Sunday, April 14, 2024

Neuere deutsche Literatur und hochschulpolitisches Engagement! Kristin Eichhorn ist jetzt bei Real Scientists DE!

 

Diese Woche freuen wir uns auf unsere Kuratorin PD Dr. Kristin Eichhorn (@drkeichhorn.bsky.social)! Kristin studierte zwischen 2005 und 2010 Germanistik und Nordistik in Kiel, wo sie 2013 mit einer Arbeit zur Fabel des 18. Jahrhunderts promovierte. Zwischen 2015 und 2021 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Germanistik und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Paderborn und habilitierte 2020 dort zu Johannes R. Becher und der literarischen Moderne. Seit dem Wintersemester 2021/22 vertritt sie die Professur von Sandra Richter für Neuere Deutsche Literatur I an der Universität Stuttgart. Sie ist auf Twitter sehr aktiv und bekannt vor allem durch die Aktion #IchBinHanna, die sie zusammen mit Amrei Bahr (Amrei Bahr) und Sebastian Kubon (Sebastian Kubon) initiiert hat. Kristin hat 2022 schon einmal bei Real Scientists DE kuratiert: der Blogpost dazu.

 

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?

Das war schon im ersten Semester zu Beginn meines Studiums in Kiel klar, das ich bewusst begonnen habe, um Literaturwissenschaftlerin zu werden. Nach dem Studium habe ich in Kiel meine Promotion begonnen und 2013 abgeschlossen. Danach hatte ich dort anderthalb Jahre eine halbe Stelle mit relativ viel Lehre, bevor ich die Gelegenheit bekam, nach Paderborn auf eine volle Habilitationsstelle zu wechseln. Meine Habilitation habe ich 2020 abgeschlossen. Während dieser Zeit habe ich meine beiden Forschungsschwerpunkte - die Aufklärung einerseits und die Literatur der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts andererseits - aufgebaut und immer wieder zu neuen Themen publiziert. Ich bin auf viele Konferenzen gefahren und habe 2015 die Zeitschrift "Expressionismus" ins Leben gerufen, um ein interdisziplinäres Austauschforum für die Erforschung dieser künstlerischen Strömung zu schaffen. Weiterhin bin ich seit 2018 im Vorstand der "Deutschen Gesellschaft für die Erforschung des 18. Jahrhunderts" (DGEJ) und habe mich gerade in Paderborn stark in hochschulinternen Gremien engagiert: Ich war dort zwei Jahre im Senat und außerdem Mittelbausprecherin des Instituts für Germanistik und Vergleichende Literaturwissenschaft. 

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?

Es ist einfach das, was mir am besten liegt. Ich war schon immer sehr gut im Umgang mit Sprache und interessiert an Literatur. Wir haben ja auch eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe, indem wir in der Germanistik sehr viel Lehramtsausbildung machen. Natürlich wäre das alleine für mich nicht mehr recht erfüllend. Ich bin immer auf der Suche nach neuen Aufgaben und Herausforderungen - daher auch das hochschulpolitische Engagement. Deshalb ist es gut, dass ich jetzt auf der Vertretungsprofessur auch endlich Führungs- und Leitungsaufgaben übernehmen kann, die ich als absolute Bereicherung empfinde. Außerdem ist Stuttgart ein sehr angenehmer Standort für meinen Fachbereich, nicht zuletzt wegen der Nähe zum Deutschen Literaturarchiv in Marbach. 

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!

Im Augenblick vertrete ich die Professur von Sandra Richter an der Universität Stuttgart. Dabei übernehme ich alle Aufgaben, die mit einer Professur verbunden sind: Neben Forschung und Lehre leite ich die Abteilung Neuere Deutsche Literatur I. Ich habe da also die Haushaltsverantwortung und bin die Fachvorgesetzte aller dortigen Mitarbeiter*innen. Ich unterschreibe also die Dienst- und Urlaubsanträge, treffe aber auch viele Entscheidungen, organisiere Arbeitstreffen und bin in dieser Funktion auch im Fakultätsrat.

Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?

Zum einen: Es ist ein faszinierendes Fach. Viele Menschen laufen mit bestimmten Vorstellungen von der deutschen Literatur herum, die z. T. Schulunterricht stammen, der aber dann auch schnell lange her ist. Wenn sie die Gelegenheit haben, punktuell tiefer einzutauchen, stellen sie meist schnell fest, dass es doch alles etwas anders ist, als sie es in Erinnerung hatten. Wenn ich während meiner Gastwoche etwas davon vermitteln kann, wäre das schön. Im Alltag kommt es ja schnell zu unterkomplexen Weltbildern, weil natürlich niemand Zeit hat sich mit allen Dingen intensiv auseinanderzusetzen. Aber erst die Einblicke schaffen Verständnis und die Möglichkeit der Wertschätzung. Geisteswissenschaftliche Fächer sind ohnehin geradezu prädestiniert dazu, vorhandene Deutungen zu hinterfragen und auf komplexe Zusammenhänge hinzuweisen. Sie stören natürlich auch immer ein bisschen, weil es einfacher ist, eindeutige Antworten zu haben. Aber wir müssen immer wieder stören, denn nur auf dieser Basis des differenzierten Denkens kann Demokratie, die eigenverantwortliches kompetentes Handeln und Urteilen voraussetzt, funktionieren.  

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Gerade im letzten Jahr bin ich vor allem durch mein hochschulpolitisches Engagement gut beschäftigt. Ich habe mit Amrei Bahr und Sebastian Kubon zusammen im Juni 2021 die Twitter-Aktion #IchBinHanna gestartet, die auf die prekären Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft sowie viele weitere strukturelle Missstände in diesem Arbeitsumfeld aufmerksam macht. Im März 2022 ist bei Suhrkamp unser Buch zur Aktion erschienen. Auch hier sind viele lange unhinterfragte Narrative im Spiel - etwa, dass Befristung Innovation fördere und der Wissenschaftsfreiheit diene. Für beides gibt es keine wissenschaftliche Grundlage, die man bei Wissenschaftler*innen eigentlich unterstellen müsste. Darauf immer wieder hinzuweisen und die argumentativen Widersprüche dieser Perspektive herauszustellen, damit sich hier endlich etwas verbessert, ist eine wichtige Aufgabe, der wir uns deshalb intensiv widmen.   

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Hobbies langweilen mich im Allgemeinen schnell, ich möchte lieber etwas bewirken - insbesondere weil ich ja auch der privilegierten Position heraus agieren kann, recht viel Zeit und Energie zu haben. Das möchte ich dann auch nutzen. Das heißt aber nicht, dass ich meine Grenzen nicht kennen würde. Ich überarbeite mich nie und achte immer auf Ruhezeiten. So bleiben die Batterien voll und alle haben etwas davon.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Den verbringe ich gerne damit, andere, die in der Wissenschaft arbeiten, zum Freimachen zu motivieren. 😊




Bitte begrüßt Kristin ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, April 7, 2024

Pflanzenwissenschaft auf YouTube! David Spencer ist jetzt bei Real Scientists DE!

 

Diese Woche freuen wir uns auf unseren Kurator David Spencer (@davidspencer.bsky.social)! David promovierte an der RWTH Aachen in der molekularen Pflanzenphysiologie. Neben seiner Forschung ist er als Podcaster, Science Slammer und Autor im Zeichen der nachhaltigen Landwirtschaft aktiv. Im Frühjahr 2022 erschien sein Buch „Alles bio – logisch?!“ im Droemer Knaur Verlag. Im selben Jahr wurde David Spencer mit dem SciComm-Award der Deutschen Botanischen Gesellschaft ausgezeichnet. Als Vorstandsmitglied von „Öko-Progressives Netzwerk e. V.“ und der Initiative „Progressive Agrarwende“ treibt er den Diskurs zur modernen Pflanzenzüchtung am Wissenschaftsstandort Deutschland weiter an.

 

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?

David war bereits einmal Kurator bei uns. Erfahrt mehr dazu auf seinem ersten Post!

 

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?

Vom Pflanzenlabor in die wunderbare Welt der Wissenschaftskommunikation: Der Schritt in die Selbständigkeit war natürlich zunächst einmal eine Herausforderung. Neben dem Druck, genügend Aufträge (Workshops, Vorträge, Buchverträge etc.) an Land zu ziehen, musste ich von Anfang an wirklich alles selbst machen. Dafür weiß ich jetzt, wie man eine Podcast-Tonspur bearbeitet oder ein Youtube-Video formatiert! Das anhaltende Interesse an den pflanzlichen Themen spüre ich (dankenswerterweise) durch tägliche Medienanfragen, und solange das so ist, bin ich gerne als Brückenbauer aktiv. Die Vermittlung wissenschaftlicher Inhalte an eine wissbegierige Zielgruppe ist zu einer Berufung geworden, die ich nicht mehr missen möchte. Gerade die Arbeit mit jungen Menschen macht mir besonders Spaß.

 

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!

In vielen Formaten - so bunt wie ein Blumenstrauß! - möchte ich die Menschen mit meiner Begeisterung für die Pflanzenwissenschaften anstecken. Ich produziere jede Woche ein neues YouTube-Video auf meinem Kanal "KRAUTNAH", in dem ich durch den Garten streife und Fun Facts über das Gemüse präsentiere. Außerdem schreibe ich gerade (v. a. an Regentagen :D) an meinem zweiten Buch über die Evolutionsgeschichte der Pflanzen. Die meiste Zeit verbringe ich jedoch in und mit der Deutschen Bundesbahn, fahre durch die Republik und darf Vorträge, Keynotes und Workshops zur Pflanzenforschung (und Kommunikation derselben!) abhalten. Dabei entdecke ich laufend neue Themen, die ich wiederum in Videos oder Blogbeiträgen verarbeite.

 

Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?

Pflanzenprodukte gehen uns alle etwas an: Wir alle essen, kaufen Möbel, lesen Bücher, tanken Biodiesel... Güter aus Pflanzen sind aus dem Alltag praktisch nicht mehr zu entfernen. Dabei lohnt es sich, die Herkunft und Faktenlage über die Produktion dieser Gewächse genauer anzuschauen. Gerade in einer Zeit der Informationskrise, in der wir trotzdem nachhaltig agieren und konsumieren wollen, ist evidenzbasierte Wissenschaftskommunikation zum Thema Pflanzenbau meiner Ansicht nach sehr wichtig.

 

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten? Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?

Neben meiner Öffentlichkeitsarbeit in den Pflanzenwissenschaften habe ich ein "zweites Bühnenleben" als Musiker. Schon seit über 10 Jahren schreibe ich eigene Songs und kloppe auf meiner Gitarre herum, um dem Publikum (wenn ich mal Zeit für einen Gig habe!) meine folky Songwriter-Lieder vorzuspielen. Das ist zwar weniger geworden, ist aber dennoch ein toller Ausgleich für die kopflastige Arbeit. Dass ich nebenbei noch einen Selbstversorger-Garten und eine Horde Mini-Dinos hege und pflege, brauche ich wohl nicht zu erwähnen. Sieht man ja in meinen Videos. ;)

 

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forschende sind ja auch nur Menschen)?

Mit einem Kaffee in den Garten gehen, Kräuter streicheln und Hühner ärgern! :)



Bitte begrüßt David ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, March 31, 2024

Wie man archäologische Erkenntnisse in die Köpfe bringt! Jens Notroff ist jetzt bei Real Scientists DE!

Diese Woche freuen wir uns auf unseren Kurator Jens Notroff (@jensnotroff.com)! Jens hat in Berlin Archäologie, Geschichte und Kommunikationswissenschaften studiert und anschließend seine Tätigkeit am Deutschen Archäologischen Institut (DAI) aufgenommen. Als Prähistoriker auf die Stein- und Bronzezeit spezialisiert, hat er in verschiedenen Ausgrabungsprojekten- und Forschungsprojekten an der Orient-Abteilung des DAI u.a. in Jordanien und der Südosttürkei mitgewirkt, bevor er 2020 als Referent für Wissenschaftskommunikation an die Zentrale des Instituts gewechselt ist. Seine Forschungsinteressen umfassen vor allem die Repräsentation von Macht und Herrschaft in prähistorischen Gesellschaften, Kultstätten in ihrem archäologischen Kontext und Bestattungsbrauch sowie Totenritual. Außerdem ist er als Autor, Illustrator und Wissenschaftskommunikator tätig.

 

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?

Der Wunsch, Archäologe zu werden, bestand tatsächlich schon ziemlich lange - und verfestigte sich dann mit dem größer werden immer mehr. Als folgte dann nach Schule und Abitur konsequenterweise das Archäologiestudium in Berlin ... und der Weg immer tiefer hinein ins Fach, Feldforschung inklusive.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?

Die Mischung aus Quellengewinnung im Feld mittels Ausgrabung und der einordnenden Forschung am Schreibtisch und in der Bibliothek macht einen, wie ich finde, ganz besonderen Reiz des Faches aus. Und dann kommt noch hinzu, dass man sich bei der Beschäftigung mit dem Leben von Menschen in der Vergangenheit immer wieder mit ganz grundlegenden Fragen konfrontiert sieht, die eigentlich zeitlos sind: Wie gehen Gesellschaften mit Veränderungen ihres Lebensraums um? Wie organisieren sie sich, wie werden Konflikte innerhalb der eigenen und zwischen unterschiedlichen Gruppen ausgehandelt? Welche kulturellen Eigenheiten entwickeln sich aufgrund unterschiedlicher äußerer Umstände - und wie entwickeln sie sich weiter? Welche Linien können wir bis ins hier und jetzt ziehen?

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!

Als Referent für Wissenschaftskommunikation am DAI besteht meine Aufgabe darin, die weltweiten Forschungsprojekte des Instituts und Forschungsergebnisse der Kolleginnen und Kollegen aufzubereiten und zu vermitteln. In Veranstaltungen oder in Wort- und Bildbeiträgen, in den klassischen und sozialen Medien z.B. oder auch in Form eines Magazins, das wir am Institut herausgeben.


Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?

Weil es in der Archäologie nicht nur um alten staubigen Kram geht, sondern wir uns vor allen Dingen für die Menschen früherer Epochen interessieren. Für deren Leben und Alltag, für die Herausforderungen, denen sie sich stellen mussten - und die Lösungen, die sie dafür gemeinsam gefunden haben. Denn Klimafolgen, Umweltwandel und die Veränderung von Lebensräumen, soziale Konflikte, Krisen und der Umgang mit gesellschaftlicher Veränderungen - das alles sind ja Themen, die uns heute noch genauso umtreiben. Und die Archäologie macht es uns möglich diese Prozesse über sehr lange Zeiträume nachzuvollziehen. Das ist ein ungeheures Potential an Wissen, aus dem wir hier schöpfen können; Erfahrungen, die uns helfen können, Strategien auch für heutige Herausforderungen zu entwickeln. Nur wenn wir wissen, woher wir kommen, können wir erkennen, wohin wir gehen.

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?

Ich arbeite außerdem als Illustrator und setze beispielsweise Rekonstruktionen archäologischer Funde und Befunde und Lebensbilder der Vergangenheit um, visualisiere aber auch Forschungsprozesse und Ergebnisse. Außerdem bin ich als Dozent am Nationalen Institut für Wissenschaftskommunikation tätig.

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?

Es klang eben schon ein wenig an: Ich zeichne wahnsinnig gern und im Grunde bei (fast) jeder Gelegenheit. Selten, dass ich einmal ohne Skizzenheft und Stift aus dem Haus ginge. Und auch wenn meine Zeit es nicht mehr gar zu häufig erlaubt, genieße ich es jedes Mal sehr, im Kajak zu sitzen oder in den Bergen unterwegs zu sein.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forschende sind ja auch nur Menschen)?

Ausschlafen (ha, als ob die Kinder das zuließen), Zeitungslektüre bei ausgedehntem Frühstück mit zweitem Kaffee. Dann bin ich eigentlich auf alles vorbereitet, was da kommen mag.


Bitte begrüßt Jens ganz herzlich bei Real Scientists DE!