Sunday, December 18, 2022

Forschung über den Personaleinsatz in der Altenpflege! Ramona Backhaus ist jetzt bei Real Scientists DE!

Diese Woche freuen wir uns auf unsere Kuratorin Ramona Backhaus (@ramonabackhaus), die bereits zum zweiten Mal bei uns zu lesen ist! Ramona, die in Deutschland aufgewachsen ist, hat in den Niederlanden studiert und arbeitet dort bis heute. Sie lebt seit Beginn der Promotion wieder in Deutschland. Sie studierte in Maastricht Gesundheitswissenschaften und in Rotterdam Gesundheitsökonomie, -politik und -recht. Anschließend promovierte sie in Maastricht in Pflegewissenschaften, wo sie zur Zeit als ‚Senior Researcher‘ tätig ist.

  

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?

Das hat sich seit meiner ersten Woche als Kuratorin nicht verändert. Damals (August 2020) schrieb ich: Als Kind und Jugendliche wollte ich Kieferothopädin werden. Während eines Schulpraktikums an einer Uniklinik habe ich jedoch schnell festgestellt, dass die Behandlung von PatientInnen nichts für mich ist. Das Gesundheitswesen hat mich weiterhin fasziniert, sodass ein Studium der Gesundheitswissenschaften nahe lag. Zugleich fand ich sämtliche Themen im Bereich ‘Personal im Gesundheitswesen’ sehr interessant. Meine Masterarbeit habe ich zum Beispiel zum Thema ‘New Work in Notfallpraxen’ geschrieben.

Während meines Masterstudiums an der Eramus Universität in Rotterdam habe ich als studentische Hilfskraft an der Fachhochschule Rotterdam gearbeitet. Dort habe ich an einem Projekt mitgearbeitet, in dem Tablet-Spiele für Menschen mit Demenz in Pflegeheimen entwickelt wurden. Das Krankheitsbild und das ‘Setting’ Pflegeheim fand ich total spannend. Des Weiteren hat mir die wissenschaftliche Arbeit gefallen. Gegen Ende meines Masterstudiums sah ich eine Ausschreibung für ein Disstertationsprojekt zum Thema ‘Personaleinsatz in Pflegeheimen’, worauf ich mich erfolgreich beworben habe.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?

Als Gesundheitswissenschaftlerin habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, die Arbeit in der Altenpflege attraktiver zu machen. Weil ich fest daran glaube, dass ein Wandel im Gesundheitswesen möglich und dringend erforderlich ist, forsche ich seit 2012 im Bereich des Personaleinsatzes und der Personalentwicklung in der Altenpflege.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!

Da ich Mutter von zwei kleinen Kindern (3 und 1) bin, arbeite ich derzeit 24 Stunden pro Woche. Den Großteil meiner Arbeitszeit verbringe ich mit Forschung und der Betreuung von vier Doktorandinnen. Die Lehre und Betreuung von StudentInnen stellt nur einen geringen Teil meiner Arbeit dar. In meiner Forschung beschäftige ich mich im breitesten Sinne mit dem Personaleinsatz und der Personalentwicklung in Pflegeheimen. Coronabedingt ist es immer noch etwas schwierig, Daten in Pflegeheimen zu erheben. Dennoch ist es uns kürzlich gelungen, eine Fragebogen-Studie unter Mitarbeitenden durchzuführen, sodass wir derzeit Daten analysieren können.  

Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?

Meine Forschung zur Personalsituation in der Altenpflege führt in der öffentlichen Debatte sehr leicht zu ‘emotionsgeladenen’ Situationen. Die breite Öffentlichkeit hat eine – meist negative – Meinung zur Personalsituation in der Pflege. Über verschiedene Plattformen (LinkedIn, Twitter, neuerdings Instagram) und Wissenschaftskommunikationsformate (z.B., I am a Scientist, ermöglicht SchülerInnen den direkten Austausch mit WissenschaftlerInnen, und natürlich Real Scientists) versuche ich, meine Erkenntnisse bestmöglich mit einer breiten Öffentlichkeit zu teilen. Da der Fachkräftemangel in der Pflege bereits heute eine der größten Herausforderungen für unser Gesundheitssystem ist, ist es mir sehr wichtig, die breite Öffentlichkeit für derartige Themen zu sensibilisieren.  

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Vor Kurzem habe ich ein Stipendium bekommen für eine Teilnahme am Programm ‘Zia – Visible Women in Science’ vom Zeitverlag und Academics, einer Initiative zur Förderung von Frauen in der Wissenschaft (https://www.zeit-verlagsgruppe.de/pressemitteilung/zia-visible-women-in-science-zeit-verlag-und-academics-starten-eine-initiative-zur-foerderung-von-frauen-in-der-wissenschaft/). Des Weiteren bereite ich mich derzeit auf einen Lehrauftrag (ab Sommersemester) an der Hochschule Niederrhein (Vorlesung Personalmanagement im Master Health Care Management) vor. Hierdurch hoffe ich einen Einblick in eine deutsche Fachhochschule zu bekommen.

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Meine Hobbies sind mäßig interessant. Wie bereits in 2020 beschrieben, verbringe ich sehr gerne Zeit in der Natur. Derzeit meist mit einem Kind im Kinderwagen und einem Kind auf dem Laufrad. ;-) Des Weiteren schwimme ich gerne und praktiziere Yoga. Ich kaufe mehr Bücher, überwiegend Sachbücher, als ich lesen kann.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Auch hier hat sich im Vergleich zu 2020 nicht so viel verändert. Wir (Partner, Kinder und ich) starten mit einem gemeinsamen Frühstück in den Tag, danach gehe ich schwimmen. Nachmittags verbringen wir viel gemeinsame Zeit in der Natur und erkunden unsere schöne Heimat. Abends lasse ich den Tag entweder mit einem guten Buch oder bei einem geselligen Treffen mit Freunden ausklingen.


Bitte begrüßt Ramona ganz herzlich bei Real Scientists DE!

 

Sunday, December 11, 2022

Wie Brettspiele das Mittelalter darstellen! Lukas Boch ist jetzt bei Real Scientists DE!

Diese Woche freuen wir uns auf unseren Kurator Lukas Boch (@boardgamehisto)! Lukas studierte katholische Theologie und Geschichte an der WWU Münster und arbeitet dort als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Seminar für historische Theologie und Ihre Didaktik. Er promoviert über „Das Mittelalter auf dem Brett - Konstruktion von Mittelalterbildern im modernen Brettspiel als Teil populärer (Kirchen)Geschichtskulturen“. Ein weiterer Schwerpunkt ist der Einsatz von modernen Spielen in Ausstellungen. Lukas ist Gründungsmitglied des Projekts „Boardgame Historian“, in dessen Kontext sich Geisteswissenschaftler*innen mit Geschichte und Gesellschaft in analogen Spielen auseinandersetzen. Außerdem ist er Teil des Vorstands des „Arbeitskreis Geschichtswissenschaft und Digitale Spiele“ (AKGWDS) und mitverantwortlich für die Website „Mittelalter Digital“.

 

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?

Über das Interesse an Geschichtsbildern in der Öffentlichkeit und Brettspiele.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?

Die Möglichkeit eng mit den Akteur:innen der Brettspielbranche zusammenzuarbeiten. Forschung außerhalb des "Elfenbeinturm" zu betreiben. Wissenschaftliches Neuland zu betreiben.  

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!

In meiner Promotion forsche ich über moderne Brettspiele. Genauer gesagt darüber, wie das Mittelalter in diesem Medium dargestellt wird. Dabei nehme ich Bezug auf die Theorien der Public History, Geschichtskultur und den GameStudies. Vor zwei Jahren habe ich zusammen mit meiner Kollegin Anna Klara Falke das Projekt Boardgame Historian gegründet. Hier forschen mittlerweile Wissenschaftler:innen verschiedener Professionen zu modernen Brettspielen. Grundlage ist dabei unsere Überzeugung, dass Brettspiele kulturelle Artefakte sind, die aktuelle Themen und Vorstellungen einer Gesellschaft rezipieren und transformieren. Um über Brettspiele zu informieren, veröffentlichen wir Publikationen, kuratieren Ausstellungen und oragnisieren Veranstaltungen wir zuletzt den ersten offiziellen Research Day auf der SPIEL22, der weltweit größten Messe für analoge Spiele. 

Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?

Moderne Brettspiele erleben aktuell eine Renaissance und deren Beliebtheit steigt stetig. Durch deren hohe Verbreitung haben Brettspiele Einfluss auf Vorstellungen von Gesellschaft und der Vergangenheit einer Gesellschaft.  

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Arbeit bei Boardgame Historian (
www.boardgamehistorian.de)

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Brettspiele (es kommt alles zusammen :D) 

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Ausschlafen, spazieren gehen und mit netten Leuten ein spannendes Spiel am Abend zokken. 

Bitte begrüßt Lukas ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, December 4, 2022

Open Science, Prä-Registrierung und Reproduzierbarkeit: Forschung über Forschung hilft Wissenschaftler*innen die Qualität von Studien zu verbessern! Lisa Spitzer ist jetzt bei Real Scientists DE!

Diese Woche freuen wir uns auf unsere Kuratorin Lisa Spitzer (@lspitzer95)! Lisa schloss Anfang 2020 ihr Psychologiestudium an der Universität zu Köln ab und ist aktuell wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin am Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID). In ihrer Doktorarbeit beschäftigt sie sich mit dem Thema “Open Science”, vor allem mit der Präregistrierung von Studien. Des Weiteren erforscht sie die Reproduzierbarkeit von Forschungsergebnissen im Bereich der Eye-Tracking-Forschung. Sie setzt sich für die Verbreitung von Open-Science-Techniken und transparenter Datenanalyse ein.

 

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?

Während des Studiums ist mir immer mehr klar geworden, dass so einiges nicht ganz rund läuft in der Forschung. Die Replikationskrise und das fehlende Vertrauen in die Forschungsergebnisse sind meines Empfindens nach ein enorm großes Problem, da wir ja sehr viele Entscheidungen etc. auf Forschung basieren. Ich bin dann in Kontakt mit der Open Science - Bewegung gekommen und habe gemerkt, dass das etwas ist, das mir sehr wichtig ist, und für das ich gern einen Beitrag leisten möchte. Da ich mit ganzem Herzen dahinter stand, wollte ich unbedingt eine Diss-Stelle finden, in der ich mich thematisch damit befassen konnte, und bin sehr froh, dass ich dann am ZPID gelandet bin, dass das Public Open Science Institut für die Psychologie ist und Forschende darin unterstützt, möglichst transparente und rigorose Forschung zu betreiben.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?

Siehe oben. :) Open Science ist ein Thema, das ich sehr, sehr wichtig finde! Ich möchte gern einen Beitrag dazu leisten, dass gute wissenschaftliche Praxis überall umgesetzt wird, damit wir unser Wissen basierend auf einer soliden Basis erweitern können. 

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!

In meinem Doktor befasse ich mich mit Meta-Forschung, d.h. Forschung über Forschung. Ich beschäftige mich damit, wie man Forschung transparenter und letztendlich wieder glaubwürdiger machen kann. Unter den Begriff "Open Science" fallen ganz viele verschiedene Techniken, die man als Forscher*in anwenden kann, um die eigene Forschung transparenter zu machen. Ich beschäftige mich vor allem mit einer bestimmten davon, der Prä-Registrierung. Prä-Registrierung bedeutet, dass Forschende alles, was sie für ihre Studie geplant haben, vor der Datenerhebung bzw. -analyse aufschreiben und veröffentlichen (z.B. Hypothesen, was soll wie gemessen und analysiert werden). So ist den Forschenden selbst und anderen klar, was vor der Studie geplant war, und was sich im Nachhinein noch verändert, wodurch fragwürdige Forschungspraktiken vermindert werden können (beispielsweise wäre eine solche, wenn nicht das gewünschte Ergebnis gefunden wird und Forschende dann im Nachhinein sehr viele Analysen durchführen, um noch was "Brauchbares" in den Daten zu finden, ohne das dann später zu offenbaren, wodurch die Forschungsergebnisse nicht mehr valide interpretierbar sind). Prä-Registrierung kann sehr hilfreich dabei sein, die Transparenz einer Studie zu erhöhen, leider nutzen es aber immer noch wenig Psycholog*innen. Deswegen habe ich letztens mit meiner Doktorbetreuerin eine Studie durchgeführt, in der wir untersucht haben, woran das liegt (genauer: was sind Motivationen und Hindernisse bezüglich Prä-Registrierung, was beeinflusst die Intention zu prä-registrieren?, siehe https://doi.org/10.1371/journal.pone.0253950). Zusätzlich befasse ich mich noch etwas gezielter mit der Reproduzierbarkeit von Eye-Tracking-Forschung. Hier ist nämlich ein Problem, dass es sehr viele Eye-Tracker (d.h. Kameras, mit denen man Augenbewegungen messen kann) gibt, und die Vergleichbarkeit zwischen diesen fragwürdig ist. So ist es beispielsweise nicht ganz sicher, ob Ergebnisse durch das Gerät, mit dem sie gemessen werden, beeinflusst werden. Um dies zu prüfen, haben wir vor kurzem eine Studie gemacht, in der wir eine umfangreiche Testbatterie mit drei Geräten erhoben haben. Die Ergebnisse haben wir dann zwischen den Geräten verglichen (https://doi.org/10.1145/3517031.3529644).

Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?

Open Science und das Bestreben, Forschung transparenter und glaubwürdiger zu machen, geht meiner Meinung nach jeden etwas an. Ich finde es wichtig, die Öffentlichkeit zu befähigen, Forschung kritisch zu hinterfragen, mögliche Probleme zu verstehen, und dennoch nicht die Hoffnung zu verlieren, dass Forschung uns dabei helfen kann, unser Wissen zu erweitern. Der Balance-Akt zwischen "Probleme verstehen" und "Vertrauen schenken" ist dabei natürlich nicht ganz einfach, aber ich glaube, dass es wichtig ist, dass Laien verstehen, dass Probleme in der Forschung existieren, die jedoch bearbeitet werden, und dass die Forschung selbstkritisch ist und sich verbessern möchte. 

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Ich gebe viele Workshops, um Forschende an das Thema Prä-Registrierung heranzuführen. Es ist nämlich so, dass viele Forschende Open Science selbst total wichtig finden und diese Techniken einsetzen wollen, es jedoch schwierig ist, den ersten Schritt zu machen und sich zurechtzufinden. Außerdem habe ich vor kurzem einen Science Slam gegeben und werde am 20. Dezember ein zweites Mal in Köln auftreten. Ich finde es besonders toll, dass Science Slams sich vor allem auf die Öffentlichkeit beziehen und lustig und unterhaltsam sein sollen, und freue mich deswegen schon darauf, dort aufzutreten.  

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Drei meiner Meinung nach interessante Sachen: 1) Ich habe zwei tolle Katzen, Toffee (wegen einem Toffee-Fleck auf ihrer Stirn) & Wilson (von Dr. House), 2) bin Teil einer Pilz AG (wir machen monatlich Fachvorträge und Exkursionen in den Wald, um interessante Pilze zu sammeln und zu katalogisieren), und 3) habe mit Freundinnen einen Buchclub gegründet, in dem wir jeden Monat ein neues Buch lesen (von Klassik bin zu ganz stumpfen lustigen Romanen). 

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Ich würde früh aufstehen, um den ganzen Tag vor mir zu haben, erstmal ganz in Ruhe einen Kaffee trinken und mit meinen Katzen kuscheln, und dabei vielleicht was was auf Youtube schauen. Dann würde ich meinen Freund wecken und wir würden zusammen in unserem Garten frühstücken. Wir wohnen in der Eifel in einem kleinen Häusschen (das ist tatsächlich so, nicht nur idealerweise :D), also würde ich danach gern die Umgebung nutzen und einen schönen Spaziergang machen (in meiner idealen Welt wäre dann Herbst, das ist nämlich meine Lieblingsjahreszeit). Mittags würde ich mich mit meinen Freundinnen treffen, etwas backen und Tee trinken, und dann abends wieder nach Hause kommen, welches vom Kamin schön gewärmt ist. Dann würde ich was mit meinem Freund zusammen kochen, und dann was mit ihm und unseren Freunden zusammen online zocken.

 

Bitte begrüßt Lisa ganz herzlich bei Real Scientists DE!