Sunday, March 2, 2025

Wie Kindheitsbelastungen die Darm-Hirn-System beeinflussen! Julia Ditzer ist jetzt bei Real Scientists DE!

Julia Ditzer Porträtforo
Diese Woche freuen wir uns auf unsere Kuratorin Julia Ditzer (@juliaditzer.bsky.social)! Julia ist Doktorandin in Klinischer Kinder- und Jugendpsychologie an der TU Dresden. Sie erforscht, wie frühe Lebenserfahrungen – insbesondere Misshandlung, Vernachlässigung oder Trennung von Bezugspersonen – die Entwicklung des Darm-Hirn-Systems beeinflussen. Ihr Promotionsprojekt ist international ausgerichtet, und sie arbeitet sowohl mit Prof. Dr. Anna-Lena Zietlow in Dresden als auch mit Prof. Dr. Bridget Callaghan an der UCLA zusammen.

Ihr Forschungsschwerpunkt liegt auf der Rolle des Darmmikrobioms für die interozeptive Wahrnehmung – also darauf, wie wir innere Körpersignale spüren und interpretieren. Da interozeptive Prozesse eine Schlüsselrolle für Emotionen, Stressverarbeitung und psychische Gesundheit spielen, bietet ihre Forschung neue Einblicke in die langfristigen Auswirkungen früher Belastungen. Ziel ist es, biologische Mechanismen zu identifizieren, die psychische Gesundheit nach belastenden Kindheitserfahrungen beeinflussen, um langfristig bessere Interventionsmöglichkeiten zu entwickeln.

Julia Ditzer studierte Psychologie (B.Sc. und M.Sc.) in den USA und Deutschland. Ihren Masterabschluss machte sie an der Universität Leipzig. Während ihres Studiums sammelte sie umfangreiche Forschungserfahrung in den Bereichen Entwicklungspsychologie, Neurobiologie von Stress und interozeptive Prozesse. Sie absolvierte Forschungsaufenthalte an der UCLA, Stanford University und Yale University und ist in mehreren internationalen Forschungsnetzwerken aktiv. Neben ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit engagiert sie sich in Mentoring-Programmen und Initiativen für Frauen, Erstakademiker:innen und Studierende mit Migrationshintergrund.

 

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?

An meinem ersten Tag an der MLU Halle hatte ich ein Gespräch mit Dr. Kay Brauer, der damals selbst promoviert hat und Dozent für eins meiner belegten Seminare war. In diesem Gespräch hat Kay mit mir ganz selbstverständlich über das Leben in der Wissenschaft gesprochen als wäre offensichtlich, dass ich das ja auch anstrebe. Irgendwie war für mich ab diesem Gespräch klar: Ich werde auch promovieren und in die Wissenschaft gehen. Die restliche Studienzeit (immerhin 5,5 Jahre) habe ich eigentlich nur darauf gewartet, dass ich endlich mit der Promotion starten darf.

 

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?

Ich habe mich schon sehr lange für Psychotraumatologie interessiert. Auf das Thema Kindesmisshandlung bin ich dann während eines Praktikums in der Kinderpsychiatrie gekommen. Fast alle, wenn nicht sogar alle, Kinder, mit denen ich dort gearbeitet habe, hatten Misshandlung und/oder Vernachlässigung in ihrem Leben erlebt. Das war für mich sehr eindrücklich.

Zur gleichen Zeit bin ich auf eine Ausschreibung von Dr. Anat Talmon an der Stanford University gestoßen, die zu den Folgen von Kindesmisshandlung forschte und ihr Team verstärken wollte. Ich habe mich beworben – und der Rest ist Geschichte. 😊 Seitdem lässt mich das Thema nicht mehr los.

 

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Ich forsche dazu, wie frühe Belastungen – etwa Misshandlung oder Vernachlässigung – die Entwicklung von Interozeption und die Darm-Hirn-Achse beeinflussen. Da Interozeption zentral für Emotionen und psychische Gesundheit ist, möchte ich verstehen, welche biologischen Mechanismen hier eine Rolle spielen.
Neben meiner inhaltlichen Leidenschaft für das Thema liebe ich es, Meta-Analysen durchzuführen. Leider haben sie den Ruf nicht besonders viel Spaß zu machen. Viele finden sie trocken – für mich sind sie das Gegenteil! Ich mag sie wirklich sehr. In meiner Promotion kombiniere ich deshalb Meta-Analysen mit experimentellen Methoden, um ein umfassenderes Bild der langfristigen Folgen früher Belastungen zu gewinnen.

 

Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?

Etwa jedes dritte Kind erlebt Misshandlung oder Vernachlässigung – mit gravierenden Folgen. Die Hälfte aller psychischen Erkrankungen lässt sich darauf zurückführen und auch viele körperliche Erkrankungen werden dadurch begünstigt. Trotzdem wird in unserer Gesellschaft erstaunlich wenig über dieses Thema gesprochen. Es fehlt an Aufmerksamkeit, Prävention und vor allem an adäquater Hilfe für betroffene Kinder.

 

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?

Ich engagiere ich mich in verschiedenen Organisationen (z.B. International Society for Developmental Psychobiology, Society for Psychophysiological Research) und Mentoring-Programmen (z.B. ApplicAid, Senkrechtstarter, Legmon) für Bildungsgerechtigkeit und bessere Bedingungen für Minderheiten im akademischen Betrieb.

 

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?

Ich mache gerne (wenn auch noch eher als Anfängerin) Kampfsport: Besonders Muay Thai und Kickboxen. Davon abgesehen liebe ich alles, was mit Wasser zutun hat. Meine Bucket List besteht fast ausschließlich aus verschiedenen Wal- und Haiarten, die ich gern mal ganz aus der Nähe sehen und mit ihnen schwimmen möchte.

 

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forschende sind ja auch nur Menschen)?

An meinem idealen freien Tag gehe ich morgens zu meinem Lieblingskurs in meinem Fitnessstudio, der eher einer großen, lauten Party ähnelt. Danach Brunch mit Freunden und unseren Kindern in einem der vielen großartigen Cafés in Leipzig. Und dann sitzen wir einfach nur stundenlang rum und reden über das Leben. Es gibt guten Kuchen und Iced Chai Latte.


Bitte begrüßt Julia ganz herzlich bei Real Scientists DE!

 

Sunday, February 23, 2025

Medizinethik – Über Fragen des guten und richtigen Handelns im Bereich des Gesundheitswesens! Joschka Haltaufderheide ist jetzt bei Real Scientists DE!

Joschka Haltaufderheide und Roboter

Diese Woche freuen wir uns auf unseren Kurator Joschka Haltaufderheide (@joschkahalt.bsky.social)! Joschka ist Philosoph und Medizinethiker und arbeitet seit 2022 an der Juniorprofessur für Medizinethik mit Schwerpunkt auf Digitalisierung an der Universität Potsdam. Davor hat er an der Ruhr-Universität Bochum gearbeitet, wo er 2015 auch promoviert hat. Er forscht zu ethischen Fragen von digitalen Gesundheitstechnologien zum Beispiel zum Einsatz von Large Language Modellen in der Medizin und sozialen Robotern in der Altenpflege.

 

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?

Zu Beginn meines Studiums hatte ich allenfalls eine sehr vage Vorstellung davon, was Wissenschaft ist. Aber das Denken in Begriffen und Konzepten hat mich fasziniert. Also habe ich Philosophie und Literaturwissenschaften studiert. Während meines Studiums hatte ich dann das große Glück, auf leidenschaftliche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu treffen, die mich ermutigt haben, diesen Weg zu versuchen. Ich war mir erst nicht sicher, ob ich das kann und will – ich habe es einfach ausprobiert und habe seitdem den besten Beruf der Welt.

 

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?

Ich arbeite in der Medizinethik. Das ist die wissenschaftliche Reflexion von Fragen des guten und richtigen Handelns im Bereich des Gesundheitswesens. Ich forsche zum Beispiel zur Nutzung von künstlicher Intelligenz in der Medizin und dem Einsatz von sozialen Robotern in der Altenpflege. Die Medizinethik ist etwas ganz Besonderes. Man kann sich mit ihr als Wissenschaftler wunderbar zwischen alle Stühle setzen. Medizinethikerinnen und Medizinethiker arbeiten geisteswissenschaftlich, sind aber oft an medizinischen oder gesundheitswissenschaftlichen Fakultäten angestellt, wo sie zum Beispiel die Ethiklehre für das Medizinstudium übernehmen. Medizinethik ist eine angewandte Ethik, also praktische Philosophie, aber sie verwendet auch empirische Methoden, zum Beispiel aus der Sozialwissenschaft. Ihr Ziel ist es, Theorie und konkrete Praxis zusammenzubringen und am Ende des Tages sagen zu können, was richtig und gut ist. Ich mag das interdisziplinäre und anwendungsnahe Arbeiten mit einer Kombination von Expertisen und Methoden, die man kaum in einem anderen Bereich so findet.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!

In meiner Arbeit geht es um die ethischen Auswirkungen des Einsatzes von digitalen Gesundheitstechnologien. Was bedeutet es, wenn eine künstliche Intelligenz an der Diagnose beteiligt ist? Können und dürfen Roboter menschliche Pflege ersetzen? Sollten wir generative künstliche Intelligenz in der Psychotherapie einsetzen? Bei diesen Fragen geht es ganz oft darum, was wir mit solchen Technologien machen: Was sind die Folgen, Auswirkungen und Risiken. In meiner Forschung drehe ich das Bild um. Ich frage zuerst, was macht die Technologie mit uns? Wie verändert sich unsere Wahrnehmung und unsere Art zu handeln mit Technologie? Und ist das gut?

Dieser andere Blick ist spannend, weil er offenlegt, dass die Technologien, die uns im Gesundheitsbereich mittlerweile überall umgeben, eben keine einfachen neutralen Werkzeuge sind, die man nur gut oder schlecht benutzen kann. Sie sind selbst „wertbeladen“ und können unser Handeln in bestimmte Richtungen beeinflussen. Das zu verstehen, darüber zu reflektieren und damit umgehen zu können ist sehr wichtig.

Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?

Die Digitalisierung des Gesundheitswesens schreitet rasant voran. Neue Gesundheitstechnologien bieten viele Potenziale aber auch große Risiken. Ein verantwortlicher Umgang mit solchen Technologien setzt Wissen darüber voraus, was ethisch angemessen ist. Diese Fragen betreffen individuell jeden, der schon einmal ein Arzt besucht hat und unsere Gesellschaft als Ganzes, die sich demokratisch darüber verständigen muss, was für eine Gesundheitsversorgung wir in Zukunft wollen.  

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?

Medizinethikerinnen und Medizinethiker arbeiten nicht nur in der akademischen Forschung, sondern oft auch im Rahmen der konkreten ethischen Beratung – sei es in der medizinischen Forschung oder in der Krankenversorgung. Ich bin im Moment unter anderem in der forschungsethischen Beratung eines Projektes der European Research Commission tätig und gründe gerade mit Kolleginnen und Kollegen eine außerklinische Ethikberatung für Brandenburg.

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?

Ich fürchte ich bin ein Nerd. Neben einer ausgeprägten Leseleidenschaft verliere ich mich leidenschaftlich gern in mitunter ziemlich spleenigen Technikprojekten. Von einer KI, die nachts die Füchse in meinem Garten auseinanderhält bis hin zu allen möglichen kleinen Gadgets und Helferlein. Gibt es nicht? Dann bau ich‘s halt! Geht oft genug schief, ist aber immer kurzweilig.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forschende sind ja auch nur Menschen)?

Mein idealer Tag beginnt mit einem späten Frühstück, danach gehe ich ein kleines bisschen Sport machen und widme mich dann irgendeinem verschrobenen kleinen Bastelprojekt oder verbringe Zeit mit meiner Familie. Nachmittags kommen vielleicht meine Geschwister zum Kaffeetrinken vorbei und abends treffe ich mich mit ein paar Freunden und wir spielen was zusammen. Irgendwann, wenn es ruhig wird, krabbel ich noch ein bisschen in meinen Lieblingssessel und lese ein paar Seiten bevor ich einschlafe.

Bitte begrüßt Joschka ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, February 16, 2025

Was fördert und hemmt Vertrauen in Wissenschaft? Marlene Altenmüller ist jetzt bei Real Scientists DE!

Diese Woche freuen wir uns auf unsere Kuratorin Marlene Altenmüller (@marlephie.bsky.social)! Marlene ist Sozialpsychologin und leitet seit Oktober 2024 als Juniorprofessorin das Science Reception Lab am Leibniz-Institut für Psychologie in Trier. Davor war sie sechs Jahre lang Mitarbeiterin in der Sozialpsychologie an der LMU München, wo sie 2022 auch zu Vertrauen in Wissenschaft promovierte. Sie hat in Marburg Psychologie (B.Sc. & M.Sc.) und Kunstgeschichte mit Geographie (B.A.) studiert. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Wissenschaftsrezeption und -kommunikation, soziale Metawissenschaft und Kunstrezeption und Museumserlebnis.

 

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Ich hatte schon immer das "Problem", dass ich mich für sehr viel Verschiedenes interessiert haben. Nach dem Abitur war die Entscheidung, was ich studieren soll, für mich sehr schwer, so viele Fächer kamen in Frage und so viele Berufe hätte ich spannend gefunden. Ich entschied mich schließlich für die Psychologie, weil ich hier das Gefühl hatte, etwas Handfestes zu studieren, das viele Felder vereint (Natur-, Sozial-, Lebens-, und auch ein bisschen Geisteswissenschaften, von allem etwas), mit dem mir aber immer noch alle Türen offen standen (Wirtschaft, Beratung, klinisch-therapeutische Praxis, Journalismus,... und auch Forschung). Am Ende meines Studiums und nach ein paar Praktika wusste ich dann zumindest, dass es eher nicht die wirtschaftliche oder klinische Praxis werden sollte, da hatte es einfach nicht so geklickt. Da war stattdessen dieses hartnäckige Gefühl, dass ich noch nicht fertig damit war, Neues zu lernen und die Welt um mich herum tiefer ergründen und verstehen zu wollen. Zudem hatte ich im Rahmen meiner Abschlussarbeiten und meiner Tätigkeit als studentische Hilfskraft eine besondere Liebe für die Sozial- und Persönlichkeitspsychologie entwickelt. Somit war mir klar: Da muss noch eine Promotion kommen. Ich bekam eine Lehrstuhlstelle in der Sozialpsychologie an der LMU München, wo ich wirklich optimal gefordert und gefördert wurde: Ich konnte meine eigenen Forschungsinteressen verfolgen, bekam Einblicke in die Forschungscommunity und sammelte umfangreiche Lehrerfahrung. Da war dann doch schnell klar: Sozialpsychologie, Wissenschaft, Uni, Lehre - das passt, hier will ich bleiben. 

 

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!

Schwerpunktmäßig befasse ich mich mit Wissenschaftsrezeption. Das bedeutet, ich erforsche wie Laien, aber auch Forschende selbst, auf Wissenschaft blicken. Dabei beschäftige mich mit Fragen wie: Was fördert und hemmt Vertrauen in Wissenschaft? Oder, wie denken Menschen über die Rolle von Wissenschaft in der Gesellschaft? Meine Forschung baut meist auf sozialpsychologische Theorien auf, beispielsweise zu Stereotypen über Forschende (die "kalten, aber kompetenten Nerds im Elfenbeinturm"), und nutzt sozialpsychologische Methoden, insbesondere experimentelle Fragebogenstudien, die ich online, im Feld und im Labor durchführe. Aber ich reichere diese quantitativen Daten gern auch mit weiteren Informationsquellen an, zum Beispiel mit qualitativen Erkenntnissen aus offenen Texten und Interviews oder Verhaltensdaten aus Virtual Reality Settings, Social Media oder Museen. 

 

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?

Am Thema Wissenschaftsrezeption finde ich so toll, dass es nicht nur gesellschaftlich relevant und nützlich ist, sondern mir auch Berührungspunkte mit allen möglichen wissenschaftlichen Disziplinen und Inhalten bietet. Ich arbeite zum Beispiel mit Wissenschaftsmuseen zusammen, wobei ich Einblicke in Themen wie die Meeresforschung, Chemie, und Wissenschaftsgeschichte erhalte und gleichzeitig etwas über Museumsdidaktik und Museumsmanagement lernen. Mit meinem Forschungsthema bin ich in ganz verschiedenen Kontexten unterwegs, von der sozialpsychologischen Grundlagenforschung, über interdisziplinäre Kooperationen bis zur Anwendung in Museen, Politik und Medien. Ich liebe diese Vielfalt und das Gefühl, zu realen Herausforderungen beitragen zu können.

 

Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?

Alles um uns herum ist (oder könnte) durch Wissenschaft informiert werden. Wissenschaft hilft uns, uns in unserer komplexen Welt zurecht zu finden und Entscheidungen zu treffen - im Alltäglichen genauso wie in Krisenzeiten: Welche Lebensmittel sind gesund und unbedenklich und was sagt eigentlich die Smartphone-App, ob es gleich regnet? Wie kann eine Pandemie wirksam eingedämmt und die Klimakrise bewältigt werden? Wir leben in einer so hochspezialisierten Welt, dass wir uns eigentlich ständig auf wissenschaftliche Expertise verlassen müssen. In anderen Worten: Ohne Vertrauen in Wissenschaft wird es schwierig in unserer Gesellschaft. Daher ist es wichtig, einerseits Wege zu finden, Wissenschaft und ihre gesellschaftliche Funktion besser zu kommunizieren und zu vermitteln, und andererseits, Wissenschaft und ihre Erkenntnisprozesse selbst besser zu machen. Zu beide Perspektiven kann die Psychologie mit ihrem Blick auf menschliches Erleben und Verhalten beitragen.


Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Was ist zusätzlich, was ist extern in der Forschungswelt? Irgendwie gehört ja alles zusammen und die Grenzen sind fließend. Ich bin seit vergangenem Oktober Juniorprofessorin am Leibniz-Institut für Psychologie und leite dort das Science Reception Lab. In dieser neuen Funktion sind für mich einige zusätzliche Aufgaben sowohl als Gruppenleitung als auch als Teil der Institutsleitung dazu gekommen. Mehr zum Stellenwechsel und meiner Arbeit als Juniorprofessorin dann in der Woche.


Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Ich habe meine Hobbies auch zum Teil meines Berufs gemacht: Ich beließ es nicht beim Psychologie-Studium, sondern absolvierte parallel aus Interesse auch noch ein Bachelorstudium in Kunstgeschichte und Geographie. Ich liebe Museen und Kunst und habe mittlerweile die Kunstrezeptionsforschung zu einem zweiten psychologischen Forschungsschwerpunkt gemacht. Außerdem kann ich mich sehr für Tiere und Pflanzen begeistern, was ich unter anderem als gelegentliche Bürgerforscherin (Vögel zählen!) auslebe - und nun habe ich auch ein Forschungsprojekt über Citizen Science.


Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forschende sind ja auch nur Menschen)?
Ausschlafen, Frühstück, Stadtspaziergang, Museumsbesuch, Café. Oder nach draußen in die Berge.



Bitte begrüßt Marlene ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, February 9, 2025

Genetische Methoden für den Naturschutz! Gernot Segelbacher ist jetzt bei Real Scientists DE!

Diese Woche freuen wir uns auf unseren Kurator Gernot Segelbacher (@gsegelbacher.bsky.social)! Gernot studierte an der Universität Tübingen Biologie, mit den klassischen Fächern Zoologie, Botanik und Geologie. Danach promovierte er an der TU München im Bereich Molekulare Ökologie. Nach einem Post-Doc am MPI für Ornithologie in Radolfzell wechselte er an die Universität Freiburg. Dort forscht und unterrichtet er als apl. Professor. Seine Forschung konzentriert sich auf molekulare Methoden im Naturschutz und der Umsetzung von genetischen Ansätzen in Politik und Management von Schutzgebieten.

 

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?

Das Interesse an Natur hatte ich seit meiner Kindheit - und irgendwann ist dann das Hobby zum Beruf geworden. Prägend waren dabei vor allem meine Zeit an der Universität Tübingen und Auslandsaufenthalte in Finnland und Schweden.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Für Naturschutz habe ich mich als Ornithologe schon immer interessiert. Zu Beginn meines Studiums der Biologie wurde uns damals noch verkündet, dass wir damit auf jeden Fall arbeitslos werden. Ich habe dann dennoch das Studium angefangen und abgeschlossen. Die faszinierenden Möglichkeiten genetischer Methoden, auch für den Naturschutz, hat mich dann dazu bewogen in diesem Feld zu promovieren. Und es ist superspannend zu sehen wie schnell sich Methoden und Analysen entwickeln. Die Umsetzung in die Praxis find ich nach wie vor reizvoll und spannend.

 

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!

Ich arbeite an der Schnittstelle von Forschung und Naturschutz und versuche mit modernen genetischen Methoden Erkenntnisse für Naturschutzmanagement zu liefern. Das bedeutet zum einen Laborarbeit, Auswertungen und natürlich das Schreiben von Publikationen. Die Betreuung von Studierenden, Doktoranden und Post-Docs ist ebenfalls Bestandteil der Arbeit, genauso wie die Lehre zu unterschiedlichsten Themen (von Naturschutzgenetik bis Ökophysiologie).  Gleichzeitig engagiere ich mich international im Bereich der Naturschutzpolitik in verschiedenen Netzwerken und Verbünden. Daher gehören auch sehr viele Videokonferenzen zu meiner Arbeit.

Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?

Ich arbeite an der Schnittstelle von Forschung und Naturschutz. Auch wenn mittlerweile genetische Methoden weit etabliert sind, ist es für viele Praktiker immer noch ein Buch mit sieben Siegeln und die Anwendungsgebiete unklar. Gleichzeitig haben wir ja auch einen internationalen Auftrag zur Erfassung und um Monitoring genetischer Vielfalt. Während das Artensterben für viele Menschen zumindest ein Begriff ist, ist der Verlust genetischer Vielfalt für viele noch unbekannt. 


Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?

Ich leite unter anderem die Conservation Genetic Specialist Group der IUCN und engagiere mich innerhalb der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft Bodensee.

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?

Vögel beobachten und rund ums Jahr Schwimmen.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forschende sind ja auch nur Menschen)?

Gerne bin ich in den Bergen unterwegs und mache eine lange Wanderung.


Bitte begrüßt Gernot ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, January 26, 2025

Comics, Pop-Kultur und mehr - Christina Meyer ist jetzt bei Real Scientists DE!

Diese Woche freuen wir uns auf unsere neue Kuratorin Christina Meyer! Christina (@chrismey2203.bsky.social) ist Professorin für anglitische und amerikanistische Literatur- und Kulturwissenschaft am Institut für Anglistik und Amerikanistik der Universität Hamburg. Zuvor hat sie unter anderem (!!) an der TU Braunschweig, am John-F.-Kennedy Institut für Nordamerikastudien der FU Berlin und der Universität Siegen eigenständig geforscht und gelehrt. Die venia legendi für die Fachdisziplin Amerikanistik/American Studies wurde ihr im Jahr 2017 verliehen. Sie ist die Autorin von Producing Mass Entertainment: The Serial Life of the Yellow Kid (Ohio State UP, 2019, nominiert für den Eisner Award 2020 in der Kategorie "Best Academic/ Scholarly Work"), und War and Trauma Images in Vietnam War Representations (2008 bei Olms erschienen). Christina Meyer ist Mitherausgeberin von New Perspectives on American Comic Books and Graphic Novels (dies ist eine Sonderausgabe der Zeitschrift Amerikastudien / American Studies, 2011) und Transnational Perspectives on Graphic Narratives: Comics at the Crossroads (2013). Ihre jüngste Veröffentlichung ist eine Herausgeberschrift, die sie zusammen mit Monika Pietrzak-Franger von der Universität Wien zusammengestellt hat: Transmedia Practices in the Long Nineteenth Century ist 2022 bei Routledge erschienen). Zu ihren Forschungsgebieten gehören Populärkultur, visuelle Kultur, Zeitschriftenforschung, Comicforschung, Modernität, Serialität, Transmedialität, Kinderliteratur und Trauma.




Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Ich habe bereits während meines Studiums als SHK und WHK gearbeitet (und meine ersten Veranstaltungen - erst Tutorien, später Lehraufträge, die Seminare und, ja, unfassbar, eine Vorlesung abdecken sollten); nach dem Studium: Promotion und die erste WiMi Stelle… anschließend viele (sehr viele) Universität-Wechsel (Stichwort: #IchBinHanna, #WissZeitVG…), Habilitation und Ende Oktober 2022 dann endlich sehr ‚erlösende‘ Anruf. 

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Aktuell würde ich die Arbeitsverteilung so einschätzen: 50% akad. Selbstverwaltung (diverse Gremienarbeiten, Besetzungs- und Berufungskommissionen, Ämter/Funktionen, Studienfachberatung, Betreuung und Begutachtung von BA und MA Abschlussarbeiten sowie Dissertationen,... und mehr), 35% Lehre (9SWS), 10% Forschung und 5% anderes (wie z.B. ehrenamtliche Ämter - hierzu werde ich auch im Laufe der Woche bei Bluesky noch mehr schreiben). Ich liebe die Lehre, also vor allem die Interaktionen mit Studierenden in Seminaren (der Frontalunterricht in den Vorlesungen, in denen zwischen 80 und 200 Studierende sitzen, ist nicht meine favorisierte Unterrichtsmethode). Durch die Seminardiskussionen lerne ich meine Studierenden nciht nur besser kennen, sondern lerne jedes Semester immer wieder noch dazu (Aspekte, wie z.B. bei einer Romananalyse, die mir bislang nicht aufgefallen sind). In der Forschung, die momentan zu kurz kommt, ist ein zentraler Forschungsbereich das späte 19. und frühe 20. Jahrhundert - ich schaue mir vor allem die lange unbeachtet gelassenen Zeitungscomics und Zeitungsserials an. Ich sehe diese kulturellen Artefakte als Ko-Produzenten von Kultur an, die Einblicke in die Zeit, in der sie entstanden sind (und die Strukturen, die ihre Entstehung ermöglichten) gewähren. Comicforschung betreibe ich mit Leidenschaft. 

Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Mit Bezug auf Comics: 1) weil ich massproduzierte und massenhaft konsumierte Artefakte untersuche, die lange in der Öffentlichkeit keinen Platz hatten (oder als trivial abgetan wurden - alte Zeitungscomics der Jahrhundertwende), die aber allein schon aufgrund ihrer Wirkmächtigkeit (die ich detailliert nachzeichne) dringend untersucht werden sollten - was leisten diese Seiten, das andere Medienoptionen derselben Zeit nicht leisten (konnten), was hat diese Seiten so populär gemacht u.m.? Dies sind Fragen, mit denen ich mich beschäftige - es geht dabei (auch) um Sichtbarmachung von vernachlässigten Materialien; ich glaube, dass die Öffentlichkeit gar kein Bild davon hat, was in diesen alten Comics passiert und wie sie überhaupt aussahen (und wie farbenfroh die Originale auch heute noch sind); 2) damit einhergehend: weil ich neue Zugänge zu „alten“ Materialien aufzeige und Beispielanalysen liefere, die zeigen, wie diese Erzählformen der Moderne funktionieren und mit welchen Implikationen; 3) weil ich zukünftigen Lehrer*innen in den unterschiedlichen Lehramtsstudienprogrammen aufzeigen und beibringen will, welches didaktische Potential in diesen historischen Artefakten, aber auch zeitgenössischen Cartoons und graphic narratives steckt. Medienkompetenz ist ein zentraler Aspekt des schulischen Kurriculums, und dazu zählt nun mal auch der sichere Umgang mit und das Unterrichten von und mit Comics. Da viele meiner Studierenden später als Lehrer*in in der Grundschule oder Sekundarstufe II arbeiten werden, möchte ich Ihnen nicht nur ein Verständnis für die Lesarten von Comics übemitteln, sondern auch eine „toolbox“ mit Begriffen, Methoden und Konzepten, die ihnen das Unterrichten von und mit Comics in den jeweiligen Jahrgangsstufen erleichtert. Anders, vereinfacht formuliert: ich erhoffe mir, dass ich meinen Studierenden Wege des „Wie“ aufzeigen kann - wie (und wieso) kann man Comics unterrichten und mit welchen Zielen? 

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Ich bin (wiedergewählte) erste Vorsitzende der Gesellschaft für Comicforschung (ComFor e.V.). Hierzu werde ich im Laufe der Woche in meinen Posts noch mehr sagen. 

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Ich war früher Leistungsturnerin, würde das aber jetzt nicht mehr zu meinen Hobbies zählen (Salto und Spagat gehören nicht mehr zu meinem täglichen Leben). Eine meiner Leidenschaften (Hobbies?) ist Gärtnern; ich habe eine kleine Dachterrasse, und ich liebe es, mich um meine Pflanzen zu kümmern. Gärtnern ist ein Ausgleich zum akademischen Stress :-).

Wie sieht dein idealer freier Tag aus? 
Ähm, öhm. Freie Tage sind eher selten (außer ich bin krank). Insofern weiß ich gar nicht, wie mein idealer freier Tag aussieht. Ich nehme an: Ausschlafen, in Ruhe meinen Kaffee trinken, draußen auf meiner Dachterrasse im Strandstuhl sitzen, dösen, lesen, in die Natur schauen - … im Urlaub (den ich üblicherweise in die Spätsommermonate lege) sind die freien Tage meist mit dem Meer verbunden: am Meer, im Meer oder in der Nähe des Meers sein.

Bitte begrüßt Christina ganz herzlich auf dem Kanal!


Neue Materialien für die Energiewende - Juliane Borchert ist jetzt bei Real Scientists DE!

Diese Woche freuen wir uns auf unsere neue Kuratorin Juliane Borchert! Juliane (@pv-physicist) ist Forschungsgruppenleiterin an der Universität Freiburg (INATECH) und am Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme (ISE).




Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Physik habe ich studiert weil ich mich auch in der Schule schon sehr für Naturwissenschaften interessiert habe. Lange war mir aber nicht klar was ich damit machen will. Ich habe dann gemerkt, dass es mir wichtig ist, dass meine Arbeit einen Sinn hat und zur Verbesserung der Gesellschaft beiträgt. Daher habe ich mich dann auf die Halbleiterphysik und die Erforschung neuer Materialien für Solarzellen fokussiert. In meiner Masterarbeit habe ich mich dann mit den neuen Perowskitsolarzellen beschäftigt Ich fand nicht nur das Thema super spannend sondern mir gefiel auch die experimentelle Arbeit im Labor sehr. Das wollte ich weiter machen. Also habe ich mich für eine Promotion entschieden. Ähnlich ging es mir nach der Promotion weshalb ich mich für Postdoc Stellen beworben habe und weiterhin in der Wissenschaft geblieben bin.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Für mich ist die Forschung an neuen Materialien für die Energiewende die ideale Kombination aus wissenschaftlich hoch spannenden Fragestellungen und der Chance positiven Einfluss auf die Welt zu nehmen. Ich mag die Herausforderung und das Erfolgserlebnis immer wieder ganz neue Zusammenhänge und Einsichten zu erhalten. Gleichzeitig ist es mir wichtig mit meiner Arbeit positiven Einfluss auf die Welt zu haben.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Meine Forschungsgruppe besteht aus 20 Personen die ganz verschiedenen Erfahrungen und Stärken mitbringen. Ob Physik-Doktorandin, chemisch technische Assistentin oder Ingenieurs-Postdoktorandin, alle arbeiten gemeinsam daran neue Materialien für Solarzellen zu verstehen und zu verbessern. Meine Rolle ist dabei sowohl eine wissenschaftliche als auch eine Koordinierende. Zum Beispiel sorge ich dafür, dass alle Gruppenmitglieder gut gemeinsam arbeiten können, diskutiere die wissenschaftliche Interpretation neuer Messergebnisse und kommuniziere unsere Ergebnisse auf Fachkonferenzen. Auch Lehre, Führung von Mitarbeitenden, Austausch mit Nachbargruppen und Kooperationspartner*innen gehören zu meiner Arbeit.

Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Um der Klimakatastrophe zu begegnen müssen wir unserer Energieversorgung auf erneuerbare Energien umstellen. In der Zukunft wird Solarenergie also eine noch größere Rolle spielen als sie es jetzt schon tut. Daher ist es wichtig Photovoltaikanlagen einzusetzen die möglichst viel Strom produzieren und möglichst Ressourcen schonend herstellbar sind. Ich erforsche Perowskit Materialien die ein großes Potential haben das Grundmaterial für zukünftige Generationen von Solarzellen zu werden.

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Ich gehöre zu zwei Institutionen, einerseits der Uni Freiburg und andererseits zum Fraunhofer ISE. Zusätzlich zu meiner Forschung bin ich auch an der Lehre beteiligt. Ich unterrichte im Masterstudiengang Sustainable System Engineering. Die Studierenden dieses Studiengangs kommen aus vielen verschiedenen Ländern und haben vorher verschiedenste Ingenieursstudiengänge studiert. Es macht sehr viel Spaß ihnen neue Solarzelltechnologien nahe zu bringen und ihre Sichtweise auf die Potentiale und Herausforderungen verschiedener Technologien kennen zu lernen.   

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
In meiner Freizeit erkunde ich gern die Umgebung von Freiburg. Da ich noch nicht so lange hier wohne, entdecke ich immer wieder tolle neue Ecken bei Wanderungen im Schwarzwald und Ausflügen nach Frankreich oder in die Schweiz. Meine Kreativität lebe ich als aktives Mitglied einer Gedichteschreibe Gruppe aus. Seit Mitte 2024 habe ich außerdem das Geschichtsprojekt „Kurts 1662 Tage“ gestartet. Dafür transkribiere ich das Tagebuch meines Urgroßvaters aus dem 1. Weltkrieg und stelle es täglich in einem Blog online.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus? 
Eine Wanderung bei bestem Wetter im Schwarzwald, gefolgt von einem Spieleabend wäre super.

Bitte begrüßt Juliane ganz herzlich auf dem Kanal!


Sunday, January 12, 2025

Wie hängen Popkultur und gesellschaftlichen und technischen Entwicklungen zusammen? - Rebecca Haar ist jetzt bei Real Scientists DE!

Diese Woche freuen wir uns auf unsere neue Kuratorin Rebecca Haar! Rebecca (@simulacrumvacui.bsky.social) promovierte an der Universität Tübingen im Fachbereich Medienwissenschaften und Literaturwissenschaften. Nach Lehraufträgen in Tübingen lehrt sie aktuell an der Universität Klagenfurt im Bereich Game Studies. Ihre Forschungsschwerpunkte sind neben Simulationstheorie Medien- und Filmtheorie, Mediengeschichte, Game Studies sowie Comicforschung.




Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Während des Schreibens der Magisterarbeit ergab es sich, dass das Thema ausreichend groß ist, um daraus im Anschluss eine eigene Forschungsarbeit zu machen. Die Dissertation habe ich berufsbegleitend geschrieben und immer wieder Lehraufträge übernommen und freue mich, dass ich weiterhin meine Forschungsinteressen in Seminaren umsetzen kann.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Popkultur, Science-Fiction und der Umgang mit neuen Technologien haben mich schon immer interessiert, aber ebenso Medientheorien und während des Studiums in Tübingen ergab es sich, dass ich beides miteinander verbinden konnte.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Ich bin Literatur- und Medienwissenschaftlerin mit dem Schwerpunkt Science-Fiction und Phantastik und erforsche den Konnex zwischen Popkultur und gesellschaftlichen und technischen Entwicklungen, beispielsweise der Umgang mit Simulation und Virtualität in der Cyperpunk-Literatur der 1980er und Filmen der 1990er Jahre. Mein letztes Projekt, das ich als im vergangenen Jahr als Sachbuch veröffentlicht habe, beschäftigt sich mit künstlicher Intelligenz in der Science-Fiction am Beispiel von Star Trek und inwiefern die Fiktion von tatsächlichen technologischen Entwicklungen in ihrem zeitgenössischen Narrativ beeinflusst wird. Aktuell arbeite ich an einem Paper über die Phänomenologie virtueller Räume in Star Trek.

Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Weil ich versuche, meine Themen möglichst so zuaufzubereiten, dass sie breit zugänglich sind – sei es über Vorträge, Seminare oder Podcasts, in denen ich schon zu Gast war. Auch aus diesem Grund versuche ich immer, meine Arbeit mit Popkultur zu verbinden. Hierbei verknüpfe ich nicht nur Literatur und Film, sondern setze auch Computerspiele ein wie aktuell bei einem Seminar über Worldbuilding. Ich spreche mich immer dafür aus, den eigenen Interessen zu folgen und versuche auch in meinen Seminaren für die Studierenden Ansätze zu bieten, wie sie eigene Konzepte und Thesen für ihre wissenschaftliche Arbeit entwickeln können, die über das eigentliche Thema auch gerne hinausgehen können, um ihnen etwas an die Hand zu geben, was ihnen auch in der Zukunft hilfreich sein kann – nämlich neugierig zu bleiben und Fragen zu stellen.

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Wir haben in Stuttgart eine kleine Bühnenshow, die sich Comics & Bier nennt, in der wir -  ähnlich dem literarischen Quartett – in wechselnder Besetzung über Comics und Bier diskutieren. Wenn ich nicht selbst auf der Bühne sitze und Comics, Manga oder Graphic Novelsanalysiere, bin ich für die Technik und Hintergrundrecherche zuständig.

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Ich habe ein Teleskop und finde Astronomie spannend. Außerdem interessiere ich mich für Musik und habe eine Instrumentensammlung, unter anderem mit Theremin, Otomatone, Kalimba und einem Synthesizer und nehme mir regelmäßig vor, endlich etwas aufzunehmen.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus? 
Ein Tag ohne Verpflichtungen, an dem ich spontan entscheiden kann, was ich als nächstes mache.

Bitte begrüßt Rebecca ganz herzlich auf dem Kanal!


Sunday, January 5, 2025

Treibhausgase und Bodenleben untersuchen - Carolyn Görres ist jetzt bei Real Scientists DE!


Diese Woche freuen wir uns auf unsere neue Kuratorin
Carolyn-Monika Görres! Carolyn (@carolyngorres.bsky.social) ist Landschaftsökologin und hat 2012 an der Universität Aarhus (Dänemark) promoviert. Nach einer ersten PostDoc-Stelle an der Universität Antwerpen (Belgien), forscht und lehrt sie seit 2015 an der Hochschule Geisenheim. Sie betreibt sowohl Grundlagen- als auch angewandte Forschung im Bereich Treibhausgasemissionen aus landwirtschaftlich genutzten Böden. Ihr zweiter Schwerpunkt ist der Einsatz von Akustik zur Verbesserung des Biodiversitätsmonitoring im Boden.



Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?

Man kann sagen, dass ich da so reingerutscht bin. Es ist definitiv keine geplante Karriere. Ich habe 2006/2007 an der Universität Greifswald meine Diplomarbeit zu Methanemissionen aus natürlichen Mooren geschrieben. Die Ergebnisse durfte ich auf einer Konferenz vorstellen und dort wurde ich von Wissenschaftlern der Universität Aarhus angesprochen. Die waren gerade dabei ein Team für ein Treibhausgasmessprogramm in genutzten Mooren in Dänemark zusammenzustellen. Und so habe ich dort meine Doktorarbeit geschrieben. Das Jobangebot und die Arbeitsbedingungen in Dänemark waren sehr gut (viel besser als in Deutschland) und die Arbeit hat mir sehr viel Spaß gemacht.


Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?

Meine Dozenten Lars Kutzbach und Martin Wilmking haben mich damals während des Studiums an der Universität Greifswald generell für das Forschungsfeld der Treibhausgasemissionen aus Ökosystemen begeistert. Und die Begeisterung dafür hat nie nachgelassen. Ich bin studierte Landschaftsökologin und möchte einfach verstehen, wie Prozesse in Ökosystemen ablaufen. Treibhausgase sind dafür ein hervorragend Querschnittsthema, weil man sich mit allen Aspekten eines Ökosystems auseinandersetzen muss: Boden, Flora und Fauna, Hydrologie, Nutzungsgeschichte, Klima. Allerdings steigt das Frustationsprotenzial in den letzten Jahren in meinem Feld extrem an: einserseits durch die Arbeitsbedingungen in der deutschen Wissenschaft und andererseits durch die Klima- und Biodiversitätskrise. Vielleicht bin ich bald nicht mehr in dem Feld tätig.


Erzähle uns etwas über deine Arbeit!

Ich bin Landschaftsökologin mit den Spezialgebieten Treibhausgasforschung und akustisches Bodenbiodiversitätsmonitoring. Boden ist in vielen Teilen immer noch die sprichwörtliche Black Box und mein Hauptschwerpunkt ist die Weiterentwicklung oder Neuentwicklung von Methoden, um Treibhausgasprozesse im Boden und Bodenleben besser untersuchen zu können. Viele Fragen, die derzeit noch offen sind, resultieren daraus, dass uns die passenden Messmethoden fehlen oder die Messmethoden noch so kompliziert und teuer sind, dass sie nicht großflächig angewendet werden können. Des Weiteren bin ich auch sehr gerne in der Lehre tätig, mit dem Fokus auf gute wissenschaftliche Praxis und Methodenausbildung. Ich lehre wissenschaftliches Arbeiten für verschiedene Studiengänge an der Hochschule Geisenheim und ich bringe Wissenschaftler*innen und Techniker*innen Methoden der Treibhausgasmessung sowie Datenanalyse und Datenauswertung bei.


Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?

Wir sind mitten in einer menschengemachten Klima- und Biodiversitätskrise. Die Situation ist sehr, sehr ernst, aber ich möchte den Menschen zeigen, dass es nicht hoffnungslos ist. Unser Wissen zu den Themen ist jetzt schon groß genug, um jetzt effektiv handeln und gegensteuern zu können. Es macht mich sehr traurig, dass viele Menschen den Bezug zu ihrer Umwelt verloren haben und Natur nicht mehr verstehen oder wahrnehmen. Das gilt besonders für Boden. Etwas, über dass die meisten einfach nur drüber hinweglaufen. Persönlich würde es mich freuen, wenn sich die Öffentlichkeit für meine Arbeit interessiert, damit ich helfen kann, die Begeisterung für die Natur vor unserer Haustür und unter unseren Füßen (neu) zu entfachen. Nur was einem etwas bedeutet, für dessen Schutz setzt man sich auch ein.


Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?

Ich bin Strahlenschutzbeauftrage an der Hochschule Geisenheim, da wir ein Gasmessgerät mit einer radioaktiven Quelle haben, und derzeit bin ich auch in die Planung und den Bau eines komplett neuen Laborgebäudes an der Hochschule Geisenheim involviert.


Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?

Meine Hobbies finde ich nicht übermäßig interessant. Ich lese gerne Krimis, betreibe viel Sport (Laufen, Krafttraining) und schaue auch sehr gerne Sport (Fußball, American Football). Interessanter und sehr wichtig finde ich, dass ich überhaupt wieder Hobbies habe und die auch pflege. Es gab leider eine Zeit in meinem Leben, in der nur noch Arbeit existierte. Zum Glück ist diese Zeit vorbei und ich habe wieder eine gute Work-Life-Balance.


Wie sieht dein idealer freier Tag aus? Ausschlafen (Wecker wird ausgestellt), ein schönes Essen kochen, selber Sport treiben und sich danach Sportevents entweder live im Stadion oder im Fernsehen anschauen. Alternativ statt Sport auch einfach den ganzen Tag auf dem Sofa mit einem Krimi verbringen. Am besten ist der freie Tag, wenn ich ihn zusammen mit meinem Mann verbringen kann.


Bitte begrüßt Carolyn ganz herzlich auf dem Kanal!