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Sunday, December 12, 2021

Zurechtfinden im Alltag - Laura-Isabelle Klatt ist jetzt bei Real Scientists DE!

Mit großer Vorfreude möchten wir euch unsere neue Kuratorin Laura-Isabelle Klatt (@LoraKlatt) vorstellen! Laura hat in Bochum und Freiburg Psychologie studiert. Als echtes Ruhrpottkind zog es sie dann zurück ins Ruhrgebiet, ans Leibniz Institut für Arbeitsforschung in Dortmund. Dort promovierte sie im Jahr 2020 und ist aktuell weiterhin als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung für Ergonomie beschäftigt. Mit „klassischer Ergonomie“ hat ihre Arbeit jedoch recht wenig zu tun. In ihrer Forschung nutzt sie vor allem das EEG, eine Methode, die mithilfe von auf der Kopfhaut platzierten Elektroden die elektrische Aktivität unserer Gehirnzellen erfasst. Mithilfe des EEGs untersucht sie welche Prozesse im Gehirn dazu beitragen, dass wir uns in komplexen Umgebungen auf einzelne relevante Informationen fokussieren können, wie das visuelle und das auditive System dabei zusammenarbeiten, und wie wir solche Informationen aus verschiedenen Sinneskanälen im Arbeitsgedächtnis abspeichern.

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?

Ich habe sowohl einen Bachelor als auch einen Master in Psychologie gemacht. Während des Studiums wurde die Promotion bzw. eine Laufbahn in der Wissenschaft meistens nicht groß beworben. Die meisten meiner Kommilito:innen wollten Psychotherapeut:innen werden. Während meines Masters an der Uni Freiburg habe ich dann als wissenschaftliche Hilfskraft in einem größeren Forschungsprojekt gearbeitet, in dem es darum ging, die Wirksamkeit von Online-Therapie-Programme für verschiedene Patientengruppen zu untersuchen. In dem Projekt habe ich dann auch meine Masterarbeit geschrieben und zum ersten Mal gemerkt, wie viel Spaß Forschung eigentlich macht. Und so kam dann irgendwie eins und zum anderen und ich habe mich nach Promotionsstellen umgeschaut.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Im Bachelor an der Ruhr Uni Bochum hatte ich den Schwerpunkt Kognitive Neurowissenschaften gewählt. Im zweiten Semester hatten wir dort ein Seminar mit dem Titel „Mal- und Bastelkurs“. In dem Kurs haben wir pro Seminareinheit eine bestimmte Hirnregion kennengelernt und diese zunächst mit Knete selbst „nachgebaut“ und dann z.B. echte Stücke dieser Hirnregion unterm Mikroskop angeschaut. Auch ein ganzes, präpariertes Gehirn durfte ich als Teil dieses Seminars in den Händen halten. Ich sage euch, es war magisch. Ich glaube, in diesem Moment wurde der Grundstein für meine Faszination und Begeisterung für das Gehirn gelegt!

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Meine Forschung ist an der Schnittstelle von Kognitionspsychologie und Neurowissenschaft einzuordnen. In meiner Promotion habe ich mich damit beschäftigt, welche Prozesse im Gehirn dazu beitragen, dass wir in komplexen Hörumgebungen fokussiert zuhören können. Zukünftig möchte ich mir noch stärker die Interaktion von Hören und Sehen beim Selektieren und Abspeichern von Informationen im Arbeitsgedächtnis anschauen – denn in unserer natürlichen Wahrnehmung spielen natürlich beide Sinneskanäle eine Rolle. Insbesondere was das Speichern von Informationen im Arbeitsgedächtnis angeht, ist die Forschung bisher sehr zentriert auf visuelle Verarbeitungsprozesse.

Motivation: warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Unser Gehirn ist die Schaltzentrale, in der alle Informationen zusammenfließen, in der Denken, Fühlen und Handeln koordiniert werden. Es ist unfassbar faszinierend sich einmal zu gegenwärtigen, dass bei den alltäglichsten Dingen, die wir scheinbar mühelos tun, unser Gehirn auf Hochtouren arbeitet und unzählige Prozesse in Millisekunden-Schnelle ablaufen: Sitzen wir beispielsweise in einem gut gefüllten Restaurant und hören unserem Gegenüber aufmerksam zu, muss unser Gehirn zunächst die auf uns einprasselnden Geräusche in einzelne Schallquellen zerlegen (die Hintergrundmusik, das Gebrabbel der Gespräche anderer Gäste und die Stimme meines Gegenübers). Erst dann können wir uns auf die relevante Geräuschquelle fokussieren, während wir die Störgeräusche ausblenden. Um dem Gespräch zu folgen und zu verstehen, was gesagt wird, spielt auch unser Arbeitsgedächtnis eine wichtige Rolle: dort muss das Gehörte erstmal zwischengespeichert werden, bis ich es als zusammenhängendes Ganzes interpretieren kann. Denn akustische Information ist im Gegensatz zu den Dingen, die wir sehen und anfassen können, sehr kurzlebig. Man kann das gehörte Wort nicht noch einmal „ansehen“, wenn man es überhört hat.
Wir wissen immer noch relativ wenig darüber, wie unser Gehirn all diese Aufgaben tatsächlich koordiniert.

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Neben meiner Forschung habe ich zwei Herzensprojekte, in denen ich ehrenamtlich mich engagiere: Ich selbst war in meiner Schulzeit für ein Jahr als Austauschschülerin in den USA. Seitdem bin ich ehrenamtlich für Experiment eV tätig, meine damalige Austauschorganisation. Ich führe zum Beispiel Interviews mit Bewerber:innen für einen Schüleraustausch, vertrete den Verein auf Messen oder Infoveranstaltungen oder betreue in meiner Region Gastfamilien, die eine:n Austauschschüler:in aufnehmen. Mein zweites Herzensprojekt ist die ehrenamtliche Arbeit beim ambulanten Kinder- und Jugend-Hospizdienst der Malteser in Dortmund. Dort begleite ich Familien, in denen ein Familienmitglied eine lebensbedrohende Erkrankung hat. Ich schenke den Familien primär Zeit und ein offenes Ohr.

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?

Seit ich während meines Schüleraustausches in den USA für 10 Monate am Fuße der Wasatch Mountains leben durfte, habe ich das Wandern für mich entdeckt! Auch wenn es im Ruhrgebiet keine vergleichbaren Berge gibt, gibt es hier viele schöne Strecken zu erkunden. Wenn nicht gerade eine Corona-Welle wütet, spiele ich außerdem Badminton im Verein. Als Corona-konformen Sport-Ersatz, treffe ich mich aktuell regelmäßig mit Kolleginnen und Freundinnen zu einer Online Tabata Gruppe. Da mich das als sehr viel sportlicher erscheinen lässt, als ich mich fühle: ich koche auch sehr gerne und probiere mich in der Küche aus. Aktuell experimentiere ich sehr viel mit selbstgemachten Brotaufstrichen. In ein gutes Buch verliere ich mich auch gerne immer mal wieder: Auf meiner Weihnachtswunschliste steht „Natrium Chlorid“ von Jussi Adler Olsen.

Ob das nun wirklich interessante Hobbies sind, überlasse ich mal den Leser:innen.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Mein idealer Tag beginnt mit einem ausgiebigen Frühstück! Auf einer Wanderung  - natürlich inklusive umfangreichem Lunch-Paket - verbringe ich Zeit mit Freunden Zeit in der Natur, am liebsten ohne Handy und altmodisch mit Karte. Abends entspanne ich in der Badewanne und höre dann eins meiner allerliebsten Harry-Potter Hörbücher zum Einschlafen. 

Bitte begrüßt Laura ganz herzlich bei Real Scientists DE!



Sunday, June 21, 2020

Wie in Trance - Barbara Schmidt ist jetzt bei Real Scientists DE!

Diese Woche freuen wir uns sehr, euch unsere neue Kuratorin Barbara Schmidt (@NeuroBarbara) vorzustellen! Barbara ist eine begeisterte Neurowissenschaftlerin und forscht zu Hypnose, Entscheidungsverhalten und deren neuronalen Grundlagen an der Uni Jena. Außerdem engagiert sie sich für bessere Bedingungen für Promovierende und ist stellvertretende Jungmitgliedervertreterin in der Sprecherguppe der Fachgruppe Biologische Psychologie und Neuropsychologie der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs). Das sagt Barbara über sich in ihren eigenen Worten:

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?

Ich habe zu Beginn meines Studiums ein Praktikum gemacht bei einer Therapeutin, die unter anderem Biofeedback angeboten hat. Dort habe ich Einblicke in EEG und die Behandlung von Wachkomapatient*innen, Schlaganfallpatient*innen und Patient*innen mit diversen psychischen Störungen bekommen. Das hat mich so fasziniert, dass ich, zurück an der Universität, in einem Forschungspraktikum mein erstes eigenes EEG Experiment durchgeführt habe, das ich dann auch publiziert habe. Dieser ganze Prozess hat mich total begeistert und so habe ich beschlossen, Forscherin zu werden.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Mir wurde eine Stelle in einem DFG Projekt zum Thema Hypnose angeboten und ich fand das Thema sofort spannend. Und das obwohl ich am Anfang auch skeptisch war. Es hat einfach so unfassbar gut funktioniert und ich habe in meinen Studien die größten Effekte auf Verhalten und Gehirnaktivität gefunden, die ich jemals gesehen habe. Und das Gute ist: Es gibt noch so viel zu erforschen! Hypnose lässt sich in so vielen Gebieten einsetzen, von der Reduktion von Angst bei Patient*innen in der Intensivstation bis zur Steigerung der Gedächtnisleistung bei Studierenden.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Ich forsche hauptsächlich im EEG Labor, aber auch mehr und mehr in Settings wie in der Intensivstation, bei Sportler*innen vor akuten Wettkampfsituationen oder jetzt auch seit Corona neu in online Studien. Ich bin gespannt, ob die Hypnose auch wirkt, wenn ich als Person nicht anwesend bin und die Probanden nur meine Stimme hören.

Motivation: warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Die Hypnose bietet erstens viele Möglichkeiten, das eigene Wohlbefinden und die eigene Leistungsfähigkeit zu verbessern und zweitens liefert sie ein sehr positives Bild des Menschen. In der Hypnose geht man davon aus, dass die Person alles in sich trägt was sie braucht, sie muss nur lernen, ihre Ressourcen zu aktivieren. Das ist eine sehr positive Sichtweise, die gerade in der heutigen Zeit sehr hilfreich ist. Es macht mich traurig zu sehen, wie viel Druck sich viele Menschen machen und vor allem wie viel Angst sie haben. Die Hypnose bietet da eine ideale Möglichkeit, zur Ruhe zu kommen und wieder Vertrauen in die eigenen Stärken und generell Zuversicht zu entwickeln.

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Ja, das kann man wohl sagen. Ich bin nämlich aktiv als Jungmitgliedervertreterin der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs), und zwar in der Fachgruppe Biologische Psychologie und Neuropsychologie, die aus über 600 deutschen Wissenschaftlern besteht. Dort habe ich zum Beispiel letzten Freitag einen digitalen Posterblitz mit 130 Teilnehmern organisiert, bei dem zehn ausgewählte Jungwissenschaftler*innen ihre aktuellen Forschungsergebnisse vorgestellt haben. Wir engagieren uns generell für bessere Bedingungen für junge Wissenschaftler und sorgen auch für Sichtbarkeit und Anerkennung des wissenschaftlichen Nachwuchses.

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Ich mache viel Sport, zur Zeit Yoga, Bootcamp, BoxFit und TaeBo. Außerdem spiele ich Querflöte und Piccoloflöte im Orchester, da haben wir einmal pro Jahr ein Projekt in München, wo wir schon tolle Programme aufgeführt haben. Außerdem habe ich einen Garten, der mich sehr freut und der gerade wächst und gedeiht.


Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Ich gehe gerne wandern oder spazieren, kaufe gute Dinge auf dem Markt ein und nehme mir viel Zeit zu kochen. Außerdem treffe ich sehr gerne meine Freunde. Das habe ich jetzt in der Corona Zeit stark vermisst. Wir telefonieren zwar viel, aber das ersetzt nicht das persönliche Treffen. Das wird jetzt hoffentlich wieder besser.

Bitte begrüßt Barbara ganz herzlich bei Real Scientists DE!