ist es kaum möglich, um das Thema Künstliche Intelligenz herum zu kommen. Hype und Hysterie liegen hier eng beieinander: Vom sympathischen Pflegeroboter bis zum Terminator, von Unterstützung bis Überwachung. Vieles wird sich durch Künstliche Intelligenz verändern. Manche dieser Veränderungen können wir noch beeinflussen. Dazu sollten wir jedoch wissen, wo wir Einfluss nehmen können und worum es geht. Durch meine Arbeit hatte ich die Chance mich in dieses Thema einzuarbeiten, mit Forschenden ins Gespräch zu kommen und dadurch ganz neue Einblicke zu erhalten. Ich freue mich, dass ich ein paar meiner Überlegungen und Erkenntnisse mit euch teilen darf.

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Ich arbeite auch als Autorin bei der Online-Plattform Wissenschaftskommunikation.de. Wie der Name bereits vermuten lässt, dreht sich hier alles um Wissenschaftskommunikation. Hier findet man neben Diskussionen zu aktuellen Entwicklungen auch Beispiele von Projekten und kommunizierenden Forschenden, eine Sammlung mit über 100 Wisskomm-Formaten, Tipps und Leitlinien oder Fortbildungsmöglichkeiten für die Wisskomm. Es gibt so viele tolle Projekte und so viele engagierte Leute. Oft genug reicht die Zeit leider nicht, all die Dinge anzugehen, die ich gerne machen würde.

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Ich nähe gerne, meist einfach wild drauf los. Da wünschte ich mir manchmal, ich hätte einen Roboter, der die falschen Nähte wieder auftrennt.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Ich werde ohne Wecker wach und freue mich auf einen exorbitant schönen Tag. Idealerweise ist der Tag auch doppelt so lang wie normale Tage, denn gerade die schönen sind immer viel zu kurz. Wie gesagt, super gelaunt gibt es Kaffee mit Milchschaum zum Frühstück – ein großer Luxus. Dann geht’s raus in den Wald. Nachmittags gibt es frischen, selbst gebackenen Schokokuchen und Freunde und Familie helfen mir beim Vernichten. Den Abend lasse ich gemütlich mit meinem Freund ausklingen.

Bitte begrüßt Virginia ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, October 13, 2019

Der künstlichen Intelligenz vertrauen? Marisa Tschopp ist jetzt bei Real Scientists DE!

Mit großer Vorfreude möchten wir euch unsere neue Kuratorin Marisa Tschopp (@marisatpp) vorstellen! Marisa hat ihren Master in Wirtschaftspsychologie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München absolviert. Sie ist aktiv in der Forschung zu Künstlicher Intelligenz aus Humanperspektive, wobei sie sich auf psychologische und ethische Aspekte fokussiert. Sie hat unter anderem schon Vorträge bei TEDx-Events gehalten und vertritt zudem die Schweiz als Ambassador in der Women in AI (WAI)-Initiative.

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Ich wollte eigentlich nie in die Wissenschaft, ich wollte etwas Praktisches mit Hand und Fuss machen.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Künstliche Intelligenz (KI) und Robotik waren für mich immer nur Science Fiction. Als ich das erste mal den Watson (IBMs KI) erlebt habe, wie er einen Menschen in Jeopardy! geschlagen hat, ist für mich diese Fiktion zu real geworden. Ich will verstehen was dahinter steckt und wie sich diese Technologien auf unsere Zukunft auswirken.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Meine Arbeit im corporate research ist ein Volltreffer. Viel Freiheit, coole Leute, keine Administration, flache Hierarchien und Flexibilität. Ich mache eigentlich immer das, worauf ich gerade Lust habe.

Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Künstliche Intelligenz betrifft uns alle, liegt aber in der Hand von wenigen. Jeder kann (und muss) dazu beitragen, dass KI zum Guten gebaut und verwendet wird und die negativen Formen, wie z. B. Deep Fakes, autonome Waffensysteme und Überwachung in Schach gehalten und kontrolliert werden.

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Women in AI Ambassador Switzerland (npo), Cognitive Valley Ambassador

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
2-fache Mama, semi-professioneller Sherpa, Möchtegern Mila Superstar.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Mit der Familie im Lost Valley in Schottland. Oder in einem einsamen Chalet in den Alpen... Egal, Haupsache Berge.

Bitte begrüßt Marisa ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, October 6, 2019

Freier Zugang zu Forschungsergebnissen - Claudia Frick ist jetzt bei Real Scientists DE

Mit großer Vorfreude möchten wir euch unsere neue Kuratorin Claudia Frick (@FuzzyLeapfrog) vorstellen! Claudia hat einen Doktor in Meteorologie und einen Master in Bibliotheks- und Informationswissenschaft. Sie arbeitet als Fachbereichs- und Teamleiterin in der Zentralbibliothek des Forschungszentrums Jülich. Von dort aus will sie Open Access zum Standard für wissenschaftliche Veröffentlichungen machen. Nach dem Diplomstudium der Meteorologie in Mainz zog es sie für den Doktor an die ETH in Zürich. Hier brachte sie dem Wettervorhersagemodell des Deutschen Wetterdienstes bei, dass Schneeflocken beim Fallen durch die Atmosphäre schmelzen können. Nach Zwischenstationen beim Deutschen Wetterdienst und an der Uni Köln, arbeitet sie nun seit 2014 im Forschungszentrum Jülich als Bibliothekarin.

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Eigentlich wollte ich schon als Jugendliche immer Mathematik studieren, weil ich dort meine Leidenschaft für Ordnung und Logik ausleben konnte. Wenn mir in der Schule das Lernen von Französischvokabeln Kopfschmerzen bereitete, löste ich zur Entspannung Gleichungen. Mathematik schien mir die schönste aller Fremdsprachen zu sein. Kurz vor dem Abitur ging es an das Einschreiben an der Uni und in einem Anflug von Kühnheit entschied ich, dass Mathematik alleine nur eingeschränkt seine Schönheit entfalten kann. Eine Sprache sprechen ist eine Sache, sie anwenden eine andere. Also schrieb ich mich für Physik ein. Nach nicht allzu langer Zeit spezialisierte ich mich dann auf die Meteorologie. Hier konnte ich die Mathematik nicht nur sprechen, sondern sie auch in meiner Umwelt sehen und erleben. Neben Mathematik und Atmosphärenphysik lernte ich viel über Chemie, Elektronik, Geophysik und vor allem das Programmieren. Mithilfe dieser neuen Sprache brachte ich von nun an Computern Mathematik und Naturgesetze bei.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Für meine Promotion in Meteorologie habe ich meine deutsche Heimatuniversität verlassen und bin an die ETH in Zürich gewechselt. Eine der ersten E-Mails, die mich dort erreichte, war von einer ehemaligen Kollegin aus Deutschland, die mich fragte, ob ich ihr nicht diesen einen wissenschaftlichen Artikel runterladen und schicken könnte, auf den sie keinen Zugriff hat. Ich habe das getan und, was soll ich sagen, das sollte nicht die letzte E-Mail dieser Art bleiben. Um ehrlich zu sein, bekam ich sehr viele und ich habe sie alle beantwortet. Da fing ich an, mich zu fragen, wie es denn sein kann, dass Wissenschaftler*innen und auch alle anderen, die über Steuergelder Forschung finanzieren, keinen Zugriff auf die Ergebnisse dieser Forschung haben. Umso mehr ich darüber lernte, umso absurder fand ich dieses System, wollte es noch besser verstehen, eine weitere Perspektive davon sehen, um es dann zu verändern. Also begab ich mich in die Welt der wissenschaftlichen Bibliotheken, übernahm die Leitung des Teams “Wissenschaftliches Publizieren” am Forschungszentrum Jülich und machte noch einen Master in Bibliotheks- und Informationswissenschaft.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Ich kümmere mich in der Zentralbibliothek des Forschungszentrums Jülich um so ziemlich alles, was mit dem Publizieren von Forschungsergebnissen zu tun hat. Das fängt an mit der tagtäglichen Beratung unserer Wissenschaftler*innen zu allen Fragen rund ums Publizieren und endet bei der Entwicklung, Unterstützung und Umsetzung von Strategien zu einer Welt, in der Forschungsergebnisse frei für alle Menschen zugänglich sind. Viele Wissenschaftler*innen wissen gar nicht, welche Unterstützung ihnen ihre Bibliothek in diesem Bereich bieten kann. Deshalb tue ich auch sehr viel, um unser Wissen immer wieder passend zu platzieren. Wir können den Wissenschaftler*innen Unsicherheiten und Arbeit abnehmen, was ihnen mehr Zeit für ihre eigene Forschung lässt.

Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Die meisten Menschen wissen nicht, dass sie zwar die Forschung durch ihre Steuergelder finanzieren, sie aber gar keinen Zugang zu deren Ergebnissen haben. Von diesem Skandal sollte aber eigentlich jede*r wissen. Wenn man dann auch noch weiß, wie viel Steuergeld aufgewendet wird, um zumindest den Wissenschaftler*innen diese Forschungsergebnisse wieder zugänglich zu machen, wird ein riesiger Skandal daraus. In Zeiten des Klimawandels können wir es uns gesellschaftlich nicht leisten, Wissenschaft hinter Bezahlschranken zu verstecken.

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Ich bin aktiv bei Jugend hackt. Jugend hackt ist ein Hackathon für programmierbegeisterte Jugendliche, die ein Wochenende gemeinsam Prototypen, Webseiten und Konzepte für ihre Vision einer besseren Gesellschaft entwickeln und umsetzen. Neben der organisatorischen und pädagogischen Unterstützung, sind auch ehrenamtliche Mentor*innen dabei, die bei technischen Fragen und Problemen aller Art unterstützen. Eine der Letzteren bin ich: schon 5 mal in Köln, gerade letztes Wochenende in Berlin und die Woche nach meiner Zeit hier bei Real Scientist DE in Tokyo.

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
An meinen Wochenenden mache ich Tae Bo und boxe freudig auf Schaumstoffpratzen ein. Zum Ausgleich gibt es dann Yoga.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Aufstehen, wenn ich wach werde. Frühstücken, Sport, Duschen. Den Laptop schnappen und in der Innenstadt in einem Café in der Sonne lesen, basteln, programmieren. Abends mit Freund*innen etwas unternehmen und essen gehen.

Bitte begrüßt Claudia ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, September 29, 2019

Pflanzenbiotechnologie - Robert Hoffie ist jetzt bei Real Scientists DE!

Diese Woche freuen wir uns sehr, euch unseren neuen Kurator Robert Hoffie (@ForscherRobert) vorstellen zu dürfen! Robert hat an der Leibniz Universität Hannover Pflanzenbiotechnologie studiert. Bereits in seiner Masterarbeit hat er mit Genome-Editing-Techniken an Mais gearbeitet. Heute ist Robert Hoffie Doktorand am Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung in Gatersleben. Dort arbeitet er mithilfe von CRISPR/Cas an Gerste, um diese resistent gegen eine Viruskrankheit zu machen.

Neben der Forschung ist Robert Hoffie außerdem in der Wissenschaftskommunikation aktiv. Unter anderem beteiligt er sich mit Kolleginnen und Kollegen aus Gatersleben unter dem Namen „CRISPR/Gate“ am Videoprojekt „erforschtCRISPR“ und ist Mit-Initiator der Plattform progressive-agrarwende.org. Als @ForscherRobert bringt er sich bei Twitter regelmäßig in den gesellschaftlichen Dialog zur Grünen Gentechnik und neuen Züchtungstechniken ein.

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Für Natur und Technik habe ich mich schon als Kind sehr interessiert. Ich bin mit Peter Lustig und der Sendung mit der Maus aufgewachsen, die sicher prägend waren. In der Schule waren meine Lieblingsfächer Deutsch und Bio. Es war lange mein Plan, Journalist zu werden, obwohl ich zum Beispiel schon in der 9. Klasse meinen ersten Vortrag über Gentechnik gehalten habe. Während des Abiturs kam ich doch zu dem Entschluss, ein biowissenschaftliches Studium aufzunehmen. Ich wurde auf den Studiengang Pflanzenbiotechnologie an der der Uni Hannover aufmerksam und begann dort nach dem Zivildienst. Ziemlich schnell nach Beginn des Studiums wurde mir klar, dass ich auch danach die wissenschaftliche Laufbahn einschlagen möchte.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Dass ich aus der großen Bandbreite der Biologie eigentlich nur mit Pflanzen arbeiten wollte, war mir von Anfang an klar. Darum habe ich mich für den recht speziellen Studiengang Pflanzenbiotechnologie entschieden. Innerhalb dieses Teilbereichs war das Modulangebot in Hannover aber sehr breit. Von praktischen Anbaufächern im Bereich Gartenbau, über Züchtung bis hin zur Grundlagenforschung in der Molekularbiologie war alles dabei. Für meine Bachelorarbeit habe ich mich in einer Gruppe beworben, die verschiedene Aspekte der Photosynthese erforscht hat. So hätte ich auch gut in der Pflanzenphysiologie landen können. Doch es war gerade ein Thema zur Genregulation in der Photosynthese frei. So wurde es dann die Molekulargenetik. Für die Masterarbeit ergab sich die Möglichkeit, mit der gerade neuen CRISPR-Technik (es war 2015, knapp drei Jahre nachdem die Technik in Bakterien beschrieben wurde) Mutanten in Mais herzustellen. Diese Methode hat mich so beeindruckt, dass ich für meine Promotion gezielt nach einem solchen Thema gesucht habe. Darum arbeite ich heute mit CRISPR in Gerste.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Unsere Arbeitsgruppe hat mittlerweile einen deutlichen Schwerpunkt in der Entwicklung von Genome Editing Techniken, allen voran CRISPR, und ihrer Anwendung in Kulturpflanzen. Wir arbeiten vor allem mit Gerste, Weizen, Mais, Leindotter und Tomate. Das zweite Standbein der Gruppe ist die Entwicklung von Zellkultursystemen. Wir erarbeiten Protokolle, mit denen sich aus einzelnen Zellen in In-vitro-Kultur wieder ganze Pflanzen regenerieren lassen - eine Grundvoraussetzung für die Nutzung von Gentechnik.

In meinem Projekt geht es hauptsächlich darum, die CRISPR-Genschere zu nutzen, um Gerste resistent gegen eine Viruskrankheit zu machen.  Meine Arbeit umfasst die Auswahl von Zielen für die Genschere in den jeweiligen Kandidatengenen, den „Zusammenbau“ der Genschere und ihres Navigationssystems im Labor und die Vorbereitung für die Übertragung in die Pflanzenzelle. Anschließend müssen die regenerierten Pflanzen untersucht werden: Hat das Experiment funktioniert, hat die Genschere Mutationen an der vorgegebenen Stelle ausgelöst? Bis zu diesem Punkt sind ungefähr 4 bis 6 Monate vergangen. Bis die Pflanzen reif sind, dauert es etwa nochmal so lange. Das ist das Schicksal derer, die mit Kulturpflanzen arbeiten. Ob die ausgelösten Mutationen den gewünschten Effekt haben, können wir meist erst in der nächsten Pflanzengeneration testen. 

Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Pflanzenforschung ganz allgemein wird häufig unterschätzt. Dabei sind Pflanzen die Grundlage allen Lebens auf der Erde. Die Photosynthese produziert Sauerstoff und abgesehen von ein paar Bakterien leben alle anderen Lebewesen von Pflanzen oder von Lebewesen die Pflanzen gefressen haben.
Die angewandte Pflanzenforschung, wie wir sie am IPK Gatersleben betreiben, steht ganz am Anfang einer langen Kaskade über Pflanzenzüchtung, Landwirtschaft, Ernährungswirtschaft bis am Ende die Produkte im Supermarkt stehen, die wir täglich essen.

Das speziellere Thema Gentechnik und mittlerweile zunehmend auch CRISPR hat da sogar noch vergleichsweise viel Aufmerksamkeit. Allerdings ist die Wahrnehmung, wie nützlich diese Methoden sind und ob sie besondere Risiken bergen, zwischen Wissenschaft und der breiteren Gesellschaft doch sehr unterschiedlich. Das ist auch der Grund, weshalb ich mich in die Diskussion rund um diese Themen einbringen möchte.

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Wie schon angedeutet, beteilige ich mich ein Stück weit an der Öffentlichkeitsarbeit des Instituts, nehme an Vortragsveranstaltungen oder Podiumsdiskussionen teil. Darüber hinaus bin ich mit meinen Kollegen Iris Koeppel, Christian Hertig und Julie-Sophie Himpe am Videoprojekt „erforschtCRISPR“ beteiligt. Dort versuchen wir, in YouTube-Videos unsere Arbeit zu zeigen und unsere Projekte zu erklären. Außerdem bin ich Mit-Initiator der Plattform progressive-agrarwende.org, wo wir versuchen, das Bild einer zukunftsfähigen Landwirtschaft zu entwickeln, die neue Techniken im Sinne von mehr Nachhaltigkeit nutzt.

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Nach Feierabend oder am Wochenende gehe ich gerne in den Garten. In der Erde wühlen, Gemüse aussäen, den Pflanzen beim Wachsen zu gucken, ernten, essen. Die Forschung ist ja oft doch recht abstrakt und Ergebnisse bekommt man oft erst nach vielen Monaten Arbeit. Im Garten sieht man am gleichen Tag, was man geschafft hat. Das tut gut.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Ausschlafen, nichts vorhaben und einfach tun, wonach mir gerade ist. Lesen, Fahrradfahren, Freunde und Familie treffen.

Bitte begrüßt Robert ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, September 22, 2019

Wissenschaft im Klassenzimmer - Stacy Kunst ist jetzt bei Real Scientists DE!

Diese Woche freuen wir uns sehr, euch unsere neue Kuratorin Stacy Kunst (@StacyCBaker) vorstellen zu dürfen!

Hallo! Mein Name ist Stacy Kunst. Obwohl ich meine wissenschaftliche Karriere mit der Erforschung von Seevögeln in Alaska begann, habe ich meine Karriere hauptsächlich damit verbracht, Jugendliche in Klassenzimmern mit Wissenschaftlern zu verbinden. Die traditionelle Umgebung im Klassenzimmer ist langweilig, voreingenommen gegenüber weißen Männern und tötet das natürliche Interesse der Schüler an der Wissenschaft. Ich habe versucht, traditionelle Modelle mit Hilfe von Strategien der Wissenschaftskommunikation und Social Media zu verändern. Nachdem ich meinen Master-Abschluss gemacht hatte, veröffentlichte ich einen Artikel darüber, wie Naturwissenschaftsmuseen Twitter nutzen sollten, um besser mit der Öffentlichkeit in Kontakt zu treten. Es ist mir ein großen Aniegen, die wissenschaftlichen Umgebunge für alle sicherer zu machen. Ich engagiere mich aktiv für die Reduzierung sexueller Belästigung und für die Gleichstellung der Geschlechter.

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Ich habe Wissenschaft immer geliebt. Es hat eine Weile gedauert, bis ich herausgefunden habe, wo ich in die Wissenschaftswelt passen wollte. Ich erkannte früh, dass die akademische Forschung nicht gut zu mir passte. Ich habe einige erstaunliche Erfahrungen in der Wissenschaft gemacht, indem ich nicht einem traditionellen Karriereweg gefolgt bin.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Meine Arbeit als Freelancer ist nur vorübergehend. Ich zog nach Deutschland, um meinen Post-Doc-Mann bei der Erreichung seiner Karriereziele zu unterstützen. Leider war es für mich nicht so einfach, Deutsch zu lernen, wie ich es mir erhofft hatte. Das hat meine Karrierepläne ein wenig eingeschränkt, aber ich habe gelernt, dass die Dinge im Leben nicht immer so laufen, wie du es geplant hast. Ich habe viele interessante Menschen getroffen, indem ich verschiedene Dinge ausprobiert habe, und viele Türen haben sich in letzter Zeit für mich geöffnet. Das Scwierige ist jetzt die Entscheidung zu treffen, in welche Richtung man gehen soll!

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Ich habe gerade erst den Co-Vorsitz eines Panels übernommen, das Preise an Wissenschaftler vergibt, die dazu beitragen, die Wissenschaft integrativer zu gestalten. Es war sehr aufregend! Wir hören viele schlechte Nachrichten über Missbrauch in der Wissenschaft, deshalb ist es sehr wichtig, dass wir uns auf die Menschen konzentrieren, die helfen. Es gibt einige wunderbare Nachwuchswissenschaftler, die den Status quo aufrütteln und dazu beitragen, die Wissenschaft für alle sicherer zu machen.

Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Der Großteil meiner Arbeit konzentrierte sich auf die Verbesserung des naturwissenschaftlichen Unterrichts. So viel von den Missverständnissen der Menschen über die Wissenschaft lässt sich auf ihre Erfahrungen im Klassenzimmer zurückführen. Die Art und Weise, wie wir Naturwissenschaft als eine Reihe von Vokabellisten und rezeptähnlichen Laborexperimenten unterrichten, führt dazu, dass die Menschen falsche Erwartungen daran haben, wie Wissenschaft funktioniert. Es ist notwendig, dass wir die Art und Weise, wie wir Naturwissenschaften unterrichten, ändern.

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Nein.

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Obwohl ich keine traditionelle Erfahrung im Grafikdesign habe, baue ich gerne Websites und mache Infografiken. Darüber hinaus habe ich nicht viel Zeit für Hobbys, da ich den Großteil meiner Freizeit mit meiner Familie verbringe.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Meine Familie war kürzlich im Legoland. Das hat viel Spaß gemacht. Wir gingen in die Legofabrik und mein Sohn lernte, wie Legos hergestellt werden. Dann fuhren wir Achterbahnen. Das war ein wirklich schöner Tag.

Bitte begrüßt Stacy ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, September 15, 2019

Dem Gehirn das Rauchen abgewöhnen - Amelie Haugg ist jetzt bei Real Scientists DE!

Diese Woche freuen wir uns sehr, euch unsere neue Kuratorin Amelie Haugg (@amhaugg) vorstellen zu dürfen! Amelie ist Kognitive Neurowissenschaftlerin und Doktorandin an der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich. Sie beschäftigt sich mit Gehirn-Computer-Schnittstellen und trainiert Raucher, wie sie ihr Verlangen nach Rauchen mittels Neurofeedback reduzieren können. Nach einem Bachelorstudium in Kognitionswissenschaft in Tübingen zog es sie für den Master in Kognitiver Neurowissenschaft nach Maastricht in den Niederlanden. Ihre Masterarbeit schrieb sie letztlich in London Ontario in Kanada, wo sie bei Wachkomapatienten untersuchte, wie bewusst deren Gehirn einen spannungsgeladenen Hitchcock-Film verarbeiten kann. Seit 2016 ist sie nun in der Schweiz, wird aber demnächst ein paar Monate für einen Forschungsaufenthalt in Wien verbringen.

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Zu Beginn meines Bachelorstudiums wollte ich einfach möglichst viel aus möglichst vielen verschiedenen Studienrichtungen kennenlernen. Irgendwann habe ich dann festgestellt, dass die Hirnforschung viele dieser Richtungen verbindet – sei es Informatik, Biologie, Psychologie, Linguistik oder Philosophie. Um das Gehirn auch nur ein bisschen verstehen zu können, müssen Experten aus allen Bereichen zusammenarbeiten. Diese interdisziplinäre Arbeitsweise hat mich fasziniert und ich habe mich schliesslich gezielt für einen Forschungs-Masterstudiengang beworben.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Meine Entscheidung für die Hirnforschung habe ich ja schon etwas erläutert und, seien wir mal ehrlich, irgendwie möchte doch jeder gerne wissen, wie sein Gehirn eigentlich funktioniert. Gerade da wir aber noch immer so verschwindend wenig über diese Funktionsweise des Gehirns – und deren Störungen – wissen, ist es ein unglaublich faszinierendes Gebiet. Für mich war dann auch sehr schnell klar, dass ich gerne mit neurologischen und psychiatrischen Patienten arbeiten möchte. Ich habe das große Glück, dass meine aktuelle Forschung sehr patientennah und anwendungsbezogen ist – jeder einzelne Proband kann von seiner Studienteilnahme profitieren. Den Nutzen seiner Forschung so konkret zu sehen ist einfach sehr bereichernd.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Ich beschäftige mich mit Gehirn-Computer-Schnittstellen, die auf funktioneller Magnetresonanztomographie (auch: fMRT) basieren. Momentan arbeite ich dabei vor allem mit Echtzeit fMRT Neurofeedback. Das heißt, ich zeige meinen Probanden ihre Hirnaktivität in Echtzeit. Dadurch können sie lernen, wie sie diese Aktivität durch bestimmte mentale Strategien nach oben oder unten regulieren können. Je nach Hirnregion kann das dann verschiedenen Patientengruppen helfen, ihr Gehirn wieder besser unter Kontrolle zu bekommen. In meiner Hauptstudie handelt es sich bei den Probanden um Raucher, die lernen sollen, ihr Verlangen nach Rauchen (kodiert durch Aktivität im Anterioren Cingulate Cortex) zu reduzieren. Da ich an einer Psychiatrie arbeite, bin ich aber auch in Studien zu anderen psychiatrischen Krankheiten involviert, wie etwa Depression oder Schizophrenie.

Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Obwohl die Methode noch relativ neu ist, hat Echtzeit fMRT Neurofeedback in den letzten Jahren gezeigt, dass es durchaus Potential hat, in der Zukunft zur Verbesserung von klinischen Symptomen genutzt zu werden. Besonders spannend finde ich, dass Neurofeedback nicht-invasiv arbeitet und dabei vor allem auf einen entscheidenden Faktor setzt: Die Fähigkeit des Menschen zu lernen.

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Ich bin Mitglied der „Student and Postdoc Special Interest Group“ der „Organization for Human Brain Mapping“. Wir versuchen, das Leben von Doktoranden und Postdocs ein bisschen zu verbessern, indem wir beispielsweise ein Online Mentoring Programm anbieten, Workshops zum Thema Karriere veranstalten, oder Social Events und Partys zum Networken organisieren. Zudem habe ich auch auf lokaler Ebene schon den ein oder anderen Brainhack mitorganisiert – so nennen wir Hackathons mit Fokus auf die Hirnforschung.

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Aufgewachsen im Allgäu, jetzt wohnhaft in der Schweiz – kein Wunder, dass ich alles liebe, was mit „Berg“ zu tun hat! Neben Wandern, Skifahren und Bouldern mache ich aber auch sehr gerne Yoga oder gehe zum Tanzen.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Ich mag Orte ohne Internetverbindung, wo man nicht durch ständige Mails und Nachrichten gestört werden kann: hoch oben in den Bergen etwa, oder an einem abgelegenen Strand. Idealerweise bin ich an meinem freien Tag an einem solchen Ort, umgeben von lieben Menschen. Abends lasse ich mich aber gerne wieder von der Großstadt treiben oder gehe auf ein Konzert.

Bitte begrüßt Amelie ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, September 8, 2019

Über wirksame Medizin und das Immunsystem - Andrea Kamphuis ist jetzt bei Real Scientists DE!

Mit großer Vorfreude möchten wir euch unsere neue Kuratorin Andrea Kamphuis (@ak_text) vorstellen! Andrea ist Biologin. Ihre Doktorarbeit hat sie an der Universität Bonn in der Abteilung für Theoretische Biologie geschrieben, über die Schwerkraftorientierung des „Augentierchens“ (Gravitaxis bei Euglena gracilis). Nach langjähriger Tätigkeit in der Buchbranche, vor allem als Literaturübersetzerin und Sachbuchlektorin, arbeitet sie heute auf einer Teilzeitstelle im Stabsbereich Kommunikation des IQWiG (Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen) in Köln. Seit ihrer Erkrankung an Hashimoto-Thyreoiditis im Jahr 2011 beschäftigt sie sich mit der Biologie des Immunsystems. 2018 hat sie den ersten Band ihres „Autoimmunbuchs“ selbst verlegt. Band 2 lässt noch eine Weile auf sich warten.

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Schon als Kind war ich von der Natur fasziniert und als etwas eigenbrötlerische Jugendliche täglich stundenlang im Wald unterwegs. Mit 18 Jahren bin ich auf einer offenen Liste der „Grünen“ in der Kommunalpolitik gelandet. Ein Biologie-Studium lag da auf der Hand; nebenbei habe ich Bücher übersetzt und lektoriert. Später wollte ich Journalistin oder Autorin mit dem Schwerpunkt Natur werden; mein großes Vorbild war Horst Stern. Nachdem ich mich auf die eher brotlose Disziplin der Theoretischen Biologie spezialisiert hatte und meine mathematischen Fähigkeiten für eine Biologin zwar überdurchschnittlich, für eine Karriere in der Theoretischen Biologie aber m. E. nicht gut genug waren, habe ich im Anschluss an die Doktorarbeit die Forschung an den Nagel gehängt und das literarische Übersetzen und das freie Lektorat ausgebaut. 2012 sah ich dann in einem sozialen Netzwerk die Ausschreibung einer halben Stelle in der IQWiG-Kommunikation. Zack: Beworben, eingeladen worden, angestellt. Das war, glaube ich, die dritte Bewerbung überhaupt in meinem Leben – und zugleich die Rückkehr in eine wissenschaftliche Einrichtung.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Was meine Teilzeitstelle im Institut angeht: Ich finde, wissenschaftliche Einrichtungen sind es der Gesellschaft schuldig, ihre Arbeit und deren Bedeutung gut zu erklären. Das gilt erst recht, wenn die Bürgerinnen und Bürger diese Arbeit finanzieren (in unserem Fall über ihre Krankenversicherung) und wenn sich die Ergebnisse unmittelbar auf ihr Leben auswirken, was beim IQWiG der Fall ist. Und Autorin oder … räusper … Privatgelehrte für Autoimmunerkrankungen bin ich aus eigener Betroffenheit geworden: Mir tut es gut zu verstehen, wie das Immunsystem arbeitet und wieso es manchmal dauerhaft entgleist. Inzwischen hat sich meine Vermutung bestätigt, dass viele andere Menschen das ähnlich sehen.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Montags, mittwochs und freitags arbeite ich ganztägig im Institut. Mittwoch ist Sitzungstag: Morgens besprechen wir mit der Institutsleitung die aktuelle Nachrichtenlage und die bevorstehenden Termine und Pressemitteilungen. Darauf folgt alle zwei Wochen eine Teamsitzung – die einzige Gelegenheit, bei der sich alle aus der Kommunikation um einen Tisch versammeln, denn sonst fehlt immer jemand wegen Teilarbeit oder Homeoffice. Alternierend tagt die Leitungskonferenz des Instituts, an der ich ab und zu als Vertretung meines Chefs teilnehme. „Das Telefon“, also die Aufgabe, Anrufe an die Pressestelle entgegenzunehmen, habe ich zum Glück selten. Viel Zeit verbringe ich mit dem Schreiben und Abstimmen von Pressemitteilungen, von denen ein Großteil nach Schema F aufgebaut ist, weil die entsprechenden Gutachten des Instituts immer dieselbe Struktur haben. Zwischendurch twittere ich fürs Institut oder mache Monitoring: Spricht jemand über uns? Sollte ich intervenieren? Brauche ich dafür noch Informationen von Kolleg*innen aus den Fachressorts? Oder ich ergänze Wikipedia-Artikel über Arzneimittel um Kernaussagen aus unseren Gutachten und aus den entsprechenden Beschüssen des Gemeinsamen Bundesausschusses. (Das ist das höchste Gremium der Selbstverwaltung des Gesundheitswesens in Deutschland.) Da wir mit externen Dienstleistern zusammenarbeiten, sind wir auch relativ oft mit Beschaffungs- und Vergabeverfahren beschäftigt, also mit Bürokratie: unsexy, aber notwendig. Und oft steht plötzlich jemand in der Tür: „Kannst du mal eben …?“
Dienstags und donnerstags bleibe ich zu Hause. Eigentlich arbeite ich dann an Band 2 des Autoimmunbuchs: Ich recherchiere und lese Fachartikel, mache Exzerpte oder Zeichnungen, kümmere mich um den Vertrieb des ersten Bandes oder bereite Vorträge vor. Zurzeit fließt aber viel Energie in die „Scientists for Future“ und andere Aktivitäten rund um die Klimakrise.

Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Was die IQWiG-Gutachten angeht, darf man sich keinen Illusionen hingeben: Die Ergebnisse und erst recht die Methoden sind nur für eine begrenzte Fachöffentlichkeit interessant. Relevant sind sie aber für alle Menschen in der gesetzlichen Krankenversicherung. Denn nur das, was nachweislich nützt, kommt in den Leistungskatalog der Kassen, wird von ihnen also erstattet. (Na gut, das war jetzt arg idealisiert: Schließlich zahlen viele Kassen auch für Homöopathie, während wir unsere Brillen weitgehend selbst finanzieren dürfen.)
Und was das Autoimmunbuch betrifft, so sind Autoimmunerkrankungen in den letzten Jahrzehnten deutlich häufiger geworden. Die meisten Menschen wissen sehr wenig über den Aufbau und die Arbeit des Immunsystems. Wenn das System dann dauerhaft versagt und unheimlicherweise Teile des eigenen Körpers zerstört, weckt das Ängste. Wissen tut gut!

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Außerhalb meiner IQWiG-Arbeitszeit mache ich bei der Köln-Bonner Regionalgruppe der „Scientists for Future“ mit. Kann sein, dass ich euch während meiner Woche als Kuratorin ein bisschen mit dem Thema Klimakrise nerve und für die Teilnahme am sogenannten Klimastreik am 20.09. werbe. Kann nicht nur sein: Wird so sein.

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Zusammen mit einem Freund, der Physiker ist, veröffentliche ich seit mittlerweile über 10 Jahren fast jeden Monat Fotos und Texte zu Mustern und Strukturen in der Natur. Irgendwann machen wir daraus mal eine Zeitschrift oder Jahrbücher. In einem Anfall von Größenwahn haben wir diesem Projekt den Namen „Principia“ gegeben, nach Isaac Newtons Hauptwerk. Wenn ich wandern gehe oder in der Küche oder auf dem Balkon werkele, achte ich immer darauf, ob sich dabei interessante Muster zeigen. So habe ich schon die Haut einer geräucherten Makrele an unser Küchenfenster gepappt, um sie im Durchlicht zu fotografieren. Und einen Beutel Rosenkohl nach linksdrehenden und rechtsdrehenden Köpfchen sortiert.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Wandern und dabei fotografieren. Oder mein Balkongemüse pflegen. Lesen. Möglichst keine E-Mails abrufen, aber das gelingt mir eigentlich nur im Urlaub.

Bitte begrüßt Andrea ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, September 1, 2019

Die Karte im Gehirn - Matthias Nau ist jetzt bei Real Scientists DE!

Diese Woche freuen wir uns sehr, euch unseren neuen Kurator Matthias Nau (@NauMatt) vorstellen zu dürfen! Matthias ist Kognitiver Neurowissenschaftler und promoviert derzeit am Kavli Institute for Systems Neuroscience in Trondheim. Er macht Grundlagenforschung um herauszufinden, wie unser Gehirn kognitive Karten der Umgebung bildet und wie diese unsere Wahrnehmung und unser Verhalten steuern. Nach seinem Neurobiologie-Studium in Tübingen arbeitete er dort längere Zeit am Zentrum für Integrative Neurowissenschaften und dem Max-Planck-Institut für Biologische Kybernetik. Hier lernte er, die funktionelle Magnetresonanz mit Eye-Tracking zu verbinden, um das menschliche Gehirn zu untersuchen. Für sein Doktorstudium zog er dann an das Bildgebungszentrum Donders Institute for Brain, Cognition & Behavior in der Niederlande und später an das Neurophysiologie-Institut Kavli Institute for Systems Neuroscience in Norwegen. Hier schreibt er derzeit seine Dissertation über unseren Sehsinn, Raumkognition und Gedächtnis. Außerdem ist er Gastmitarbeiter am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig.

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Ich glaube, ganz am Anfang war es wie bei vielen anderen der kindlich naive Drang, die Welt verstehen zu wollen. Ich wuchs direkt neben einem größeren Wald auf und verbrachte meine Zeit hauptsächlich in der Natur, welche mich sehr faszinierte. Dadurch entstand letztendlich der Wunsch, sie zu erforschen.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Ich habe in Tübingen Biologie studiert und im Rahmen dessen ein paar wirklich exzellente (Neuro)Physiologie-Vorlesungen erleben dürfen. Diese zeigten mir, dass man zu allererst verstehen musste, wie wir unsere Umwelt überhaupt wahrnehmen. Ich erinnere mich daran, wie ich manchmal abends von der Universität nach Hause ging und plötzlich die Welt mit völlig neuen Augen sah. Ich hatte dabei das Gefühl, mich selbst und meine gesamte Umwelt besser zu verstehen. Meine jetzige Forschungsrichtung (Kognitive Neurowissenschaften) ist zudem sehr divers und lebt vom Austausch verschiedener Disziplinen wie beispielsweise die Psychologie, Biologie, Philosophie, Computerwissenschaften oder Physik. Es gibt so viele verschiedene Perspektiven, die voneinander lernen. Da kommt erstens nie Langeweile auf und zweitens gibt es immer wieder andere spannende Fragestellungen. Zudem machen mir Datenanalyse und Schreiben schlichtweg wirklich Spaß, was definitiv hilft.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Mich persönlich fasziniert die Tatsache, dass das Gehirn eine Art ‘mentales Modell der Welt‘ generiert, welches unsere Erinnerungen und unser Verhalten steuert. Dieser Prozess entsteht durch die Zusammenarbeit einer großen Anzahl an Hirnarealen, welche in einer engen und oft hierarchischen funktionellen Beziehung zueinander stehen. Anfänglich sensorische Informationen, die wir z.B. mit unseren Augen wahrnehmen, werden transformiert und immer weiter abstrahiert, bis Hirnareale oben in der Hierarchie eine Karte unserer Umgebung repräsentieren. Diesen Prozess, oft als ‘cognitive mapping’ bezeichnet, untersuche ich in meiner Forschung. Ich lege dabei den Fokus auf unseren Sehsinn und auf unsere Augenbewegungen. Dabei sehe ich mir außerdem an, wie unser Gedächtnis die Art beeinflusst, wie wir die Welt wahrnehmen und mit ihr interagieren.

Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Unser Gehirn und unseren Geist zu untersuchen heißt für mich auch, das menschliche Selbstbild zu entwickeln. Unser Gehirn ist der Teil von uns, der uns zu dem macht, der wir sind. Herauszufinden, wie es funktioniert, wie es Probleme löst und welche Fehler es macht, bedeutet auch, etwas über das Menschsein zu lernen. Das finde ich unglaublich spannend und bin sicher, dass viele von euch diese Faszination teilen. Diese Grundlagenforschung erlaubt uns außerdem, letztendlich auch die Vielzahl von Erkrankungen des Nervensystems besser verstehen zu können. Unsere Raumkognitionszentren sind mitunter die ersten Bereiche, die beispielsweise im Verlauf der Alzheimererkrankung absterben, was sich bereits frühzeitig auch in einem schlechteren Ortsgedächtnis widerspiegeln kann.

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Ich war der erste Doktorand unserer Gruppe hier am Kavli Institut in Norwegen und half im Laufe der letzten Jahre dabei mit, das Labor aufzubauen. Dabei gab es unzählige tolle (und manchmal natürlich auch nicht so tolle) Aufgaben, die Kreativität und Einsatz forderten. Das kann zeitweise etwas stressig werden, ist aber eine tolle Erfahrung. Außerdem war ich lange in der Doktoranden- und Post-Doc Organisation (YROCK) hier am Kavli Institut aktiv, mit welcher ich regelmäßig Gastvorträge oder Karriereseminare organisierte. Das machte total Spaß, wich in jüngster Zeit allerdings dem Schreiben der Dissertation. Zudem supervidiere ich ein paar Studenten, was ebenfalls sehr spannend ist.

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Neben der Wissenschaft schlägt mein Herz für Musik, Tauchen und Grafikdesign. Ich könnte stundenlang am Schlagzeug sitzen, ‘progressive drumming‘ Videos schauen, dem Fangschreckenkrebs hinterherschwimmen und Bilder bzw. Grafiken bearbeiten.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Mein idealer freier Tag startet mit einer Fahrradtour, gefolgt von einem Sprung in den Trondheim-Fjord und endet mit einer guten Pizza.

Bitte begrüßt Matthias ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, August 25, 2019

Röntgenblick auf die Wissenschaft - Mike Beckers ist jetzt bei Real Scientists DE!

Mit großer Vorfreude möchten wir euch unseren neuen Kurator Mike Beckers (@mimimibe) vorstellen! Mike ist Physiker und Redakteur bei Spektrum der Wissenschaft. Er ist in Hamburg aufgewachsen, dann aber zum Studium nach Heidelberg gegangen. Dort hat er in seiner Diplomarbeit sehr kleine Dinge mit sehr kurzen Blitzen aus Röntgenstrahlung untersucht, sich dann aber für eine journalistische Laufbahn entschieden, um wieder Zeit mit größeren Dingen zu verbringen. Er kam 2011 zu dem Wissenschaftsmagazin. Dort beschäftigt er sich seither regelmäßig mit allem, was er zwischen Quantenmechanik und Kosmologie gerade spannend findet. Dabei sucht er Forscherinnen und Forscher aus dem Fachgebiet (die das naturgemäß besonders spannend finden), um dem Rest der Welt zu vermitteln, warum alle anderen das ebenfalls spannend finden sollten.

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Foto: Jörg Farys/www.dieprojektoren.de

Schon als Kind habe ich alles, was mir untergekommen ist, zerlegt, untersucht, neu zusammengesetzt, unter Strom gesetzt oder angezündet. Für meinen Opa war ich immer der "Professor". Dass es letztlich die Physik geworden ist, habe ich zum einem Teil einem sehr engagierten Lehrer in der Oberstufe zu verdanken - und zum anderen meiner Unentschlossenheit. Ich wusste nicht, was ich mit meinen vielen Interessen anstellen sollte, und habe irgendwo gehört, mit Physik könne man später alles machen.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Während der Diplomarbeit habe ich gemerkt, wie mir die Spezialisierung auf ein kleines Gebiet der Physik - in meinem Fall war es die Untersuchung von Proben mit Röntgenstrahlung - zunehmend Probleme machte. Ich wollte mir nicht den Rest meiner akademischen Karriere an sehr spezifischen Fragestellungen in einem kleinen Bereich die Zähne ausbeißen. Ich konnte mit Theorie nie sonderlich viel anfangen und habe das Rechnen auch bei meinen Veröffentlichungen wo möglich anderen überlassen, die mehr Spaß daran hatten und das besser konnten. In dieser Hinsicht bin ich das bastelnde Kind geblieben, das sich schnell für etwas begeistern und stunden- oder tagelang damit im Zimmer einschließen konnte, sich danach aber mit aller Energie auf etwas anderes stürzen wollte.
Deswegen habe ich dann nach meiner Diplomarbeit und einigen Monaten, die ich weiter in meiner Arbeitsgruppe angestellt war und experimentiert und Daten ausgewertet habe, keine Doktorarbeit mehr angestrebt. Danach war ich beinahe ein Jahr lang auf der Suche nach einer Aufgabe, die mich erfüllt - und habe den Wissenschaftsjournalismus entdeckt. Beim Redakteur gehört es quasi zur Arbeitsbeschreibung, sich einige Tage oder Wochen intensiv mit einer bestimmten Fragestellung auseinanderzusetzen, und anschließend (gern auch parallel) ein völlig anderes Feld zu beackern. Nichts perfekt zu verstehen - aber von allem genug, um sich gut zurechtzufinden und die Verbindung zu den anderen Dingen zu erkennen.
Dazu kommt der präzise, zugleich oft spielerische oder künstlerische Umgang mit Sprache, den ich immer geliebt habe. Ich hatte das Glück, bei Spektrum eine Praktikumsstelle zu bekommen, und das noch größere Glück, dort bleiben zu dürfen. Inzwischen seit acht Jahren ohne Unterbrechung oder ernsthaften Zweifeln daran, dass das für mich der beste Job überhaupt ist.​

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Auf meinem Schreibtisch liegen meist mehrere unterschiedliche Artikel aus diversen Fachgebieten in verschiedenen Stadien vor der Veröffentlichung. Ich bin in der Heftredaktion von Spektrum, das heißt, ich arbeite eigentlich ständig an dem jeweils nächsten Magazin, das monatlich erscheint.
Wie meine übrigen Kolleginnen und Kollegen verantworte ich in jedem Heft ein oder zwei "Hauptartikel", das sind längere Manuskripte zu großen Themen aus der Forschung, die wir sprachlich und inhaltlich bearbeiten und die (sofern es keine Übernahmen, also Übersetzungen von unserem US-Muttermagazin Scientific American sind) mit den Autorinnen und Autoren abgestimmt werden müssen. Bei uns im Heft schreiben nämlich eher weniger Journalisten, die zwar gut erzählen können, sich aber in ein Thema erst einarbeiten müssen, sondern die Leute aus der Forschung selbst, die sich am besten damit auskennen, aber oft nicht viel Erfahrung damit haben, wie man Texte so gestaltet, dass die Inhalte auch für Leute jenseits des Forschungsgebiets interessant werden. Das heißt, wir in der Redaktion übernehmen gewissermaßen viel vom journalistischen Teil. Dann bauen wir die Texte gemeinsam um, wobei wir aus der Redaktion uns entsprechend ins Thema einarbeiten müssen, um nichts Wichtiges zu übersehen.
Das ist ein langer und oft sehr intensiver Prozess. Am Anfang steht die Suche nach einem spannenden Thema, dann die nach geeigneten Menschen aus der Forschung, die darüber für uns schreiben möchten, schließlich die Arbeit am Manuskript und am Layout - das alles dauert locker ein halbes Jahr. Die Hauptartikel, die ich bearbeite, sind meist aus allen möglichen physikalischen Bereichen, aber manchmal fallen mir in der Redaktionskonferenz auch völlig andere Themen zu, von der Biologie bis zur Soziologie. Zusätzlich zu den Hauptartikeln betreuen wir kleinere Rubriken oder kürzere Meldungen, bei mir ist das beispielsweise jeden Monat die Kolumne "Schlichting!" über Phänomene der Alltagsphysik.
Gleichzeitig zur Arbeit am nächsten Heft, für das die Artikel bereits feststehen, müssen wir Themen für die Hefte der Monate danach finden, das heißt, ich schaue regelmäßig in neue Veröffentlichungen in den diversen Fachmagazinen, verfolge (nicht zuletzt über meine im Lauf der Jahre liebevoll zusammengestellte Timeline auf Twitter) gesellschaftliche und innerwissenschaftliche Debatten und informiere mich via Blogs, Nachrichtenseiten, Konferenzen und weitere Quellen über das, was gerade wichtig ist oder werden könnte. Ein wesentlicher Teil meines Jobs ist also, mich darüber zu informieren, was mich ohnehin interessiert - traumhaft!
Zusätzlich bin ich Stellvertreter unseres Redaktionsleiters. Wenn er im Urlaub ist - wie gerade in der Woche, in der ich den Account übernehme -, gehen über meinen Schreibtisch nicht nur meine eigenen Artikel, sondern zur Kontrolle auch die aller Kolleginnen und Kollegen: Wo ließe sich etwas noch klarer formulieren, wo verstehe ich etwas noch nicht richtig, wo wäre eine andere Überschrift oder ein anderes Bild vielleicht besser? Mehr Augen sehen mehr, und darum gucken in der Redaktion auf jeden Artikel viele Menschen mehrmals drauf.

Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Wir versuchen, den Menschen klarzumachen, wie faszinierend das ganze Spektrum der Wissenschaft ist und sie über das, was gerade wichtig ist​, auf dem Laufenden zu halten. Ich glaube, meine Arbeit dann gut gemacht zu haben, wenn die Leute ein tieferes Verständnis auch für die Zusammenhänge und hoffentlich sogar eine Liebe zur Wissenschaft entwickeln. Wenn sowohl ein Artikel bei denen gut ankommt, die ihn lesen, als auch die stolz darauf sein können, die ihn verfasst haben. Eigentlich soll die Öffentlichkeit meine Arbeit gar nicht direkt bemerken, sondern die Forschung unserer Autorinnen und Autoren würdigen, die ich in meiner Hintergrundarbeit lediglich versuche, besser herauszuputzen.​

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Wenn ich erzähle, wo ich arbeite, ist die erste Frage oft: "Und, woran schreibst du gerade?" Dabei ist das die Ausnahme - ich bin ja eher so etwas wie ein Ghostwriter. Deswegen hat es für mich immer noch den Charakter einer willkommenen Zusatzaufgabe, wenn ich mal selbst einen Artikel schreibe, weil ich mich für ein Thema besonders begeistere. Ansonsten reizen mich Dinge, wo ich mal etwas jenseits der Arbeit an Texten ausprobieren kann: gelegentliche Moderationen von Veranstaltungen, Vorträge, Workshops (mein Highlight bisher war es, vor ein paar Jahren einige Male mehrere Tage lang mit Kindern Wissenschaftsjournalismus zu üben, vom Recherchieren bis zum Schreiben). Bei Spektrum beschäftigen wir uns außerdem seit längerer Zeit mit Videos und versuchen uns inzwischen auch auf dem Spielfeld der Podcasts, und freue mich immer, wenn ich hier etwas beitragen kann, vom Filmchen bis zum Plaudern über neue Artikel. ​Als Privatprojekt jenseits des Verlags, aber natürlich mit einigen inhaltlichen Verbindungen zu unserer Arbeit, produziere ich mit meinem Kollegen Lars Fischer inzwischen seit sechs Jahren in unregelmäßigen Abständen die Videoserie "Wir werden alle sterben" auf seinem YouTube-Kanal.

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Es gibt Vieles, was ich in meiner Freizeit genieße, nur ist nichts davon wirklich außergewöhnlich: Sport, menschenleere Natur, flauschige Katzen, laute Livemusik (Metal!), Whisky, diverse Bastelarbeiten und Kochversuche, bei denen ich wieder ein wenig das experimentierende Kind werde. Über mein recht einfaches Leben wird es aber voraussichtlich weder Buch noch Film noch Vierminüter im Frühstücksfernsehen geben. Aber ich mag es sehr.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Ein ausgiebiges Frühstück, dann ein, zwei Stunden Herumlümmeln im Internet mit einer Katze in Kraulreichweite, dann Sport - entweder ein Lauf durch den Wald oder Krafttraining mit anschließender Sauna -, ein leckeres Abendessen, und weil ich mir einen idealen Tag wünschen kann spielen heute zufällig Iron Maiden im Club um die Ecke.

Bitte begrüßt Mike ganz herzlich bei Real Scientists DE!