Sunday, October 29, 2023

Wie Wissenschaftlerinnen in den Medien repräsentiert sind! Anna-Sophie Barbutev ist jetzt bei Real Scientists DE!

 

Diese Woche freuen wir uns auf unsere Kuratorin Anna-Sophie Barbutev (@asbarbutev, Projekt: @bmbfwim)! Anna-Sophie Barbutev hat Kulturwissenschaft mit dem Schwerpunkt Medienkultur (BA) sowie Critical & Creative Analysis (Soziologie/MA) studiert. An der Reportageschule in Reutlingen wurde sie zur Journalistin ausgebildet und hat als freie Journalistin für Medien wie die ZEIT und Social-Media-Journalistin für das Onlinemagazin Krautreporter gearbeitet. Seit einem Jahr arbeitet sie als akademische Mitarbeiterin im BMBF-Projekt „Wissenschaftlerinnen in die Medien“ (FH Potsdam, Leitung: Prof. Dr. Judith Ackermann).

 

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?

Seit der fünften Klasse wollte ich Journalistin werden. Über Umwege bin ich in der Wissenschaft gelandet. Als ich im Projektseminar meines Osteuropastudien-Masters in Hamburg saß, wollte ich unbedingt rausgehen und Geschichten schreiben, statt Hausarbeiten zu verfassen, die eh niemand liest. In meiner ersten Woche wurde ich dann an der Reportageschule in Reutlingen angenommen und durfte ein Jahr im Schwabenland mein journalistisches Handwerk erweitern. Über die Alb wandern, auf den Spuren der Swabian Madness und schreiben, schreiben, schreiben. Gemeinsam mit meiner Kollegin Noemi Harnickell wurden wir für unsere Reportage “Würden Sie diesen Mann entlassen?” dann sogar für den Deutschen Reporterpreis nominiert.

Meine Eltern und meine bulgarische Oma haben mir immer ans Herz gelegt, wie wichtig Bildung ist. Und rieten mir dazu, doch noch den Master zu machen. Einige Jahre später muss ich sagen: Ihr hattet Recht!

Bei meinem Master in Critical & Creative Analysis Master in London kam ich zum ersten Mal überhaupt mit dem Thema Promotion in Berührung. Für den ZEIT Campus-Promotionsratgeber sprach ich mit Leuten, die bei berühmten Doktormüttern und -vätern promovierten und machte außerdem eine Geschichte über das Wissen aus der Promotion. Meine Masterarbeit schrieb ich dann über prekäre Arbeitsbedingungen im Journalismus und die Frage, ob informelle Netzwerke für Journalistinnen die neue Gewerkschaft sind. An dieser empirischen Arbeit hatte ich viel Freude: “Warum gehst du nicht in die Forschung?”, fragte mich meine Betreuerin bei unserem letzten Gespräch. Ja, warum eigentlich nicht?

 

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?

Wissenschaftlerinnen sind in den Medien noch immer stark unterrepräsentiert. Das wollen wir durch unser Forschungs- und Anwendungsprojekt “Wissenschaftlerinnen in die Medien” ändern. Im ersten Jahr haben wir dafür die Grundlagenforschung durchgeführt. Auf der Basis dieser Erkenntnisse entwickeln wir gemeinsam mit Medienpartner*innen aus Print, TV und Radio neue Formate, um die Präsenz von Wissenschaftler*innen zu steigern. Im dritten Jahr erarbeiten wir dann ein Weiterbildungsformat für das Medienpräsenztraining von Wissenschaftlerinnen sowie eine Unterstützungsstruktur für Medienschaffende und Wissenschaftlerinnen. Durch diese Kombination bringen wir unsere wissenschaftlichen Erkenntnisse in die Praxis und dürfen gemeinsam mit unseren Kooperationspartner*innen Lösungsansätze entwickeln. 

 

Die Möglichkeit, meine Wissbegierde zu stillen, hält mich im Feld. Obwohl ich aktuell wenig zum Schreiben eigener journalistischer Texte komme, brenne ich natürlich weiterhin für den Journalismus. Journalismusforschung und die praktische Entwicklungsarbeit im Projekt bilden eine Brücke zwischen beiden Leidenschaften.

 

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!

Aktuell verbringe ich viel Zeit am UX-Lab unserer Hochschule, da ich eine Eyetracking-Studie mit Wissenschaftler*innen und Journalist*innen durchführe. Wir wollen herausfinden wie beide Berufsgruppen bei der Expert*innenrecherche vorgehen. 

 

Eyetracking bedeutet, dass die Blickbewegungen der Proband*innen erfasst werden. Sie erhalten zwei unterschiedliche Rechercheaufgaben, die sie dabei bearbeiten. Nach jeder Aufgabe stelle ich ihnen dazu Fragen und am Ende schauen wir uns das Material gemeinsam an. Die Arbeit an dieser Studie ist zwar fordernd, weil es einerseits schwierig war, überhaupt Teilnehmende zu gewinnen und die Erhebungstage eng getaktet sind.

 

Im Rahmen unseres Projekts bin ich für die Perspektive von Medienschaffenden zuständig und habe zum Beispiel eine Medienpräsenzanalyse durchgeführt, um das Geschlechterverhältnis in ausgewählten Print, TV- und Radioformaten zu erfassen. Außerdem habe ich an einer Interviewstudie zum Anfrageverhalten von Journalist*innen gearbeitet. 

 

Gemeinsam mit meiner Kollegin Anne-Kathrin Gerlieb und Prof. Dr. Judith Ackermann leite ich in den kommenden zwei Semestern außerdem das Reallabor “#WirsindWissenschaftler*innen - Wissenschaftskommunikation in den sozialen Medien.” Im Rahmen dieser Lehrveranstaltung vermitteln wir Studierenden die Grundlagen von Wissenschaftskommunikation und unterstützen sie bei der Durchführung und Kommunikation ihres eigenen Forschungsprojekts.

 

 

Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?

“Forschung, Baby!” ist unser Motto. Wir erfassen das Problem nicht nur, sondern entwickeln auf der Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse auch Lösungsansätze.


Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?

Seit drei Jahren arbeite ich im Bereich Wissenschaftskommunikation für die Digital Humanities Juniorprofessur der Universität Jena. Diesen Blick in einen anderen Forschungsbereich und die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit anderen Kolleg*innen finde ich unglaublich spannend. 

 

 

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?

Ich liebe es zu reisen, habe mich sehr in Skandinavien verliebt und lerne gerade Schwedisch.

Mein Credo ist: Immer neugierig bleiben. Ich liebe es, neue Skills zu erlernen. Demnächst zum Beispiel bei einem Goldschmiedekurs.

 

 

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forschende sind ja auch nur Menschen)?

Ausschlafen. Aktuell kommt der Schlaf etwas zu kurz. Morgenspaziergang an der Alster, selbstgemachte Pancakes frühstücken und dann entweder raus in die Natur, um den Waldboden unter den Füßen zu spüren oder in die Hamburger Innenstadt, um ein cooles Kulturevent zu besuchen.



Bitte begrüßt Anna ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, October 22, 2023

Wissenschaftskommunikation als Arbeits- und Forschungsfeld! Rebecca Moltmann ist jetzt bei Real Scientists DE!

Diese Woche freuen wir uns auf unsere Kuratorin Rebecca Moltmann (@RebeccaMoltmann)! Rebecca Moltmann hat Literaturwissenschaft und Sozialwissenschaften studiert. Sie ist seit 2021 Referentin für Wissenschaftskommunikation am Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der Universität Bielefeld. Davor hat sie in Bielefeld, Bremen und Magdeburg als wissenschaftliche Mitarbeiterin gearbeitet, sowohl forschend als auch in Wissenschaftskommunikation und -management. Ihre Forschungsschwerpunkte sind (vor allem geisteswissenschaftliche) Wissenschaftskommunikation, Podcasts in der Wissenschaftskommunikation sowie Erzähltheorie und literarische Strategien der Wissensvermittlung. Als Co-Moderatorin produziert sie die Wissenschaftspodcasts "Praktisch Theoretisch“ mit Stephan Fasold und "Science S*heroes“ mit Christiane Attig.

Foto: Universität Bielefeld/P. Ottendörfer.

 

Wie bist du in der Wissenschaft(skommunikation) gelandet?

Ich habe als Kind schon sehr viel gelesen und geschrieben und wurde so häufig als eher ‚unpraktisch veranlagt‘ beschrieben (wasserdichte Schlussfolgerung!), so dass das Studieren irgendwie immer als logischer Schritt im Raum stand (trotz Arbeiter*innenkind-Hintergrund:)). Ich wollte erst Journalistin werden, während des Studiums und insbesondere im Master habe ich aber festgestellt, dass mir das geisteswissenschaftliche Arbeiten viel Spaß macht und ich Hochschulen als Arbeitsumfeld sehr schätze. Als studentische Hilfskraft habe ich dann erst den Bereich des Wissenschaftsmanagements kennengelernt und festgestellt, dass ich extrem gerne an der Schnittstelle von Wissenschaft und Management/Kommunikation arbeite. Das hat sich dann immer mehr in Richtung Wissenschaftskommunikation entwickelt, wodurch auch mein Forschungsinteresse in diesem Bereich entstanden ist.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?

Die Arbeit in der Wissenschaftskommunikation ist sehr abwechslungsreich, und ich habe im Laufe der Jahre viele hilfreiche praktische Dinge gelernt (wie den Umgang mit Webseiten, Grafikprogrammen, das Podcasten etc.) - und freue mich darauf, dass es noch mehr werden. Wissenschaftskommunikation ist außerdem ein so wichtiges Instrument mit Blick auf die vielen Herausforderungen, vor denen wir als Gesellschaft stehen - auch das motiviert mich persönlich sehr. Mir ist gleichzeitig die theoretische Auseinandersetzung mit Wissenschaftskommunikation sehr wichtig, das hält mich im Forschungsfeld. Und ich bin überzeugt, dass die forschende Position davor bewahrt, zu sehr ‚marketinggetrieben‘ zu werden - ich möchte meine eigene Arbeit immer wieder kritisch hinterfragen. Gerade zu geisteswissenschaftlicher Wissenschaftskommunikation gibt es auch einfach noch nicht so viel Forschung, das muss also geändert werden!

 
Erzähle uns etwas über deine Arbeit!

Ich arbeite seit zwei Jahren als Wissenschaftskommunikatorin am ZiF, einem Institute of Advanced Study, das internationale und interdisziplinäre Forschung in Gruppen fördert. Ich habe also das Glück, dass wir regelmäßig verschiedene Forschungsgruppen und eine entsprechende Themenvielfalt vor Ort haben - von Vulkanen über Reallabore, europäische Grenzregime bis zu Rechtsextremismus. Die Themen liegen also fast buchstäblich vor meiner Tür. Damit sie auch darüber hinaus wahrgenommen werden, bin ich unter anderem dafür verantwortlich, das Kommunikationskonzept des ZiF neu zu gestalten. Eine nicht ganz einfache, aber dafür umso schönere Aufgabe, da es so viele Möglichkeiten gibt, zum Beispiel neue Kommunikationskanäle aufzubauen. In Bezug auf meine ’nebenberufliche’ wissenschaftliche Tätigkeit ist vor kurzem ein Sammelband über die „Praktiken der Geschichtsschreibung“ erschienen, den ich mit meinen Kolleg*innen Marina Böddeker und Jürgen Büschenfeld herausgegeben habe. Darin ist auch ein Aufsatz von mir zum Ausstellen geisteswissenschaftlicher Forschung zu lesen. Das mache ich also noch parallel zum Vollzeitjob. Das ist nicht immer leicht, aber dafür umso schöner, dann das fertige Buch in der Hand zu halten:) 

Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?

In Bezug auf meine Arbeit als Wissenschaftskommunikatorin ist das leichter zu beantworten, weil ich es unterstütze, die Forschung hervorragender Wissenschaftler*innen zugänglicher zu machen, und Zugang zu mehr Wissen in meinen Augen immer nur von Vorteil sein kann (wenn auch nicht ohne Herausforderungen durch die Masse an Informationen). Wie vermutlich viele Menschen bin ich in Bezug auf meine eigene Forschung durchaus selbstkritisch, finde es aber eben sehr wichtig, Kommunikation zu reflektieren. Ich bin überzeugt, dass insbesondere ein besseres Verständnis von geisteswissenschaftlicher Forschung (also den ‚Reflexionswissenschaften‘) auch genau dazu beitragen kann.

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?

Ich habe 2019 mit dem Podcasten angefangen, zunächst mit dem Wissenschaftspodcast „Praktisch Theoretisch“ im Rahmen meiner Tätigkeit als Wissenschaftskommunikatorin im SFB1288 „Praktiken des Vergleichens“ der Universität Bielefeld. Seit 2021 gibt es außerdem das private Projekt „Science S*heroes“, einen Wissenschaftspodcast über Frauen und nicht-binäre Personen in der Wissenschaft. Die Idee kam von Christiane Attig, die mich gefragt hat, ob ich dieses Projekt mit ihr gemeinsam auf die Beine stellen möchte. Darüber musste ich überhaupt nicht nachdenken und habe sofort zugesagt, weil das zu diesem Zeitpunkt tatsächlich eine noch unbesetzte Nische war und das Thema uns beiden sehr am Herzen liegt. Für mich sind Podcasts eine wunderbare Möglichkeit, die Nuancen und Denkprozesse des Reflektierens über Wissenschaft hörbar zu machen. Außerdem dürfen sie lang sein - im Gegensatz zu anderen Formaten, in denen auch mal nur 3 Sätze erlaubt sind.

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?

Wenig überraschend für eine Literaturwissenschaftlerin liebe ich Bücher, Serien und Filme. Ich habe außerdem das Glück, sehr nahe am Teutoburger Wald zu wohnen und zu arbeiten, was ideal für mich ist, da ich gerne in der Natur bin, vorzugsweise spazierend, wandernd oder radfahrend:)

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forschende sind ja auch nur Menschen)?

Also im Sinne eines eher ‚alltäglichen‘ freien Tages wünsche ich mir Sonne für einen schönen Morgenspaziergang im Wald, dann geht es mit einer Freundin zum Sport, danach lesen und dann kommt es sehr auf die Stimmung an: mit Freund*innen/Partner Zeit verbringen, etwas Leckeres kochen oder ins Kino gehen wären gute Optionen - oder ohne Kochmotivation auch gerne mal eine vegane Pizza bestellen:)



Bitte begrüßt Rebecca ganz herzlich bei Real Scientists DE!