Sunday, April 28, 2024

Vulkane, Moore und Klimaschutz: Wie macht man Pressearbeit an einem Geoforschungszentum?! Josef Zens ist jetzt bei Real Scientists DE!

 

Josef Zens, FWK22 (Ausserhofer)

Diese Woche freuen wir uns auf unseren Kurator Josef Zens (@zens.bsky.social)! Josef Zens leitet die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit am Deutschen GeoForschungsZentrum GFZ (@gfz.bsky.social). Davor war er in der gleichen Position am Max Delbrück Center (beides Helmholtz-Zentren), nachdem er fünf Jahre Pressesprecher der Leibniz-Gemeinschaft war. Seit mehr als dreißig Jahren ist der Diplom-Geograf im Journalismus und der Wissenschaftskommunikation tätig. Er ist gelernter Tageszeitungsredakteur (Volontariat, Lokales, Sport) und arbeitete fünf Jahre als Wissenschaftsredakteur bei der Berliner Zeitung (1998 bis 2002). Seit 2018 ist er Mitglied des Vorstands im „Informationsdienst Wissenschaft idw“, aktuell stellvertretender Vorsitzender (Mehr Info hier: https://wijo.wordpress.com/josef-zens/).

 

 

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?

Nach einigen Jahren im Lokaljournalismus wollte ich mich globaleren Themen widmen und dachte (schon Anfang der 1990er Jahre!), der Klimawandel und die Wirtschaft werden zunehmend wichtig. Volkswirtschaft und Meteorologie als Nebenfächer waren schnell klar. Aber was sollte beide verbinden? Die Geografie! Die packte mich im Diplomstudium an der FU Berlin und in Minneapolis und ich hatte schon eine Promotionsstelle in München verabredet, da lockte mich die Stelle als Wissenschaftsredakteur. 

 

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort? Die Wissenschaftskommunikation – im Journalismus ebenso wie in der gemeinwohlorientierten PR (siehe Leitlinien guter Wissenschaftskommunikation) – verbindet für mich das Beste aus beiden Welten: Immer neue Erkenntnisse aus der Forschung und Storytelling. 

 

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!

Ach je, wo fang ich an? Sie ist total bunt, weil die Geowissenschaften so vielfältig sind. Ob es um Erdbeben, Vulkane oder Tsunami geht, um Moore und Klimaschutz oder um Weltraumwetter und Geothermie: Meine Kolleg:innen am GFZ machen total spannende Sachen, die die Gesellschaft angehen. Und mein Team und ich helfen den Forschenden, das der Öffentlichkeit – u.a. Medien, Politik, Schülerinnen und Schülern – bekannt zu machen. 

 

Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?

Weil es um unseren Planeten geht, um unsere Lebensgrundlagen! Viele sagen, Medizin und Biologie sind am allerwichtigsten, da geht es ja direkt um unsere Gesundheit und unser Leben. Stimmt schon, aber: Was würde es uns nützen, wenn wir 200 Jahre alt werden könnten, während gleichzeitig der Planet unbewohnbar wird? 

 

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?

Ich bin im Vorstand des Vereins Informationsdienst Wissenschaft e.V. (idw) und koordiniere ehrenamtlich das Kompetenzteam Wissenschaftskommunikation im Berliner Journalistenverband (DJV Berlin - JVBB). Und ich lehre regelmäßig an Unis Wissenschaftskommunikation. 

 

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?

Ich koche gerne und lese sehr viel Science Fiction. Leider fehlt mir mittlerweile die Zeit zum Bloggen, ich habe bestimmt ein halbes Dutzend Entwürfe im Ordner. 

 

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forschende sind ja auch nur Menschen)?

Barfuß gehen, keine Termine, und dann irgendwas herumpuzzeln, im Wald spazieren und am Abend was Neues kochen. Und dazwischen lesen und auf Social Media unterwegs sein. 




Bitte begrüßt Josef ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, April 21, 2024

Polarisierung und öffentliche Meinungsbildung in der Onlinekommunikation! Katrin Weller ist jetzt bei Real Scientists DE!

 

Katrin Weller, Foto: Jana Dehnen

Diese Woche freuen wir uns auf unsere Kuratorin Katrin Weller (@kwelle.bsky.social, Foto: Jana Dehnen)! Katrin Weller hat vor kurzem die wissenschaftliche Leitung der Abteilung „Data Services for the Social Sciences“ bei GESIS – Leibniz Institut für Sozialwissenschaften übernommen. Dort stellt sie mit ihrem Team wissenschaftliche Infrastruktur und Angebote rund um sozialwissenschaftliche Forschungsdaten bereit, insbesondere im Bereich Datenarchivierung und Forschungsdatenmanagement. Zuvor war sie Teamleiterin des Teams „Digital Society Observatory“ in der Abteilung Computational Social Science bei GESIS. Von 2021-2023 war sie zusätzlich am Center for Advanced Internet Studies (CAIS) tätig und hat dort für den Kontext der Digitalisierungsforschung ein Team „Research Data and Methods“ mit aufgebaut. Sie hat 2010 in Informationswissenschaft promoviert und forscht seitdem zu verschiedenen Aspekten von Online-Kommunikation und digitaler Gesellschaft. Dazu gehören auch verschiedene Fragen zur Datenqualität und (Nach-)Nutzbarkeit von Daten aus Online-Plattformen.

 

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?

Als ich damals mit dem Studium begonnen habe, hatte ich nicht damit gerechnet, einmal in der Wissenschaft zu arbeiten (oder überhaupt geahnt, dass das eine Berufsmöglichkeit ist). Aber während des Studiums hatte ich dann bereits die Möglichkeit, an ersten Forschungsarbeiten aktiv mitzuwirken. Als ich dann das Angebot bekam auf einer Drittmittelstelle in einem interdisziplinären Forschungsprojekt zu promovieren, hatte ich große Lust, das auszuprobieren. Rückblickend hatte ich an vielen Stellen Glück, dass zur richtigen Zeit die richtigen Möglichkeiten da waren: Ein Netzwerk von Personen mit ähnlichen Interessen für gemeinsamen Austausch und Zusammenarbeit, Förderprogramme, mit deren Hilfe auch Ideen außerhalb der Kernaufgaben umgesetzt werden konnten, und natürlich eine Anschlussfinanzierung, um auch nach der Promotion in Forschung und Lehre weiterzumachen. Nach Promotionszeit und ersten Postdoc-Jahren an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf habe ich mich dann aber bewusst auf eine Stelle an einem außeruniversitären Institut beworben, das Forschung und Infrastruktur verbindet. Weil mich sowohl die verschiedenen Perspektiven gereizt haben, und weil es hier anders als an der Uni auch eine langfristige Berufsperspektive gab. Seit 2013 arbeite ich nun bei GESIS in verschiedenen Abteilungen, erst als Postdoc, dann als Teamleitung, jetzt als Abteilungsleitung. Damit verbunden ist noch ein weiterer für mich sehr bedeutender Karriereschritt der bald offiziell wird, aber da hierfür ein paar administrative Prozesse noch nicht ganz abgeschlossen sind, belasse ich es bei der Andeutung, dass ich mich freue bald auch zusätzlich wieder im universitären Kontext eingebunden zu sein.


Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?

Ich arbeite sehr viel zwischen den Disziplinen und das macht für mich auch gerade den Reiz meiner Arbeit aus. Promoviert habe ich damals in Informationswissenschaft, weil das für mich eine perfekte Möglichkeit war, verschiedene Interessen zusammenzubringen. Denn dort werden beispielsweise sowohl Aspekte der Wissensorganisation und Informationstechnologien untersucht, aber eben auch soziale Aspekte im Umgang mit Informationen, wie Informationsverhalten und -kompetenz. Leider war Informationswissenschaft jedoch schon immer ein sogenanntes „Kleines Fach“ und ist durch Institutsschließungen in den letzten Jahren noch deutlich kleiner geworden. Ich habe aber immer schon auch mit Kolleg*innen aus anderen Fachbereichen zusammengearbeitet und mich dann inhaltlich immer mehr auf Aspekte der digitalen Gesellschaft und Online-Kommunikation fokussiert. Von da aus war es ein ziemlich nahtloser Übergang in den Forschungsbereich Computational Social Science, wo sozialwissenschaftliche Fragen mit computergestützten Methoden und neuartigen Daten (z.B. aus Online Plattformen) adressiert werden. In diesem noch sehr jungen Forschungsfeld befasse ich mich auch mit übergeordneten Fragen z.B. zur Datenqualität und Datenarchivierung, die hier größtenteils noch nicht gelöst sind. Und daraus wiederum ergibt sich die Anknüpfung zu meiner neuen Stelle in einer Abteilung, die auf Forschungsfragen rund um das Forschungsdatenmanagement fokussiert.


Erzähle uns etwas über deine Arbeit!

Ich forsche zu verschiedenen Kontexten von Kommunikation und Interaktionen in Online-Plattformen, aktuell beispielsweise dazu, wie wissenschaftlicher Kommunikation auf YouTube eingebunden wird. Im Rahmen verschiedener Drittmittelprojekten arbeite ich derzeit zu Hasskommentaren im Internet, zum Thema Polarisierung und öffentliche Meinungsbildung und zur Datenqualität von digitalen Verhaltensdaten.

Auf einer wissenschaftlichen Leitungsstelle in einem Forschungsinfrastruktur-Institut besteht die Arbeit aber längst nicht nur aus Forschung, sondern auch zum Großteil aus Organisationstätigkeiten wie etwa Mitarbeitendenführung und – rekrutierung, Strategieentwicklung und -umsetzung, Beteiligung an abteilungsübergreifenden Netzwerken und Verbünden. Zudem dreht sich bei uns vieles um den Betrieb und Ausbau von Angeboten für die sozialwissenschaftliche Community. Meine Abteilung archiviert beispielsweise sozialwissenschaftliche Forschungsdaten und stellt diese für die Nachnutzung bereit. Damit tragen wir zur Reproduzierbarkeit und zum Open Science Gedanken bei.


Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?

Online-Kommunikation gehört mittlerweile fest zu unserem Alltag. Erkenntnisse dazu, wie wir alle in Online-Kontexten miteinander umgehen, betreffen uns damit auch auf ganz unterschiedliche Weise. Aber auch gerade die Frage, welche Rolle die Unternehmen hinter den großen Online-Plattformen für unser Kommunikationsverhalten und unser soziales Miteinander spielen, ist von großer Bedeutung für die Gesellschaft. Mit meiner Arbeit möchte ich zudem dazu beitragen, dass die Möglichkeit in diesem Bereich zu forschen nicht nur für bestimmte Forschungsgruppen möglich ist: der Zugang zu Online-Kommunikationsdaten ist in der Regel durch die Plattformbetreibern eingeschränkt, Forschende mit spezieller Finanzierung oder besseren Verbindungen haben hier zum Teil Möglichkeiten, die für die breite Masse nicht gelten. Für möglichst diverse Fragestellungen und Forschungseinblicke brauchen wir aber Datenzugang für diverse Forschungscommunities. Gleichzeitig hängen am Datenzugang Fragen zur Sicherung der Datenqualität, Reproduzierbarkeit und Nachnutzbarkeit der Daten.

 

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?

Aktuell arbeite ich in verschiedenen Arbeitsgruppen mit, die sich ebenfalls mit der Frage des Datenzugangs für Online-Plattform-Daten befassen. Im Rahmen einer Arbeitsgruppe des European Digital Media Observatory (EDMO) haben wir beispielswiese als gemeinsame Gruppe von Vertreter*innen großer Online-Plattformen, Forschenden, und Rechts-Expert*innen herausgearbeitet, wie der Umgang mit solchen besonderen Forschungsdaten datenschutzkonform gemäß GDPR aussehen kann. Aktuell befassen sich nun mehrere Gruppen mit der Frage, welche Auswirkungen der neue Digital Services Act für die Forschungsarbeit mit Daten aus Online-Plattformen haben wird und setzen sich für neue Zugangsmöglichkeiten ein.


Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?

Ich fotografiere leidenschaftlich gerne, inzwischen am liebsten dokumentarisch. Bei der dokumentarischen Fotografie geht es darum, ungestellten Lebensalltag in Bildern festzuhalten. So entstehen Bilder, die das echte Leben wertschätzen und für die Zukunft festhalten.   


Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forschende sind ja auch nur Menschen)?

Morgens ausschlafen, in einem Café ausgiebig frühstücken, einen Ausflug mit Familie oder Freunden unternehmen, z.B. Städtetour, Freizeitpark, Tag am Meer oder in der Natur. Abends lange aufbleiben und mit lieben Menschen draußen sitzen und reden.


Bitte begrüßt Katrin ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, April 14, 2024

Neuere deutsche Literatur und hochschulpolitisches Engagement! Kristin Eichhorn ist jetzt bei Real Scientists DE!

 

Diese Woche freuen wir uns auf unsere Kuratorin PD Dr. Kristin Eichhorn (@drkeichhorn.bsky.social)! Kristin studierte zwischen 2005 und 2010 Germanistik und Nordistik in Kiel, wo sie 2013 mit einer Arbeit zur Fabel des 18. Jahrhunderts promovierte. Zwischen 2015 und 2021 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Germanistik und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Paderborn und habilitierte 2020 dort zu Johannes R. Becher und der literarischen Moderne. Seit dem Wintersemester 2021/22 vertritt sie die Professur von Sandra Richter für Neuere Deutsche Literatur I an der Universität Stuttgart. Sie ist auf Twitter sehr aktiv und bekannt vor allem durch die Aktion #IchBinHanna, die sie zusammen mit Amrei Bahr (Amrei Bahr) und Sebastian Kubon (Sebastian Kubon) initiiert hat. Kristin hat 2022 schon einmal bei Real Scientists DE kuratiert: der Blogpost dazu.

 

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?

Das war schon im ersten Semester zu Beginn meines Studiums in Kiel klar, das ich bewusst begonnen habe, um Literaturwissenschaftlerin zu werden. Nach dem Studium habe ich in Kiel meine Promotion begonnen und 2013 abgeschlossen. Danach hatte ich dort anderthalb Jahre eine halbe Stelle mit relativ viel Lehre, bevor ich die Gelegenheit bekam, nach Paderborn auf eine volle Habilitationsstelle zu wechseln. Meine Habilitation habe ich 2020 abgeschlossen. Während dieser Zeit habe ich meine beiden Forschungsschwerpunkte - die Aufklärung einerseits und die Literatur der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts andererseits - aufgebaut und immer wieder zu neuen Themen publiziert. Ich bin auf viele Konferenzen gefahren und habe 2015 die Zeitschrift "Expressionismus" ins Leben gerufen, um ein interdisziplinäres Austauschforum für die Erforschung dieser künstlerischen Strömung zu schaffen. Weiterhin bin ich seit 2018 im Vorstand der "Deutschen Gesellschaft für die Erforschung des 18. Jahrhunderts" (DGEJ) und habe mich gerade in Paderborn stark in hochschulinternen Gremien engagiert: Ich war dort zwei Jahre im Senat und außerdem Mittelbausprecherin des Instituts für Germanistik und Vergleichende Literaturwissenschaft. 

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?

Es ist einfach das, was mir am besten liegt. Ich war schon immer sehr gut im Umgang mit Sprache und interessiert an Literatur. Wir haben ja auch eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe, indem wir in der Germanistik sehr viel Lehramtsausbildung machen. Natürlich wäre das alleine für mich nicht mehr recht erfüllend. Ich bin immer auf der Suche nach neuen Aufgaben und Herausforderungen - daher auch das hochschulpolitische Engagement. Deshalb ist es gut, dass ich jetzt auf der Vertretungsprofessur auch endlich Führungs- und Leitungsaufgaben übernehmen kann, die ich als absolute Bereicherung empfinde. Außerdem ist Stuttgart ein sehr angenehmer Standort für meinen Fachbereich, nicht zuletzt wegen der Nähe zum Deutschen Literaturarchiv in Marbach. 

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!

Im Augenblick vertrete ich die Professur von Sandra Richter an der Universität Stuttgart. Dabei übernehme ich alle Aufgaben, die mit einer Professur verbunden sind: Neben Forschung und Lehre leite ich die Abteilung Neuere Deutsche Literatur I. Ich habe da also die Haushaltsverantwortung und bin die Fachvorgesetzte aller dortigen Mitarbeiter*innen. Ich unterschreibe also die Dienst- und Urlaubsanträge, treffe aber auch viele Entscheidungen, organisiere Arbeitstreffen und bin in dieser Funktion auch im Fakultätsrat.

Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?

Zum einen: Es ist ein faszinierendes Fach. Viele Menschen laufen mit bestimmten Vorstellungen von der deutschen Literatur herum, die z. T. Schulunterricht stammen, der aber dann auch schnell lange her ist. Wenn sie die Gelegenheit haben, punktuell tiefer einzutauchen, stellen sie meist schnell fest, dass es doch alles etwas anders ist, als sie es in Erinnerung hatten. Wenn ich während meiner Gastwoche etwas davon vermitteln kann, wäre das schön. Im Alltag kommt es ja schnell zu unterkomplexen Weltbildern, weil natürlich niemand Zeit hat sich mit allen Dingen intensiv auseinanderzusetzen. Aber erst die Einblicke schaffen Verständnis und die Möglichkeit der Wertschätzung. Geisteswissenschaftliche Fächer sind ohnehin geradezu prädestiniert dazu, vorhandene Deutungen zu hinterfragen und auf komplexe Zusammenhänge hinzuweisen. Sie stören natürlich auch immer ein bisschen, weil es einfacher ist, eindeutige Antworten zu haben. Aber wir müssen immer wieder stören, denn nur auf dieser Basis des differenzierten Denkens kann Demokratie, die eigenverantwortliches kompetentes Handeln und Urteilen voraussetzt, funktionieren.  

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Gerade im letzten Jahr bin ich vor allem durch mein hochschulpolitisches Engagement gut beschäftigt. Ich habe mit Amrei Bahr und Sebastian Kubon zusammen im Juni 2021 die Twitter-Aktion #IchBinHanna gestartet, die auf die prekären Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft sowie viele weitere strukturelle Missstände in diesem Arbeitsumfeld aufmerksam macht. Im März 2022 ist bei Suhrkamp unser Buch zur Aktion erschienen. Auch hier sind viele lange unhinterfragte Narrative im Spiel - etwa, dass Befristung Innovation fördere und der Wissenschaftsfreiheit diene. Für beides gibt es keine wissenschaftliche Grundlage, die man bei Wissenschaftler*innen eigentlich unterstellen müsste. Darauf immer wieder hinzuweisen und die argumentativen Widersprüche dieser Perspektive herauszustellen, damit sich hier endlich etwas verbessert, ist eine wichtige Aufgabe, der wir uns deshalb intensiv widmen.   

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Hobbies langweilen mich im Allgemeinen schnell, ich möchte lieber etwas bewirken - insbesondere weil ich ja auch der privilegierten Position heraus agieren kann, recht viel Zeit und Energie zu haben. Das möchte ich dann auch nutzen. Das heißt aber nicht, dass ich meine Grenzen nicht kennen würde. Ich überarbeite mich nie und achte immer auf Ruhezeiten. So bleiben die Batterien voll und alle haben etwas davon.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Den verbringe ich gerne damit, andere, die in der Wissenschaft arbeiten, zum Freimachen zu motivieren. 😊




Bitte begrüßt Kristin ganz herzlich bei Real Scientists DE!