Sunday, February 26, 2017

Die Psychologie der Lebenszufriedenheit - Julia Rohrer ist jetzt bei Real Scientists DE!

Es freut uns außerordentlich, euch unsere neue Kuratorin vorzustellen: Julia Rohrer (@dingding_peng)Doktorandin am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin und am Institut für Psychologie der Uni Leipzig.
Julia hat von 2011 bis 2016 in Leipzig Psychologie studiert und ist seit Oktober 2016 Doktorandin in der International Max Planck Research School on the Life Course und am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung. Schwerpunktmäßig beschäftigt sie sich mit den Themen Lebenszufriedenheit und Persönlichkeit.


Hier ist Julia in ihren eigenen Worten:

In der Schule lagen meine Stärken und Interessen immer ganz eindeutig im Bereich Mathe und Naturwissenschaften – ich glaube, deswegen war es für mein Umfeld und auch für mich selbst fast selbstverständlich, dass ich irgendwann in der Wissenschaft landen würde. Schwieriger war es dann schon eher, herauszufinden, in welchen Bereich es eigentlich gehen soll.

Eigentlich wollte ich Umweltingenieurswesen studieren: Das hätte sehr gut zu meinem Interesse für Mathematik und Technik gepasst und es war mich auch wichtig, etwas nützliches zu studieren.
Am ersten Tag der Einführungswoche habe ich es mir aber spontan anders überlegt – ich war gerade aus einem zehnmonatigen Freiwilligendienst in einem kleinen Fischerdorf im Süden von Thailand zurückgekommen und hatte so etwas wie eine generelle Sinnkrise kombiniert mit allgemeiner Unzufriedenheit mit den gesellschaftlichen Zuständen. Meine erste Alternatividee war Soziologie. Nach etwas Recherche schien mir das dann aber doch nicht nah genug an den Naturwissenschaften, deswegen habe ich Psychologie als "Kompromiss" gewählt.

Eigentlich wollte ich mir dann im Bachelorstudium eine Hilfskraftstelle im Bereich biologische Psychologie suchen. Aber im dritten Semester habe ich für einen Artikel in der Studierendenzeitung unseren Professor für Persönlichkeitspsychologie interviewt und dachte mir: Mensch, der scheint mir sehr vernünftig und auch sympathisch, für den würde ich gerne arbeiten. Ich habe mich also eher persönlichkeitsbasiert für Persönlichkeitspsychologie entschieden. Im Rückblick haben ich die Entschiedungen eher aus dem Bauch getroffen, aber ich bin nicht unzufrieden mit den Ergebnissen. Ich finde das Feld inhaltlich spannend, ich mag meine Kolleginnen und Kollegen, und inzwischen habe ich auch meine Meinung revidiert, was für mich eine ordentliche Wissenschaft ausmacht: Ich denke inzwischen, es geht nicht darum, was für Daten man verwendet, sondern darum wie man mit den Daten umgeht. Zum Beispiel bringen die tollsten bunten Hirnscans nicht viel, wenn basierend auf winzig kleinen Stichproben Schlußfolgerungen gezogen werden, die sich schon im nächsten Experiment nicht mehr bestätigen lassen. Die Persönlichkeitspsychologie hat auch ihre Probleme, aber das Feld steht nicht so im Rampenlicht und bietet auch viel Raum für trockene Methodenprobleme, das gefällt mir persönlich ganz gut.

Hätte ich Psychologie studiert mit der Absicht, "irgendwas mit Menschen" zu machen, dann wäre ich jetzt vermutlich enttäuscht: Die meiste Zeit verbringe ich damit, am Computer zu sitzen und Daten aufzubereiten und zu analysieren. Das liegt auch daran, dass ich viel mit Daten arbeite, die andere erhoben haben. Zum Beispiel verwende ich oft die Daten des Sozio-oekonomischen Panels: Das ist eine repräsentative Erhebung von über 20.000 Personen in Deutschland – einige davon werden sogar schon seit 1984 jedes Jahr aufs neue befragt! Das ist eine hervorragende Datengrundlage, aber die Vorbereitung und Durchführung der statistischen Analysen kann da schon mal komplizierter werden. Außerdem verbringe ich viel Zeit damit, mich durch die Literatur zu wühlen. Es ist immer wieder verblüffend, wieviele Fragestellungen schon mal in Studien untersucht wurden – und wie oft man aber auch überhaupt nicht schlauer wird aus der Literatur, weil die Methoden oft nicht besonders aussagekräftig waren, oder, weil man leider vermuten muss, dass die Ergebnisse nur reine Zufallsbefunde sind, hinter denen keine Substanz steckt.

Inhaltlich beschäftige ich mich aktuell damit, wie in unterschiedlichen Lebensphasen sich die Faktoren ändern, welche die Lebenszufriedenheit bestimmen. Ein Beispiel: Das Einkommen korreliert alles im allen eher schwach mit der Lebenszufriedenheit. Aber wenn man genauer hinschaut, dann sieht man, dass dieser Zusammenhang stärker wird im mittleren Erwachsenenalter – also dann, wenn die Stellung im Berufsleben als ganz besonders zentraler Teil des Lebens gesehen wird – und im höheren Alter wieder abnimmt. Darüber hinaus beschäftige ich mich mit einer ganze Reihe von anderen Fragestellungen zum Thema Persönlichkeit. Zum Beispiel habe ich in meiner ersten Studie untersucht, ob die Geschwisterposition einen Einfluß auf die Persönlichkeit hat. Was wir hier in drei großen Datensätzen gefunden haben ist, dass es praktisch keine systematischen Persönlichkeitsunterschiede zwischen Erstgeborenen, Sandwichkindern und Nesthäkchen gibt. Und wir haben untersucht, ob sich Persönlichkeitsveränderungen, die zwischen Jugend und jungem Erwachsenenalter passieren, auch von Außenstehenden wie Freunden und Bekannten wahrgenommen werden. Prinzipiell beobachten wir ähnliche Trends, aber es wird auch deutlich, dass Innen- und Außenperspektive auseinandergehen können. Zum Beispiel wurde im Selbstbericht mit steigendem Alter die emotionale Stabilität immer höher, die Persönlichkeit "reift" sozusagen, aber im Persönlichkeitsbericht durch Bekannte blieb die emotionale Stabilität einfach konstant.

Meiner Erfahrung nach haben die meisten Menschen eine gewisse natürliche Neugier was Persönlichkeitspsychologie angeht. Wenn ich mit den Leuten über das Thema Geschwisterposition erzähle, schildern mir die meisten gleich ihre persönlichen Erfahrungen oder geben selbst eine Einschätzung zu den Effekten auf die Persönlichkeit ab. Auch die Frage danach, was wichtig ist, um mit seinem Leben zufrieden zu sein, scheint viele zu bewegen. Viele Themen in der Persönlichkeitspsychologie tangieren wichtige Fragen, die bestimmen, wie wir über uns selbst und unser Leben nachdenken.

Ich habe gerade ganz frisch angefangen, bei "The Inquisitive Mind" (http://www.in-mind.org/) mitzuhelfen. In-Mind ist eine Psychologiemagazin, in dem Psychologen in Artikeln für Nicht-Psychologen einen Überblick über verschiedene Forschungsfelder und aktuelle Ergebnisse geben. Wissenschaftskommunikation liegt mir sehr am Herzen, deswegen freue ich mich, dass es in Zukunft bei In-Mind auch Artikel zu Persönlichkeitsthemen geben soll. Außerdem habe ich gerade zusammen mit drei Freunden ein Blog gestartet (http://www.the100.ci/), indem wir verschiedene meta-wissenschaftliche Themen diskutieren – da geht es dann inhaltlich also nicht direkt um Psychologie, sondern darüber, wie wir als Wissenschaftler psychologisch forschen. Generell beschäftige ich mich viel mit meta-wissenschaftlichen Themen. Als ich 2011 angefangen habe, Psychologie zu studieren, kamen gerade große Zweifel daran auf, wie zuverlässig das "Standardvorgehen" in der psychologischen Forschung eigentlich ist. Seit dem hat sich viel bewegt – zum Beispiel gab es großangelegte Versuche, psychologische Studien zu replizieren, und Analysen über viele publizierte Studien hinweg, die zeigen, dass in der Psychologie rein statistisch irgendwas nicht ganz stimmen kann. Weil es mir wichtig ist, dass meine Forschung solide ist und meine Ergebnisse auch von unabhängigen Wissenschaftlern bestätigt werden können, versuche ich zum Beispiel, mich bei der Society for the Improvement of Psychological Science (http://improvingpsych.org/) einzubringen.

Ich laufe, am liebsten Halbmarathondistanz. Wirklich schnell bin ich nicht, aber ich trainiere konsistent und habe einen langen Atem.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus?

Früh aufstehen (kein Scherz!), frühstücken und ein Stündchen lesen (z.B. Sachbücher aus anderen wissenschaftlichen Feldern, oder Infinite Jest von David Foster Wallace). Dann zwei Stunden Dauerlauf um den Cospudener See (auch kein Scherz!), danach auf dem Sofa rumlungern und bis zum Mittagessen Videospiele spielen. Nach dem Mittag Kekse backen, vielleicht ein kleines Mittagsschläfchen, und abends zusammen mit Freunden kochen, Bierchen trinken und um 10 ins Bett. Wahrscheinlich hätte ich vor sechs Jahren noch gesagt, dass so eine Tagesgestaltung echt langweilig ist, aber die Persönlichkeit verändert sich halt mit dem Alter...

Bitte heißt Julia ganz herzlich bei Real Scientists DE willkommen!


Sunday, February 19, 2017

Sprich mit mir, Baby - Christina Bergmann ist jetzt bei Real Scientists DE!

Mit großer Begeisterung wollen wir euch unsere neue Kuratorin vorstellen: Christina Bergmann (@chbergma) ist Postdoc an der historischen Ecole Normale Supérieure, Laboratoire des Sciences Cognitives et Psycholinguistique mitten in Paris, Frankreich. Sie erforscht, wie Babies zwischen ihrer Geburt und den ersten Worten ihre Muttersprache lernen und welche Umweltfaktoren darauf Einfluss nehmen. In ihrer Forschung bedient sie sich verschiedenster Methoden, von Augenbewegungsmessungen bei Kleinkindern bis zu Computermodellen, die Lernen und Verhalten simulieren. 


Ihren Doktor hat sie 2014 in Nijmegen in den Niederlanden verteidigt, ihre Dissertation beschäftigt sich mit Computermodellen des frühen Spracherwerbs. Ihre ersten Schritte in der Wissenschaft hat sie in Deutschland gemacht und im beschaulichen Osnabrück Kognitionswissenschaften studiert, unterbrochen von einem Erasmus Semester in Lissabon.



Hier ist Christina in ihren eigenen Worten:

Ich komme aus einer Akademikerfamilie und hatte deswegen quasi keine Wahl. Es war zumindest schon immer klar dass ich Abitur mache und dann studiere. Mit den Kognitionswissenschaften und der Frage, wie das Gehirn und Denken so funktionieren, habe ich dann aber auch direkt ein Thema gefunden, das mich seit nun über 10 Jahren begeistert. Ich glaube, ohne die Unterstützung aus meinem Umfeld hätte ich diesen Schritt nie gewagt, ein Fach zu studieren, bei dem es ausserhalb der Forschung keinen klar definierten Beruf wie etwa Psychologe oder Mediziner gibt. Dank einer guten Portion Glück habe ich bisher auch immer wieder einen weiteren Schritt in der Wissenschaft machen können. Derzeit bin ich aber wieder auf Jobsuche, drückt mir die Daumen, dass es auch weiterhin in der Wissenschaft klappt. Sonst muss ich halt ein Café am Meer aufmachen.  

Ich bin da ein bisschen reingerutscht, allerdings mit weit offenen Augen. Ich habe viel ausprobiert, auch künstliche Intelligenz und Philosophie, aber hatte am meisten Spass an der Frage, wie Sprache verarbeitet werden kann. Das habe ich dann auch in meiner Bachelorarbeit untersucht. Im Master stiess ich dann auf widerspruechliche Theorien wie Kinder ihre Muttersprache lernen, und ich hatte eine Idee, wie sich ein besonderer Diskussionspunkt testen lassen könnte. Dabei habe ich dann auch direkt die Erfahrungen aus meinem Bachelorprojekt anwenden können. Und schon war ich Teil eines grossartigen Babylabs und einer Gemeinschaft von Sprachforschern. Es ist mittlerweile fast wie ein Klassentreffen, wenn ich auf bestimmte Konferenzen fahre und Leute, die ich vor 8 Jahren kennengelernt habe, wiedersehe. 
Ein weiterer Reiz ist die Vielfältigkeit der Arbeit. Manchmal bin ich Sprachwissenschaftlerin, manchmal Psychologin oder Computerlinguistin. Ich kann somit meine Ausbildung in verschiedenen Gebieten der Kognitionsforschung immer wieder Anwenden und Erkenntnisse aus verschiedenen Methoden kombinieren, um neue Einsichten oder Forschungsideen zu erhalten. 
Meine Arbeit ist durch ihren interdisziplinären Charakter sehr vielfältig. Manchmal sitze ich viel vor dem Computer und programmiere und/oder schreibe (man muss ja auch seine Programme vernünftig kommentieren!), dann wieder habe ich viele Projekte mit Kollegen und treffe mich mit ihnen (meist via Skype und co) um sicher zu stellen, dass die Arbeit weitergeht. Ich teste auch Kleinkinder im Babylab und interagiere dabei viel mit Familien, das ist ein ganz besonderer Aspekt meiner Arbeit, der mich sehr inspiriert und mir viel Spass macht. Natürlich ist es auch anstrengend, weil man kleinen Kindern schwer sagen kann, dass sie jetzt doch bitte 5 Minuten stillsitzen. Es ist mein Job als Versuchsleiter, das Experiment so spannend und kurzweilig wie möglich zu gestalten, damit der Besuch für die ganze Familie angenehm ist und ich gleichzeitig ein paar Daten erheben kann. 
Dann halte ich auch wieder Vorträge und besuche Konferenzen und Workshops, wo ich zumeist mit andern Forschern interagiere und sowohl deren neueste Projekte sehe als auch Feedback auf meine Arbeit und Ideen einhole. 

Das wird jetzt viele überraschen: Es ist noch überhaupt nicht geklärt, wie genau Babies Sprache lernen. Es gibt also noch viele offene Fragen. Wir wissen allerdings schon einige Dinge, die wichtig sind, etwa dass man schon früh viel mit Kindern interagiert. Diese werden aber zu wenig kommuniziert. 
Ich rede immer wieder mit interessierten Eltern, und beide Seiten lernen viel von diesen Interaktionen. Eltern haben heutzutage eine Wahnsinnsaufgabe und sind so vielen Erwartungen und gutgemeinten Ratschlägen ausgesetzt; nicht alle sind wirklich wissenschaftlich fundiert. Ausserdem ändert sich die Einstellung zum Elternsein (ist es etwa Lebensmittelpunkt, Pflicht, oder eine Art Hobby) kontinuierlich, so dass es schwer ist, von den Erfahrungen der eigenen Eltern zu lernen. Dazu kommen noch kulturelle Unterschiede, Kinder haben in den Niederlanden zum Beispiel schon einen anderen Status als in Deutschland. Dies Alles beeinflusst, wie wir mit Kindern (den eigenen wie auch fremden) und Eltern umgehen. Es kann also nur helfen, wenn wir zum einen besser verstehen was für Kinder gut und wichtig ist, und zum anderen wissen, wo man vielleicht auch etwas entspannter rangehen kann. 
Was ich nicht kann, ist Diagnosen zur Sprachentwicklung stellen, sei es via Twitter oder im Labor. Ich habe weder die entsprechende Ausbildung, noch sind meine Experimente auf solche Aussagen ausgelegt. Da ich Grundlagenforschung betreibe, sind meine Ergebnisse zum "typischen" Erwerbsverlauf langfristig auch für Diagnosen relevant, dazu bedarf es aber noch einiger Jahre an Studien. 
Neben meiner Forschung habe ich noch mit meiner Kollegin Sho einen Blog names CogTales, wo wir regelmaessig ueber Wissenschaft und das Leben als weibliche Juniorwissenschaftlerinnen schreiben.  Hier blogge ich auch über meine extrakurrikulären Aktivitäten, wie etwa die Organisation der monatlichen R-Ladies Treffen (hier schreibe ich mit meiner Kollegin Page, warum wir das tun) oder die erfolgreiche #barbarplots Kickstarter Kampagne.
Dann leite ich einmal pro Woche eine Deutschgruppe für Kollegen, die gern besser die Sprache sprechen möchten.

Meine Hobbies sind vielleicht etwas langweilig, aber ich bin stolz darauf, mir Zeit nehmen zu können um ihnen nachzugehen. Zum einen backe ich sehr gern, manchmal auch etwas experimenteller. Leider gibt es in Frankreich nicht alle Zutaten für mein Lieblingsrezept: Schokomuffins mit Quarkfüllung. Mein anderes Hobby kann ich auch oft mit dem Beruf verbinden, denn ich reise unheimlich gern und dank verschiedener Konferenzen habe ich schon so manchen spannenden Ort besucht, an den es mich sonst nicht so schnell verschlagen hätte. Mein Fernweh ist aber auch schon mit dem Leben im Ausland gut bedient, auch nach 3 Jahren noch entdecke ich neue Ecken in Paris und Umgebung, es wird also nie langweilig. 

Mein idealer freier Tag besteht entweder aus einem Tag am Meer, natürlich im Strandkorb und mit viel Sonne, oder einer Stadterkundung, am Liebsten mit Brunch und vielen spannenden Ecken, die man entdecken kann. Das überrascht jetzt sicher nicht bei meiner Reiselust.   

Bitte heißt Christina ganz herzlich bei Real Scientists DE willkommen!



Monday, February 13, 2017

Von Dinosauriern und Mäusen - Dennis Eckmeier ist jetzt bei Real Scientists DE!

Wir freuen uns, euch den allerersten Kurator für Real Scientists DE vorzustellen: Dr. Dennis Eckmeier (@DennisEckmeier), Postdoc im Champalimaud Neuroscience Programme der Champalimaud Stiftung in Lissabon, Portugal, und von Haus aus Neuroethologe. Also ein würdiger Startkurator für dieses Projekt! Hier ist Dennis in seinen eigenen Worten:


Ich fand mit 9 Jahren Dinosaurier ganz großartig, und habe damals entschieden, Paläontologe zu werden. Mir wurde dann gegen Abi aber bewusst, dass Biologie die bessere Wahl ist, weil ich dann doch eher generell am Verhalten, der Physiologie und Ökologie von Tieren interessiert war. Im Laufe des Studiums habe ich zwar darüber hinaus auch kurz in die Genetik und in die Entwicklungsbiologie geschaut, habe mich dann aber doch für Physiologie und dann eben die Neurowissenschaft entschieden. In dem Fach habe ich sowohl meine Diplomarbeit als auch meine Doktorarbeit verfasst, und forsche seit 6 Jahren als Postdoc.

Natürlich fasziniert mich zunächst einmal die Funktion des Nervensystems. Ich bin darüber hinaus aber auch von Natur aus jemand, der gleichzeitig perfektionistisch veranlagt ist, aber auch immer alles Neue lernen und können will, und diese Fähigkeiten gewinnbringend einsetzen will. Neurowissenschaft ist ein breites Feld, dass viele Bereiche abdeckt, und, da es ein relativ neues Fach ist, immer neue Methoden und Denkansätze hervorbringt. Die Anforderungen sind entsprechend intelektuell aber auch von den Fähigkeiten her sehr vielseitig. Also genau richtig für mich. Was mich dabei antreibt ist, dass ich nie völlig zufrieden bin, denn wenn ich ein Projekt erfolgreich abgeschlossen habe, bin ich gedanklich schon längst weiter gezogen.

Ich bin Teil der Arbeitsgruppe "Behavior and Neural Circuits", geleitet von Dr. Megan Carey (@meganinlisbon) beschäftigt sich mit Bewegungskontrolle im Kleinhirn. Ich bin derzeit dabei, eine Versuchsapparatur fertigzustellen, in der ich die Aktivität von Neuronen im Kleinhirn von Mäusen messen kann, während sie auf einem Laufband rennen. Ich möchte so die Funktion eines Teilbereiches des Kleinhirns untersuchen, der die Lokomotion reguliert. Das Projekt ist technisch anspruchsvoll, so muss ich neben der eigentlichen biologischen Arbeit, auch einiges an Technik und Software zusammenbringen und teilweise für meine Zwecke weiterentwickeln, um überhaupt anfangen zu können.

Meine Arbeit ist Grundlagenforschung an einem zentralen Bereich, der viele Aspekte anspricht, die Teile der aktuellen Forschung und Entwicklung antreiben. Das Wissen über die Steuermechanismen im Kleinhirn sind naheliegenderweise relevant für die Arbeit mit Patienten mit Kleinhirnstörungen. Solche Störungen können zum Beispiel durch neurodegenerative Krankheiten, Verletzungen, Mutationen oder Entwicklungsstörungen auftreten. Darüber hinaus sind mögliche Erkenntnisse zu Steuermechanismen im Kleinhirn für die Entwicklung von Robotern interessant. Auf Beinen laufende Roboter - selbst die von Boston Dynamics - hinken im wahrsten Sinne des Wortes immer noch den Tieren hinterher. Ingenieure sind deshalb oft an sogenannten biomimetischen, also durch die Biologie inspirierte Lösungsansätzen interessiert. Schließlich ist das Kleinhirn, ähnlich wie die Großhirnrinde, sehr klar strukturiert und hat bereits allgemeine Theorien und Computermodelle zu Lernmechanismen inspiriert; es ist also auch innerhalb der Neurowissenschaften ein gefragtes Thema.

Neben meiner Arbeit als Postdoc engagiere ich mich in dem durch Postdocs und Doktoranden geleitete Wissenschaftskommunikationsprojekt "Ar" (http://www.ar.fchampalimaud.org), für das ich den Twitteraccount @arbreathewithus verwalte. Wir organisieren Events für die Öffentlichkeit, die auch im Internet übertragen werden. Dazu haben wir ein Internetmagazin in dem Artikel rund um das Thema Champalimaud Foundation und Wissenschaft veröffentlicht werden. Wir suchen übrigens immer Autoren, die gerne einen Beitrag leisten wollen. Allerdings haben wir leider kein Budget für Autoren.

Ich treibe Krafttraining, lerne Portugiesisch, und verbringe den Rest der Freizeit damit mir tolle Freizeitprojekte auszudenken, die oft mit Kunst, Wissenschaft oder Technik zu tun haben, für die ich aber faktisch keine Zeit habe. Stattdessen hänge ich dann eben auf Twitter rum.

Ein *idealer* freier Tag beinhaltet definitiv einen Ausflug zu einem der vielen Sehenswürdigkeiten, die Europas älteste, und möglicherweise sonnigste Hauptstadt und ihre Umgebung zu bieten haben, und ein Fischgericht in einem der vielen exzellenten Restaurants.

Bitte heißt Dennis ganz herzlich bei Real Scientists DE willkommen!

Hallo und herzlich willkommen

bei Real Scientists DE, dem deutschsprachigen Ableger von Real Scientists. Forscher, Wissenschaftsjournalisten, Blogger, Autoren, Laborratten und Wissenschafts-Fans finden hier alle ein Zuhause. Noch nie hattet ihr so eine direkte Möglichkeit, Kontakt zu den Leuten aufzunehmen, die an dem arbeiten, was morgen in den Wissenschafts-News steht. Dabei ist alles 100% ungefiltert: jede Frage ist erlaubt, jede Meinung ist ehrlich, und jede Woche erreicht euch ein neues Gesicht aus einem neuen Forschungsbereich.
Zehntausende folgen bereits dem englischsprachigen Original-Account, auf dem es jede Woche spannende Diskussionen und witzige Aktionen gibt. Und mit Real Scientists DE wagt sich das Projekt erstmalig auf einen anderssprachigen Markt. Ihr habt jetzt die Gelegenheit, diese Gemeinde mit zu gestalten und einen Einblick in die Welt der Wissenschaft zu bekommen, der gestern noch unmöglich war.

Also macht mit, habt Spaß, tweetet eure Fragen und willkommen bei Real Scientists DE!

Administratoren:


Dr. Jens Foell (@fMRI_guy)
Jens hat im lauschigen Tübingen Psychologie studiert und dann seinen Doktor in der Neuropsychologie an der Uni Heidelberg gemacht, als er in Mannheim untersucht hat, wie sich eine bestimmte Phantomschmerztherapie auf das Gehirn auswirkt. Seither hat es ihn über den großen Teich verschlagen und er untersucht derzeit an der Florida State University gleich mehrere Themen; vor allem aber, wie die Grundlagen und Komponenten von Psychopathie im Gehirn erkennbar sind.

Jens ist im Großen und Ganzen ein Science Nerd - interessiert daran, wie die Forschung funktioniert, was sie uns Neues bietet, und wie man sie den Menschen nahe bringen kann. Bevor er @realsci_DE gegründet hat, war er bereits Administrator bei @realscientists und hat sich auch schon im Fernsehen, in Podcasts, oder in Online-Artikeln über seine Forschung unterhalten.

 


Anne Scheel (@annemscheel)

In Heidelberg haben sich unsere beiden Moderatoren unwissentlich die Klinke in die Hand gegeben: Anne hat dort ihren Bachelor in Psychologie gemacht. Für den Master verschlug es sie an die Uni Glasgow und von dort aus zwecks Promotion an die LMU München. Anne ist von Haus aus Entwicklungspsychologin und hat an der kognitiven Entwicklung von Säuglingen und Kleinkindern geforscht (Schwerpunkt: Imitation und soziales Lernen). 
Durch die "Replikationskrise" in der Psychologie hat sich ihr Fokus in den letzten Jahren aber immer mehr in Richtung Meta-Wissenschaft verschoben: Wie können wir unsere Forschung verlässlicher, nachhaltiger, transparenter machen? Vor kurzem ist sie ganz auf dieses Thema umgestiegen und hat sich dem Kampf für bessere Wissenschaft verschrieben.

Anne ist bei @realsci_DE, weil Wissenschaft verdammt cool ist - aber auch, weil es ein Gesellschaftsprojekt ist und jeder wissen sollte, wofür sein Steuergeld ausgegeben wird. Ihre meta-wissenschaftlichen Eingebungen verbloggt sie mit drei Mitstreitern auf http://the100.ci, streckt ihre Fühler aber auch in Richtung mehr Wissenschaftskommunikation aus. Watch this space!

Dr. Laura M. König (@LauraMKoenig)

Laura hat an der Universität Konstanz Psychologie und Informatik studiert und schließlich dort auch an der Schnittstelle dieser beiden Fächer promoviert. In ihrer Doktorarbeit hat sie untersucht, ob die Daumenregel „Bunt ist gesund“ als Strategie für eine gesündere Ernährung genutzt und über eine Smartphone-App verbreitet werden kann. Mehr über diese Studien könnt ihr auf YouTube erfahren. Nach einem Aufenthalt an der University of Cambridge, der durch ein Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wurde, wechselte sie im August 2020 als Juniorprofessorin für Public Health Nutrition an die Universität Bayreuth. Dort untersucht sie unter anderem, welche psychologischen Einflüsse für ein gesundes Essverhalten besonders wichtig sind und ob Personen, die im Rahmen von Studien ihre Ernährung mit ihrem Smartphone aufzeichnen, allein durch den Prozess des Aufzeichnens ihr Essverhalten verändern. Außerrdem untersucht sie effektive Strategien für die Kommunikation (ernährungs-)wissenschaftlicher Erkenntnisse in sozialen Medien.


Die Kommunikation von Forschungsergebnissen liegt Laura besonders am Herzen, weil gerade in den Bereichen Gesundheitsförderung und Ernährung viele Falschinformationen kursieren. Laura war deswegen Anfang 2018 und Mitte 2020 selbst Kuratorin von @realsci_DE (schaut doch einmal auf ihren Profilen von 2018 und 2020 vorbei). Außerdem bloggt sie regelmäßig für das deutschsprachige In Mind Magazin und bereut deren Twitter-Account. Ihr Wissen zum Thema Wissenschaftskommunikation gibt sie regelmäßig in Lehrveranstaltungen und Workshops an andere Interessierte weiter.
 

Dr. Sophie G. Elschner (@SophieElschner)

Dr. Sophie G. Elschner
Sophie hat an der der Universität Konstanz Psychologie studiert und dort danach in der Kognitionswissenschaft promoviert. Da sie schon als Kind eine große Leidenschaft für Naturwissenschaft aber auch für Kunst hatte, verband sie diese zwei Themen in ihrer Doktorarbeit. Dafür hat sie untersucht, ob unsere Blickbewegungen über Gemälde damit zusammenhängen, ob wir diese auch mögen. Heute arbeitet Sophie als PostDoc am Fraunhofer Cluster of Excellence Integrierte Energiesysteme, wo sie zur Wissenschaftskommunikation in der Energiewende forscht.

Sophie liebt es sich über Forschung auszutauschen und bleibt auch in Feldern außerhalb der Kognitions- und Kommunikationswissenschaft up to date! Deshalb ist sie auch selbst in der Wissenschafts-kommunikation aktiv. Im Jahr war sie z.B. 2020 Kuratorin bei @realsci_DE (schaut euch das Profil hier an) und ist die Autorin und Künstlerin von psychoSoph, einem Comic über Psychologie, Kognitions- und Neurowissenschaft.


Ehemalige Admins:

Nadine Gabriel (@NadWGab)