Mit großer Vorfreude möchten wir euch unsere neue Kuratorin Jana Hasenäcker (@JanaHasenacker) vorstellen! Jana hat an der Humboldt-Universität Berlin Linguistik studiert, danach in der Gruppe „REaD (Reading Education and Development)“ am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung zum Leseerwerb im Grundschulalter geforscht und 2016 an der Freien Universität Berlin mit dem Thema „Learning to read complex words: morphological processing in reading acquisition“ promoviert. Im Anschluss hat sie noch ein halbes Jahr bei REaD gearbeitet um ihre Langzeitstudie zu Ende zu führen und ist im Herbst 2017 mit einem DFG-Forschungsstipendium an die International School for Advanced Studies (SISSA) in Triest, Italien gegangen. Seit Ablauf ihres DFG-Stipendiums arbeitet sie dort als PostDoc im ERC-Projekt „The reading brain as a statistical learning machine“.
Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Als Kind wollte ich Affenforscherin werden - wie Jane Goodall. Aber eigentlich habe ich mich für Sprachen immer viel mehr interessiert als für Tiere. So war nach der Schule für mich klar, dass ich „was mit Sprachen“ machen wollte, aber bloß nicht mit Literatur. Damit bin ich in der Linguistik gelandet und habe es von Anfang an geliebt. Besonders Psycholinguistik fand ich schon im Bachelor super und habe dann auch im Master meinen Schwerpunkt entsprechend gelegt und ergänzend Veranstaltungen in der Psychologie besucht. Als studentische Hilfskraft habe ich dann den Forschungsalltag besser kennengelernt. Und ab da war klar: das will ich gerne weitermachen!
Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
An der Psycholinguistik mag ich, dass Sprache in Kombination mit Denken und dem Gehirn betrachtet wird, also nicht nur theoretisch beschrieben, sondern benutzerorientiert untersucht wird. Außerdem mag ich, dass meine Arbeit recht vielfältig ist: ich kann mich mit Sprache beschäftigen, zu meinem Alltag gehören aber auch Programmieren und statistische Auswertungen. Die Leseforschung als Teilbereich der Psycholinguistik mag ich besonders, weil sie anwendungsorientierter als andere Bereiche ist: wie können wir Kindern oder auch Erwachsenen helfen, leichter und besser zu lesen? Außerdem habe ich Lesen immer schon geliebt, also kommt noch dieser sehr persönliche Aspekt hinzu.
Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
In meiner Forschung beschäftige ich mich damit, wie Menschen lesen und wie wir es lernen. Grob gesagt versuche ich herauszufinden, welche kognitiven Prozesse im Gehirn stattfinden, wenn wir versuchen, visuelle Symbole (also Buchstaben) mit Bedeutungen zu verbinden. Dafür führe ich hauptsächliche behaviorale Experimente durch, d.h. ich lasse Erwachsene und Kinder Leseaufgaben am Computer lösen und messe Reaktionszeiten und Fehlerraten. Die Reaktionszeiten und Fehlerraten werte ich dann statistisch aus um so herauszufinden, ob bestimmte Wörter leichter oder schwerer zu lesen sind als andere. Zum Beispiel gibt es im Deutschen viele morphologisch komplexe Wörter wie „Bücherwurm“. Werden solche Wörter in ihre einzelnen Teile („Bücher“ und „Wurm“) aufgeteilt beim Lesen? Wie ändert sich das über die Entwicklung? Welche anderen Fähigkeiten, etwa Wortschatz oder visuelle Aufmerksamkeit, tragen zu Unterschieden in der Entwicklung bei?
Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Es ist fast unmöglich an unserer heutigen Welt uneingeschränkt teilzuhaben ohne über Lesefähigkeiten zu verfügen. Lesen ist allgegenwärtig und bestimmt viele Bereiche unseres Lebens - nicht nur in Bezug auf schulischen Erfolg, sondern auch in alltäglicheren Angelegenheiten, wie das Lesen der Speisekarte im Restaurant. Vielen Erwachsenen fällt das Lesen leicht, es passiert fast automatisch. Aber für Kinder kann Lesenlernen schwierig und frustrierend sein. Warum das so ist und wie wir damit helfen können, ist nicht nur aus Forscherperspektive wichtig und interessant, sondern auch für Lehrer_Innen und Eltern.
Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Zur Zeit nicht. Ich überlege allerdings, eine R-Ladies Trieste Gruppe ins Leben zu rufen. R-Ladies ist ein weltweites Netzwerk von lokalen Gruppen, in denen sich Frauen selbstorganisiert in der Verwendung der Programmierumgebung R unterstützen und weiterbilden.
Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Während des Studiums habe ich Lacrosse gespielt, was fast keiner kennt. Jetzt in Triest ist Klettern mein Hobby Nummer 1. Hier gibt es in nächster Nähe unglaublich viele, extrem schöne Kletterspots - teilweise nur 10 min von meiner Arbeit entfernt und mit Blick aufs Meer.
Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Mein idealer freier Tag beginnt ganz gemütlich mit Kaffee und einem Buch im Bett. Dann bei gutem Wetter ein paar Stündchen draußen klettern. Am Abend ein leckeres Essen mit Freunden.
Bitte begrüßt Jana ganz herzlich bei Real Scientists DE!
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