Sunday, December 26, 2021
Krebs verstehen helfen - Marisa Kurz ist jetzt bei Real Scientists DE!
Wie bist du in der Wissenschaft gelandet? Ich habe direkt nach dem Abitur angefangen Biochemie zu studieren, weil ich verstehen wollte, was die Welt im Inneren zusammenhält - so steht es tatsächlich in meiner Abi-Zeitung aus dem Jahr 2007.
Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Im Biochemiestudium war Tumorbiologie mein Lieblingsfach. Im Philosophiestudium habe ich mich in Richtung Medizinethik spezialisiert. Onkologie ist für mich die Kombination meiner Interessen: Molekularbiologie und Ethik.
Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Das letzte Jahr habe ich als Medizinstudentin im Praktischen Jahr in der Klinik verbracht (u. a. auf einer COVID-19-Station), die Wochenenden im Labor für meine Doktorarbeit oder vor meinem Laptop, wenn ich Texte geschrieben habe. Sobald ich als Assistenzärztin loslege, werde ich auf Station Krebspatienten betreuen.
Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Statistisch gesehen erkrankt fast jeder zweite von uns im Laufe seines Lebens an Krebs. Krebs betrifft uns also alle. Jeder sollte Krebs verstehen können und deshalb möchte ich leicht verständlich darüber aufklären.
Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Wie auf meinen Fotos unschwer zu erkennen ist, habe ich einen ziemlich tollen Hund. Bevor ich ihn adoptiert habe, musste er sich als Straßenhund in Sarajevo durchschlagen.
Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Ein Tag, an dem ich wirklich nichts zu tun habe, und auch kein schlechtes Gewissen habe, wenn ich nichts Produktives tue. Und dann: mit Freunden und Hund ins Grüne, spazieren gehen und Biergarten.
Bitte begrüßt Marisa ganz herzlich bei Real Scientists DE!
Sunday, December 12, 2021
Zurechtfinden im Alltag - Laura-Isabelle Klatt ist jetzt bei Real Scientists DE!
Mit großer Vorfreude möchten wir euch unsere neue Kuratorin Laura-Isabelle Klatt (@LoraKlatt) vorstellen! Laura hat in Bochum und Freiburg Psychologie studiert. Als echtes Ruhrpottkind zog es sie dann zurück ins Ruhrgebiet, ans Leibniz Institut für Arbeitsforschung in Dortmund. Dort promovierte sie im Jahr 2020 und ist aktuell weiterhin als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung für Ergonomie beschäftigt. Mit „klassischer Ergonomie“ hat ihre Arbeit jedoch recht wenig zu tun. In ihrer Forschung nutzt sie vor allem das EEG, eine Methode, die mithilfe von auf der Kopfhaut platzierten Elektroden die elektrische Aktivität unserer Gehirnzellen erfasst. Mithilfe des EEGs untersucht sie welche Prozesse im Gehirn dazu beitragen, dass wir uns in komplexen Umgebungen auf einzelne relevante Informationen fokussieren können, wie das visuelle und das auditive System dabei zusammenarbeiten, und wie wir solche Informationen aus verschiedenen Sinneskanälen im Arbeitsgedächtnis abspeichern.
Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Ich habe sowohl einen Bachelor als auch einen Master in Psychologie gemacht. Während des Studiums wurde die Promotion bzw. eine Laufbahn in der Wissenschaft meistens nicht groß beworben. Die meisten meiner Kommilito:innen wollten Psychotherapeut:innen werden. Während meines Masters an der Uni Freiburg habe ich dann als wissenschaftliche Hilfskraft in einem größeren Forschungsprojekt gearbeitet, in dem es darum ging, die Wirksamkeit von Online-Therapie-Programme für verschiedene Patientengruppen zu untersuchen. In dem Projekt habe ich dann auch meine Masterarbeit geschrieben und zum ersten Mal gemerkt, wie viel Spaß Forschung eigentlich macht. Und so kam dann irgendwie eins und zum anderen und ich habe mich nach Promotionsstellen umgeschaut.
Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Im Bachelor an der Ruhr Uni Bochum hatte ich den Schwerpunkt Kognitive Neurowissenschaften gewählt. Im zweiten Semester hatten wir dort ein Seminar mit dem Titel „Mal- und Bastelkurs“. In dem Kurs haben wir pro Seminareinheit eine bestimmte Hirnregion kennengelernt und diese zunächst mit Knete selbst „nachgebaut“ und dann z.B. echte Stücke dieser Hirnregion unterm Mikroskop angeschaut. Auch ein ganzes, präpariertes Gehirn durfte ich als Teil dieses Seminars in den Händen halten. Ich sage euch, es war magisch. Ich glaube, in diesem Moment wurde der Grundstein für meine Faszination und Begeisterung für das Gehirn gelegt!
Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Meine Forschung ist an der Schnittstelle von Kognitionspsychologie und Neurowissenschaft einzuordnen. In meiner Promotion habe ich mich damit beschäftigt, welche Prozesse im Gehirn dazu beitragen, dass wir in komplexen Hörumgebungen fokussiert zuhören können. Zukünftig möchte ich mir noch stärker die Interaktion von Hören und Sehen beim Selektieren und Abspeichern von Informationen im Arbeitsgedächtnis anschauen – denn in unserer natürlichen Wahrnehmung spielen natürlich beide Sinneskanäle eine Rolle. Insbesondere was das Speichern von Informationen im Arbeitsgedächtnis angeht, ist die Forschung bisher sehr zentriert auf visuelle Verarbeitungsprozesse.
Motivation: warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Unser Gehirn ist die Schaltzentrale, in der alle Informationen zusammenfließen, in der Denken, Fühlen und Handeln koordiniert werden. Es ist unfassbar faszinierend sich einmal zu gegenwärtigen, dass bei den alltäglichsten Dingen, die wir scheinbar mühelos tun, unser Gehirn auf Hochtouren arbeitet und unzählige Prozesse in Millisekunden-Schnelle ablaufen: Sitzen wir beispielsweise in einem gut gefüllten Restaurant und hören unserem Gegenüber aufmerksam zu, muss unser Gehirn zunächst die auf uns einprasselnden Geräusche in einzelne Schallquellen zerlegen (die Hintergrundmusik, das Gebrabbel der Gespräche anderer Gäste und die Stimme meines Gegenübers). Erst dann können wir uns auf die relevante Geräuschquelle fokussieren, während wir die Störgeräusche ausblenden. Um dem Gespräch zu folgen und zu verstehen, was gesagt wird, spielt auch unser Arbeitsgedächtnis eine wichtige Rolle: dort muss das Gehörte erstmal zwischengespeichert werden, bis ich es als zusammenhängendes Ganzes interpretieren kann. Denn akustische Information ist im Gegensatz zu den Dingen, die wir sehen und anfassen können, sehr kurzlebig. Man kann das gehörte Wort nicht noch einmal „ansehen“, wenn man es überhört hat.
Wir wissen immer noch relativ wenig darüber, wie unser Gehirn all diese Aufgaben tatsächlich koordiniert.
Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Neben meiner Forschung habe ich zwei Herzensprojekte, in denen ich ehrenamtlich mich engagiere: Ich selbst war in meiner Schulzeit für ein Jahr als Austauschschülerin in den USA. Seitdem bin ich ehrenamtlich für Experiment eV tätig, meine damalige Austauschorganisation. Ich führe zum Beispiel Interviews mit Bewerber:innen für einen Schüleraustausch, vertrete den Verein auf Messen oder Infoveranstaltungen oder betreue in meiner Region Gastfamilien, die eine:n Austauschschüler:in aufnehmen. Mein zweites Herzensprojekt ist die ehrenamtliche Arbeit beim ambulanten Kinder- und Jugend-Hospizdienst der Malteser in Dortmund. Dort begleite ich Familien, in denen ein Familienmitglied eine lebensbedrohende Erkrankung hat. Ich schenke den Familien primär Zeit und ein offenes Ohr.
Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Seit ich während meines Schüleraustausches in den USA für 10 Monate am Fuße der Wasatch Mountains leben durfte, habe ich das Wandern für mich entdeckt! Auch wenn es im Ruhrgebiet keine vergleichbaren Berge gibt, gibt es hier viele schöne Strecken zu erkunden. Wenn nicht gerade eine Corona-Welle wütet, spiele ich außerdem Badminton im Verein. Als Corona-konformen Sport-Ersatz, treffe ich mich aktuell regelmäßig mit Kolleginnen und Freundinnen zu einer Online Tabata Gruppe. Da mich das als sehr viel sportlicher erscheinen lässt, als ich mich fühle: ich koche auch sehr gerne und probiere mich in der Küche aus. Aktuell experimentiere ich sehr viel mit selbstgemachten Brotaufstrichen. In ein gutes Buch verliere ich mich auch gerne immer mal wieder: Auf meiner Weihnachtswunschliste steht „Natrium Chlorid“ von Jussi Adler Olsen.
Ob das nun wirklich interessante Hobbies sind, überlasse ich mal den Leser:innen.
Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Mein idealer Tag beginnt mit einem ausgiebigen Frühstück! Auf einer Wanderung - natürlich inklusive umfangreichem Lunch-Paket - verbringe ich Zeit mit Freunden Zeit in der Natur, am liebsten ohne Handy und altmodisch mit Karte. Abends entspanne ich in der Badewanne und höre dann eins meiner allerliebsten Harry-Potter Hörbücher zum Einschlafen.
Bitte begrüßt Laura ganz herzlich bei Real Scientists DE!
Sunday, December 5, 2021
Ein Herz fürs Herz - Ariane Pessentheiner ist jetzt bei Real Scientists DE!
Mit großer Vorfreude möchten wir euch unsere neue Kuratorin Ariane Pessentheiner (@artsci_arp) vorstellen! Die Biochemikerin Ariane Pessentheiner beschäftigt sich aus ganz verschiedenen Perspektiven mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Seit über 12 Jahren ist sie in der Forschung tätig und widmet sich nun hauptberuflich der Wissenschaftskommunikation. Mit ihrem Projekt “HerzSache” möchte sie mit viel Kreativität besonders junge Menschen auf Herzkrankheiten aufmerksam machen.
Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Angefangen hat es mit einer guten Bio-Lehrerin, die die erste Neugier in mir geweckt hat herauszufinden wie biologische Prozesse im Körper ablaufen. Da war ich 12 und wollte ab dem Zeitpunkt eigentlich immer Bio studieren. Einen kurzen Abstecher hab ich dann doch noch vor dem Studium gemacht und die Aufnahmeprüfung zur Physiotherapie-Ausbildung versucht, aber nachdem ich da nicht genommen wurde, zog es mich dann nach Graz zum Biologiestudium. Nach den ersten drei Semestern bin ich dann in der Biochemie gelandet und seit meiner Masterarbeit mit dem Thema Stoffwechselerkrankungen verbandelt (österreichisch für „verbunden“ 😉). Danach gab’s viele Ups and Downs (wie wohl bei jedem), die mich jedoch zu der Wissenschaftlerin und Wissenschaftskommunikatorin gemacht haben, die ich jetzt bin.
Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Bis vor einem halben Jahr war ich die typische Laborwissenschaftlerin. Mein Fachgebiet sind wie gesagt Stoffwechselerkrankungen zu denen Fettleibigkeit, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen gehören. Als Grundlagenforscherin habe ich immer versucht experimentell gewisse „Warums“ zu beantworten, was für mich auch den Reiz der Forschung ausmacht. Warum passiert in unserem Körper bzw. unseren Zellen etwas Bestimmtes? Irgendwann war es mir aber nicht mehr genug, nur in der Grundlagenforschung zur Bekämpfung dieser Krankheiten beizutragen. Unter anderem war das ein Grund warum ich dann zur Wissenschaftskommunikation gekommen bin. Wissenschaft zu kommunizieren verbindet sowohl meine kreativen Fähigkeiten, als auch meine wissenschaftliche Neugier. Es ist also die perfekte Kombination. Zur Zeit bin ich in der glücklichen Situation, dass ich ein Projekt leite (und dafür natürlich auch bezahlt werde), das sich zu 100% mit WissKomm beschäftigt.
Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Mein letztes Forschungsprojekt hab ich größtenteils in den USA, genau genommen in San Diego, durchgeführt. Es handelte davon Zucker, die in der menschlichen Muttermilch vorhanden sind, auf ihre entzündungshemmende Wirkung zu untersuchen. Ich habe das jedoch nicht im Zusammenhang mit Babys gemacht, sondern getestet ob man bestimmte Zuckermoleküle für die Bekämpfung von chronischen Entzündungserkrankungen, zu denen auch Atherosklerose gehört, bei Erwachsenen einsetzen kann. Atherosklerose ist die krankhafte Ablagerung von Cholesterin, Kalzium und Immunzellen in unseren Arterien, die im schlimmsten Fall zum Verschluss der Gefäße und dadurch zu Herzinfarkt und Schlaganfällen führen können.
Motivation: warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Diese Frage führt mich zur Erklärung, was ich gerade im Augenblick mache. Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind leider nach wie vor die tödlichsten Erkrankungen weltweit. Durch meine Forschung war ich mit Risikofaktoren für diese Erkrankungen ständig konfrontiert und trotzdem hab ich über Herz-Kreislauf-Erkrankungen in meinem Umfeld und bei mir selbst wenig nachgedacht. So geht es vielen, besonders auch jungen Leuten, dass sich ihrer Risikofaktoren gar nicht bewusst sind oder diese ignorieren. Deshalb versuche ich mit meinem Wissenschaftskommunikationsprojekt „HerzSache – Unser Herz soll uns am Herzen liegen“ genau dieses Bewusstsein zu stärken und das auf sehr kreative und zugängliche Weise. Mehr dazu findet ihr auf www.herzaehlungen.at
Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
In meiner „Freizeit“ male ich zur Zeit Wissenschaftscomics. Eines davon „Marko, der Makrophage“ erhielt auch eine Förderung und wird derzeit gemeinsam mit einem Illustrator umgesetzt. Mein erstes, selbst gezeichnetes Comic wird auch demnächst fertig. Nur so als Teaser – wer schon immer mal eine sexy Fettzelle sehen wollte kommt hier auf seine Kosten 😉.
Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Eigentlich alles was mit kreativem Gestalten zusammenhängt, dabei variieren die Projekte immer sehr (von Häkeln bis Töpfern ist alles dabei).
Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Aufwachen, eine halbe Stunde länger im Bett verbringen um langsam aufzuwachen und zu schauen, was so auf Social Media abgeht, dann Pancakes gemeinsam mit meinem Mann machen. Danach raus in die Natur für eine Wanderung mit Freunden und anschließend noch zur Einkehr in eine gemütliche Buschenschank (eine Art Gasthaus) und mit einem Glas Wein und einer Bretteljause die Beine ausstrecken.
Bitte begrüßt Ariane ganz herzlich bei Real Scientists DE!