Diese Woche freuen wir uns auf unseren Kurator Jens Notroff (@jensnotroff.com)! Jens hat in Berlin Archäologie, Geschichte und Kommunikationswissenschaften studiert und anschließend seine Tätigkeit am Deutschen Archäologischen Institut (DAI) aufgenommen. Als Prähistoriker auf die Stein- und Bronzezeit spezialisiert, hat er in verschiedenen Ausgrabungsprojekten- und Forschungsprojekten an der Orient-Abteilung des DAI u.a. in Jordanien und der Südosttürkei mitgewirkt, bevor er 2020 als Referent für Wissenschaftskommunikation an die Zentrale des Instituts gewechselt ist. Seine Forschungsinteressen umfassen vor allem die Repräsentation von Macht und Herrschaft in prähistorischen Gesellschaften, Kultstätten in ihrem archäologischen Kontext und Bestattungsbrauch sowie Totenritual. Außerdem ist er als Autor, Illustrator und Wissenschaftskommunikator tätig.
Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Der Wunsch, Archäologe zu werden, bestand tatsächlich schon ziemlich lange
- und verfestigte sich dann mit dem größer werden immer mehr. Als folgte dann
nach Schule und Abitur konsequenterweise das Archäologiestudium in Berlin ...
und der Weg immer tiefer hinein ins Fach, Feldforschung inklusive.
Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält
dich dort?
Die Mischung aus Quellengewinnung im Feld mittels Ausgrabung und der
einordnenden Forschung am Schreibtisch und in der Bibliothek macht einen, wie
ich finde, ganz besonderen Reiz des Faches aus. Und dann kommt noch hinzu, dass
man sich bei der Beschäftigung mit dem Leben von Menschen in der Vergangenheit
immer wieder mit ganz grundlegenden Fragen konfrontiert sieht, die eigentlich
zeitlos sind: Wie gehen Gesellschaften mit Veränderungen ihres Lebensraums um?
Wie organisieren sie sich, wie werden Konflikte innerhalb der eigenen und
zwischen unterschiedlichen Gruppen ausgehandelt? Welche kulturellen Eigenheiten
entwickeln sich aufgrund unterschiedlicher äußerer Umstände - und wie
entwickeln sie sich weiter? Welche Linien können wir bis ins hier und jetzt ziehen?
Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Als Referent für Wissenschaftskommunikation am DAI besteht meine Aufgabe darin, die weltweiten Forschungsprojekte des Instituts und Forschungsergebnisse der Kolleginnen und Kollegen aufzubereiten und zu vermitteln. In Veranstaltungen oder in Wort- und Bildbeiträgen, in den klassischen und sozialen Medien z.B. oder auch in Form eines Magazins, das wir am Institut herausgeben.
Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit
interessieren?
Weil es in der Archäologie nicht nur um alten staubigen Kram geht, sondern
wir uns vor allen Dingen für die Menschen früherer Epochen interessieren. Für
deren Leben und Alltag, für die Herausforderungen, denen sie sich stellen
mussten - und die Lösungen, die sie dafür gemeinsam gefunden haben. Denn
Klimafolgen, Umweltwandel und die Veränderung von Lebensräumen, soziale
Konflikte, Krisen und der Umgang mit gesellschaftlicher Veränderungen - das
alles sind ja Themen, die uns heute noch genauso umtreiben. Und die Archäologie
macht es uns möglich diese Prozesse über sehr lange Zeiträume nachzuvollziehen.
Das ist ein ungeheures Potential an Wissen, aus dem wir hier schöpfen können;
Erfahrungen, die uns helfen können, Strategien auch für heutige
Herausforderungen zu entwickeln. Nur wenn wir wissen, woher wir kommen, können
wir erkennen, wohin wir gehen.
Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen
Aufgaben/Tätigkeiten?
Ich arbeite außerdem als Illustrator und setze beispielsweise
Rekonstruktionen archäologischer Funde und Befunde und Lebensbilder der
Vergangenheit um, visualisiere aber auch Forschungsprozesse und Ergebnisse.
Außerdem bin ich als Dozent am Nationalen Institut für
Wissenschaftskommunikation tätig.
Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Es klang eben schon ein wenig an: Ich zeichne wahnsinnig gern und im Grunde
bei (fast) jeder Gelegenheit. Selten, dass ich einmal ohne Skizzenheft und
Stift aus dem Haus ginge. Und auch wenn meine Zeit es nicht mehr gar zu häufig
erlaubt, genieße ich es jedes Mal sehr, im Kajak zu sitzen oder in den Bergen
unterwegs zu sein.
Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forschende sind ja auch nur
Menschen)?
Ausschlafen (ha, als ob die Kinder das zuließen), Zeitungslektüre bei
ausgedehntem Frühstück mit zweitem Kaffee. Dann bin ich eigentlich auf alles
vorbereitet, was da kommen mag.
Bitte begrüßt Jens ganz herzlich bei Real Scientists DE!