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Sunday, July 10, 2022

Schützer der Artenvielfalt - Thomas Hörren ist jetzt bei Real Scientists!

Diese Woche freuen wir uns sehr, euch unseren neuen Kurator Thomas Hörren (@thoerren) vorstellen zu dürfen! Thomas ist langjähriges Mitglied und Vorsitzender des Entomologischen Vereines Krefeld und forscht im Wesentlichen zu Insektendiversität und Biodiversitätsschäden. Er ist Teil der Wissenschaftlichen Leitung und koordiniert die Forschungs- und Untersuchungsprojekte des Vereines. Taxonomisch bearbeitet er als Insektenforscher vor allem die Käfer, wobei ihm jedoch immer die Einordnung in Gesamtdiversität wichtig ist. Er ist Koautor der Langzeitstudie zum Verlust von Biomasse bei Fluginsekten in Naturschutzgebieten, die im Jahr 2017 gesellschaftspolitisch die Debatte zum Insektensterben auslöste. Seit dem betreibt er auch Wissenschaftskommunikation in Social Media. 

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Durch die Amateurwissenschaften. Ich habe als Jugendlicher Anschluss an ein paar entomologische (also insektenkindlichen) Arbeitsgruppen an naturkundlichen Museen in Nordrhein-Westfalen gehabt und war vollkommen begeistert von dem Wissen der Personen dort. Das Entdecken von den unterschiedlichen Insektenarten vor der eigenen Haustüre, die irgendwie nicht fassbare Artenvielfalt und die oft schwierige Bestimmung fand ich enorm spannend. Ich habe schon recht früh an Untersuchungen zu Insektendiversität mitgewirkt und erste Artikel zu ersten Käferfunden für neue Regionen bearbeitet. Dabei war es eigentlich immer der wissenschaftliche Ansatz, der mich faszinierte.  

Seit diesen Anbindungen habe ich eigentlich immer nach dem Job gesucht, der mir die Möglichkeit gibt, mich mit diesen Inhalten zu beschäftigen. Also das zu tun, was mich so sehr fasziniert. Das hat mich relativ orientierungslos durch eine Ausbildung zum biologisch-technischen Assistenten sowie durch mehrere Versuche, einen entomologischen Job zu finden, geführt. Letztlich dann in ein Biologiestudium an der Universität Duisburg-Essen. Und parallel habe ich im Entomologischen Verein Krefeld geforscht, der eine wissenschaftlich ausgerichtete Fachgesellschaft ist. Naja, und irgendwann hat es dann plötzlich auch Leute interessiert, was ich so mache. Ich habe das nie davon Abhängig gemacht aber mein heutiger Job hat sich mehr entwickelt, als dass es ihn konkret gegeben hätte und ein junger Mensch bei einer Suche überhaupt auf ihn stoßen könnte

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Die bloße Faszination hat mich dort hinein getrieben. Mir war relativ früh klar, dass ich im Prinzip gar nichts anderes tun möchte. Und ich habe früher eigentlich immer das Leben um mein Hobby, meine Passion oder wie man es auch nennen mag, gebastelt. Schon zu Schulzeiten. Aus heutiger Sicht hat sich das gelohnt. Mich erfüllt, was ich tue.  

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Aktuell forsche ich u.A. in mehreren Verbundforschungsvorhaben zu Insektendiversität und dem Einflüssen von Landnutzung auf biologische Vielfalt im Schutzgebietsnetz. Das sind sogar die größten bisherigen Projekte in diesem Bereich. Letztlich haben wir die Grundsituation, dass menschliche Einflüsse auf Biodiversität diese überall auf diesem Planeten irreversibel schädigen. Auch direkt vor unserer Haustüre. Um biologische Vielfalt zu erhalten, gibt es bei uns rechtsverbindliche Ansätze, die dafür sorgen sollen, dass sie lokal halt möglichst gut erhalten bleibt. Das sind zum Beispiel Schutzgebiete wie beispielsweise Naturschutzgebiete. Da gibt es allerdings das Versäumnis, dass wir uns erst heute mit der umfassenden Aufdeckung der Artenvielfalt beschäftigen und wissen, dass dort an einem Standort im Laufe eines Jahres mal eben 2000-3500 verschiedene Insektenarten an nur einem Punkt leben. Zu den Risikofaktoren, die diese Vielfalt bedrohen, wissen wir ebenfalls viel zu wenig. Das ist gerade wirklich überwiegend noch Neuland, und das im Jahr 2022. Und das ist eigentlich mein Job: die aktuelle Sachlage dokumentieren, Risikofaktoren zu ermitteln und Handlungsempfehlungen aus Forschungsperspektive für den lokalen Erhalt der Vielfalt zu geben.

Mein absoluter Antrieb ist dabei aber die Faszination von Insekten und anderen Organismen. Und die versuche ich auch in meinem persönlichen Ansatz von Wissenschaftskommunikation rüberzubringen. Auf Instagram (@totholz.thomas) habe ich irgendwann einmal damit begonnen, zu biologischer Vielfalt, Insekten, Biodiversitätsforschung und Wissenschaft generell zu informieren. Und das hat langsam zunehmend immer mehr Menschen erreicht, die diese Inhalte in irgendeiner Form spannend fanden und finden. Zum Teil motivierte es sogar schon eine ganze Reihe junger Menschen dazu, selbst ein Biologiestudium anzufangen, obwohl ihnen ältere Generationen dauerhaft vorhalten, dass das keine guten Jobs seien. Das ist natürlich eine zu unrecht pauschalisierte Falschinformation, die einfach nicht zeitgemäß ist (schon alleine die ganzen Umweltbehörden, die in den 1970er Jahren gegründet wurden erfahren jetzt den Generationswechsel, da die Menschen in Ruhestand gehen). Für Wisskomm gehe ich aber auch ganz unübliche Wege, z. B.  mit neuen Buchkonzepten (be prepared!) oder aber die Veranstaltung lebendigerer Wissensvermittlung mit Forschungsinhalten. So kam es sogar mal dazu, dass ich gemeinsam mit dem Musikproduzenten und Biologen Dominik Eulberg und der grandiosen Biologin Dr. Kim Mortega vom Museum für Naturkunde in Berlin eine Biodiversitätsshow in einem Berliner Techno-Club veranstaltete, bei denen wir Sachinhalte in einer Multimedia-Show vermittelten. Und im Anschluss wurde getanzt. Ich versuche also gelegentlich aus meiner eigenen Komfortzone herauszukommen und mal ganz neue Konzepte auszutesten. Ich halte aber auch ganz klassische Vorträge oder bin hier und da als Dozent tätig.

Motivation: warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Die Wichtigkeit vom Erhalt von biologischer Vielfalt ist mir persönlich eigentlich schon länger klar. Dass die Öffentlichkeit sich irgendwo schon für die Arbeit interessiert habe ich mehr erfahren, als das irgendwie proaktiv einzufordern. Im Jahr 2017 hatten wir in einem internationalen Forschungsteam den Verlust von 75% der Biomasse von Insekten über 27 Jahre in deutschen Naturschutzgebieten veröffentlicht. Die Publikation ging irgendwie durch die Decke und hatte weltweit (bis heute) einen sehr großen Einfluss, was letztlich bei uns ja auch zu der gesellschaftspolitischen Debatte zum Insektensterben führte. Der Umstand, dass heute eigentlich alle den Begriff „Insektensterben“ kennen und um den Verlust biologischer Vielfalt Bescheid wissen, zeigte uns schon, dass die Bedeutung des Themas gegeben ist. Unser Projekt ist gerade auch Projekt des Monats beim Bundesamt für Naturschutz. Die öffentliche Wahrnehmung hat mich mehr in die Richtung geschubst, dass wir als Wissenschaftler*innen auch eine Verantwortung haben, Sachlagen zu den eigenen Forschungsinhalten zu kommunizieren. 

Wir tragen alle unseren Teil zu laufenden Biodiversitätsschäden bei und nehmen damit - wenn man es mal rein anthropozentrisch betrachten möchte - künftigen Generationen von Menschen die Möglichkeit, in einer ähnlichen Lebensqualität zu leben, wie wir heute. Viele Menschen in modernen weißen und westlichen Kulturen haben sich sehr stark von der Wahrnehmung entfernt, dass Biodiversität nach wie vor ihre Lebensgrundlage ist und beispielsweise unsere vollständige Ernährungssicherung und Wasserversorgung davon abhängt. Damit laufende Schäden nicht völlig ungehemmt vorangehen, braucht es Menschen, die diese Sachlage dokumentieren und sich mit Begeisterung dafür einsetzen, um die Wichtigkeit deutlich zu machen. Jede*r Einzelne sollte eine gewisse Grundbildung und Sensibilisierung zu Biodiversität haben, wenn ein nachhaltiger Umgang in den hiesigen Kulturkreisen schon nichts Selbstverständliches ist. 

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Oh, jetzt hatte ich oben schon fast ausufernd ausgeholt. Nein, das ist eigentlich ein Spektrum von Tätigkeiten in meinem Job. Etwa 80-90% nimmt die Forschung ein, der Rest ist die Kommunikation dazu. Ich möchte das künftig auch einfach in schwankendem Maße tun, je nachdem welche Projekte mir zusagen oder was ich ausprobieren möchte.

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Nein, ich bin wie viele Nerds eher langweilig und in meinem Fall 24/7 Insektenforscher. Ehrenamtlich bin ich Vorsitzender des Entomologischen Vereines Krefeld, wo sich eine ganze Reihe von Mitgliedern um die Bewahrung alter musealer Sammlungen der Stadt Krefeld kümmert. Da gibt es immer sehr viel zu tun. Ansonsten schlendere ich gerne mal über Antikmärkte, kaufe mir zu viele Bücher oder schaue mir Städte an, um letztlich doch nur irgendwo zu landen, wo es was leckeres zum Essen gibt.  

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Momentan ist sehr viel los und ich muss ehrlich sagen, manchmal bin ich einfach froh, wenn ich überhaupt mal durchatmen kann. Am besten gefällt es mir, wenn ich Kreativität ausleben kann. Dazu reicht aber ein freier Tag nie, das funktioniert erst, wenn ich wirklich Ruhe habe und 2-3 Tage frei habe. Alle paar Wochen ist das aber mal der Fall über die Wochenenden. 

Bitte begrüßt Thomas ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, May 1, 2022

Das geht auf die Haut - Natalie Sondermann ist jetzt bei Real Scientists DE!

Diese Woche freuen wir uns sehr, euch unsere neue Kuratorin Natalie Sondermann (@sofridaynight) vorstellen zu dürfen! Natalie hat zunächst Biologie studiert und ist aktuell Doktorandin am Leibniz Institut für umweltmedizinische Forschung. In ihrer Forschung dreht sich alles um die Auswirkungen von Umweltschadstoffen auf unsere Haut. Das sagt Natalie über sich in ihren eigenen Worten:

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?

Völlig ohne Vorstellung davon, was es genau bedeutet und mit sich bringt, wollte ich schon als Kind immer Forscherin bzw. Wissenschaftlerin werden. Dabei dachte ich in der Grundschule aber eher an das alte Ägypten und Dinosaurier - wahrscheinlich geprägt durch die ganzen Dokus, die ich mir damals reingezogen habe.

Während der Schulzeit habe ich mir eigentlich keine allzu großen Gedanken gemacht, wo es mich mal hinführen würde. Dass ich studieren wollte, war mir klar, aber was genau? Medizin? Journalismus? Anglistik? Da hatte ich absolut keinen Plan. Im letzten Schuljahr entschied ich mich dann für Biologie - etwas spät vielleicht, da ich es nicht mal als Leistungskurs hatte. Nach dem Abi schrieb ich mich ein und bekam einen Platz.

Die folgenden Jahre waren geprägt von der Frage, „Biologie? Also auf Lehramt oder wie?“, und meinem stetigen Verneinen. Nach zahlreichen Momenten, in denen ich überfordert das Studium abbrechen wollte, Klausuren bis ins Unendliche geschoben hatte und mit einigen Nebenjobs fernab der Regelstudienzeit lag, beendete ich mein Bachelorstudium mit meiner praktischen Abschlussarbeit über das Pollensammelverhalten der dunklen Erdhummel. Das erste Mal überhaupt praktisch und selbstständig wissenschaftlich zu planen und zu arbeiten, hat mir echt viel Spaß gemacht und mich enorm motiviert – endlich, das wollte ich!

Darauf folgte also der fließende Übergang in das Masterstudium der Biologie. Ich legte meinen Schwerpunkt auf die molekulare Biomedizin und bewarb mich für meine Masterarbeit am Leibniz-Institut für umweltmedizinische Forschung (IUF), wo ich auch heute noch arbeite.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden und was hält dich dort?

Im Master belegte ich Vertiefungsmodule über innere Organe, Gehirnfunktion und Genomanalyse. Letztlich, sicher auch durch mein großes Interesse an Tätowierungen, wollte ich meine Masterarbeit aber am liebsten wenigstens in grobem Zusammenhang mit der Haut schreiben.

Tatsächlich arbeitete ich in meiner Masterarbeit dann auch mit Hautzellen und untersuchte die Auswirkungen eines bestimmten Medikaments zur Behandlung von Hautkrebs und dessen Nebenwirkungen in Zusammenhang mit UVB-Strahlung.

Für mich ist die Haut einfach ein besonders spannendes Organ, da wir über sie konstant in Kontakt mit unserer Umwelt und deren Einflüssen stehen. Wirklich aktiv für exakt dieses Feld entschieden habe ich mich wohl aber nicht wirklich – da hat vielmehr auch das Glück mitgespielt, in meiner jetzigen Arbeitsgruppe gelandet zu sein und hier nun auch promovieren zu können!

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Aktuell bin ich also immer noch am IUF und behandle mittlerweile im zweiten Jahr meiner Promotion in erster Linie das Thema Umweltschadstoffe und deren Interaktion mit einem bestimmten Rezeptor in der Haut. Dabei versuche ich unter anderem, den Mechanismus hinter der Entstehung bestimmter Hautkrankheiten genauer zu entschlüsseln.

Hierzu gehört letztlich auch eine Reihe verschiedener Experimente und Methoden. Das erstreckt sich von Computersimulationen und 3D-Modellierungen über diverse Versuche in Zellkulturen.

Motivation: warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?

Da ich eher Grundlagenforschung zu bestimmten Molekülinteraktionen betreibe, ist das Ganze doch recht fern vom alltäglichen Leben. Dann wiederum arbeite ich mit in unserer Umwelt vorhandenen Schadstoffen - zum Beispiel Chemikalien aus der Plastikproduktion, Pestizide oder Nebenprodukte verschiedener Industriezweige.

Die Haut, als Schutzbarriere zwischen Körper und Umwelt, muss sich solchen Einflüssen täglich aussetzen. Doch was genau dadurch passiert oder passieren kann, ist nicht für jede chemische Verbindung im Detail bekannt.

Nun könnte man meinen, dass diese Details nicht wirklich relevant sind, doch Grundlagenforschung und das genaue Verständnis bestimmter molekularer Mechanismen kann zum Beispiel auch neue präventive Ansätze oder Behandlungsansätze für diverse Krankheiten hervorbringen.

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?

Gemeinsam mit meinem Freund habe ich 2017 ein Tattoo-Magazin gegründet: Feelfarbig (https://feelfarbig.com). Dort bin ich seitdem als Redakteurin tätig und verfasse regelmäßig Artikel, führe Interviews oder kuratiere Tattoo-Künstler*innen.

Für mich ist die Literaturrecherche in diesem Themengebiet besonders spannend, weil die Forschung rund um Tätowierungen immer noch relativ nischig ist. Wenn ein neues, interessantes Paper erscheint, ist die Freude also groß! Und das Ganze dann nicht nur zu lesen, sondern diese Forschungsergebnisse für eine breite Masse aufzubereiten und teilen zu können, macht mir einfach Spaß.

Da es im deutschsprachigen Raum nur wenige Tattoo-Fachmagazine gibt und gerade dem wissenschaftlichen Gesichtspunkt bisher nie viel Aufmerksamkeit geschenkt wurde, freuen wir uns auch besonders über den großen Anklang bei unserer Leserschaft!

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?

Vor rund zwei Jahren habe ich damit angefangen, entomologische Präparate anzufertigen - meist wissenschaftlich und mal mit etwas künstlerischer Freiheit. Dafür habe ich mir bei Antiquariaten viele alte Broschüren, Hefte und eine Menge Bücher über Falter und das Präparieren besorgt. Mit denen versuche ich dann auch mal die ein oder andere Art zu bestimmen, was mir auch unheimlich viel Spaß macht.

Ansonsten schreibe ich in meiner Freizeit gerne oder esse Süßkram und gucke Serien – das sind dann aber vielleicht eher weniger interessante Hobbies.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?

Am liebsten verbringe ich einen freien Tag draußen in der Sonne (natürlich mit Sonnenschutz :D) und gucke mir irgendwelche heimischen Tiere an. Da bin ich wirklich einfach zu begeistern: eine Hummel? Super, da setz ich mich mal 10 Minuten hin und guck, wie sie Nektar oder Pollen sammelt. Ein Eichhörnchen? Komplette Eskalation - aber nur innerlich, damit es nicht verschreckt wird. Ein Vogel? Cool, direkt mal in der Vogel-App nachschauen, ob es ein Gartenbaumläufer oder ein Waldbaumläufer ist.

Im Optimalfall begleitet mich mein Freund dabei und wir snacken später noch Kuchen oder Eis (im besonders optimalen Optimalfall halt Kuchen UND Eis).

Bitte begrüßt Natalie ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, April 24, 2022

Retter der Insekten - Gregor Kalinkat ist jetzt bei Real Scientists DE!

Diese Woche freuen wir uns sehr, euch unseren Kurator Gregor Kalinkat (@gkalinkat) vorstellen zu dürfen! Gregor hat Biologie studiert und arbeitet nun am Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Berlin. Aktuell untersucht er, wie der Artenrückgang von Insekten durch umweltfreundliche Beleuchtung gestoppt werden kann. Gregor war 2018 schon einmal bei uns zur Gast und hat sich vorgestellt - ein paar Dinge haben sich seitdem aber verändert, die er euch in seinen eigenen Worten beschreibt:

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?

Ich habe 2018 das Angebot bekommen in diesem Projekt zu arbeiten und da ich mich schon vorher für Insektenrückgänge und die vielfältigen Gründe dafür sehr interessiert habe fande ich das sehr spannend. Außerdem ist es ein Projekt mit langer Laufzeit (6 Jahre) was es zusätzlich attraktiv gemacht hat. 

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!

In unserem Projekt Artenschutz durch umweltfreundliche Beleuchtung (https://www.tatort-strassenbeleuchtung.de/ und @AubeNews auf Twitter)  bin ich vor allem für die Begleitforschung auf unserem Experimentalfeld sowie die Auswertung der Insektenfänge zuständig. Im Projekt haben wir gemeinsam mit Lichttechnikern von der TU Berlin sowie mit Leuchtenherstellern Insektenfreundliche Strassenlaternen entwickelt. In einem so genannten "before control/after impact" Design (BACI) evaluieren wir anschließend ob und wie gut die Lampen die Anlockung von Insekten reduzieren. Das Projekt läuft in 4 Gemeinden/Regionen in Nordostdeutschland und Hessen. Mehr über das Projekt gibt es natürlich in den nächsten Tagen auf dem RealSci DE Account. 

Motivation: warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
 
Es soll zur Dark Sky Week um zwei Schwerpunkte gehen
  1. Exzessive Beleuchtung und Auswirkungen dieser "LIchtverschmutzung" auf Umwelt/Natur aber auch Gesundheit etc
  2. Artenvielfalt ist in erster Linie Insektenvielfalt und das viel zitierte "Insektensterben" hat viele Gründe. Lichtverschmutzung ist einer davon. Ich möchte diese Themenkomplexe beleuchten denn sie
 
Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?

Ich engagiere mich im Leibniz Postdoc Network @LeibnizPostdocs wo wir im letzten Jahr eine Interview-Serie rund um die Pandemie veröffentlicht haben (hier ein Beitrag https://leibniz-postdoc.de/blog-series-2-the-immune-response-in-severe-covid-19-cases/) Außerdem tweete ich für die Alliance for Freshwater Life @AFL_org

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?

Ich fahre gerne Fahrrad. Am liebsten würde ich auch wieder mal beim Kalmit Klapprad Cup @klappradcup mitfahren (war schon mehrmals dort als ich noch in der Nähe gewohnt habe, aber seit ich in Berlin bin habe ich es noch nicht geschafft).

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?

Auf jeden Fall ist (1.) draußen sein (2.) mit der Familie wichtig. Sonntags fahren wir gerne mit dem Rad oder schlendern über den Flohmarkt. 

Bitte begrüßt Gregor ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, April 3, 2022

Wenn da mal kein Kraut gegen gewachsen ist - David Spencer ist jetzt bei Real Scientists DE!

Mit großer Vorfreude möchten wir euch unseren neuen Kurator David Spencer (@d_t_spencer) vorstellen! David studierte Biologie und promoviert aktuell zum Thema Krankheitsresistenzen in Kulturpflanzen an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule in Aachen. Neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit sammelte er als Musiker und Science-Slammer Bühnenerfahrung. In zahlreichen öffentlichen Auftritten vor Fach- und Nichtfachpublikum brachte er den Menschen die Themen der modernen Pflanzenforschung näher. Der Sohn einer deutschen Mutter und eines englischen Vaters ist stets auf der Suche nach neuen Dialogformen für einen evidenzbasierten gesellschaftlichen Diskurs. Seit 2020 ist er Vorstandsmitglied der Umwelt-NGO „Öko-Progressives Netzwerk e. V.“ und spricht im Podcast „Krautnah“, einem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekt, über die Pflanzenwissenschaften in leicht verständlicher Weise. Die Wissenschaftskommunikation hält er für einen integralen Bestandteil der Arbeit von Forschenden, der zu oft vernachlässigt wurde – Zeit, das zu ändern!

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Durch meine Liebe zum Essen :) - ich wollte auf molekularer Ebene verstehen, warum Chili scharf ist, Zwiebeln uns zum Weinen bringen und Cannabis uns high macht.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Der Klimawandel erfordert eine Anpassung der Pflanzenzucht, weg von reiner Ertragssteigerung und hin zu wirklich klimafesten Sorten. Ich finde es total spannend, dabei zu sein und Ideen für einen nachhaltigeren Pflanzenbau aufzuzeigen. What a time to be a biologist!

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Weltweit werden Ernten durch Schädlinge und Krankheiten bedroht. In meiner Forschung versuche ich zu verstehen, warum manche Pflanzen krank werden, andere jedoch nicht. Diese "natürlichen" Resistenzen spüre ich in Feldstudien auf und übertrage die verantwortlichen Gene mittels Grüner Gentechnik auf die bedrohte Nutzpflanze. Neben meiner Forschung an den Mechanismen dieser sogenannten Nichtwirtresistenz beteilige ich mich auch aktiv am öffentlichen Dialog zum Thema Gentechnik. Es ist mir eine Herzensangelegenheit, dass die Menschen den Nutzen dieser Technologie für eine nachhaltige Landwirtschaft verstehen und akzeptieren.

Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Wir alle müssen essen, tanken, Kleidung kaufen. Pflanzenprodukte sind allgegenwärtig, auch wenn uns das oft nicht bewusst ist. Eine robuste Produktion pflanzlicher Produkte, die krisenfest und anpassungsfähig ist, geht uns alle an! Indem ich die Chancen des genetischen Pflanzenschutzes erforsche, trage ich (wenn auch im Kleinen) zu den notwendigen Innovationen für die Ernährungssicherheit bei - so hoffe ich. :)

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Ich versuche mich seit einigen Jahren in verschiedenen Formaten der Wissenschaftskommunikation: Bundesweite Science Slams, Produktion eines Pflanzen-Podcasts ("Krautnah"), Vorstandsarbeit in der Umwelt-NGO "Öko-Progressives Netzwerk e.V.". Seit kurzem bin ich außerdem Autor, am 1.4.2022 ist mein Buch "Alles bio - logisch?!" im Droemer Knaur-Verlag erschienen. Die Öffentlichkeitsarbeit sehe ich als integralen Bestandteil meiner wissenschaftlichen Arbeit! :)

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Mit großer Leidenschaft probiere ich Neues in der Küche aus - weil ich Pflanzeninhaltsstoffe mag, ja, aber auch, weil ich immer auf der Suche nach neuen Geschmacksexplosionen bin. :)

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Ausschlafen, mit einer Tasse Tee irgendeine tolle Doku gucken, dann ab in die Natur und abends ein Dreigängemenü zubereiten. ;)

 Bitte begrüßt David ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Monday, March 21, 2022

In der Welt der Meeresschildkröten - Christine Figgener ist jetzt bei Real Scientists DE!

Diese Woche freuen wir uns sehr, euch unsere neue Kuratorin Christine Figgener (@ChrisFiggener) vorstellen zu dürfen! Christine Figgener ist eine promovierte Meeresbiologin, Wissenschaftskommunikatorin und Aktivistin, die seit über 15 Jahren Meeresschildkröten in Costa Rica erforscht und sich für ihren Schutz einsetzt. Meeresschildkröten sind stark durch uns Menschen bedroht und im Meer verschiedenen Gefahren ausgesetzt. Eine davon ist die Plastikverschmutzung der Ozeane, auf die Christine weltweit schon seit Jahren aufmerksam macht dank eines viralen Videos, das sie 2015 gefilmt und auf YouTube hoch geladen hat und jetzt als Werkzeug für den Kampf gegen Plastik nutzt.
Sie leitet ihre eigene non-profit Organisation in Costa Rica und ist zu einer starken Stimme für Frauen im MINT Bereich geworden. Weiterhin ist sie seit 2020 für die US Amerikanische Stiftung Footprint Foundation tätig.

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Es war schon als Kind mein Traum, Meeresforscherin zu sein. Von daher war früh klar, dass ich Biologie studieren und dann ins Ausland ziehen würde.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Ich habe mich als Studentin in meine Meeresschildkröten verliebt und die Erforschung ihrer Lebensumstände, Ökologie und Biologie, sowie ihr Schutz sind meine Berufung. 

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Ich erforsche in Langzeitstudien die Populationsökologie, die Nahrung und das Migrationsverhalten von verschiedenen Meeresschildkrötenarten in ihren Fress- und auch Fortpflanzungsgebieten.
Meine Arbeit hat ihren Fokus auf der angewandten Wissenschaft. Ich nutze meine Erkenntnisse, um den Schutz von vom Aussterben bedrohten Arten zu verbessern. Mir war immer wichtig, dass meine Ergebnisse nicht in irgendeinem Regal Staub ansammeln, nach dem sie von einer handvoll von Wissenschaftlern gelesen wurden. 

Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Wir sind im sechsten großen Artensterben, unser Planet wird immer unwirtlicher auch für uns Menschen und Natur- und Artenschutz sollte höchste Priorität haben. Vor allem die Umstände, die zum Massensterben führen müssen identifiziert und verbessert werden. Meine Arbeit hat also direkt mit dem Überleben von sieben Arten zu tun und indirekt mit dem Überleben des marinen Ökosystems und auch dem unseren.

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Aufgrund von nur begrenzt existierenden Geldern, bin ich Mädchen für alles und mach alles vom Webdesign bis hin zur Buchführung und Social Media Marketing. Ob das jetzt interessant ist, sei dahin gestellt. 

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Mein Leben dreht sich schon vor allem um Meeresschildkröten und den Kampf gegen Plastik, aber ich bin Hobbyfotografin und wenn es die Zeit zulässt, spiele ich gerne Gitarre. 

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Eine Hängematte und ein gutes Buch, oder ein Tauch- oder Schnorcheltrip im nahegelegenen Riff.

Bitte begrüßt Christine ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, December 5, 2021

Ein Herz fürs Herz - Ariane Pessentheiner ist jetzt bei Real Scientists DE!

Mit großer Vorfreude möchten wir euch unsere neue Kuratorin Ariane Pessentheiner (@artsci_arp) vorstellen! Die Biochemikerin Ariane Pessentheiner beschäftigt sich aus ganz verschiedenen Perspektiven mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Seit über 12 Jahren ist sie in der Forschung tätig und widmet sich nun hauptberuflich der Wissenschaftskommunikation. Mit ihrem Projekt “HerzSache” möchte sie mit viel Kreativität besonders junge Menschen auf Herzkrankheiten aufmerksam machen.


Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Angefangen hat es mit einer guten Bio-Lehrerin, die die erste Neugier in mir geweckt hat herauszufinden wie biologische Prozesse im Körper ablaufen. Da war ich 12 und wollte ab dem Zeitpunkt eigentlich immer Bio studieren. Einen kurzen Abstecher hab ich dann doch noch vor dem Studium gemacht und die Aufnahmeprüfung zur Physiotherapie-Ausbildung versucht, aber nachdem ich da nicht genommen wurde, zog es mich dann nach Graz zum Biologiestudium. Nach den ersten drei Semestern bin ich dann in der Biochemie gelandet und seit meiner Masterarbeit mit dem Thema Stoffwechselerkrankungen verbandelt (österreichisch für „verbunden“ 😉). Danach gab’s viele Ups and Downs (wie wohl bei jedem), die mich jedoch zu der Wissenschaftlerin und Wissenschaftskommunikatorin gemacht haben, die ich jetzt bin.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Bis vor einem halben Jahr war ich die typische Laborwissenschaftlerin. Mein Fachgebiet sind wie gesagt Stoffwechselerkrankungen zu denen Fettleibigkeit, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen gehören. Als Grundlagenforscherin habe ich immer versucht experimentell gewisse „Warums“ zu beantworten, was für mich auch den Reiz der Forschung ausmacht. Warum passiert in unserem Körper bzw. unseren Zellen etwas Bestimmtes? Irgendwann war es mir aber nicht mehr genug, nur in der Grundlagenforschung zur Bekämpfung dieser Krankheiten beizutragen. Unter anderem war das ein Grund warum ich dann zur Wissenschaftskommunikation gekommen bin. Wissenschaft zu kommunizieren verbindet sowohl meine kreativen Fähigkeiten, als auch meine wissenschaftliche Neugier. Es ist also die perfekte Kombination. Zur Zeit bin ich in der glücklichen Situation, dass ich ein Projekt leite (und dafür natürlich auch bezahlt werde), das sich zu 100% mit WissKomm beschäftigt. 

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Mein letztes Forschungsprojekt hab ich größtenteils in den USA, genau genommen in San Diego, durchgeführt. Es handelte davon Zucker, die in der menschlichen Muttermilch vorhanden sind, auf ihre entzündungshemmende Wirkung zu untersuchen. Ich habe das jedoch nicht im Zusammenhang mit Babys gemacht, sondern getestet ob man bestimmte Zuckermoleküle für die Bekämpfung von chronischen Entzündungserkrankungen, zu denen auch Atherosklerose gehört, bei Erwachsenen einsetzen kann. Atherosklerose ist die krankhafte Ablagerung von Cholesterin, Kalzium und Immunzellen in unseren Arterien, die im schlimmsten Fall zum Verschluss der Gefäße und dadurch zu Herzinfarkt und Schlaganfällen führen können.

Motivation: warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Diese Frage führt mich zur Erklärung, was ich gerade im Augenblick mache. Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind leider nach wie vor die tödlichsten Erkrankungen weltweit. Durch meine Forschung war ich mit Risikofaktoren für diese Erkrankungen ständig konfrontiert und trotzdem hab ich über Herz-Kreislauf-Erkrankungen in meinem Umfeld und bei mir selbst wenig nachgedacht. So geht es vielen, besonders auch jungen Leuten, dass sich ihrer Risikofaktoren gar nicht bewusst sind oder diese ignorieren. Deshalb versuche ich mit meinem Wissenschaftskommunikationsprojekt „HerzSache – Unser Herz soll uns am Herzen liegen“ genau dieses Bewusstsein zu stärken und das auf sehr kreative und zugängliche Weise. Mehr dazu findet ihr auf www.herzaehlungen.at

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
In meiner „Freizeit“ male ich zur Zeit Wissenschaftscomics. Eines davon „Marko, der Makrophage“ erhielt auch eine Förderung und wird derzeit gemeinsam mit einem Illustrator umgesetzt. Mein erstes, selbst gezeichnetes Comic wird auch demnächst fertig. Nur so als Teaser – wer schon immer mal eine sexy Fettzelle sehen wollte kommt hier auf seine Kosten 😉.

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Eigentlich alles was mit kreativem Gestalten zusammenhängt, dabei variieren die Projekte immer sehr (von Häkeln bis Töpfern ist alles dabei).

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Aufwachen, eine halbe Stunde länger im Bett verbringen um langsam aufzuwachen und zu schauen, was so auf Social Media abgeht, dann Pancakes gemeinsam mit meinem Mann machen. Danach raus in die Natur für eine Wanderung mit Freunden und anschließend noch zur Einkehr in eine gemütliche Buschenschank (eine Art Gasthaus) und mit einem Glas Wein und einer Bretteljause die Beine ausstrecken. 

Bitte begrüßt Ariane ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, November 7, 2021

Evolutionär - Marina Wirth ist jetzt bei Real Scientists DE!

Diese Woche freuen wir uns sehr, euch unsere neue Kuratorin Marina Wirth (@Marina_Wirth) vorstellen zu dürfen! Marina ist eine original Küsten-Deern – an der Nordsee geboren und fürs Studium an die Ostsee gezogen. In ihrem Studium der Biologie in Kiel hat sie sich auf Evolution und Biodiversität spezialisiert. Dafür hat sie in ihrer Bachelorarbeit an Spinnenseide geforscht und im Master Populationen von Seeigeln in Nord- und Ostsee untersucht. Seit 2017 ist sie in Berlin, arbeitet in der Wissenschaftskommunikation und hat seit diesem Jahr sogar einen eigenen YouTube-Kanal.

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Ich bin schon immer wissbegierig und immer neugierig gewesen, wie „Dinge“ funktionieren. Von meinem Motorroller, den ich als Teenager mehrfach auseinandergebaut habe, zu meiner letzten Überlegung, was wohl die psychologischen und soziologischen Mechanismen sind, wie aus Werbung neue Schönheitsideale entstehen können (recherchiere hier noch, was die Forschung sagt) – mich hat immer interessiert wieso und wie unsere Welt funktioniert. Als ich im Biounterricht in der Oberstufe das erste Mal etwas über DNA und über Stoffwechselprozesse gelernt habe, war ich „hooked“ mit der Wissenschaft, die erforscht, wie Leben funktioniert. Von da an wollte ich etwas mit Bio machen. Ich habe zunächst eine Berufsausbildung zur Biologische Technischen Assistentin gemacht und dann in einem Forschungslabor in Kiel gearbeitet. Allerdings bin ich schnell zu dem Punkt gekommen, dass ich gern selbstständiger arbeiten möchte und kann. Also habe ich beschlossen noch Biologie zu studieren und dort hat mich vor allem die Evolutionsbiologie fasziniert.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
„Nichts in der Biologie macht Sinn außer im Licht der Evolution!“ – Theodosius Dobzhansky
Vor allem biologische Strukturen, ihre Funktionen und die Mechanismen, nach denen sie sich entwickeln haben mich seit meiner ersten Vorlesung faszinierend. Dass ich während des Studiums als studentische Hilfskraft im Zoologischen Museum in Kiel gearbeitet habe, hat sein Übriges getan. Wie kann man von leuchtenden Tintenfischen, von Seepferdchen mit Tarnkappen und Teleskopaugen von Springspinnen nicht vollkommen geflasht sein? ☺
Tatsächlich arbeite ich aber ja derzeit nicht in der Wissenschaft, sondern mache Wissenschaftskommunikation. Dazu bin ich gekommen, weil ich nach meinem Master Zeit sinnvoll überbrücken wollte, da die Antwort zu meinen Bewerbungen auf Promotionsstipendien in Irland noch ausstand. Ich hatte bereits einige Erfahrung in der Wissenschaftskommunikation durch meine Arbeit im Museum gesammelt, dachte ich könnte das etwas vertiefen und so habe ich ein Praktikum in der Onlineredaktion bei Wissenschaft im Dialog begonnen. Das führte dann über ein Volontariat, dann zur Stelle der Projektmanagerin für den Webvideo-Wettbewerb Fast Forward Science, der Webvideos über Wissenschaft und Forschung auszeichnet und das Educational Escape Game „Bio Economy Now!“.
Zu meiner Liebe zur Wissenschaft wurde kam somit meine Leidenschaft für Wissenschaftskommunikation und besonders für Webvideos.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Seit Mitte diesen Jahres arbeite ich daran meinen eigenen YouTube-Kanal Evolutionary aufzubauen und als „One-Woman“-Betrieb mache ich alles selbst. Ich überlege mir Themen, recherchiere, schreibe Videoskripte, drehe Videos und schneide diese. Dazu kommt die Pflege der Social-Media-Kanäle. Außerdem lerne ich nebenbei ein bisschen über Grafik Design und Animation, um meine Videos aufzupeppen. ☺
Vor allem aber verbringe ich gerade viel Zeit mit der Stellensuche – denn ich möchte gerne wieder zurück in die Wissenschaft und noch promovieren. Leider hat das damals nach dem Master nicht geklappt, aber ich habe das nicht aufgegeben. Mir ist klar, dass der Weg zurück sicherlich etwas schwierig ist, einfach weil ich jetzt eine Weile raus bin und sich neue Methoden etabliert haben, die ich dann vielleicht neu erlernen muss. Gleichzeitig habe ich durch die Zeit außerhalb der Wissenschaft meine Perspektiven erweitert und ein Skillset entwickelt von dem ich überzeugt bin, dass es meine Forschung und mein wissenschaftliches Arbeiten nur bereichern können.
Mein Ziel für die nächsten drei Jahre ist es als Doktorandin zu forschen und nebenbei Wissenschaftsvideos zu machen. 

Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Naja – die Pandemie hat gezeigt, wie wichtig Wissenschaft ist und wie wichtig es ist diese zu kommunizieren. Um die wichtigen politischen und gesellschaftlichen Fragen zu beantworten oder auch konstruktiv kritisch hinterfragen zu können müssen wir alle ein Grundverständnis davon haben, wie Wissenschaft und Forschung funktionieren. Dafür ist es wichtig nicht nur Ergebnisse zu kommunizieren, sondern auch, wie diese entstanden sind, und zwar so, dass es für alle zugänglich ist.
Wissenschaft betrifft uns alle – von Medikamenten über Smartphones zu Sneakers, die aus Fasern bestehen, die nach dem Vorbild von Spinnenseide hergestellt wurden. Und was viele vergessen: Unser Wissen von heute ist die Forschung von gestern. 

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Seit diesem Jahr bin ich im Netzwerk von Arbeiterkind.de. Das ist ein Netzwerk für Menschen aus nicht-akademischen Haushalten, die Schüler*innen aus nicht akademischen Haushalten auf ihrem Weg ins und durchs Studium mit Rat und Tat unterstützen. Dabei gibt es ein breites Angebot, von Infoveranstaltungen zur Studienfinanzierung, Schulbesuche, um interessierte Schüler*innen zu ermutigen bis hin zum Austausch über die größeren Hürden und kleineren Stolpersteine, die einem als Arbeiterkind auf der akademischen Laufbahn begegnen. Und mittlerweile gibt es auch ein Promotionsnetzwerk. Im Dezember habe ich meinen ersten Schulbesuch und freue mich schon sehr darauf. 

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Nähen, Rock’n’Roll-Tanzen und Motorradfahren. ☺ Außerdem bin ich gerade auf der Suche nach einem coolen Chor in Berlin. 

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Puh – das kommt ganz auf meine Stimmung an. ☺  Meinen letzten perfekten freien Tag habe ich mit meinen „Homies“, meinen allerliebsten Herzensmenschen, im Hochseilgarten verbracht. Wir kennen uns aus dem Studium und wie das so ist, wohnen wir nun sehr verstreut, was die gemeinsame Zeit umso wertvoller macht. Schön sind auch Gaming-Brunches – dazu kommen Freunde vormittags zum Frühstück, das bis spät in die Nacht gehen kann und nebenbei spielen wir Brettspiele. Manchmal freue ich mich aber auch einfach über „Quality-Me-Time“, die ich dann nur mit meiner Nähmaschine und meinen Lieblingsfolgen Doctor Who teile. ☺  
So oder so fängt mein perfekter Tag ganz entspannt, mit einer heißen Tasse zimtversetzten Kaffee und einem fantastisch duftenden Croissant vom französischen Café gegenüber an.

Bitte begrüßt Marina ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Monday, November 1, 2021

Steigert die Wissenschaftskompetenz - Dennis Eckmeier ist jetzt (wieder) bei Real Scientists DE!

Diese Woche freuen wir uns sehr, euch einen Real-Scientists-DE-Wiederholungstäter vorzustellen: Dennis Eckmeier (@DennisEckmeier) beehrt uns bereits zum dritten Mal! Seinen Werdegang seit seinem ersten Dienst als Real-Scientists-DE-Kurator könnt ihr mit den Blogposts zu seiner ersten Kuration in in 2017 und seiner zweiten Kuration in 2018 nachverfolgen.


Wie bist du in der Wissenschaftskommunikation gelandet?


Ich hatte als Kind Bücher über Evolution, Anatomie, Verhalten und Ökologie von Dinosauriern und auch von Urmenschen. Diese Bücher haben eine Faszination für komplexe systemische Zusammenhänge und unbekannte Welten geweckt. Deshalb war Biologie genau das Richtige für mich. Innerhalb der Biologie war ich hin und her gerissen zwischen Evolution und Genetik und habe mich dann logischerweise für Tierverhalten und elektrische Signale in Gehirnen entschieden. Ich habe 2010 promoviert und war danach noch 7 Jahre lang Postdoc in den USA und in Portugal.

Zur Wissenschaftskommunikation habe ich gefunden, weil ich - neben der Wissenschaft - auch ein Faible für Kommunikation habe. Als Sohn von Musikern habe ich früh gelernt, dass kreative Arbeit die Verbindung von handwerklichem Können und Kreativität ist. Das finde ich sehr spannend. Da ich außerdem viel Erfahrung im Wissenschaftsbereich habe, liegt Wissenschaftskommunikation natürlich nahe. Vor allem macht es mir dabei Spaß, Skripte zu planen und zu gestalten, und diese dann mit Audio und/oder Video umzusetzen. Die Arbeit ist sehr erfüllend. Ich habe auch immer gerne Vorträge gehalten und auch Lehren würde ich gerne wieder.

Es gibt aber auch weniger hedonistische Gründe für den Wechsel. Ich hatte von Januar 2011 bis Sommer 2014 einen Postdoc in den USA gemacht und war dann nach Lissabon gezogen. So habe ich nicht nur Brexit sondern auch die Wahl Trumps recht nah in meinem Bekanntenkreis mitbekommen - und natürlich per Social Media. Das Ausmaß an Experten- und Wissenschaftsfeindlichkeit fand ich schon sehr erschreckend. Deshalb halte ich es für wichtig, dass Wissenschaftler ihre Expertise mit der Öffentlichkeit teilen.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!

Als selbständiger Wissenschaftskommunikator ist es mein Ziel, Forschenden zu helfen, ihre Forschungsarbeit zu kommunizieren und sich dabei auch dem Publikum vorzustellen. In meinem neuen Wissenschaftspodcast erzähle ich deshalb zusammen mit den Wissenschaftlern ihre Forschungsgeschichten. Dabei fokussiere ich auf Gebiete, auf denen ich auch eigene Expertise habe. Außerdem arbeite ich an einem Online-Kurs für Wissenschaftler, die gerne mit digitalen Medien Wissenschaftskommunikation machen möchten. 

Zum Podcast produziere ich auch Kurzvideos mit Neuigkeiten aus der Forschung - ein eher wissenschaftsjournalistisches Format. Ich bin weiterhin der Social Media Manager für ScienceSlam.de - und damit unter anderem Mitproduzent des Video-Formats "Frag ein Slammy". Ich habe einige YouTube-Tutorials zum akademischen Schreiben gedreht und in einem Nebenprojekt arbeite ich mit meinem Vater an einem YouTube-Kanal zum Klarinettenspiel. Letzteres ist zwar keine Wissenschaftskommunikation, aber eine gute Übung, YouTube-Videos zu machen.

Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren? 

Wissenschaft spielt in unserer heutigen Zivilisation eine zentrale Rolle. Ohne die Wissenschaft kann man den globalen Krisen der heutigen Zeit nicht begegnen, sondern muss ihre volle Wucht durchleben. In einer Demokratie sind an den großen Entscheidungen immer ein Stück weit die Menschen beteiligt. Als mündiger Bürger in einer Demokratie ist es deshalb sehr wichtig, zu verstehen, wie Wissenschaft funktioniert, wie man gute Arbeit erkennt und wie Wissenschaftler denken."Science Literacy" ist wichtig für unsere Zukunft.


Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest? 

Meine Arbeit ist irgendwie gleichzeitig auch Hobby, im Moment. Das ist schön.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)? 

An einem idealen freien Tag kann ich mich nach einem langen Spaziergang aufs Sofa fläzen, Serien bingen und Chips essen.


Bitte begrüßt Dennis ganz herzlich zurück bei Real Scientists DE!

Sunday, August 29, 2021

Forschungsanträge in der Biomedizin - Marthe Ludtmann ist jetzt bei Real Scientists DE!

Diese Woche freuen wir uns sehr, euch unsere neue Kuratorin Marthe Ludtmann (@MartheHR) vorstellen zu dürfen! Hier ist Marthe in ihren eigenen Worten:

Nach meiner Biologielaborantenausbildung in Deutschland bin ich 2005 in die UK ausgewandert und habe dort 2012 im Bereich der Alzheimerforschung meinen PhD abgeschlossen. Während meines Postdocs und Fellowships habe ich besonders viel mitochondrial and bioenergetic research betrieben. Ich habe in 9 verschiedenen Laboratorien (4 Länder, 3 Kontinente) geforscht, sehr viel Spaß und Erfolg in der Forschung gehabt und habe mich dennoch entschieden einer neuen Karriere in der NHS nachzugehen. Nach 14 Jahren London hat es mich nach York verschlagen. A word of warning - mein Deutsch ist ein wenig eingerostet 😉

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Wie so viele andere Wissenschaftler – ich habe den NC fürs Medizinstudium nicht geschafft. Meine Mutter hat mir damals eine Biologielaborantenausbildung ans Herz gelegt. Und genau das habe ich dann auch getan.
Von 2002-2005 war ich in der Tropentierhygiene an der Uni Göttingen bevor ich zum Studieren nach London gegangen bin. An der Kingston University habe ich Medizinische Biochemie studiert und durfte dank meiner Ausbildung direkt ins 2. Studienjahr einsteigen. Von 2007-2008 habe ich ein MSc by research an der Kingston Uni & Natural History Museum London absolviert bevor ich 2008 meinen PhD an der Royal Holloway University begonnen habe. 2012 war ich endlich fertig und habe am Institute of Neurology (Queens Square, UCL) eine Postdocstelle angenommen. Mein eigenes Fellowship (Alzheimer’s Research UK) und eine tenure track position am Royal Veterinary College in London habe ich 2017 begonnen und 2019 hinter mir gelassen um meinen jetzigen Job anzutreten.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Meine akademische Zeit habe ich im Bereich der Mikrobiologie, Parasitologie, Alzheimer- und Parkinsonforschung verbracht. Die Zeit in der Alzheimer- und Parkinsonforschung habe ich besonders genossen.
Mein jetziger Job beinhaltet sehr viel Abwechslung und ich freue mich, wenn Forschungsanträge erfolgreich sind. Und ich freue mich umso mehr, dass ich die Forschung nicht selber betreiben muss 😉

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Es ist vor allem vielfältig! Wir sind ein kleines teaching hospital das momentan versucht seine Forschung auszubauen. Meine Arbeit umfasst research grant applications aus jedem Bereich: von Anästhesie über Gastroenterologie bis hin zur Zahnmedizin. Und natürlich in den letzten 18 Monaten auch Covid-Forschung. Dadurch lese ich natürlich viele verschiedene Forschungsvorhaben und lerne ich jeden Tag etwas Neues. Ich helfe Medizinern Kollaborationen mit der University of York aufzubauen, helfe Akademikern Kontakte mit Medizinern zu knüpfen, Grantsmanship und Kostenberechnung. Zudem unterstützte ich Ko im Krankenhaus und organisiere Forschungstreffen. 

Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Meine Arbeit unterstützt Forschung im Gesundheitswesen. Die angewandte Forschung im Krankenhaus ist vielfältig und involviert Patienten. Die Pandemie hat sehr viele Studien ans Krankenhaus gebracht – die Leitungsstruktur der NHS ermöglichte das Covidstudien sehr schnell gestartet wurden. All dies macht meine Arbeit sehr interessant und niemals langweilig.

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Meine kleine Familie – ich habe einen 9 Monate alten Sohn und bin seit ein paar Wochen wieder bei der Arbeit.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Früh aufstehen und mit einem Kaffee am Fluss im Garten sitzen und Zeitung lesen. Ins Fitnessstudio (Spinning und HITT) und danach nach York fahren und mit meiner Familie und Freunden in ein schönes Restaurant oder Pub gehen. Oder meine Freunde in London besuchen was natürlich auch einen Pub beinhalten würde ;-) 

Bitte begrüßt Marthe ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, July 25, 2021

Mütterliche Ernährung und kindliche Gehirnentwicklung - Rachel Lippert ist jetzt bei Real Scientists DE!

Mit großer Vorfreude möchten wir euch unsere neue Kuratorin Rachel Lippert (@RachelLippert) vorstellen! Rachel hat am Albion College in Michigan Chemie, Anglistik und Zell- und Molekularbiologie studiert und an der Vanderbilt University in Nashville, Tennessee, in Molekularphysiologie promoviert. Im Anschluss ging es nach Deutschland, zunächst als Postdoc am Max-Planck-Institut für Stoffwechselforschung in Köln. Seit letztem Jahr leitet Rachel die Nachwuchsgruppe "Neuronale Schaltkreise" am Deutschen Institut für Ernährungsforschung in Potsdam-Rehbrücke (DIfE) als Teil des NeuroCure-Exzellenzclusters an der Charité Berlin.

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Ich war schon immer neugierig auf die Welt und habe den naturwissenschaftlichen Unterricht als Kind sehr genossen. Keiner meiner Eltern hat eine Universität besucht (bis ich bereits meinen Doktortitel hatte... meine Mutter hat am selben Tag wie ich ihren BA-Abschluss gemacht!) Ich hatte immer tolle Lehrer und Professoren, die meine Neugier ermutigten und meine Interessen unterstützten. Das hat mich sicherlich in diesem Bereich gehalten!

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Ich wusste nie etwas über das Gehirn, bevor ich zur Graduiertenschule ging. Ich habe im Grundstudium Chemie und Englisch studiert. Als Doktorand musste ich 4 Rotationen in verschiedenen Laboren absolvieren. Dort bekam ich die Chance, mit Dr. Roger Cone und Dr. Kate Ellacott zu arbeiten, und meine erste Einführung in das Gehirn begann. Ich war fasziniert von der Schönheit der Neuroanatomie und entschied mich für dieses Labor, um dort zu promovieren. 

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Wir wollen einerseits verstehen, wie das Gehirn unser Nahrungsaufnahmeverhalten steuert und wie unser Verhalten durch die Nahrungsmittel, die wir essen, beeinflusst werden kann. Andererseits wollen wir verstehen, wie der Stoffwechsel und die Nahrungsaufnahme einer Mutter die Bildung des Gehirns ihres Babys verändern kann. Nahrung ist lebensnotwendig, aber WELCHE Nahrung wir essen, kann dramatisch unterschiedliche Auswirkungen auf das Gehirn haben!

Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Was wir essen, kann so viel davon steuern, wie wir uns verhalten. Indem wir verstehen, wie unsere Nahrung unsere Stimmung oder sogar die Entwicklung des Gehirns verändern kann, können wir mehr darüber verstehen, was uns zu Menschen macht...und natürlich, warum wir gesund leben und essen sollten!

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Ich betreibe viel wissenschaftliche Öffentlichkeitsarbeit, insbesondere SoapBox Science und Letters to a Prescientist. Ich bin auch als Mentor in einem Mentoring-Programm tätig. Ich genieße es, meine Arbeit mit der Öffentlichkeit zu teilen und zu sehen, wie andere die Freude am Entdecken teilen... auf allen Ebenen!

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Ich liebe es, Fahrrad zu fahren. Ich pendle jeden Tag mit dem Fahrrad zur Arbeit und habe in diesem Jahr schon etwa 2000 Kilometer zurückgelegt...mit einem Fixie!
Außerdem spiele ich sonntags Fußball mit einer Gruppe von Jungs, die mich als Ausländerin, die mitmachen wollte, aufgenommen haben. 

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Ausschlafen (bis 10 oder 11 Uhr), einen leckeren Kaffee kochen und im Bett ein Buch lesen, dann gute Musik auflegen und den Tag langsam beginnen. Nach draußen gehen, um ein Abenteuer zu erleben (zu den Seen, um dem Treiben in der Stadt zu lauschen, um draußen auf einer Terrasse zu sitzen und Leute zu beobachten). Dann in den Lebensmittelladen gehen, ein paar leckere Zutaten kaufen und viele Freunde zu einem großen Abendessen einladen (ich liebe es zu kochen!). Generell ist der perfekte Tag mit Freunden und Menschen verbracht, die mich zum Lachen bringen, mich zu Diskussionen herausfordern und leckeres Essen, lustige Spiele und gute Gespräche zusammen genießen!

Bitte begrüßt Rachel ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, July 18, 2021

Das Bildnis der Biologie - Helena Jambor ist jetzt bei Real Scientists DE!

Diese Woche freuen wir uns sehr, euch unsere neue Kuratorin Helena Jambor (@helenajambor) vorstellen zu dürfen. Schon als Kind begeisterte sich Helena fürs Zeichnen. Zunächst hat sie aber in Berlin, Mainz und Cambridge Biologie studiert und am EMBL in Heidelberg promoviert. Nach ihrem Wechsel ans Max-Planck-Institut in Dresden verknüpfte sie ihr Hobby und ihre fachlichen Kenntnisse immer mehr und vertiefte sich in Bioinformatik und Datenvisualisierung. Seit 2017 ist sie an der TU Dresden hauptsächlich für das Visualisieren von Daten und wissenschaftliches Schreiben zuständig. Zusätzlich ist sie seit 2019 Dozentin für Bioinformatik an der Beuth Hochschule Berlin.


Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?

Ich wollte seit der Schule unbedingt am Genom-Projekt mitarbeiten und habe dann auch bei Hans Lehrach, dem Leiter in Deutschland, ein Praktikum gemacht. Im Laufe meiner Karriere habe ich mich wieder meine Anfänge im Design erinnert und gemerkt, dass Informationsdesign unendlich wichtig ist in der Wissenschaftskommunikation aber auch in der Wissenschaft selber, wie sonst soll man BigData sonst analysieren. 

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/ oder was hält dich dort?

Ich arbeite an Daten Visualisierung vor allem wissenschafticher Daten - da gibt es noch nicht viele Arbeiten zu: welche Abbildungen sind verständlich, welche Bilder erschliessen sich dem Leser, wann kann ich einen Boxplot einsetzen etc. Ausser mir gibt es wenige, also muss ich bleiben, aber das ist auch meine Passion: ich liebe die Kombination von Daten und Design und arbeite gerne am Computer.  

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!

Ich erforsche auch selber wie wir Datenkommunikation verbessern können. Mit Kollgegen habe ich zu Beispiel untersucht wie Bilddaten in Forschungsartikeln gezeigt werden und ob dies verständlich ist. Und wir haben mehrere Mittel entwickelt, wie Wissenschaftler da besser vorgehen können. 
Zurzeit leite ich in der Klinik ein Projekt wo wir untersuchen werden wie man mit Visualisierungen Patienten-Arzt Kommunikation verbessern kann.  

Regelmässig helfe ich Wissenschaftlern ihre eigenen Daten besser zu kommunizieren: eine Lieblingsaufgabe ist, wenn wer mit einem ganz unverständlichen Plot kommt und wir mit Layout, Text, richtigem Chart Wahl etc langsam zu einer richtig gut lesbaren Abbildung kommen. Das ist das Aufräumen von Plots, ich bin die Marie Kondo der Charts :). 

Motivation: Warum sollte dich die Öffentlichkeit für deine Forschung/ Arbeit interessieren?
Die Öffentlichkeit bekommt am Laufenden Band Diagramme und Plots aus der Wissenschaft, manche sind unverständlich. Es wäre gut für die Öffentlichkeit wenn Wissenschaftler besser in Daten-Visualisierung sind und alles lesbarer ist; und es ist auch gut für die Öffentlichkeit zu wissen, dass manche Abbildungen deswegen unverständlich sind weil Wissenschaftler darin nicht ausgebildet werden.  

Hast du irgendwelche interessanten externen/ zusätzlichen Aufgaben/ Tätigkeiten?
Ich unterrichte Bioinformatik in Berlin als Lehrbeauftragte und gebe Workshops zu DatenVisualisierung in ganz Europa. Ein Feedback was mich da sehr freut ist: “seit deinem Kurs gucke ich immer gleich ob alles in den Abbildungen stimmt - und sehe immer was nicht stimmt”.
 
Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Ich bin Mutter von Teenagern, singe im Chor und zeichne gerne - aber das ist schon fast wieder mein Beruf. 

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher*innen sind ja auch nur Menschen)?
Sport machen - wandern, radeln, schwimmen. Und dann ein Konzert oder eine Oper besuchen. Aber dabei denke ich garantiert über Daten Visualisierung nach, beim Wandern kommen immer neue Einfälle. Ich habe deswegen immer mein Notizbuch dabei, machen Skizzen oder notiere Ideen. 

Bitte begrüßt Helena ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, May 16, 2021

Flügellose Fruchtfliegen - Lisa Heinke ist jetzt bei Real Scientists DE!

Diese Woche freuen wir uns sehr, euch Lisa Heinke (@lisa_heinke) als unsere neue Kuratorin vorstellen zu dürfen! Lisa hat in Mainz und Potsdam Molekularbiologie studiert und nach ihrem Master-Abschluss für ein Start-Up gearbeitet. Sie ist dann für ihre Doktorarbeit nach England gezogen und hat an der University of Cambridge ihren PhD gemacht. Dafür hat sie in einem Labor am Laboratory of Molecular Biology gearbeitet und Signalwege in der Entwicklung von Tieren und Menschen erforscht. Nach ihrem PhD hat sie ihre Forschung dort als Postdoc weitergeführt und ist vor kurzem aus der Forschung in die Welt des wissenschaftlichen Publishings gewechselt, wo sie als Editorin arbeitet und den Peer Review Prozess betreut. 

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?

Ich war in der Schule schon immer an Biologie und Chemie interessiert und hab mich dann fuer ein Molekularbiologie-Studium entschieden. Dabei haben mich besonders die Pflanzenphysiologie- und Entwicklungsgenetik-Kurse fasziniert, sodass ich mich im Master und im PhD dann darauf spezialisiert habe. 

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?

Ich finde es spannend, dass wir alle als einzelne Zelle anfangen - die befruchtete Eizelle - aus der dann ein riesiger Organismus wird, und das funktioniert erstaunlich gut. Dazu müssen Zellen miteinander kommunizieren und die Aufgaben so verteilt werden, dass jede Zelle genau weiss, was sie zu tun hat. Und wenn’s doch schief geht? Dann entstehen Krankheitsbilder wie z.B. Krebs und da ist noch längst nicht alles erforscht. 


Erzähle uns etwas über deine Arbeit!

Während meines PhDs habe ich mit Fruchtfliegen (Drosophila) und menschlichen Zelllinien einen bestimmten Signalweg erforscht: Wnt oder auch Wingless signalling. Signalwege nennen wir festgelegte Kommunikationsrouten über die Zellen Informationen weiterleiten und verarbeiten können. Wenn da was schief geht entstehen bestimmte äußere Merkmale, die wir als Phänotyp bezeichnen. In ‘meinem’ Signalweg führen Fehler (Mutationen) häufig zu flügellosen Fliegen - daher auch Wingless! Wir wissen schon ganz viel über die einzelnen Schritte in diesem Signalweg, aber ein paar Kommunikationsschalter fehlen uns noch, und das erforschen wir in meiner alten Arbeitsgruppe. 

Motivation: warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?

Abgesehen davon, dass wir natürlich bestimmte Krankheitsbilder wie kolorektaler Karzinome erforschen und damit die Grundlage für die Entwicklung neuer Medikamente legen, ist es einfach super spannend zu verstehen, wie wir uns entwickeln und wie ähnlich das in den unterschiedlichsten Tierarten abläuft! Wer hätte gedacht, dass wir so viel mit Fruchtfliegen gemein haben? :) 

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?

In England habe ich regelmässig Wissenschaftskommunikation für verschiedene Alters- und Personengruppen gemacht. Zusätzlich war ich in unserer Student Community aktiv und habe Careers Events und wissenschaftliche Konferenzen organisiert. 

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?

Uff. Pre-pandemic? Bouldern und Reisen. Aktuell: Fürsorgliche Pflanzen-Mami. Daneben interessiere ich mich für Klimaschutz und lese gern über die verschiedenen Konzepte, wie wir es schaffen können,  unsere Gesellschaft und damit unseren Planeten nachhaltiger zu gestalten.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?

In einer fremden Stadt aufwachen, mit Freunden brunchen gehen, durch die Stadt bummeln und zwischendurch viele leckere und lokale Spezialitäten probieren und dann den Abend mit einem Glas Wein am Meer oder Fluss ausklingen lassen. 

Bitte begrüßt Lisa ganz herzlich bei Real Scientists DE! 

Sunday, May 2, 2021

Zellen re-programmieren - Vira Iefremova ist jetzt bei Real Scientists DE!

Diese Woche freuen wir uns sehr, euch Vira Iefremova (@ViraIefremova) als unsere neue Kuratorin vorstellen zu dürfen! Vira ist Doktorandin am Institut für Rekonstruktive Neubiologie des Universitätsklinikums Bonn. Außerdem engagiert sich sich vielfältig in der Wissenschaftskommunikation, z.B. bei 500 Women Scientists oder Pint of Science. Das sagt Vira zu sich in ihren eigenen Worten:

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet? 

So lange ich mich erinnern kann, war ich wirklich neugierig auf das Kaleidoskop aller möglichen Dinge: von den Dinosauriern (immer noch ein RIESIGER Tyrannosaurus Rex-Fan :) ) bis zur Faszination, wie alle Teile unseres Körpers zusammenarbeiten könnten, um dies zu ermöglichen uns so viele verschiedene Dinge zu tun und zu fühlen. Aber seit dem ich es entschieden hatte, Wissenschaftler zu werden, habe ich mir nie Gedanken darüber gemacht, was genau ich studieren möchte. Die Antwort war mir ganz klar - ich möchte Neurowissenschaftler werden.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort? 

Das menschliche Gehirn für mich ist das Aufregendste und Komplizierteste in einem bekannten Universum. Aus meiner Sicht ist unser Gehirn das, was uns menschlich macht, und seine Geheimnisse zu entdecken, ist eine der coolsten Jobs, die ich mir vorstellen kann.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit! 

Als Stammzellbiologin programmiere ich menschliche Haut oder Blutzellen auf ihr undefiniertes (fast embryoähnliches Stadium) um und verwende diese Zellen später zur Erzeugung von 3D-Kulturen. Sehr oft werden diese 3D-Kulturen auch als "Mini-Gehirne" bezeichnet. Und ich benutze diese 3D-Kulturen, um zu untersuchen, wie sich die graue Substanz des menschlichen Gehirns entwickelt und was passieren kann, wenn einige Gene, die an diesem Prozess beteiligt sind, mutiert sind.

Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?

Ich glaube, viele Leute denken, dass "echte Wissenschaft" weit weg vom wirklichen Leben und den wirklichen Menschen ist, und dass es zu langweilig und kompliziert ist, etwas darüber zu lernen. Und dies ist einer der Gründe, warum viele Menschen falsche Vorstellungen und Vorurteile in Bezug auf Stammzellforschung und Genomeditierung haben. Aber was ist, wenn ich Ihnen sage, dass Wissenschaftler, wie ich, die Zelle "vergessen" lassen können, wer sie waren, und sie zu jedem Zelltyp machen können, den man braucht. Und diese Technologien könnten in Zukunft viele Leben retten!

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten? 

Ich habe das Glück, dass ich an vielen verschiedenen Wissenschaftskommunikationsprojekten teilnehmen kann.  500 Women Scientists (500 WS) zum Beispiel. Die Mission von 500 WS ist es, der Gesellschaft zu dienen, indem sie die Wissenschaft offen, inklusiv und zugänglich macht und die Gesellschaft transformiert, indem sie Rassismus, patriarchalische und unterdrückende gesellschaftliche Normen bekämpft. Ich bin Koordinatorin von 500 WS in Bonn und deutsche Regionalkoordinatorin von 500 WS.

Ein anderes Beispiel ist Pint of Science Germany (PoS). Pint of Science ist ein internationales Festival, das einige der brillantesten Forschenden in eure lokale Kneipe bringt, um ihre neuesten Forschungsergebnisse und Erkenntnisse mit euch zu diskutieren. Dort hat man die Chance, die Wissenschaftsverantwortlichen der Zukunft kennenzulernen (und ein Bier mit ihnen zu trinken). Es macht super viel Spaß und ich bin dabei seit 2018 in Bonn wie Speakerin und Teil von Organisatorisch Team.

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?

Ich liebe es zu reisen und freue mich darauf, mein neues Abenteuer zu planen. Ich lese auch gerne, so dass man mich oft mit dem neuen Buch in der Hand im Cafe finden können (vor kurzem wurde ich Mitglied des Fem_ABC-Buchclubs und genieße Bücher und Diskussionen, die wir danach führen). Ich habe ein starkes Interesse an alten Filmen aus den 1920er, sowie an zeitgenössischer Kunst. Deshalb liebe ich es, Kunstgalerien und Museen zu besuchen. Ich bin auch an Freiwilligenarbeit im Zusammenhang mit der Ukraine (meinem Heimatland) beteiligt.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?

Es hängt von meiner Stimmung ab, aber wenn ich die Möglichkeit habe, den ganzen Tag frei zu haben, versuche ich, nicht zu viel zu planen, da meine ganze Woche ist normalerweise komplett durch geplant. Also würde ich lange ohne Wecker ausschlafen, ein langes faules Frühstück haben, dann einen Kaffee bei meinem Lieblingscafé holen und mich mit Freunden treffen (hoffentlich bald persönlich mit vielen Umarmungen).

Bitte begrüßt Vira ganz herzlich bei Real Scientists DE!