Sunday, September 29, 2024

Wie man gute KI-gestützte Systeme für die Bildung baut und was das mit menschlicher Autonomie zu tun hat! Benjamin Paaßen ist jetzt bei Real Scientists DE!

Diese Woche freuen wir uns auf unseren Kurator Benjamin Paaßen (@bpaassen.bsky.social)! Benjamin hat an der Universität Bielefeld Kognitive Informatik und Intelligente Systeme studiert und hat dort auch 2019 zu "Metric Learning for Structured Data" promoviert. Als Postdoc war Benjamin 2020 in Sydney, Australien, 2021 an der Humboldt-Universität zu Berlin und 2021-2023 im Educational Technology Lab des Deutschen Forschungszentrums für künstliche Intelligenz (DFKI) in Berlin. Seit April 2023 ist Benjamin zurück in Bielefeld, jetzt als Juniorprofessor für Wissensrepräsentation und Maschinelles Lernen. Das Hauptthema der Forschung ist, wie man gute KI-gestützte Systeme für die Bildung baut.

 

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?

Für die Wissenschaft interessiert habe ich mich schon früh in der Schule. Dass es wirklich geklappt hat, hat viel mit Gelegenheiten zu tun, die ich glücklicherweise hatte. Dass ich mit einem Stipendium
studieren durfte, zum Beispiel oder dass ich schon früh als Hilfskraft eingestellt wurde auf einem Forschungsprojekt, auf dem ich dann später auch promovieren konnte; dass meine Betreuerin, Barbara Hammer, mich hervorragend beraten und gefördert hat; dass ich dann als Postdoc wieder
ein Stipendium bekommen habe, um nach Australien zu reisen; dass mein Betreuer in Berlin eine Stelle am DFKI für mich hatte und dass mir schließlich die Uni Bielefeld ein gutes Angebot für eine Juniorprofessur gemacht hat.
Viele andere Versuche, in die Wissenschaft zu kommen und dort zu bleiben haben auch nicht geklappt. Ich wollte zum Beispiel im Postdoc erst nach Kanada und habe mich auf einige Professuren beworben, bei denen ich dann nicht gelandet bin. Talent oder harte Arbeit allein jedenfalls waren's sicher nicht. Viel hat es mit Glück zu tun - bzw. es so oft zu versuchen, dass man irgendwann mal Glück hat. 

 

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?

In der 11. Klasse wollte ich eigentlich noch Mathematik und Philosophie studieren, aber dann durfte ich als Schülerstudent einen Kurs "Informatik für Mathematiker*innen" besuchen und habe mich dann begonnen, für die Informatik zu begeistern. In der Folge dachte ich, ich will mal intelligente Prothesen bauen oder sogar eine ganze künstliche Intelligenz und habe im Studiengangkatalog der Arbeitsagentur nach passenden Studiengängen gesucht. "Kognitive Informatik" klang super. War es dann glücklicherweise auch. Wegen meines Promotionsprojekts bin ich dann aber tatsächlich bei den Bildungstechnologien gelandet und die haben es mir dann besonders angetan. Denn in den nächsten Jahren müssen wir ja allein in Deutschland Millionen Menschen aus- und weiterbilden und menschliche Lehrkräfte allein werden das nicht leisten können - zumindest nicht individualisiert auf die diversen Lernenden angepasst.


Erzähle uns etwas über deine Arbeit!

Jetzt gerade bereitet unsere Arbeitsgruppe das nächste Semester vor. Dafür basteln wir an einem Tutoring-System, das unsere Studierenden beim Programmieren-Lernen unterstützen soll. Im Prinzip ist das eine Website, in der Übungsaufgaben erledigt werden. Aber welche Übungsaufgaben angezeigt werden und welche unterstützenden Hinweise man angezeigt bekommt - das wird vom System automatisch an die einzelnen Personen und ihre aktuelle Situation angepasst. Wie das genauer funktioniert kann man dann auf dem Kanal lesen :)
Vielen Dank auf jeden Fall an meine Promovierenden, Alina und Jesper, die gerade sehr hart daran arbeiten, dass die nächste Version bis zum Semesterstart fertig wird. 


Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?

Zwei Gründe: Zum einen, weil es das gesellschaftliche Ziel gibt, "gute Bildung für alle" (UN-Nachhaltigkeitsziel 4) zu ermöglichen. Aber um das zu schaffen in einer sich schnell ändernden Welt mit immer mehr Lernbedarf aber wahrscheinlich eher weniger als mehr Lehrkräften für die einzelnen Themen - dafür brauch es wahrscheinlich technische Unterstützung. Und unsere AG arbeitet an dieser technischen Unterstützung.
Zum anderen, weil wahrscheinlich auch viele schon gemerkt haben, dass "technische Unterstützung für die Bildung" nicht damit getan ist, allen ein Tablet, Internet-Anschluss und einen ChatGPT-Zugang zu geben. Das ist zwar schön, aber damit allein lernt man noch nicht (jedenfalls nicht besser als bisher). Und wir forschen daran, wie es anders geht; wie man Systeme von Grund auf so bauen kann, dass sie pädagogische und didaktische Theorien und Strategien mitberücksichtigen und Lernenden
nachweislich etwas beibringen.

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?

Mit @christianeattig.bsky.social zusammen hoste ich den Podcast "Autonomie & Algorithmen" (https://autonomie-algorithmen.letscast.fm/), in dem wir in jeder Folge mit Expert*innen ein Anwendungsfeld von KI-Methoden vorstellen und was das mit menschlicher Autonomie zu tun hat. Außerdem haben @amreibahr.bsky.social, @maximilianiras.bsky.social und ich gemeinsam ehrenamtlich das Netzwerk KI und digitale Autonomie in Wissenschaft und Bildung gegründet, um für eine Einbindung von KI-Methoden zu werben, die menschliche Autonomie fördert statt gefährdet. Es geht mir also grad viel darum, dass Menschen nicht von KI-gestützten Systemen überwältigt werden, sondern sie als Werkzeug sinnvoll benutzen können.


Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?

Vor allem Pen & Paper-Rollenspiele und Computerspiele. In den frühen 2000ern, als ich zur Schule ging, waren das noch identitätsstiftende Nerd-Hobbies, inzwischen ist beides ja erfreulicherweise sehr verbreitet. Und wo ich das gerade schreibe: Ein Hobby war es 2015-2017 auch, neben meiner Promotion her zu erforschen, wie es eigentlich kommt, dass Videospielkultur so männlich dominiert scheint, obwohl eigentlich inzwischen fast alle Menschen in irgendeiner Form Videospiele spielen (und sei es auf dem Handy) - aber auch dazu dann mehr auf dem Kanal.


Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forschende sind ja auch nur Menschen)?

Super ist schon mal, wenn ich tatsächlich mal wirklich gar nichts arbeiten muss, auch nicht noch mal eben ein Gutachten nebenher oder eine Präsentation, die spontan noch vorbereitet werden muss. Ansonsten bin ich sehr genügsam: Spät aufstehen, ein bisschen spazieren gehen, lecker essen, mit Freund*innen oder allein ein Computerspiel oder Pen&Paper spielen. Möglichst wenig Adrenalin jedenfalls.


Bitte begrüßt Benjamin ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, September 22, 2024

Was Videospiele mit Tourismus zu tun haben! Anh-Thu Nguyen ist jetzt bei Real Scientists DE!

 

Anh-Thu Nguyen

Diese Woche freuen wir uns auf unsere Kuratorin Anh-Thu Nguyen (@anhthu.bsky.social)! Anh-Thu Nguyen wird von vielen aber auch Cathy genannt. Sie hat an der Universität zu Köln Medienkulturwissenschaften und Anglistik studiert und ist seit 2021 in Japan als PhD Studentin unterwegs. Ihr Thema beschäftigt sich mit der Beziehung von Videospielen und Tourismus und ob das Spielen wie eine Reise sein kann. Sie streamt sehr unregelmäßig auf Twitch und schreibt über Games & japanische Popkultur für superlevel.de.

 

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?

Meine Liebe zu Medien und vor allem zum Internet und Computerspielen war schon immer da. Ein Game Boy wurde mir von meinem Papa quasi in die Wiege gelegt – meine ersten Spiele waren Tetris und Super Mario! Das ging dann so weiter mit meiner eigenen PlayStation 1, ich habe in der Schule irgendwann eine Schülerzeitung gegründet (die wir sogar als Printausgabe rausgebracht haben) und meine allererste Hausarbeit in der Oberstufe schrieb ich über Facebook. Es war schon lange klar, dass das Mantra „irgendwas mit Medien“ bei der Studienauswahl bei mir richtig war. An der Universität zu Köln habe ich dann Medienkulturwissenschaften und Anglistik studiert. Zu meiner Zeit gab es einige Dozierende, die ihren Fokus auf die Game Studies-Forschung gelegt hatten. Mich hat es fasziniert, sich mit Videospielen wissenschaftlich auseinanderzusetzen (und dass das überhaupt möglich ist). Das hat sich bis heute nicht geändert.

 

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?

Mein Fokus auf Computerspiele und die Game Studies-Forschung war schon seit meinem Bachelor präsent, und ich würde sogar meinen Dozierenden in Anglistik ein Games-Thema aufzwingen, selbst wenn sie nichts damit am Hut hatten (an dieser Stelle danke ich allen Dozierenden und Professor*innen die Geduld mit ihren Studierenden haben). Jedoch ist die Wahrheit auch, dass ich dank eines großzügigen Stipendienprogramms die Möglichkeit habe in der Forschung tätig zu sein. Das MEXT-Programm der japanischen Regierung erlaubt mir meinen fast 5-jährigen Aufenthalt in Japan. Als ich die Zusage für das Programm erhielt, hatte ich das Gefühl in meiner Arbeit bestärkt worden zu sein und dass auch andere an meiner Forschung interessiert sind. Ich liebe es, Kolleg*innen aus dem gleichen Feld zu treffen – immer eine gute Gelegenheit zu fragen, was so gerade gespielt wird. Ich empfinde die Game Studies-Forschung als ein sehr nahbares Forschungsfeld, gerade weil viele, so wie ich, ihr Hobby zur Forschung gemacht haben.

 

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!

Meine Arbeit beschäftigt sich mit der Beziehung zwischen Videospielen und Tourismus. Neue Technologien ermöglichen neue Reisemöglichkeiten – von Flugzeugen bis zu Computertechnologien. Museen versuchen in etwa den Besuch mit Hilfe von XR-Technologien interaktiver zu gestalten, Virtual-Reality Technologien bauen ganze antike Städte nach. Die Möglichkeiten zwischen Videospielen und Tourismus sind also vielfältig und es gibt derzeit viele verschiedene Ansätze durch und mit Videospielen den Tourismus zu verändern.

In meiner eigenen Forschung schaue ich mir Open-World-Games wie Cyberpunk 2077 und Ghost of Tsushima an. Mein Hauptargument ist, dass das Spielen selbst als eine Form von Reisen verstanden werden kann. Wenn wir uns also von der Idee lösen, dass Tourismus nur an „echten“ Orten passieren kann, was bleibt dann noch vom Reisen und vom Tourismus übrig? Anstatt einer (physisch-realen) ortsorientierten Aktivität, ist es vielleicht eher eine Beziehung, die wir pflegen, wenn wir uns Orte, Dinge, und Menschen anschauen? Das versuche ich mit Hilfe von Videospielen zu beantworten.

 

Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?

Sowohl Videospiele als auch Tourismus sind derzeit großen Veränderungen ausgesetzt, nicht zuletzt aufgrund der Pandemie. Videospiele dienten während Lockdowns für viele als Zufluchtsorte um soziale Aktivitäten im digitalen Raum ausleben zu können oder als Möglichkeit (fiktive) Orte zu bereisen. Das Reisen war und ist immer noch ein gängiges Motiv in Kunst und Literatur, aber kein Medium wie das Videospiel bringt das Reisen so nah an Spieler*innen. Gleichzeitig auch weil Videospiele ein Produkt sind, versuchen sie immer eine Erfahrung zu verkaufen – nicht unweit weg von Tourismus und Reiseveranstaltern. Wir sehen also, dass es sich um eine fast symbiotische Beziehung handelt: Videospiele simulieren Aspekte von Tourismus und der Tourismus versucht auch mit Videospieltechnologien attraktiver zu sein.

 

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?

Ich versuche mich so gut wie möglich auf mein Dissertationsthema zu konzentrieren, weswegen ich nebenbei nur als Mentorin an meiner Universität arbeite. Allerdings schreibe ich ab und zu über Themen wie den Vietnamkrieg (in Videospielen) oder über die vietnamesische Diaspora in Deutschland. Ansonsten bin ich auch als Freelancerin für Superlevel.de unterwegs, wie zuletzt mein Artikel über Gachapons in Japan: https://www.superlevel.de/gachapon-gacha-games-genshin-impact/

 

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?

Ich streame gelegentlich auf Twitch unter https://www.twitch.tv/kayde_nuen! Primär versuche ich Spiele zu spielen, zu denen ich gerade aktuell nicht forsche.

 

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forschende sind ja auch nur Menschen)?

Mein idealer Tag fängt frühestens um 10 Uhr an und die einzige Frage, die ich mir stelle, ist: „Was esse ich heute?“ Damit gehe ich dann zum Supermarkt, koche mir was Feines (wenn ich meine Familie vermisse, gibt es oft vietnamesisches Essen) und verbringe den Rest des Tages mit Saubermachen sowie einer guten Serie. Auch wenn Social Media kein Hobby sein sollte, dokumentiere und poste ich gerne meinen banalen Alltag auf Instagram (@kayde_nuen).



Bitte begrüßt Anh-Thu ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, September 15, 2024

Was erfahren wir über Menschen, wenn sie sprechen? Judith Purkarthofer ist jetzt bei Real Scientists DE!

Portrait-Foto von Judith Purkarthofer
Portrait-Foto von Judith Purkarthofer © UDE


Diese Woche freuen wir uns auf unsere Kuratorin Judith Purkarthofer (@jupurkarthofer.bsky.social)! Judith arbeite seit 2020 als Juniorprofessorin der Germanistischen Linguistik an der Universität Duisburg-Essen. Ihr Studium der Allgemeinen und angewandten Sprachwissenschaft hat sie an der Universität Wien mit der Promotion 2014 abgeschlossen. Danach hat sie bis 2019 am Center for Multilingualism in Society across the Lifespan an der Universität Oslo in Norwegen gearbeitet, bevor sie für einige Monate nach Berlin an die Humboldt Universität gewechselt ist. Ihr erster Schwerpunkt waren Sprachen im Lauf der Lebens, als Teil von biographischer Forschung: zunächst Sprachwahl im Freien Radio und Vorstellungen von ‚guter‘ Sprache bei Jugendlichen in einem Vergleich von Frankreich und Österreich. Danach hat sie zu Mehrsprachigkeit in Schulen und Kitas gearbeitet und erforscht, wie nicht nur der Unterricht, sondern auch die sprachliche Gestaltung der Orte und Begegnungen (als social space) sich auf die Kinder und Erwachsenen auswirken. In Norwegen hat ich begonnen, zu mehrsprachigen Familien zu forschen – immer wieder auch im Kontakt mit Bildungseinrichtungen - und diese Richtung verfolgt sie immer noch.

 

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?

Ich hab als Kind eine Biographie von Marie Curie gelesen und fand das damals schon wahnsinnig faszinierend. Ich glaube, sowohl diese Hingabe an ein Projekt als auch die Neugierde haben mich inspiriert. Das war wohl mein innerer Nerd, die mirch da gewunken hat, und dann hat es mich nach verschiedenen Berufserfahrungen (dazu während der Woche mehr) doch an der Uni gehalten – inzwischen sogar mit einer relativ langfristigen Perspektive.


Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?

Sprecher*innen sind einfach interessant und die Linguistik hat mich damit begeistert, dass sie uns Werkzeuge, Modelle und vor allem Fragen anbietet, mit denen wir soziale Zusammenhänge verstehen können – aber immer mit einem Blick für (teilweise ziemlich abstrakte) Systeme. Auf einer anderen Ebene genieße ich die breite Anwendbarkeit: Es gibt tatsächlich kaum ein Thema, das man nicht irgendwie mit Sprache(n) zusammenbringen kann – aber das geht wahrscheinlich vielen so, die sich entsprechend in ihr Feld vertiefen.

 

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!

Was erfahren wir über Menschen, wenn sie sprechen? Nicht nur durch das, was sie sagen, sondern wie sie es tun. Mit welchen Worten, welcher Sprache – und wodurch wird das eigentlich beeinflusst? Ich forsche in der Soziolinguistik und Mehrsprachigkeitsforschung und das heißt, ich möchte wissen, warum Sprecher*innen welche Teile ihres sprachlichen Repertoires nutzen, das sich im Lauf ihrer Biografie verändert. Aktuell arbeite ich vor allem mit Familien, also Kindern und Erwachsenen, die mehrsprachig miteinander leben – oft über mehrere Länder verteilt – und ihren Sprachgebrauch aushandeln. Das passiert nicht nur nach den Vorlieben der Beteiligten, sondern ist auch davon abhängig, was in der Gesellschaft, in den Medien und Freundeskreisen über bestimmte Sprachen gedacht wird. Während des Semesters bin ich aktiv in der Lehre und trage hoffentlich dazu bei, dass Studierende, die später Deutsch unterrichten möchten, möglichst gut ausgestattet sind und die mehrsprachige Realität in den Schulen gut nutzen können.

 

Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?

Spracherleben ist an sich sehr persönlich – Sprache ist schließlich eine der wichtigsten Verbindungen zwischen dem Individuum und seiner Umgebung. Zugang zu (neuen) Sprachen ist wahnsinnig schön und ermächtigend – aber Sprachen haben eben auch das Potenzial, sehr mächtige Ausschlüsse bis hin zu traumatischen Erfahrungen zu produzieren. Damit sind die Ergebnisse unserer Forschung Eltern und Lehrende, für Schulen und Kitas relevant, aber auch dort, wo Menschen Demokratie verhandeln, spielt der Zugang zu Information und die Möglichkeit mitzureden eine entscheidende Rolle. Es erstaunt und fasziniert mich immer wieder, wie diese minimalen Verschiebungen, die dazu führen, dass man sich in manchen Situationen ganz entspannt und in anderen ganz fehl am Platz fühlt, unser Leben prägen und dann auch dazu beitragen, in welchen Tätigkeiten und welcher Gesellschaft man sich einbringt.


Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?

Ich bin an unserer Fakultät gemeinsam mit einem kleinen Team Gleichstellungsbeauftragte, d.h. wir begleiten Berufungsverfahren, organisieren Workshops und beraten manchmal auch Mitarbeiter*innen und Studierende. Außerdem bin ich aktuell im Vorstand des Interdisziplinären Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung unserer Uni, was sehr gute Verbindungen zu netten Kolleg*innen in anderen Fakultäten mit sich bringt – und immer wieder feine Veranstaltungen (aber auch dazu diese Woche noch mehr).


Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?

Lesen, schwimmen und beklagen, dass nicht mehr Zeit ist. Außerdem versuche ich mich gern als Gärtnerin, indem ich den Balkon beackere und Samen einpflanze. Erfolgreich gekeimt sind u.a. Avocado, Datteln, Erdäpfel, Mandarinen, Zitronen und Orangen – weniger Glück hatte ich mit Äpfeln und Kokosnüssen.


Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forschende sind ja auch nur Menschen)?

Gerne auf einer Reise, zuerst beim Erkunden neuer Cafés und lustiger Aussichten, dann mit Eintauchen in einen See und als Abschluss in einer abstrus-weltverändernden Diskussion mit guten Freund*innen…


Bitte begrüßt Judith ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, September 8, 2024

Von der Psychologie zur WissKomm in der Astrophysik! Phyllis Mania ist jetzt bei Real Scientists DE!

 

Fotoportrait von Phyllis Mania

Foto erstellt durch Lisa Schmelz

Diese Woche freuen wir uns auf unsere Kuratorin Phyllis Mania (@phyllismania.bsky.social)! Phyllis ist Wissenschaftskommunikatorin an der Goethe-Uni Frankfurt. Dort arbeitet sie im Clusterprojekt "ELEMENTS", das den Ursprung schwerer Elemente im Universum erforscht. Eigentlich hat Phyllis Psychologie und Kognitive Neurowissenschaften in Hamburg und Maastricht studiert. Für ihre Doktorarbeit hat sie untersucht, wie unser Gehirn Bewegungen mit unterschiedlichen Körperteilen plant. Mittlerweile beißt sie sich die Zähne lieber an Astro- und Kernphysik aus, frei nach dem Motto "von Neuronen zu Neutronen".

 

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?

Im Studium habe ich ein Forschungspraktikum in der Biologischen Psychologie gemacht. Das hat mir so gut gefallen, dass ich dort auch meine Bachelorarbeit geschrieben habe und anschließend für meinen Master ins Ausland gegangen bin. Für die Promotion bin ich zurück nach Hamburg gekommen und habe mich mit Begeisterung auf EEG- und Bewegungsstudien gestürzt. Nach drei Jahren war leider ziemlich die Luft raus, so dass ich meine Doktorarbeit schließlich sogar parallel zu einer Stelle außerhalb der Wissenschaft fertig geschrieben habe.

 

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?

Nach meinem Abstecher in einen ganz anderen Bereich (nämlich Bildungs- und Jugendarbeit) bin ich 2022 zurück an die Uni gegangen, um Vollzeit in der Wissenschaftskommunikation zu arbeiten. Das vereint einfach alles, was mir Spaß macht - Naturwissenschaften, Kommunikation, Didaktik, Gestaltung, Projektmanagement, ... die Liste ist lang und langweilig wird es nie.

 

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!

Die Aufgaben als hauptberufliche Wissenschaftskommunikatorin sind vielfältig. Tatsächlich spielen "klassische" Aufgaben, wie Pressemitteilungen oder Texte zu schreiben bei mir eine eher untergeordnete Rolle. Bei ELEMENTS legen wir den Fokus insbesondere auf Veranstaltungen zur Wissenschaftsvermittlung ("Outreach"). Dafür haben wir ein interaktives Exponat entwickelt, dass in den letzten 1,5 Jahren schon gut unterwegs war. Dazu kommen Events wie der Girls' Day, Vortragsreihen oder etwa ein Tag der offenen Tür am Teilchenbeschleuniger. Außerdem betreue ich die Webseite und Social Media.

 

Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?

Mir wurde mal gesagt "Astro geht immer" :) Dabei reden wir hier ja gar nicht von meiner Forschung. Wissenschaftskommunikation für andere zu machen ist - glaube ich - in vielen Punkten anders als die eigene Arbeit in die Öffentlichkeit zu tragen. Ob da etwas dahinter steckt, finden wir ja vielleicht diese Woche heraus.

 

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?

Ich bin Mentorin im WissKon-Netzwerk des NaWik und sporadisch noch ehrenamtlich bei den Pfadfinder_innen unterwegs. Wenn es zeitlich hinhaut schreibe ich auch gern Texte über komplett unwissenschaftliche Themen.

 

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?

Egal ob Laufen, Wandern, mit Pferd oder SUP - am liebsten bin ich draußen. Drinnen rolle ich dann die Yogamatte aus oder lese. Außerdem probiere ich gern Neues aus, zuletzt war es Töpfern.

 

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forschende sind ja auch nur Menschen)?

Kaffee im Bett, dann ein Läufchen durch den Wald. Mit Freund*innen auf den Markt zum Schnacken und Schlemmen. Danach mit der ganzen Familie an den See (das Meer ist leider zu weit weg) und abends ein Feuer im Garten.




Bitte begrüßt Phyllis ganz herzlich bei Real Scientists DE!