Sunday, July 21, 2024

Forschung in der psychodynamischen Psychotherapie! Johannes Ehrenthal ist jetzt bei Real Scientists DE!

 

Diese Woche freuen wir uns auf unseren Kurator Johannes C. Ehrenthal (@ehrenthal-lab.bsky.social)! Johannes ist Diplom-Psychologe und Psychologischer Psychotherapeut. Nach Stationen an Universitäten in Göttingen, Heidelberg, Kassel, Klagenfurt und der Penn State University ist er seit Dezember 2020 Jun.-Prof. für Klinische Psychologie und empirisch-quantitative Tiefenpsychologie an der Universität zu Köln. Seine Forschungsschwerpunkte liegen unter anderem in der Anwendung der Bindungstheorie in klinischer Psychologie, Psychotherapie und Psychosomatik, dimensionalen Modellen in der Diagnostik und Behandlung von Störungen der Persönlichkeitsfunktionen, komplexen Traumafolgestörungen sowie der Kompetenzentwicklung von Psychotherapeut*innen. Nähere Informationen finden sich hier: https://www.hf.uni-koeln.de/41478

 

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?

Ich fand es spätestens seit meinem Psychologiestudium spannend, über Menschen, menschliches Leid und Psychotherapie nachzudenken. Wissenschaft ermöglicht eine besondere Art, das eigene Denken zu organisieren, so dass es nahelag, zu versuchen, eigene Fragen zu formulieren und mit wissenschaftlichen Methoden zu untersuchen. Außerdem unterrichte ich gerne. Eine der wenigen Möglichkeiten, alle diese Dinge langfristig weitermachen zu können, ist eine Professur, und here we are. Aber das ist natürlich nicht die ganze Geschichte – ein wenig mehr werde ich dazu bei Bluesky erzählen.


Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?

Der Bereich der klinischen Psychologie und Psychotherapie ist ein faszinierendes und unglaublich abwechslungsreiches Feld – es gibt keinen schöneren Beruf! Insbesondere das Spannungsfeld zwischen der Komplexität psychotherapeutischer Praxis und Einzigartigkeit jeder Psychotherapie auf der einen, und dem fortlaufenden Versuch, dies mit Modellen und Theorien zusammenzubringen auf der anderen Seite, finde ich persönlich anziehend. Als Psychotherapeut und Forscher mit einer psychodynamischen Fachkunde gehöre ich zudem zu einer an deutschen staatlichen Universitäten unterrepräsentierten Therapierichtung, was Herausforderungen, aber auch Möglichkeiten mit sich bringt.  


Erzähle uns etwas über deine Arbeit!

Als Professor für Klinische Psychologie und empirisch-quantitative Psychotherapie liegen meine Aufgaben ganz klassisch in der Trias von Forschung, Lehre und Patient*innenversorgung. An der Universität zu Köln haben wir vor einem Jahr den M.Sc. Psychologie mit Schwerpunkt Klinische Psychologie und Psychotherapie gestartet, der als akademisches Heilkundestudium ähnlich zur Medizin die Aus- und Weiterbildung für psychologische Psychotherapeut*innen grundlegend verändert; dies bestimmt seither wie bei vielen meiner Kolleg*innen das Tagesgeschäft.

 

Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?

In Deutschland sind in jedem Jahr ungefähr etwas mehr als ein Viertel der erwachsenen Bevölkerung von psychischen Schwierigkeiten betroffen, die so ausgeprägt sind, dass sie die formale Diagnose einer psychischen Störung rechtfertigen. Wir beschäftigen und mit personenbezogenen Risikofaktoren für Entwicklung, Aufrechterhaltung und Folgen dieser Schwierigkeiten, sowie mit Konsequenzen für Therapie und Ausbildung: Wir untersuchen dabei, wie sich die Lebensgeschichte und insbesondere Kindheitserfahrungen auf die Entwicklung basaler psychischer Fähigkeiten im Umgang mit sich und anderen auswirken, und wie in Abhängigkeit von Beziehungserfahrungen Menschen auch im Erwachsenenalter relativ stabil dazu neigen, Dinge eher mit sich auszumachen, oder aber Beziehungen zum Klären und Regulieren von Herausforderungen zu nutzen. Dann schauen wir, wie diese basalen Fähigkeiten und Beziehungsstile sich auf psychische und somatische Störungen und Erkrankungen auswirken, und wie professionelle Unterstützungsangebote und Psychotherapien daran angepasst werden müssen. Und zu guter Letzt interessiert uns seit einigen Jahren, wie wir Therapeut*innen helfen können, durch innovative didaktische Methoden wie etwa dem Einsatz von Schauspielpatient*innen eigene Kompetenzen zu verbessern, um auch in komplexen therapeutischen Situationen so hilfreich wie möglich sein zu können. Das ist nicht nur für unser Gesundheitssystem und Behandler*innen relevant, sondern insbesondere für alle Menschen, denen es nicht gut geht und die daher Unterstützung benötigen.


Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?

Ich bin Trainer und Mitglied des Koordinationsrates des Arbeitskreis Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik (OPD), einer der Co-Sprecher der Interessengruppe Persönlichkeitsdynamik innerhalb der Fachgruppe Klinische Psychologie und Psychotherapie der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs), und war und bin an unterschiedlichen Stellen in Berufspolitik eingebunden.


Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?

Auch wenn die Zeit in den letzten Jahren dafür sehr knapp bemessen ist, lese ich gerne gute Bücher außerhalb der Fachliteratur. Für alle, die jetzt denken, dass das eine recht sozial erwünschte Antwort sei: Meine geheimen Hobbies und Interessen finden sich dann in den entsprechenden Posts bei Bluesky.

 

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forschende sind ja auch nur Menschen)?

Da das Ideal dazu neigt, enttäuschen zu müssen, möchte ich lieber etwas Prinzipielles nennen: Ein selbstbestimmter Tag ist ein guter freier Tag.  



Bitte begrüßt Johannes ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, July 14, 2024

Von der Wissenschaftlerin für Politische Philosophie und Philosophische Ethik zur Trainerin für WissKomm und Co.! Maia George ist jetzt bei Real Scientists DE!

 

Diese Woche freuen wir uns auf unsere Kuratorin Dr. Maia George (@maiageorge.bsky.social)! Maia ist Workshopleiterin im akademischen Bereich mit langjähriger Erfahrung in der Erwachsenenbildung, unter anderem als ehemalige Mitarbeiterin der Servicestelle Lehre-Lernen in Jena. Die Themen, die sie bedient, sind die Wissenschaftskommunikation und -reflexion, Social Media für den Berufseinstieg, die Stipendienbewerbung, und die Nutzung von digitalen Tools und KI für die Selbstorganisation.

Sie ist im Bereich der Politischen Philosophie und der philosophischen Ethik promoviert. Ihre
berufliche Tätigkeit als Trainerin an Hochschulen und Forschungseinrichtungen sieht sie
als Weg, viele der Ansprüche ihrer Forschung in die Tat umzusetzen und die Rahmenbedingungen der wissenschaftlichen Praxis zu verbessern. Erfahrt mehr über Maia hier: https://www.maia-george-wissenschaftscoach.de/.

 

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?

Nach meinem Studium wollte ich bestimmte Themen vertiefen, die mich auch persönlich sehr beschäftigt haben. Da ich mich mit Politischer Philosophie und Philosophischer Ethik beschäftigt habe, ging es mir im Großen und Ganzen darum, wie wir miteinander umgehen und welche Denkfiguren uns helfen können, bessere Menschen zu werden.



Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?

In der Philosophie gibt es auf jede Frage eine Vielzahl möglicher Antworten. Wie im Leben gibt es auch in der Philosophie keine Antwort, die sich als richtig erweist. Es geht vielmehr darum, Möglichkeiten auszuloten. Diese Vielfalt schult die Fähigkeit, sich in verschiedene Denkwelten hineinzuversetzen. Diese Freiheit des Denkens hat mir immer gefallen. Ich wollte lernen, wie ich diese Flexibilität auf viele der sozialen Probleme unserer Zeit anwenden kann.



Erzähle uns etwas über deine Arbeit!

Heute arbeite ich als freiberufliche Workshop-Leiterin für Graduierten- und Forschungseinrichtungen. Zu meinen Themen gehören die Sichtbarkeit von Forschenden in sozialen Medien, Wissenschaftskommunikation, Diversität in der Wissenschaft, Stipendienbewerbungen, die Nutzung von LinkedIn für die Jobsuche außerhalb der Wissenschaft und der Einsatz von KI im Arbeitsalltag.


Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?

Ich möchte sowohl über meine Forschung als auch über meine Arbeit als Workshopleiterin sprechen. Ich forsche nicht mehr, aber meine Forschung hat mich mit Denkfiguren in Berührung gebracht, die heute sehr hilfreich sein können, um die gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit besser zu verstehen. Ich glaube, dass viele Menschen gerade solche Denkanstöße brauchen, die nicht polarisieren, nicht mit dem Finger zeigen und nicht vereinfachen. Als Workshopleiterin möchte ich den vielen Forschenden in der Community Tipps zu Themen geben, in denen ich mich auskenne.


Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?

Ich bin ehrenamtlich sehr aktiv. Ich bin

- Mitglied der Auswahlkommission der Studienstiftung des deutschen Volkes

- Mitbegründerin des Perspektivenblogs, ein Blog über berufliche Perspektiven und Lebensentwürfe früherer Geistes- und Sozialwissenschaftler*innen (https://perspektiven.blog/)

- bei den Grünen in Thüringen. Hier versuche ich den Wahlkampf im Superwahljahr zu unterstützen.

 

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?

Ich bin eine begeisterte Kampfsportlerin. Taiji, Kung Fu und früher auch Aikido. Ich schaue auch viele Filme und sehe mich ein bisschen als Film-Geek.



Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forschende sind ja auch nur Menschen)?

Im Bett lesen, ein bisschen trainieren (2-3 Stunden), abends einen Film anschauen und ein Eis essen =)


Bitte begrüßt Maia ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, June 30, 2024

Über Ungleichheit und Diskriminierung in der Bildung! Sebastian E. Wenz ist jetzt bei Real Scientists DE!

 

Diese Woche freuen wir uns auf unseren Kurator Sebastian E. Wenz (@sewenz.bsky.social)! Sebastian ist Senior Researcher bei GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften, wo er seit 2015 im Team Training arbeitet. Aktuell ist er wissenschaftlicher Koordinator des GESIS Spring Seminar und der GESIS Summer School in Survey Methodology. Vor seiner Zeit bei GESIS arbeitete Sebastian mehrere Jahre als wissenschaftlicher Mitarbeiter am LIfBi -- Leibniz-Institut für Bildungsverläufe, am Nationalen Bildungspanel (NEPS) und in seinem eigenen BMBF-finanzierten Drittmittelprojekt "Diskriminierung im Bildungswesen: Mikromechanismen und Makrodeterminanten". Seine Dissertation zu "Discrimination in Education" an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg ist open-access in der GESIS Schriftenreihe erschienen. Von 2003 bis 2009 studierte er Sozialwissenschaften (Soziologie, Sozialpsychologie, Methoden/Statistik, Pädagogische Psychologie) auf Diplom an der Universität Mannheim und der Indiana University Bloomington (USA).

 

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?

Schon recht früh im Studium in Mannheim ist mir klar geworden, dass ich mich sehr für eine wissenschaftliche Karrieren interessiere. Als meine damalige Partnerin und heutige Ehefrau von ihrem damaligen Chef gefragt wurde, ob sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin mit ihm nach Bamberg an das neue Projekt „Nationales Bildungspanel (NEPS)“ kommen würde und sie das zusagte, habe ich mich auch dort beworben. Ich wurde eingestellt und seitdem war für mich klar, dass ich in der Wissenschaft bleiben möchte, auch wenn ich immer mal wieder über Alternativen nachgedacht habe, weil der dauerhafte Verbleib in der Wissenschaft bekanntermaßen alles andere als sicher ist.


Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?

Ich forsche zu Fragen, die mich schon zu Schulzeiten interessiert haben und im Studium in Mannheim sowohl in der Soziologie als auch in der Sozialpsychologie ausführlich behandelt wurden: Bildung, Ungleichheit und Diskriminierung. Im Studium in Mannheim sind dann noch methodische Fragen dazugekommen -- Fragen, die man sich vor einem Studium einer empirischen Wissenschaft wohl eher selten stellt. All das finde ich super spannend und es ist ein wichtiger Grund, warum ich weiter als Wissenschaftler arbeiten möchte. Dass ich das auch gerne weiter auf meiner aktuellen Stelle bei GESIS machen möchte, liegt daran, dass ich dort recht autonom über meine Forschungsthemen entscheiden kann. Dazu kommt, dass ich die Dienstleistung, die ich für das Institut zu erbringen habe, ebenfalls gerne mache und für sehr sinnvoll halte: Das Kuratieren und Organisieren von Weiterbildungsveranstaltungen im Bereich der Methoden der empirischen Sozialwissenschaften.


Erzähle uns etwas über deine Arbeit!

Als Senior Researcher bei GESIS im Team Training habe ich sowohl Dienstleistungen („Service“) für das Institut zu erbringen als auch zu forschen („Research“). Als Dienstleistung für GESIS kuratiere und organisiere ich in erster Linie zwei Formate bei GESIS Training, nämlich das GESIS Spring Seminar und die GESIS Summer School in Survey Methodology. Als „Scientific Coordinator“ bin ich im Wesentlichen für das Programm, also die Kurse und Kursinhalte sowie die Auswahl der Dozent*innen verantwortlich. Unterstützt werde ich hierbei von großartigen Kolleginnen, die als „Administrative Coordinator“ den Großteil der administrativen und organisatorischen Arbeit übernehmen. Ansonsten greifen wir uns alle – die wissenschaftlichen Koordinator*innen und die administrativen Koordinator*innen – bei ganz vielen Dingen immer wieder gegenseitig unter die Arme.

Was die Forschung angeht, bin ich recht frei in der Wahl der Themen und Forschungsfragen, die ich bearbeite. Das ist wirklich schön und gehört sicher zu den Privilegien, die ich als Senior Researcher auf dieser Stelle habe. Tatsächlich ist es aber auch so, dass die Themen, die mich interessieren, sehr gut zum Institut und dessen Leitbild und Forschungsprofil passen. Zur Forschung gehört es, das wissen ja die meisten Leser*innen hier, dass man die eigene Forschung auch publiziert und auf Konferenzen vorstellt.

Ansonsten mache ich im Rahmen meiner Arbeit Dinge, die von allen Wissenschaftler*innen erwartet werden – üblicherweise ohne dafür bezahlt zu werden und meist ohne dass es unmittelbar als Forschungsoutput zählt. Dazu gehören z.B. das Schreiben von Gutachten für Zeitschriften und Konferenzen („Reviews“) und seit einiger Zeit auch immer mehr Wissenschaftskommunikation, wenn auch nach wie vor in niedrigem Niveau.



Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?

Was die Forschung angeht, scheint mir das nicht weiter erklärungsbedürftig: Bildung, Ungleichheit und Diskriminierung sind ausweichlich ihrer medialen Präsenz und gesellschaftlichen und politischen Bedeutung so relevante Themen, dass man Forschung und Kommunikation darüber wohl nicht weiter begründen muss. Was den Service – also die Organisation von Weiterbildungen im Bereich Methoden und Statistik – angeht, schätze ich auch, dass die meisten Menschen schnell einsehen können, dass es sehr sinnvoll ausgegebene Steuergelder sind, wenn damit Wissenschaftler*innen fort- und weitergebildet werden, damit sie in ihrer Forschung die dafür am besten geeigneten Methoden richtig anzuwenden wissen.

Selbstverständlich weiß ich aber auch – auch aus erster Hand – dass es eine nicht ganz so kleine Minderheit von Menschen in Deutschland (und wohl überall auf der Welt) gibt, die sowohl die Forschung zu den oben genannten Themen als auch (Weiterbildung zu) Methoden und Statistik für rausgeschmissenes Geld hält.



Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forschende sind ja auch nur Menschen)?

Davon gibt es, glaube ich, zwei Versionen: Mit Kindern wäre das wohl ein Familienausflug mit dem Rad bei schönem Wetter und durchgehend guter Laune bei Mama, Papa und den beiden Kindern (kein Streit, kein Gequengel). Ohne Kinder (die wären bei Oma und Opa, damit kein Babysitter bezahlt werden muss 😉 ) könnte das ein Tag sein, an dem meine Frau und ich – ebenfalls bei schönem Wetter und mit dem Rad oder reibungslos funktionierendem ÖPNV – zu zweit unterwegs sind, vielleicht ein Konzert besuchen oder ins Kino gehen, dann sehr gut essen und als Absacker einen Drink in einer erstklassigen Bar nehmen.



Bitte begrüßt Sebastian ganz herzlich bei Real Scientists DE!