Sunday, November 25, 2018

Beschleunigte Ionen - Svenja Lohmann ist jetzt bei Real Scientists DE!

Mit großer Vorfreude möchten wir euch Svenja Lohmann (@svenja_lohmann) als unsere neue Kuratorin vorstellen! Svenja hat erst an der Universität Oldenburg Physik im Bachelor studiert und ist dann für den Master an die Universität Heidelberg gewechselt. Für die Promotion wollte sie dann gerne nochmal ein anderes Land kennenlernen und ist daher nach Schweden gezogen. Momentan promoviert sie an der Universität von Uppsala in der Ionenphysik.

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Oh, schwierige Frage. Die Neugier nach dem "Warum" und ein gewisses Bedürfnis nach intellektuellen Herausforderungen haben sicher dazu geführt, dass ich Physik studiert habe. Meine Masterarbeit hat mir dann so viel Spaß gemacht, dass ich danach gerne noch mehr im Labor stehen wollte.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Ich habe während meines Studiums in mehrere sehr verschiedene Bereiche reingeschnuppert - von der Theorie komplexer Systeme über Hochenergie- und medizinische Physik. An der Ionenphysik mag ich, dass Grundlagenforschung (Wechselwirkung zwischen Ionen, also geladenen Atomen, und Festkörpern) und Anwendung hier sehr nahe zusammen liegen. Außerdem ist die Arbeit im Labor sehr hands-on und man arbeitet mit Teilchenbeschleunigern!


Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
In der Ionenphysik verwendet man beschleunigte Ionen für Materialanalyse. Dafür muss man erstmal ein gutes Verständnis für die grundlegenden Wechselwirkungen zwischen Ion und Festkörper haben. Für höhere Energien ist das schon relativ gut bekannt, aber in dem Energiebereich, den wir mittlere Energien (so um die 100 keV) nennen, sind noch einige Fragen offen. Ich forsche experimentell, in diesem Fall heißt das, dass ich einen Teilchenbeschleuniger verwende und dann mit den beschleunigten Ionen auf eine Probe ziele. Ich arbeite z.B. mit dünnen Metallfilmen oder auch Kristallen. Man detektiert dann die Teilchen, die die Probe verlassen (das können die gestreuten Ionen selbst sein oder Photonen, Elektronen und gesputterte Ionen aus der Probe) und versucht dann zurück zu schließen, was im Festkörper passiert ist. Dem voraus gehen etliche praktische Überlegungen, wie man die unterschiedlichen Teilchen am besten detektiert und dann analysiert; das macht einen großen Teil meiner Arbeit aus.

Motivation: warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Ich glaube, dass viele Nichtwissenschaftler den Sinn von angewandter Forschung eindeutig verstehen, aber Grundlagenforschung dann doch für Zeit- (und Geld-) Verschwendung halten. An unserer Arbeit kann man, denke ich, gut sehen warum man Grundlagenforschung braucht und wie sie mit Anwendungen zusammenhängt. Ein Beispiel für eine schon recht etablierte Anwendung der Ionenphysik ist Krebstherapie mit Protonen, welche letztendlich auf Wechselwirkungen von schnellen Ionen mit einem Material (hier dem menschlichen Körper) beruht. Für eine sichere Therapie muss man den Energieverlust der Ionen genau verstehen. Diese grundlegende Physik muss man also erst erforschen und verstehen. In einem zweiten Schritt würde dann angewandte Forschung dieses Wissen praktisch nutzbar machen. Meine (grundlegende) Forschung beschäftigt sich übrigens damit, den Energieverlust von langsameren Teilchen genau zu verstehen. Mal sehen zu welchen Anwendungen das eventuell noch führen wird.


Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Ich bin aktiv in der DoktorandInnenvertretung. In Schweden sitzen in allen Gremien und Ausschüssen auf allen Ebenen StudentInnen bzw. DoktorandInnenvertreter, ich z.B. in unserem Abteilungsrat und in dem des Tandemlabors (so heißt das Beschleunigerlabor, in dem ich auch forsche). Dazu kommen noch Meetings mit den anderen DoktorandInnenvertretern, um uns auszutauschen und abzustimmen.

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Seit ich in Schweden wohne, verwende ich viel Freizeit auf's Tanzen genauer gesagt Lindy Hop, ein Swingtanz aus den 20ern. Das ist ein gutes Kontrastprogramm zu meiner Arbeit und man trifft viele nette Leute. Außerdem lese ich sehr gerne Romane und spiele Harfe.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Ausschlafen, gemütliches Frühstück mit gutem Kaffee und den weltbesten Pfannkuchen von meinem Freund. Zeit für einen langen Spaziergang und ein gutes Buch. Abends treffe ich gerne Freunde - auf ein Bier oder beim Tanzen (siehe letzte Frage).

Bitte begrüßt Svenja ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, November 18, 2018

Die Bausteine der Intelligenz - Anna-Lena Schubert ist jetzt bei Real Scientists DE!

Mit großer Vorfreude möchten wir euch Anna-Lena Schuberg (@AnnaLSchubert) als unsere neue Kuratorin vorstellen! Anna-Lena hat an der Universität Heidelberg Psychologie (B.Sc./M.Sc.) studiert und dort anschließend zum Thema „The relationship between mental speed and mental abilities“ promoviert. Im Anschluss an ihre Promotion hat sie sich für einen viermonatigen Forschungsaufenthalt im Department of Cognitive Sciences der University of California, Irvine, in Kalifornien aufgehalten und dort an einem Modell zur Integration neuraler Daten, mathematischer Modelle und Intelligenztestdaten gearbeitet. Zurück in Heidelberg ist sie derzeit als akademische Rätin auf Zeit in der Abteilung für Persönlichkeitsforschung und Psychologische Diagnostik tätig und beschäftigt sich dort mit den neurokognitiven Grundlagen der Intelligenz.

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?Ursprünglich wollte ich Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus studieren, habe mich dann aber doch mit Psychologie für die vernünftigere Alternative entschieden – schließlich muss man ja irgendwann doch mal Geld verdienen. Während meines Psychologiestudiums habe ich mich recht schnell für (grundlagen-) wissenschaftliche Fragestellungen begeistert. Die Herausforderung, durch neue methodische Ansätze und Perspektivwechsel Antworten auf offene Fragen zu entwickeln, hat mich schon während meines Studiums sehr gereizt und motiviert mich auch heute noch stark. Ich hatte das große Glück, als studentische Hilfskraft während meines Studiums in zwei Abteilungen arbeiten zu dürfen, in denen ich bereits als Studentin stark in die Planung, Auswertung und Interpretation von Experimenten miteinbezogen wurde. Als mein Doktorvater mir dann anbot, im Anschluss an meine Masterarbeit bei ihm zu promovieren, war ich überglücklich, meinen Forschungsdrang weiter verfolgen zu können.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Ich habe mich schon immer gefragt, warum Menschen häufig schlechte Entscheidungen treffen und oft entgegen ihrer eigenen Interessen handeln. Es ist nur konsequent, dass ich mich in meiner Forschung mit den Determinanten rationalen Schlussfolgerns und individuellen Unterschieden in der Intelligenz beschäftige. Gerade Intelligenzforschung ist ein unglaublich spannendes Feld, weil wir mit Intelligenztests – anders als häufig behauptet – sehr viele wichtige Erfolgsvariablen wie Bildungs- und Berufserfolg, aber auch Lebenszufriedenheit und Gesundheit vorhersagen können. Obwohl Intelligenz also ein mächtiges Konstrukt ist, das wir mit klassischen Intelligenztests auch sehr gut messen können, wissen wir relativ wenig darüber, warum sich Menschen in ihrer Intelligenz unterscheiden. Um die kognitiven Prozesse und neuronalen Korrelate zu identifizieren, die Intelligenzunterschieden zugrunde liegen, muss man viele verschiedene methodische Herangehensweisen vereinen: Klassische Laborexperimente, bildgebende Verfahren, Erblichkeitsstudien, mathematische Modellierung, … Es macht mir großen Spaß, diese Forschungsfrage aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten und Teile zur Entschlüsselung des großen Rätsels menschlicher Intelligenz beizutragen.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Meine Arbeit besteht zu gleichen Teilen aus Lehre und Forschung (und ein paar administrativen Tätigkeiten, mit denen ich hier aber niemanden langweilen will). Meine Lehrveranstaltungen stammen meist aus dem Bereich der Persönlichkeitspsychologie oder der Forschungsmethoden. Außerdem betreue ich Bachelor- und Masterarbeiten sowie neuerdings auch meinen ersten Doktoranden. Es macht mir viel Spaß mit Studierenden zu arbeiten, die sich für unsere Forschung begeistern können, und ihre wissenschaftliche, aber auch persönliche Entwicklung zu begleiten. Im Rahmen meiner Forschungstätigkeit leite ich das EEG-Labor unserer Abteilung und programmiere und analysiere elektrophysiologische Experimente. Derzeit schreibe ich außerdem an mehreren Manuskripten, in denen Ergebnisse aus bereits abgeschlossenen Forschungsprojekten berichtet werden. Ich stelle meine Forschung auch regelmäßig auf nationalen und internationalen Konferenzen vor und habe großen Spaß am Austausch mit anderen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern.

Motivation: warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Fast jede Person, die ich treffe, fragt mich erst einmal zu den grundlegenden Fakten zu Intelligenz und Intelligenzunterschieden aus, wenn ich von meinem Forschungsthema erzähle. Wir alle wissen, dass wir uns alle auf vielen verschiedenen Dimensionen der Persönlichkeit (nicht nur in der Intelligenz) unterscheiden, und ich glaube, dass es sehr spannend sein kann, ein wissenschaftlich fundiertes Verständnis für diese Persönlichkeitsunterschiede zu entwickeln. Dass Intelligenzforschung in der Öffentlichkeit vor allem dann diskutiert wird, wenn gerade wieder ein politisch motiviertes Buch mit polemischen Thesen zu Intelligenzunterschieden veröffentlicht wurde, macht mich persönlich traurig. Wenn wir als Intelligenzforscherinnen und -forscher die Öffentlichkeit mehr an unserer Forschung teilhaben ließen, würden viele dieser öffentlichen Diskussionen sicherlich reflektierter ausfallen. Letztlich hat die Identifikation der neurokognitiven Grundlagen der Intelligenz natürlich auch klare gesellschaftliche Relevanz und umfassende ethische Implikationen, wenn wir irgendwann auf Basis unserer Forschungsergebnisse in der Lage sein sollten Interventionen zu entwickeln, mit deren Hilfe wir möglicherweise die menschliche Intelligenz steigern können. So kann unsere Forschung auch jetzt schon helfen, Mythen zur Intelligenzsteigerung durch „Gehirntrainings“ oder „Intelligenzpillen“ zu widerlegen.

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Ich engagiere mich als stellvertretende Jungwissenschaftlervertreterin für die Anliegen der Jungwissenschaftlerinnen und Jungwissenschaftler in der Deutschen Gesellschaft für Psychophysiologie und ihre Anwendung (DGPA). Zusammen mit den Jungwissenschaftlervertretern der Fachgruppe Biologische Psychologie und Neuropsychologie der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPS) wollen wir die Vernetzung unter Jungwissenschaftlerinnen und Jungwissenschaftlern fördern und veranstalten dazu Workshops und Retreats.
Außerdem engagiere ich mich für die Stiftung für Effektiven Altruismus, die es sich zum Ziel gesetzt hat, nach wissenschaftlichen Prinzipien und rationalen Kriterien so viel Gutes wie möglich auf der Welt zu tun. Mir ist dabei besonders wichtig, dass wir nicht nur wohltätig sind, weil es uns ein gutes Gefühl gibt, sondern dass wir aus vielen verschiedenen Wohltätigkeitsorganisationen und ihren Interventionen diejenigen zur Förderung auswählen, die nachweislich besonders effektiv sind.

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Ich habe eine große Leidenschaft für Film, Theater, Musik und Kultur. Als Persönlichkeitspsychologin begeistern mich fein gezeichnete Charakterportraits in Romanen, Theaterstücken oder Film und Fernsehen, und gelegentlich schlüpfe ich auch selbst im Rahmen von Improvisationstheater und Erzählspielen in andere Rollen. Ich bin außerdem begeisterte Brettspielerin und habe einen ganzen Schrank voller Strategie-, Denk- und Kartenspiele. Am liebsten mag ich strategische, kooperative Spiele, in denen man gemeinsam als Gruppe komplexe Probleme lösen oder eine strategische Herausforderung bestehen muss.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Ausschlafen (bis 9 Uhr), ausgiebig frühstücken, lesen, etwas in der Natur unternehmen oder in eine andere Stadt fahren, sich abends gemeinsam mit Freunden zum Kochen und/oder zum Brettspielen treffen, ein Konzert besuchen, einen guten Film oder ein gutes Theaterstück sehen. Guter Kaffee ist ein essentieller Bestandteil jedes idealen Tages, sei es ein Arbeitstag oder ein freier Tag.

Bitte begrüßt Anna-Lena ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, November 11, 2018

Cloudy with a chance of storage systems - Erik Riedel ist jetzt bei Real Scientists DE!

Diese Woche freuen wir uns sehr, euch Erik Riedel (@er1p) als unseren neuen Kurator vorstellen zu dürfen! Erik hat an der Carnegie Mellon University studiert und promoviert und ist derzeit Consultant und Berater, bis vor kurzem Senior Director of Engineering bei Dell EMC in Cambridge, MA. Dort erstellten und unterstützten er und seine Teams Technologien in den Bereichen Hardware-Appliances, Betriebssystem, Sicherheit, Vernetzung, Containerorchestrierung und fehlertolerante Software, die in tausenden Standorten weltweit eingesetzt werden. Vor EMC arbeitete Erik bei Seagate Research an diversen Erfindungen und Innovationen im Bereich Consumer Storage, Performance Management, Vernetzung und Fehlervorhersage, und verbrachte mehrere Jahre in der Speicher- und Sicherheitsforschung bei Hewlett-Packard Labs sowie an der Carnegie Mellon University ("intelligenter, skalierbarer, verteilter Storage bevor es cool war").

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Ich bin ein ausgebildeter Ingenieur auf dem Gebiet Computertechnik und arbeite an großen Computersystemen, die umgangssprachlich die "Cloud" genannt werden. Ich habe einen Bachelor in Mathematik / Informatik, einen Master in Software Engineering und einen Doktortitel in Computer Engineering, alle von der Carnegie Mellon University im US Bundesstaat Pennsylvania. Ich folgte einen ziemlich traditioneller Weg zur Ausbildung eines neuen Wissenschaftlers, aber meine Betreuer bei der Doktorarbeit und unsere Universitätsprojekte waren stets an der Industrie und an praktischen Anwendungen orientiert, während wir gleichzeitig versuchten, über inkrementelle Innovationen hinaus zu denken und große Erfindungen für die Zukunft zu machen.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
In dem breiten Begriff "Computer Engineering" sind viele der großen Probleme der Modernen Technik zuhause - die Nerds haben die Welt erobert. Als Forscher und Ingenieur habe ich täglich mit theoretischen und mit praktischen Fragestellungen zu tun. Die Kombination aus neuen und riskanten Ideen sowie eine strenge Analyse zur Bewältigung der harten Probleme ist für mich sehr attraktiv. Ich genieße es, die Details zu ermitteln, wie ein Aufgabe am besten gelöst werden kann, aber ich freue mich auch, wenn die resultierenden Lösungen genutzt werden, um Auswirkungen zu erzeugen und Veränderungen in der realen Welt zu beeinflussen. Ich poste zum Beispiel regelmäßig ein Videosegment oder ein besonders cleveres GIF zu meinen Freunden in der Branche weltweit, und sage: "Wir haben das gebaut." Ohne die Forschungsarbeit aus vielen Jahrzehnten Computer Science und Computer Engineering wären die Technologien - Twitter und Facebook und Blogs und Giphy - die jeder heute als selbstverständlich betrachtet, gar nicht möglich gewesen.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Ich arbeite hauptsächlich im Bereich der Speichersysteme - das Erstellen von Petabyte- (PB) und Exabyte- (EB) großen Speicher, um alle Fotos, Videos und Bilder zu schützen, die täglich auf der ganzen Welt und sogar im Weltall gesammelt werden. Wir haben Systeme mit vielen Zehntausenden einzelner Festplatten gebaut, die manchmal über Millimeter und manchmal über tausende Kilometer Entfernungen zusammenarbeiten. An manchen Tagen arbeiten wir mit Papier oder gemeinsam an einem Whiteboard, um ein neues System zu entwerfen oder das Verhalten eines vorhandenen Systems zu verstehen. An manchen Tagen arbeiten wir mit den Computern, beobachten den Data Flow durch die Datenzentren der Kunden bis zu den Endbenutzer. Ich verbringe auch viel Zeit damit, den Ideen anderer zuzuhören. Ich bringe gelegentlich Anleitung oder Input aus meiner eigenen Erfahrung, aber meistens versuche ich, die Details und Auswirkungen dessen, was andere studieren und abschließen konnten, zu lernen und zu erfassen. Unsere Technologiestacks sind so tief, voneinander abhängig und verändern sich so schnell, dass wir immer darauf achten müssen, woran Forscher oder Unternehmen in angrenzenden Gebieten tüfteln. Unsere Arbeit wird fast ausschließlich in Teams durchgeführt. Daher müssen auch Techniken zur Kommunikation und Zusammenarbeit untersucht und angepasst werden, damit jeden Tag vielfältig Ideen zu effektiven Lösungen kombiniert werden können.

Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Ich habe mit Daten von Satelliten, MRI-Geräten, Kraftwerken, Bibliotheken und natürlich von Smartphones und Kameras der ganzen Welt gearbeitet. Meine Kollegen und ich haben die Technologiesysteme, die so viele für das Erfassen, Speichern und Abrufen von Daten als selbstverständlich betrachten, studiert, aufgebaut, abgerissen und wieder aufgebaut. Ohne die Daten wäre die "Cloud" ein sehr langweiliger Ort. Der erste tragbare Computer-Speicher, den ich verwendete, war eine 160-Kilobyte-Diskette, die nur in eine sehr große Hosentasche passen würde, und heute trage ich mehrere 64-Gigabyte-Speichergeräte - also über 1 Million Mal so viele Daten - die auch enthalten Megapixel-Display und Gigabit-Netzwerke. Der gleiche Trend hat die im Großrechner gespeicherten Datenmengen um unzählige Milliarden multipliziert. Wir sind dafür verantwortlich, Systeme zu schaffen, die schnell und zuverlässig zum Speichern und Abrufen all dieser Daten sind, aber auch eine umfassendere Verantwortung für Datenschutz, Sicherheit, Transparenz und Zugänglichkeit, da die gesamte Weltgesellschaft davon betroffen ist. Als wir an der Uni waren, haben wir darüber gesprochen, die Welt mit neuen Erfindungen zu verändern, aber die heutige Technologie hätten wir nur als Fantasie erdacht. Alle diese technologischen Fortschritte wurden von einer Gruppe von Tausenden und Abertausenden zusammen erzielt. Arbeiten an Standorten auf der ganzen Welt, in vielen verschiedenen Sprachen und Situationen, immer auf dem, was vorher kam gebaut. Wenn ich Vorträge an Universitäten über einen Aspekt der Systeme halte, verwende ich oft den Untertitel "es ist ein Wunder, dass es überhaupt funktioniert", angesichts der Komplexität und Vielfalt der erforderlichen Ideen und Konzepte.

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Seit einigen Jahren beschäftige ich mich mit Engineering Culture - wie können wir besser zusammenarbeiten und kooperieren, um unterschiedliche Ansichten und diverse Kollegen besser einzubeziehen. Moderne Computertechnologie ist sowohl durchdringender als auch zugänglicher als je zuvor, und ich glaube, es ist wichtig, dass sie nicht nur der Blick von denen in weißen Laborkitteln oder dicken Gläsern ist. Dies hat mich veranlasst, als Mentor und Berater in meinem Bereich sowie als Kommunikator außerhalb des Feldes und gelegentlich in den Schulen zu arbeiten.

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Ich suche schon seit etwa fünfzehn Jahren ein richtiges Hobby, also gehe gerne auf Vorschläge ein. Seit zwei Jahren mache ich oft Fotografien von Wolken fürs Instagram - also #clouds damit ich immer "on brand" bleibe - aber mit iPhone Kamera ist es wohl kein offizielles Hobby sondern eher eine Achtsamkeitsübung.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Auch wenn es einmal einen Tag frei von Forschungsarbeit oder Telefonaten gibt, dann ist wahrscheinlich irgendein Ausflug mit den Kindern fällig. Wir wohnen am Ufer des Atlantik also laufen wir gerne an irgendeinen Strand, und jedes Jahr steigern wir unser Verhältnis Kilometer / Eis um ein bisschen.


Bitte begrüßt Erik ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, November 4, 2018

(Hoch-)begabt - Tanja Gabriele Baudson ist jetzt bei Real Scientists DE!

Mit großer Vorfreude möchten wir euch Tanja Gabriele Baudson (@TGBaudson) als unsere neue Kuratorin vorstellen! Tanja Gabriele ist Begabungs- und Hochbegabungsforscherin, derzeit als Vertretungsprofessorin für Entwicklungspsychologie an der Universität Luxemburg. Zusätzlich zu ihrem Diplom in Psychologie hat sie einen M.A. in Romanistik und sich für Forschung und Studium bereits in sechs Ländern auf vier Kontinenten herumgetrieben. Als Co-Initiatorin und -Koordinatorin des March for Science in Deutschland wurde sie vom Deutschen Hochschulverband als „Hochschullehrerin des Jahres 2018“ ausgezeichnet.

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet? 
Über einen Magister in Französischer Literaturwissenschaft, Schwerpunkt Lyrik der Moderne, also ein Hardcore-Anwendungsfach. Die Psychologie war in diesem Studiengang mein zweites Nebenfach und Resultat einer Münzwurfentscheidung – wäre die Münze anders gelandet, wäre ich vielleicht Philosophin geworden. Dann fand ich die Psychologie aber so faszinierend, dass ich noch ein Diplom nachgeschoben habe. Im Rahmen meiner Diplomarbeit, die ich im Rahmen einer Kooperation mit Fraunhofer geschrieben habe, habe ich dann meine Freude am empirischen wissenschaftlichen Arbeiten entdeckt. Ich finde es faszinierend, wie verschlungen die Wege manchmal sind; aber für mich ist dieser doppelte Hintergrund eine große Bereicherung. Ich wollte diese Erfahrung nicht missen.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Research is me-search, hat mir ein ganz wundervoller älterer Kollege auf den Kopf zu gesagt, als ich noch ziemlich am Anfang meiner Dissertation stand. In der Tat hatte ich zunächst zu aggressivem Lehrerverhalten geforscht, sah dann aber eine Stellenausschreibung für eine Promotion in der Hochbegabungsforschung und wusste: Das ist es.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Im Grunde das, was man aus der Grundschule kennt: schreiben, rechnen, lesen. Und unterrichten: Mit drei Vorlesungen bin ich aktuell ganz gut ausgelastet, da muss man zusehen, dass für die Forschung noch genug Zeit bleibt. Außerdem halte ich gerne Vorträge für die allgemeine Öffentlichkeit – Praktiker/innen, Vereine, vor kurzem habe ich am TEDx-Event der Universität Luxemburg teilgenommen. Wissenschaftskommunikation ist klasse, weil es ein ganz anderes Publikum ist. Man lernt sehr viel über das eigene Kommunikationsverhalten (und auch darüber, wie begrenzt die eigene Filterblase doch manchmal ist).

Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Weil das Stereotyp, dass Hochbegabte zwar intelligent und leistungsstark sind, gleichzeitig aber soziale und emotionale Schwierigkeiten haben, so unglaublich hartnäckig ist. In Deutschland verbinden allein zwei Drittel der Menschen dieses Klischeebild mit Hochbegabten (Baudson, 2016, Frontiers) – eine Herausforderung für Hochbegabte, die diese Ambivalenz ja irgendwie in ihr Selbstbild einbauen müssen! Und das zieht Ressourcen, die gerade eine so leistungsstarke Gruppe ja besser investieren könnte: nicht nur in wirtschaftliches Wachstum (das Lieblingsargument in der Politik), sondern auch ins Glücklichsein (den Eudämonie-Gedanken, dass die Umsetzung des eigenen Potenzials zum Lebensglück beiträgt, gibt es ja schon seit der Antike). Der Gedanke ist grundsätzlich auf alle Menschen anwendbar. Hochbegabte sind keine besondere Spezies, sondern auch nur Menschen mit individuellen Bedürfnissen

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Ich engagiere mich einerseits für den „March for Science“ in Deutschland, den ich gemeinsam mit Claus Martin in Deutschland initiiert habe und koordiniere. Außerdem bin ich Beisitzerin für Hochbegabtenforschung des Hochbegabtenvereins Mensa in Deutschland e.V.

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Zeitgenössische Kunst und Fotografie, die ich sowohl gerne anschaue als auch produziere. Die Expertiseentwicklung schreitet zwar deutlich langsamer voran als in meiner wissenschaftlichen Laufbahn, aber ich habe ja hoffentlich noch ein paar Jährchen.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Eine Auswahl, weil ich immer auf mehr Sachen Lust habe, als in den freien Tag hineinpasst: Ausschlafen, schreiben, mit meinem Lebensgefährten spät frühstücken, lesen, rausgehen in die Natur, dann eine Ausstellung besuchen. Schönheit macht mich glücklich, und das beschränkt sich nicht auf die Schönheit der Wissenschaft. Kaffee und Törtchen. Danach „Nacharbeit“ – Recherche über interessante neu entdeckte Künstler/innen und Techniken, vielleicht selbst was Künstlerisches machen. Abends Zeit nehmen, um zu kochen, oder ausgehen. Nach Dessert und Espresso Kreation von punktstarken Neologismen beim Scrabble. (Ich finde Essen so toll, dass ich sogar zwei Jahre da gewohnt habe. Sorry für den platten Kalauer.)

Bitte begrüßt Tanja Gabriele ganz herzlich bei Real Scientists DE!