Sunday, November 28, 2021

Stress im Krankenwagen und im Gehirn - Anne Gärtner ist jetzt bei Real Scientists DE!


Mit großer Vorfreude möchten wir euch unsere neue Kuratorin Anne Gärtner (@gaertner_anne) vorstellen! Anne hat an der TU Dresden Psychologie studiert und dort die Freude an der Wissenschaft entdeckt. In ihrer Prpmotion, ebenfalls an der TU Dresden, untersuchte sie, inwiefern sich Menschen darin unterscheiden, wie sie mit ihren Gefühlen umgehen, was dabei im Gehirn passiert und wie z.B. Rettungsdienstmitarbeiter:innen in teilweise stressigen und traumatischen Situationen ihre Emotionen regulieren. Aktuell ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl Differentielle und Persönlichkeitspsychologie der TU Dresden wo sie sich weiterhin mit der Frage beschäftigt, wie sich Menschen in ihrem emotionalen Erleben unterscheiden und welche Ursachen das hat. Außerdem engagiert sie sich für Open Science und reproduzierbare Wissenschaft.

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?

Als Kind war ich nicht gerade besonders wissbegierig oder ständig an Lösungen für Probleme interessiert. Vor meinen Studium hatte ich auch nicht den Wunsch, Wissenschaftlerin zu werden. Mich haben aber schon immer Menschen interessiert, was sie antreibt, was sie fühlen und warum sie sich verhalten, wie sie sich verhalten. Während meines Studium war ich ab dem 3. Semester als studentische Hilfskraft in verschiedenen Projekten tätig und habe Wissenschaft kennen und lieben gelernt. Zum Ende meines Studiums habe ich ein Praktikum am Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München absolviert und festgestellt, dass ich unbedingt promovieren wollte. Ich fand (und finde es immer noch ;-) sehr spannend neue Fragestellungen zum menschlichen Verhalten zu untersuchen, die vorher noch niemand untersucht hat.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?

Mich interessieren vor allem biologische Grundlagen menschlichen Erlebens und Verhaltens, also zum Beispiel was genau im Gehirn abläuft während wir denken und fühlen. Auch die Frage, welche Rolle Gen- und Umweltfaktoren spielen finde ich spannend. Mich fasziniert außerdem, wodurch Persönlichkeitsunterschiede entstehen, also warum manche Menschen zum Beispiel ängstlicher oder optimistischer sind als andere. Ich mag die Zusammenarbeit mit den vielen tollen, klugen und netten Kolleg:innen und die aktuelle Bewegung, Wissenschaft vertrauenswürdiger, transparenter und reproduzierbarer zu machen. Ich sehe mich als einen kleinen Teil davon und möchte gemeinsam mit anderen versuchen, diese Bewegung weiter voran zu treiben.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!

Obwohl ich Psychologin bin, arbeite ich im Alltag vor allem am Computer statt mit Menschen – das irritiert machmal Freude oder Bekannte. Ich bin eher Neurowissenschaftlerin als Psychologin, neben mir kann man sich also eher einen MRT Scanner als eine Couch vorstellen. ;-) Ich lese wissenschaftliche Publikationen, plane und organisiere Projekte, rechne statistische Analysen und gebe Lehrveranstaltungen. Ich fahre auch gerne auf Konferenzen, um meine wissenschaftlichen Befunde vorzustellen und mich mit anderen über Forschung zu unterhalten.

Motivation: warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?

Forschung über den Menschen betrifft uns alle, und gerade psychologische Forschung ist unglaublich spannend! Wer fragt sich nicht manchmal, was eine andere Person gerade denkt oder fühlt? Jede:r von uns hat heute schon mehrere Emotionen durchlebt und wird auch noch einige durchleben. Gerade Psychologie wird aber auch leicht zur Küchenpsychologie, eben weil Vieles so nachvollziehbar oder bekannt erscheint. Dabei folgt psychologische Forschung harten wissenschaftlichen Methoden und Standards, und das meiste ist überhaupt nicht so einfach, wie man denkt.

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?

Ich bin Vertreterin des wissenschaftlichen Nachwuchses in einer Fachgruppe der Deutschen Gesellschaft für Psychologe und außerdem in mehreren Open Science Initiativen und Interessengruppen tätig. Zudem bin ich Co-Projektleiterin in einem Sonderforschungsbereich und organisiere ein strukturiertes Promotionsprogramm. Wir erarbeiten zum Beispiel gerade ein Open Science Modul, das allen Doktorand:innen und später allen Mitarbeiter:innen unserer Fakultät zur Verfügung gestellt werden soll. 
 
Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Neben meiner Arbeit meditiere ich und mache Yoga. Außerdem möchte ich mich mehr für Natur- und Umweltschutz einsetzen und schaue oft nach Projekten oder Kampagnen. In meiner Wohnung leben zudem zwei ungewöhnliche Haustiere: Landeinsiedlerkrebse. Die gehören aber eigentlich meinem Freund. ;-)
 
Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?

Ausschlafen, gemütlich frühstücken, im Wald spazieren oder durch die Sächsische Schweiz wandern, und Freunde/Familie sehen oder abends eine Serie schauen. 

Bitte begrüßt Anne ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, November 21, 2021

Die kleine Welt ganz groß - Anna Schueth ist jetzt bei Real Scientists DE!

Mit großer Vorfreude möchten wir euch unsere neue Kuratorin Anna Schueth (@SchuethAnna) vorstellen! Im zarten Alter von sieben Jahren hat Anna die Faszination für Mikroskopie gepackt und nicht mehr losgelassen. Ihr weg brachte sie bis zur Co-Entwicklung eines Prototypen für light-sheet-Mikroskopie, mit dem dickere Proben als bisher in 3D untersucht werden können. Aktuell arbeitet sie als Postdoc am Department of Cognitive Neuroscience an der Universität Maastricht. Auf ihrer Webseite annaschueth.com widmet sich Anna zusätzlich dem Thema mentale Gesundheit und Stigma in der Wissenschaft.

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet? 
Nach dem Biostudium habe ich mich für Doktorandenstellen beworben und bin seit 2008 in der Forschung.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Mikroskopie ist meine große Leidenschaft schon seit der Kindheit und nach dem Studium arbeite ich seit 2008 in Forschungsprojekten rund um die Mikroskopie.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Ich arbeite als Post-doc an der Uni Maastricht und mache zur Zeit mein VENI Projekt (finanziert von der niederländischen Forschungsgesellschaft NWO). Ich arbeite mit optisch geklärten menschlichen Gehirn- und Prostatakrebsproben und Biopsien, zusammen mit mehreren Partnern aus Industrie (Mikroskopentwicklung, Software), Klinik (Pathologie) und Wissenschaft (Demenz, Alzheimer, Data Science, Anatomie, Neurowissenschaft). 

Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Ich finde #OpenScience und #OpenAccess sehr wichtig und würde mir wünschen, wenn es weniger von dieser “Ellbogenmentalität” geben würde. Sharing is caring 😊.

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten? 

Außerhalb der Forschung mache ich noch: 1) STEM Coaching und Mentoring mit @cybermentor seit 2009, um Schülerinnen für diese Fächer zu begeistern und ihnen zu helfen. 2) Ich setze mich für die Entstigmatisierung von mentaler Gesundheit an meiner Uni und darüber hinaus ein, einmal mit meinem Blog annaschueth.com und mit der neuen Gruppe #FlourishMaastricht. Auf meinem Blog teile ich seit Februar 2021 Geschichten von mir und anderen über mentale Gesundheit in der Wissenschaft und verschiedene Sigmata. Mittlerweile habe ich damit über 6 Millionen Seitenbesuche und erreiche weltweit Leute und erhalte täglich Nachrichten. Die Gruppe Flourish Maastricht habe ich gegründet zusammen mit meinem Arbeitskollegen und Freunden Dr. Tiffany Leung, MD und Dr. Mark Kawakami. Wir möchten das Stigma rund um mentale Gesundheit und Erkrankungen in der Wissenschaft reduzieren, aufklären und Hilfe leisten für Studenten und Mitarbeiter der Uni und des Uniklinikums. Am 22.11. haben wir unser 1. Meeting und ich werde darüber berichten. 3) Ich bin Mitglied des Data Science Podcasts Uni Maastricht @DSMINSETS und das macht total viel Spaß. Ich tweete auch regelmäßig über unsere Gäste, Themen und "behind the scenes" Fotos. 4)Wahrscheinlich vergesse ich gerade die Hälfte. 😊 Tweete aber eigentlich über alles was ich so mache.  

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest? 

Ich laufe sehr gern (joggen) und möchte immer nochmal einen Marathon schaffen. Bis jetzt hat es nur bis 35km gereicht und die letzten km fehlen mir noch. Mein Blog ist mein Hobby und ich höre sehr gern Podcasts. Außerdem engagiere ich mich für die non-profit Organisation “Dragonfly Mental Health”. 

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)? 

Ich habe 2 kleine Kinder (Lily 2, Ben 7) und die halten mich ganz schön auf Trab. Falls ich mal Zeit für mich habe höre ich gern Hörbücher, gehe joggen oder mache Yoga.

Bitte begrüßt Anna ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, November 14, 2021

Transparente und vertrauenswürdige Forschung - Rima-Maria Rahal und das German Reproducibility Network sind jetzt bei Real Scientists DE!

Unsere neue Kuratorin ist eine alte Bekannte: Vor nicht mal einem halben Jahr hatten wir Rima-Maria Rahal (@rimamrahal) bei uns zu Gast. Dieses Mal wird Rima allerdings nicht hauptsächlich von ihrer eigenen Arbeit erzählen, sondern das German Reproducibility Network (@GermanRepro) vertreten. Und das hat einen besonderen Anlass - am Dienstag, 16.11., wird auf dem German Reproducibility Day diskutiert, wie transparente und zuverlässige Arbeit in der deutschen Forschung gefördert werden kann (wer mitmachen will, kann sich hier anmelden).
Aber nun zur Sache: Das German Reproducibility Network (GRN) ist ein dezentral organisiertes, fächerübergreifendes Konsortium und strebt an, die Vertrauenswürdigkeit und Transparenz wissenschaftlicher Forschung in Deutschland zu erhöhen. Dabei konzentriert sich das Netzwerk auf folgende Aktivitäten:
  • Die Unterstützung von Forscher:innen bei der eigenen Weiterbildung in Open-Science-Praktiken und bei der Gründung lokaler Open-Science-Communities.
  • Die Verknüpfung lokaler oder themenspezifischer Reproducibility-Initiativen zu einem nationalen Netzwerk und die Förderung ihrer Vernetzung.
  • Die Beratung von Institutionen bei der Verankerung von Open-Science-Praktiken in ihrer Arbeit.
  • Die Vertretung der Open-Science-Community gegenüber den Stakeholdern in der weiteren Wissenschaftslandschaft.

Das GRN ist verankert in einem wachsenden Netzwerk ähnlicher Initiativen in Großbritannien, der Schweiz, Australien und der Slowakei. Es ist offen für neue Mitglieder und bietet verschiedene Möglichkeiten zur Beteiligung.

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?

Ich interessiere mich dafür, Dinge über die Welt herauszufinden. Ich mag es, Rätsel zu lösen und einzelne Puzzlesteine zusammenzufügen, um nach und nach so etwas wie Wissen oder Erkenntnisse über bestimmte Fragestellungen zu erlangen. Das habe ich vermutlich mit vielen anderen Wissenschaftler*innen gemeinsam.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Ich setze mich für offene Wissenschaft (Open Science). Dabei geht es mir darum, dass wissenschaftliche Prozesse transparent gemacht werden, man also wissen kann: Wie ist in Studie XY die Erkenntnis YZ entstanden, und was kann man daraus schlussfolgern?
Mir ist natürlich klar, dass nicht aus jeder einzelnen wissenschaftlichen Untersuchung zwangsläufig gesicherte Erkenntnisse über den Zustand der Welt erlangt werden können. Aber mich interessiert, wie wir als Forschende so arbeiten können, dass wir belastbarere Studien durchführen und damit hoffen können, robustere Erkenntnisse zu erlangen und diese auch fair und transparent kommunizieren. Und umgekehrt: wie wir problematische oder wenig belastbare, sowie intransparente Methoden vermeiden können.
Deswegen engagiere ich mich im GRN. Dort ist es unsere Mission, über Disziplinen hinweg die Transparenz und Zuverlässigkeit wissenschaftlicher Forschung zu fördern. Mit anderen Worten: Wir setzen uns für offene Wissenschaft (Open Science) ein.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Das GRN ist noch gar nicht so alt – uns gibt es erst seit Anfang 2020. Aber es läuft schon richtig prima: es sind schon über 20 Grassroots Initiativen, die sich in Deutschland für offene Wissenschaft einsetzen, mit dabei. Eine wichtige Aufgabe für uns ist, diese Initiativen zu vernetzen.
Außerdem wollen wir Forschende dabei unterstützen, ihre Arbeit offener und robuster zu gestalten, zum Beispiel indem sie Experimente genau dokumentieren oder Manuskripte öffentlich verfügbar machen. Deswegen halte ich immer wieder Vorträge zum Thema und gebe auch Workshops dazu.
Außerdem wollen wir uns dafür einsetzen, dass es grundlegende Veränderungen in der Wissenschaftspraxis gibt, hin zu transparenteren und robusteren Arbeitsweisen. Das kann aber in meinen Augen nur klappen, wenn nicht nur einzelne Gruppen von Forschenden sich dafür einsetzen. Deswegen wollen wir den Dialog zwischen Forschenden, Institutionen, Verlagen und Fördern anstoßen, um wirklich etwas zu bewegen. 

Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Ein Großteil der wissenschaftlichen Arbeit in Deutschland wird aus öffentlichen Mitteln gefördert. Da ist es klar: die Öffentlichkeit kann und soll etwas darüber wissen, wie mit diese Mitteln geforscht werden kann, wie damit geforscht wird und wo sich die Wissenschaft hinentwickeln könnte. 

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Im Moment organisiere ich den German Reproducibility Day mit (16.11., ab 13 Uhr)! Dabei wollen wir eine Diskussion dazu anstoßen, wie die deutsche Forschungslandschaft es schaffen kann, transparentere und zuverlässigere wissenschaftliche Arbeit zu unterstützen. Falls das für euch spannend klingt, könnt ihr euch hier anmelden, mit dazu kommen und direkt mitdiskutieren: https://reproducibilitynetwork.de/germanreproday/

Sunday, November 7, 2021

Evolutionär - Marina Wirth ist jetzt bei Real Scientists DE!

Diese Woche freuen wir uns sehr, euch unsere neue Kuratorin Marina Wirth (@Marina_Wirth) vorstellen zu dürfen! Marina ist eine original Küsten-Deern – an der Nordsee geboren und fürs Studium an die Ostsee gezogen. In ihrem Studium der Biologie in Kiel hat sie sich auf Evolution und Biodiversität spezialisiert. Dafür hat sie in ihrer Bachelorarbeit an Spinnenseide geforscht und im Master Populationen von Seeigeln in Nord- und Ostsee untersucht. Seit 2017 ist sie in Berlin, arbeitet in der Wissenschaftskommunikation und hat seit diesem Jahr sogar einen eigenen YouTube-Kanal.

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Ich bin schon immer wissbegierig und immer neugierig gewesen, wie „Dinge“ funktionieren. Von meinem Motorroller, den ich als Teenager mehrfach auseinandergebaut habe, zu meiner letzten Überlegung, was wohl die psychologischen und soziologischen Mechanismen sind, wie aus Werbung neue Schönheitsideale entstehen können (recherchiere hier noch, was die Forschung sagt) – mich hat immer interessiert wieso und wie unsere Welt funktioniert. Als ich im Biounterricht in der Oberstufe das erste Mal etwas über DNA und über Stoffwechselprozesse gelernt habe, war ich „hooked“ mit der Wissenschaft, die erforscht, wie Leben funktioniert. Von da an wollte ich etwas mit Bio machen. Ich habe zunächst eine Berufsausbildung zur Biologische Technischen Assistentin gemacht und dann in einem Forschungslabor in Kiel gearbeitet. Allerdings bin ich schnell zu dem Punkt gekommen, dass ich gern selbstständiger arbeiten möchte und kann. Also habe ich beschlossen noch Biologie zu studieren und dort hat mich vor allem die Evolutionsbiologie fasziniert.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
„Nichts in der Biologie macht Sinn außer im Licht der Evolution!“ – Theodosius Dobzhansky
Vor allem biologische Strukturen, ihre Funktionen und die Mechanismen, nach denen sie sich entwickeln haben mich seit meiner ersten Vorlesung faszinierend. Dass ich während des Studiums als studentische Hilfskraft im Zoologischen Museum in Kiel gearbeitet habe, hat sein Übriges getan. Wie kann man von leuchtenden Tintenfischen, von Seepferdchen mit Tarnkappen und Teleskopaugen von Springspinnen nicht vollkommen geflasht sein? ☺
Tatsächlich arbeite ich aber ja derzeit nicht in der Wissenschaft, sondern mache Wissenschaftskommunikation. Dazu bin ich gekommen, weil ich nach meinem Master Zeit sinnvoll überbrücken wollte, da die Antwort zu meinen Bewerbungen auf Promotionsstipendien in Irland noch ausstand. Ich hatte bereits einige Erfahrung in der Wissenschaftskommunikation durch meine Arbeit im Museum gesammelt, dachte ich könnte das etwas vertiefen und so habe ich ein Praktikum in der Onlineredaktion bei Wissenschaft im Dialog begonnen. Das führte dann über ein Volontariat, dann zur Stelle der Projektmanagerin für den Webvideo-Wettbewerb Fast Forward Science, der Webvideos über Wissenschaft und Forschung auszeichnet und das Educational Escape Game „Bio Economy Now!“.
Zu meiner Liebe zur Wissenschaft wurde kam somit meine Leidenschaft für Wissenschaftskommunikation und besonders für Webvideos.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Seit Mitte diesen Jahres arbeite ich daran meinen eigenen YouTube-Kanal Evolutionary aufzubauen und als „One-Woman“-Betrieb mache ich alles selbst. Ich überlege mir Themen, recherchiere, schreibe Videoskripte, drehe Videos und schneide diese. Dazu kommt die Pflege der Social-Media-Kanäle. Außerdem lerne ich nebenbei ein bisschen über Grafik Design und Animation, um meine Videos aufzupeppen. ☺
Vor allem aber verbringe ich gerade viel Zeit mit der Stellensuche – denn ich möchte gerne wieder zurück in die Wissenschaft und noch promovieren. Leider hat das damals nach dem Master nicht geklappt, aber ich habe das nicht aufgegeben. Mir ist klar, dass der Weg zurück sicherlich etwas schwierig ist, einfach weil ich jetzt eine Weile raus bin und sich neue Methoden etabliert haben, die ich dann vielleicht neu erlernen muss. Gleichzeitig habe ich durch die Zeit außerhalb der Wissenschaft meine Perspektiven erweitert und ein Skillset entwickelt von dem ich überzeugt bin, dass es meine Forschung und mein wissenschaftliches Arbeiten nur bereichern können.
Mein Ziel für die nächsten drei Jahre ist es als Doktorandin zu forschen und nebenbei Wissenschaftsvideos zu machen. 

Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Naja – die Pandemie hat gezeigt, wie wichtig Wissenschaft ist und wie wichtig es ist diese zu kommunizieren. Um die wichtigen politischen und gesellschaftlichen Fragen zu beantworten oder auch konstruktiv kritisch hinterfragen zu können müssen wir alle ein Grundverständnis davon haben, wie Wissenschaft und Forschung funktionieren. Dafür ist es wichtig nicht nur Ergebnisse zu kommunizieren, sondern auch, wie diese entstanden sind, und zwar so, dass es für alle zugänglich ist.
Wissenschaft betrifft uns alle – von Medikamenten über Smartphones zu Sneakers, die aus Fasern bestehen, die nach dem Vorbild von Spinnenseide hergestellt wurden. Und was viele vergessen: Unser Wissen von heute ist die Forschung von gestern. 

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Seit diesem Jahr bin ich im Netzwerk von Arbeiterkind.de. Das ist ein Netzwerk für Menschen aus nicht-akademischen Haushalten, die Schüler*innen aus nicht akademischen Haushalten auf ihrem Weg ins und durchs Studium mit Rat und Tat unterstützen. Dabei gibt es ein breites Angebot, von Infoveranstaltungen zur Studienfinanzierung, Schulbesuche, um interessierte Schüler*innen zu ermutigen bis hin zum Austausch über die größeren Hürden und kleineren Stolpersteine, die einem als Arbeiterkind auf der akademischen Laufbahn begegnen. Und mittlerweile gibt es auch ein Promotionsnetzwerk. Im Dezember habe ich meinen ersten Schulbesuch und freue mich schon sehr darauf. 

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Nähen, Rock’n’Roll-Tanzen und Motorradfahren. ☺ Außerdem bin ich gerade auf der Suche nach einem coolen Chor in Berlin. 

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Puh – das kommt ganz auf meine Stimmung an. ☺  Meinen letzten perfekten freien Tag habe ich mit meinen „Homies“, meinen allerliebsten Herzensmenschen, im Hochseilgarten verbracht. Wir kennen uns aus dem Studium und wie das so ist, wohnen wir nun sehr verstreut, was die gemeinsame Zeit umso wertvoller macht. Schön sind auch Gaming-Brunches – dazu kommen Freunde vormittags zum Frühstück, das bis spät in die Nacht gehen kann und nebenbei spielen wir Brettspiele. Manchmal freue ich mich aber auch einfach über „Quality-Me-Time“, die ich dann nur mit meiner Nähmaschine und meinen Lieblingsfolgen Doctor Who teile. ☺  
So oder so fängt mein perfekter Tag ganz entspannt, mit einer heißen Tasse zimtversetzten Kaffee und einem fantastisch duftenden Croissant vom französischen Café gegenüber an.

Bitte begrüßt Marina ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Monday, November 1, 2021

Steigert die Wissenschaftskompetenz - Dennis Eckmeier ist jetzt (wieder) bei Real Scientists DE!

Diese Woche freuen wir uns sehr, euch einen Real-Scientists-DE-Wiederholungstäter vorzustellen: Dennis Eckmeier (@DennisEckmeier) beehrt uns bereits zum dritten Mal! Seinen Werdegang seit seinem ersten Dienst als Real-Scientists-DE-Kurator könnt ihr mit den Blogposts zu seiner ersten Kuration in in 2017 und seiner zweiten Kuration in 2018 nachverfolgen.


Wie bist du in der Wissenschaftskommunikation gelandet?


Ich hatte als Kind Bücher über Evolution, Anatomie, Verhalten und Ökologie von Dinosauriern und auch von Urmenschen. Diese Bücher haben eine Faszination für komplexe systemische Zusammenhänge und unbekannte Welten geweckt. Deshalb war Biologie genau das Richtige für mich. Innerhalb der Biologie war ich hin und her gerissen zwischen Evolution und Genetik und habe mich dann logischerweise für Tierverhalten und elektrische Signale in Gehirnen entschieden. Ich habe 2010 promoviert und war danach noch 7 Jahre lang Postdoc in den USA und in Portugal.

Zur Wissenschaftskommunikation habe ich gefunden, weil ich - neben der Wissenschaft - auch ein Faible für Kommunikation habe. Als Sohn von Musikern habe ich früh gelernt, dass kreative Arbeit die Verbindung von handwerklichem Können und Kreativität ist. Das finde ich sehr spannend. Da ich außerdem viel Erfahrung im Wissenschaftsbereich habe, liegt Wissenschaftskommunikation natürlich nahe. Vor allem macht es mir dabei Spaß, Skripte zu planen und zu gestalten, und diese dann mit Audio und/oder Video umzusetzen. Die Arbeit ist sehr erfüllend. Ich habe auch immer gerne Vorträge gehalten und auch Lehren würde ich gerne wieder.

Es gibt aber auch weniger hedonistische Gründe für den Wechsel. Ich hatte von Januar 2011 bis Sommer 2014 einen Postdoc in den USA gemacht und war dann nach Lissabon gezogen. So habe ich nicht nur Brexit sondern auch die Wahl Trumps recht nah in meinem Bekanntenkreis mitbekommen - und natürlich per Social Media. Das Ausmaß an Experten- und Wissenschaftsfeindlichkeit fand ich schon sehr erschreckend. Deshalb halte ich es für wichtig, dass Wissenschaftler ihre Expertise mit der Öffentlichkeit teilen.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!

Als selbständiger Wissenschaftskommunikator ist es mein Ziel, Forschenden zu helfen, ihre Forschungsarbeit zu kommunizieren und sich dabei auch dem Publikum vorzustellen. In meinem neuen Wissenschaftspodcast erzähle ich deshalb zusammen mit den Wissenschaftlern ihre Forschungsgeschichten. Dabei fokussiere ich auf Gebiete, auf denen ich auch eigene Expertise habe. Außerdem arbeite ich an einem Online-Kurs für Wissenschaftler, die gerne mit digitalen Medien Wissenschaftskommunikation machen möchten. 

Zum Podcast produziere ich auch Kurzvideos mit Neuigkeiten aus der Forschung - ein eher wissenschaftsjournalistisches Format. Ich bin weiterhin der Social Media Manager für ScienceSlam.de - und damit unter anderem Mitproduzent des Video-Formats "Frag ein Slammy". Ich habe einige YouTube-Tutorials zum akademischen Schreiben gedreht und in einem Nebenprojekt arbeite ich mit meinem Vater an einem YouTube-Kanal zum Klarinettenspiel. Letzteres ist zwar keine Wissenschaftskommunikation, aber eine gute Übung, YouTube-Videos zu machen.

Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren? 

Wissenschaft spielt in unserer heutigen Zivilisation eine zentrale Rolle. Ohne die Wissenschaft kann man den globalen Krisen der heutigen Zeit nicht begegnen, sondern muss ihre volle Wucht durchleben. In einer Demokratie sind an den großen Entscheidungen immer ein Stück weit die Menschen beteiligt. Als mündiger Bürger in einer Demokratie ist es deshalb sehr wichtig, zu verstehen, wie Wissenschaft funktioniert, wie man gute Arbeit erkennt und wie Wissenschaftler denken."Science Literacy" ist wichtig für unsere Zukunft.


Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest? 

Meine Arbeit ist irgendwie gleichzeitig auch Hobby, im Moment. Das ist schön.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)? 

An einem idealen freien Tag kann ich mich nach einem langen Spaziergang aufs Sofa fläzen, Serien bingen und Chips essen.


Bitte begrüßt Dennis ganz herzlich zurück bei Real Scientists DE!