Sunday, May 21, 2023

Die Kunst des Mittelalters verstehen! Melanie N. Reiter ist jetzt bei Real Scientists DE!

Diese Woche freuen wir uns auf unsere Kuratorin Melanie N. Reiter (@MelanieNReiter)! Melanie ist Deutsch / Peruanerin und kommt ursprünglich aus Regensburg (Bayern). Ihr Bachelorstudium hat sie an der Philipps-Universität Marburg in den Fächern Kunstgeschichte und Alte Geschichte absolviert. Während ihtres Bachelor- und Masterstudiums hat sie, bis zur Geburt ihrer Tochter, als Studentische Hilfskraft an der Philipps-Universität Marburg und im Städel Museum gearbeitet. Ihren Masterabschluss hat sie an der Goethe-Universität mit der Masterarbeit über das ‚Gebetbuch des Claus Humbracht‘ abgeschlossen. Aktuell promoviert sie am Institut für Kunstgeschichte Schwerpunkt Mittelalter über Diptychon- und Triptychon-Anhänger. Dieses Jahr konnte sie erste Lehrerfahrung im Orientierungsstudium an der Goethe-Universität Frankfurt sammeln und ein bisschen über religiösen Schmuck erzählen. Ihr Themenschwerpunkt liegt übergreifend bei Stunden-, Gebetbüchern, Material culture, Frömmigkeitspraxis und Emotionen im Mittelalter.

 

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?

Puh, das ist eine lange Geschichte… Zuerst war das eigentlich gar nicht geplant, da ich mit Fachabitur in Bayern (woher ich ursprünglich komme) nicht an der Universität studieren durfte. Da keiner in meiner Familie vorher an einer Universität studiert hatte und ich mich im Fach Deutsch nie wirklich wohl gefühlt habe, hatte ich mir ein solches Studium auch ehrlich gesagt nicht wirklich zugetraut. Ich habe dann zunächst ein BWL-Studium an der Fachhochschule Regensburg angefangen um einen „sicheren“ Abschluss in der Hand zu haben. Ich habe jedoch schnell gemerkt, dass mich der Studiengang, trotz der Sicherheit, nicht glücklich macht und habe diesen nach drei Semestern abgebrochen. Mein damaliger Freund (nun Mann) hat mich daraufhin motiviert, mich doch für einen Studienplatz in Hessen an der Philipps-Universität Marburg zu bewerben, wo studieren auch ohne Abitur möglich ist. Da ich schon immer gerne viel gelesen und gemalt und mich sehr für Kunst und Geschichte interessiert habe, habe ich mich schließlich für Kunstgeschichte und Alte Geschichte entschieden. Die richtige Entscheidung, denn seit meiner Annahme an der Philipps-Universität Marburg hat mich die Arbeit mit Kunstwerken besonders aus dem Mittelalter nicht mehr losgelassen.

 

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?

Am Anfang meines Studiums hätte ich nicht gedacht, dass mich das Mittelalter so faszinieren würde, da ich besonders von der Renaissance und der Frühen Neuzeit wie der französischen Kunst – Jacques-Louis David etc. - fasziniert war. Das Schöne am Bachelor-Studium in Marburg damals war (ich weiß nicht ob es an anderen Universitäten genauso ist), dass einem ans Herz gelegt wurde, neben den Aufbaumodulen, von jedem Kunstgeschichtlichen Fachbereich (Mittelalter, Frühe Neuzeit, Moderne) mindestens eine Lehrveranstaltung zu besuchen. Dadurch habe ich an einem Seminar über mittelalterliche Kirchenarchitektur teilgenommen. Die Dozentin hat das Seminar so erfrischend und interessant gestaltet und die Architektur mit Heiligenkulten, Gräbern wie auch farbigen Kirchenfenstern verbunden, dass ich seitdem das Mittelalter in einem völlig anderen Licht sehe. Es geht zwar oft um religiöse Thematiken, aber jedes Objekt verbirgt seine „eigene Geschichte“ die für uns heute erst erschlossen werden muss oder oft auch unerwartete unreligiöse Komponenten besitzt, z.B. Drollerien. Mich in eine andere Epoche hineinzuversetzen und ein bisschen Detektiv zu spielen hat mich seit jeher verzaubert.


Erzähle uns etwas über deine Arbeit!

Ich promoviere über Diptychon- und Triptychon-Anhänger. Diptychen sind klappbare, zweitürige Objekte und Triptychen bestehen aus einer Mitteltafel und zwei angehängten, Flügeln, die man ebenfalls öffnen kann. In der Kunstgeschichte sind diese Objekte mit der Zeremonie der Messe verbunden. Vor allem Triptychen kennen die meisten vermutlich aus christlichen Kirchen. Das sind diese Bildträger, die auf dem Altar stehen und manchmal offen oder geschlossen präsentiert werden, je nach kirchlichen Feierlichkeiten. Nun das Interessante: Im Mittelalter, besonders im 14. und 15. Jahrhundert, war es Mode solche Diptychen und Triptychen in Miniatur an einer Kette als Anhänger beziehungsweise als Schmuckstück um den Hals zu tragen. Diese Objekte sind bisher kaum erforscht worden und wenn, dann nur oberflächlich. Dabei können sie meiner Meinung nach so viel über die sozial-, religiös und historischen Hintergründe der Zeit erzählen. Mich interessiert dabei auch der spielerische wie auch emotionale Charakter der Anhänger und ihr Ursprung. Meine Suche nach den Anhängern habe ich bereits abgeschlossen, aber ich freue mich natürlich über jeden Hinweis!

 

Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?

Unsere Geschichte definiert wer wir heute sind, denn auch unser heutiges Selbstverständnis beruht auf der Entwicklung und Erfahrung früherer Menschen und Objekten. Darüber hinaus ist sie so wichtig, um aus bereits begangenen Fehlern zu lernen oder zu wachsen. Wir können aus Kunstobjekten verstehen, wie zum Beispiel in meinem Fall, aus religiösem mittelalterlichen Schmuck, was Menschen zur damaligen Zeit bewegt hat und warum sie es für nötig befanden ein sonst in der Kirche präsentiertes Objekt in Kleinformat als Schmuck mit sich zu tragen. Schmuck konnte nicht nur Fashion-Statement sein, sondern auch die religiöse wie geschichtliche Identität des Tragenden widerspiegeln. Religion bewegt noch heute die Menschen und ist nicht nur heute Politikum, sondern war es auch schon damals.

 

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?

Ich bin im Deutschen Verband für Kunstgeschichte e.V. und Mitbegründerin der Graduiertenakademie-Initiative ‚Neue Materialismen in der qualitativen Forschung. Wir sind insgesamt sechs Doktoranden, aus unterschiedlichen Disziplinen und analysieren/ diskutieren wie wir den Ansatz Neuer Materialismen auch in unserer Forschung anwendbar machen und davon profitieren können.

 

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?

Ich liebe es zu kochen und zu backen. Das entspannt mich, wie auch Yoga und Spazieren gehen. Schon seit meiner Jugendzeit lese ich neben ‚schwerer Kost‘ gerne auch Mangas oder seit neuestem Manhwas. Überhaupt finde ich andere Kulturen, Sprachen und Länder immer super spannend und probiere gerne neues aus.

 

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forschende sind ja auch nur Menschen)?

Definitiv ausschlafen! In Ruhe frühstücken, vielleicht ein wenig Yoga, Zeit mit meiner Familie verbringen. Gerne würde ich auch wieder mal nach Peru reisen und meinen Tag mit gutem Essen und Familie verbringen.



Bitte begrüßt Melanie ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, May 14, 2023

Was hat Stress mit psychischen Problemen zu tun und wie kann Musik Stress lindern? Anja Feneberg ist jetzt bei Real Scientists DE

Diese Woche freuen wir uns auf unsere Kuratorin Anja Feneberg (@AFeneberg)! Anja ist derzeit als Postdoktorandin an der Universität Münster tätig. Sie forscht zur Rolle von Stress bei der Entwicklung und Aufrechterhaltung psychischer Störungen mit einem Fokus auf das Kindes- und Jugendalter. In Ihrer Promotion an der Universität Wien hat sie untersucht, wie Musikhören im Alltag zur Stressreduktion und Linderung von Schmerzen beitragen kann. Zuvor hat sie bis 2016 in Trier und Toronto Psychologie studiert.

 

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?

Für mich war schon der erste Tag an der Uni am Anfang meines Studiums etwas ganz Besonderes. Ich bin nicht in einem akademischen Haushalt aufgewachsen und war damals ziemlich beeindruckt von der Institution und den vielen Wissenschaftler*innen, die durch Forschung Antworten auf wichtige Fragen finden und neues Wissen produzieren (inzwischen weiß ich, dass sich nach den Antworten oft wieder viele weitere Fragen anschließen :). Gegen Ende des Masterstudiums habe ich dann ein Forschungspraktikum in Kanada absolviert, das mir sehr viel Freude bereitet hat. Hier ging es um den Einfluss, den belastende Kindheitserfahrungen auf die Stressreaktion und psychische Gesundheit auch noch im Erwachsenenalter haben können. Das Thema und die Arbeit haben mich extrem fasziniert. Da wusste ich, dass ich gern weiter in der Wissenschaft arbeiten möchte.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?

Ich bin fasziniert von den Zusammenhängen zwischen psychologischen und biologischen Aspekten unseres Erlebens und Verhaltens, ganz besonders im Kindes- und Jugendalter. Das ist eine so wichtige und prägende Lebensphase der Entwicklung und wir wissen noch lange nicht genug darüber.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit! 

Ich habe vor Kurzem meine Post-Doc Stelle an einem neu gegründeten Lehrstuhl in Münster begonnen. Ein Schwerpunkt meiner Arbeit liegt daher momentan auf dem Aufbau eines psychophysiologischen Labors zur Erfassung von körperlichen Signalen. Wir nutzen Technologien wie EKG und Hautleitwertmessung, um Informationen über die physiologischen Reaktionen von Kindern und Jugendlichen auf verschiedene emotionale, kognitive und soziale Stimuli zu erhalten. Durch diese Methode können wir wertvolle Einblicke in die Mechanismen gewinnen, die psychische Störungen beeinflussen und aufrechterhalten. Außerdem wollen wir diese Mechanismen nicht nur im Labor, sondern auch im direkten Alltag von Kindern und Jugendlichen untersuchen. Hierzu nutzen wir sogenannte „elektronische Tagebücher“ über die wir einen wichtigen Einblick in die alltäglichen Lebenswelten bekommen können.

Daneben engagiere ich mich in der universitären Lehre und komme dadurch viel in den Austausch mit Studierenden, was mir sehr viel Spaß macht. In der restlichen Zeit sitze ich vor dem PC und bin ins Schreiben von Artikeln oder Analysieren von Daten vertieft, was mich – und das hätte ich vor meiner Promotion nicht gedacht – tatsächlich entspannt.

Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?

Ein Großteil der psychischen Störungen entsteht bereits im Kindes- und Jugendalter. Es ist wichtig zu verstehen, warum sich psychische Störungen entwickeln und durch welche Faktoren sie aufrechterhalten werden, um besser und vor allem frühzeitig gegensteuern zu können. Leider bleiben psychische Störungen in diesem Alter häufig unerkannt und chronifizieren bis ins Erwachsenenalter. Stress und der Umgang mit stressreichen Situationen können sowohl im Kindes- als auch im Erwachsenenalter einen treibenden Beitrag hierzu leisten, leider wissen wir über die genauen Prozesse im Kindesalter erst vergleichsweise wenig.

Hinzu kommt noch, dass – obwohl wir alle einmal Kinder waren – wir Erwachsene oft den Blick dafür verloren haben, was Kinder und Jugendliche wirklich beschäftigt. Die Wichtigkeit der psychischen Gesundheit der jüngeren Generation mehr Beachtung zu schenken ist im Zuge der Folgen der Coronapandemie inzwischen auch mehr in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Ich bin sehr froh, durch meine Forschung und therapeutische Arbeit dazu beitragen zu können, dass dieser Fokus im öffentlichen Diskurs weiter ausgebaut wird.   

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?

Momentan bin ich noch mit dem letzten Teil der Ausbildung zur Psychotherapeutin für Kinder und Jugendliche beschäftigt. Daneben organisiere ich regelmäßig internationale Workshops für Jungwissenschaftler*innen zu Themen wie der Entwicklung und Umsetzung von psychosozialen Interventionen und engagiere ich mich in einer Arbeitsgruppe für Open Science in der Klinische Psychologie.    

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Ich liebe Escape Rooms und versuche in jeder Stadt, die ich besuche, einen auszuprobieren, wenn es die Zeit zulässt. Ich wandere auch sehr gern in den Bergen, zumindest immer, wenn ich in meiner Heimat (dem Allgäu) bin. Seitdem ich in Münster lebe, habe ich mich auch mit dem Fahrradfahren in der flachen Landschaft angefreundet.  

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Mein idealer freier Tag hätte 48 h. Dann würde ich in der ersten Hälfte früh aufstehen, eine lange Bergwanderung in den Alpen unternehmen und abends mit Freunden auf ein Konzert gehen. Die andere Hälfte dann lange ausschlafen, Filme gucken, Spiele spielen und in den Tag hineinleben -   Hauptsache ohne Termine. :)

 

Bitte begrüßt Anja ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Wednesday, May 10, 2023

Europa in der Literatur - Corina Erk ist jetzt bei Real Scientists DE!




Diese Woche dürfen unsere neue Kuratorin Corina Erk (@DrCorinaErk) auf dem Kanal begrüßen! Corina hat in Germanistik, Literatur und Medien promoviert. Ist derzeit  Akademische Rätin a. Z. und Postdoc an der Universität Bamberg, Fakultät Geistes- und Kulturwissenschaften, Institut Germanistik, Lehrstuhl für Literatur und Medien. Ihre Arbeitsschwerpunkte liegen bei folgenden Themen: Europa-Diskurse in der deutschsprachigen Literatur vom 17. bis 21. Jahrhundert, Literaturwissenschaft als Kulturwissenschaft, Literatur und Medien.  

 

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?

Nach dem Doppelstudium der Fächer Deutsch/Englisch für gymnasiales Lehramt bzw. Germanistik/Anglistik auf Magister habe ich mich entschlossen, den Weg in der Wissenschaft mit der Promotion fortzusetzen und mich in der Dissertationsschrift mit der Darstellung des RAF-Terrorismus im Film aus erinnerungskultureller Perspektive auseinandergesetzt. Es folgte eine Station im Wissenschaftsmanagement bei der Virtuellen Hochschule Bayern, bevor ich für die Habilitation an die Universität zurückgekehrt bin. Wenn ich im Nachgang darauf zurückblicke, war dieser Weg aus Sicht meiner Herkunft als #FirstGenAcademic und #Arbeiterkind alles andere als selbstverständlich.

 

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?

Mich reizt diese Themenvielfalt, die ich im weiten Feld von Literatur und Medien bearbeiten kann. Dazu zählen Analysen aus der Literatur vom 18. Jahrhundert bis hinein in die Gegenwart ebenso wie das Verständnis einer Literaturwissenschaft als Kulturwissenschaft oder eben der Konnex von Literatur und Medien. Dabei lassen sich vielfältige Aspekte in Forschung und Lehre fokussieren, beispielsweise Intermedialität und Adaptionsforschung, Gender und Queer Studies, Raumtheorien oder auch Gedächtnisforschung und Erinnerungskulturen. Das bringt auch ein Arbeiten in interdisziplinären Zusammenhängen mit sich. Und für mich mindestens so wichtig ist die Lehre an der Hochschule, die einfach unglaublich bereichernd ist, sei es in Präsenz oder online.


Erzähle uns etwas über deine Arbeit!

Mit Bildern von mir im weißen Kittel vor dem Reagenzglas im Labor stehend kann ich als Geisteswissenschaftlerin bekanntermaßen nicht dienen. Dafür treffen in meiner Arbeit vielfältige Themen und gesellschaftlich relevante Diskurse aus Medien aller Art aufeinander, sei es klassisch die Literatur, aber eben auch Film und Fernsehen, Social Media oder Comics und Graphic Novels. Damit gelingt es auch wunderbar, die Studierenden in ihrer Lebensrealität abzuholen und mit ihnen in Diskussion zu treten. Denn die Lehre macht natürlich ebenso einen Großteil meiner Arbeit aus. Daneben habe ich auch noch eine ganze Reihe von Ämtern in der akademischen Selbstverwaltung inne, die meinen Arbeitstag ausfüllen. Und allen voran verfolge ich natürlich mit meiner Habilitationsschrift zu Europa in der Literatur ein ziemlich umfangreiches Schreibprojekt.

 

Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?

Sowohl in meiner Dissertation zur Darstellung des RAF-Terrorismus im Film als auch in meinem aktuellen Habilitationsprojekt zu „Europa. Zur Literaturgeschichte einer Idee. Studien zu deutschsprachigen Werken vom Ende des 17. bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts“ befasse ich mich mit eben auch gesellschaftspolitisch relevanten Themen, die im öffentlichen Diskurs zirkulieren und, etwa am Beispiel Europa, immer wieder aufs Neue Relevanz haben. So frage ich mich etwa, was wir aus ideengeschichtlichen, kulturellen und literarischen Verhandlungen von Europa in der Vergangenheit für die Gegenwart und die Zukunft Europas lernen können. Auch die Untersuchung des Einflusses von Medien auf unser ganz alltägliches Leben, seien es Film, Fotografie oder Social Media, wie darin Geschichten erzählt werden und auf welche Weise dies unsere Weltwahrnehmung prägt, spielt in und für die Öffentlichkeit eine Rolle.

 

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?

An der Universität habe ich eine ganze Reihe von Ämtern in der akademischen Selbstverwaltung und in Gremien inne, etwa als Frauenbeauftragte im Mittelbaukonvent, als Fachstudienberaterin, als stellvertretende Fakultätsfrauenbeauftragte, als Mittelbauvertreterin im Zentrum für Lehrer:innenbildung der Universität oder als Mittelbauvertreterin im Beirat der Trimberg Research Academy (TRAc).

 

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?

Meine Freizeit verbringe ich im Idealfall draußen in der Natur. Und daher finden auch meine Hobbies im Freien statt. In diesem Jahr bin ich in meine dritte Saison auf dem Gravel-Bike gestartet. Daneben bewirtschafte ich eine kleine Gartenparzelle zum biologischen Gemüseanbau. Und falls es doch einmal regnet, findet man mich im Kino.

 

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forschende sind ja auch nur Menschen)?

Der ideale Tag beginnt mit einem leckeren Frühstück und dann geht’s raus aufs Fahrrad zu einer ausgedehnten Tour durch Wiesen und Wälder oder ab in den Garten, denn das Unkraut schläft quasi nie.


Bitte begrüßt Franca ganz herzlich zurück bei Real Scientists DE!

Sunday, April 30, 2023

Schöner Leben durch Real Scientists DE -- Jens Foell ist wieder dran!


Diese Woche kommt der Gründer selbst zu Wort: Jens Foell (@fMRI_guy) hat Real Scientists DE vor sechs Jahren ins Leben gerufen und seither nur einmal ganz am Anfang selbst auf dem Account getweetet. Aber das ändert sich diese Woche.

Jens studierte in Tübingen Psychologie und promovierte an der Uni Heidelberg in Neuropsychologie. In der experimentellen Forschung fühlte er sich immer sehr wohl. Als Real Scientists DE startete, war Jens noch komplett in der akademischen Wissenschaft tätig und lebte in den USA: an der Florida State University untersuchte er allerlei verschiedene psychologische Phänomene, von Depression bis Schmerz, mit Hilfe von funktioneller Bildgebung des Gehirns. Aber durch den RS DE Twitter-Account, den wir heute alle kennen und lieben, änderte sich bei ihm alles: 2019 wurde er eingeladen, das Konzept des Accounts bei der WissKon vorzustellen, dem jährlichen WissKomm-Treffen des Nationalen Instituts für Wissenschaftskommunikation NaWik. Dort traf er zum ersten Mal Mai Thi Nguyen-Kim sowie Lars Dittrich, der zu dem Zeitpunkt bereits Teil von Mais Team war und zuvor auch schon mal den Account kuratiert hatte. Zu der Zeit waren Mai und Lars zwei Drittel des MaiLab-Teams.

Da MaiLab schon damals eine nicht mehr wegzudenkende Größe der deutschsprachigen WissKomm war, äußerte Jens gleich damals ein Interesse daran, irgendwann mal mit dem Team zu kooperieren, auch wenn das von Florida aus eher ungeschickt gewesen wäre. Aber ein gutes Jahr später ergab es sich, dass Mai ihr Team vergrößern wollte -- und es kam ein Jobangebot, das Jens unmöglich ausschlagen konnte. Er siedelte nach Deutschland zurück und stieg aus der Forschung aus, um Vollzeit als Wissenschaftsredakteur zu arbeiten.

Bereits vor diesem großen Wechsel hatte er Gelegenheit, hier und da mal in der WissKomm aktiv zu sein: In Florida hielt er einen TEDx Talk zu Phantomempfindungen und beim Schreibwettbewerb von Science Blogs landete er zumindest auf dem dritten Platz.

Seit dem Wechsel war er an allem beteiligt, mit dem sich das MaiLab-Team beschäftigt: Darunter natürlich der MaiLab-YouTube-Kanal, der leider vor Kurzem schweren Herzens eingestellt wurde. Aber auch bei der Fernsehsendung Maithink X mischt er mit und springt durchaus auch mal in einem Yoshi-Kostüm über die Bühne. Sein besonderes Herzensprojekt dabei ist das Online-Segment "Foellig unnützes Wissen", bei dem er immer mal wieder für 60 Sekunden so richtig losnerden darf.

Aus diesen Clips entstand letztes Jahr eine ganz andere Idee: Das erste eigene Buch, mit dem Titel "Foellig nerdiges Wissen". War das Buch ein Erfolg? Hat es überhaupt jemand gekauft? Die Antwort auf diese Frage könnt ihr live miterleben: Es erscheint am 2. Mai, also am zweiten Tag von Jens' Kuration diese Woche.


Wenn ihr irgendwann mal Fragen dazu hattet, wie es im Hintergrund bei Real Scientists DE so läuft, dann ist diese Woche die beste Gelegenheit, sie zu stellen. Und natürlich spricht er auch immer noch sehr gerne über seine Forschung, selbst wenn er schon eine Weile nichts mehr publiziert hat. Denn auch wenn ihm die Wissenschaft immer Spaß gemacht hat: Sein Herz gehört schon längst Real Scientists DE, und damit auch euch allen.

Bitte begrüßt Jens ganz herzlich zurück bei Real Scientists DE!

Sunday, April 23, 2023

Wo Körper und Geist aufeinander treffen - Franca Parianen ist wieder bei Real Scientists DE!














Diese Woche dürfen wir unsere Kuratorin Franca Parianen (@FParianen) auf dem Kanal zurück begrüßen! Franca, Jahrgang 1989, ist Neurowissenschaftlerin, Bestseller-Autorin und Wissenschaftskommunikatorin. Ihre Arbeit erforscht das Zusammenleben auf der Ebene von Hirn und Hormonen. Und die Frage, warum es uns so schwer fällt. Ausgestattet mit einem Abschluss in Public Administration, einem Master in Neurowissenschaften und der passenden Promotion, forschte sie unter anderem am Max-Planck-Institut, genauso wie an Unis in Bremen und Utrecht. Seit 2014 ist die Wahlberlinerin als Science-Slammerin aktiv und bringt Wissenschaft auf die Bühnen von
Theatern, Kneipen und Kongressen. Dafür gewann sie überregionale Meisterschaften und den Preis der deutschen Gesellschaft für Neurologie. Inzwischen trifft man sie auch regelmäßig in den Medien, als Journalistin und auf Twitter. 2015 erschien im Rowohlt Verlag ihr Bestseller «Woher soll ich wissen, was ich denke, bevor ich höre, was ich sage» (2017) und in diesem Jahr die Bücher "Herz Hirn und Hormone", sowie "Weltrettung braucht Wissenschaft".

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet? 
Wie alle Neurowissenschaftler:innen: Ich habe Oliver Sacks gelesen und dann hat mich das Thema nie losgelassen. Obwohl ich zwischendrin mal versucht habe Politik zu studieren.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Als Mensch mit Entscheidungsschwierigkeiten liebe ich vernetzte Themen mit vielen Berührungspunkten. Hirnforschung ist an sich schon die Schnittstelle von Natur- und Geisteswissenschaften - eine Naturwissenschaft, die uns einen ganz neuen Blick erlaubt darauf, wie wir leben und entscheiden, was wir brauchen oder was uns Angst macht mit jeder Menge Implikationen für Mensch und Gesellschaft(da lohnt sich dann auch das Politikstudium). Das Thema Hirn und Hormon ist in gewisser Weise die Schnittstelle der Schnittstelle. Der Ort wo Körper und Geist aufeinandertreffen und in Wechselwirkung miteinander tanzen (oder sich auf die Füße treten).


Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Meine erste richtige Arbeit war beim Eine-Welt Netz. Passenderweise ging es dann später auch in der Forschung aMax-Planck Institut in Leipzig vor allem darum, was passiert wenn zwei Gehirne aufeinander treffen. Wie verstehen wir anderer Leute Gedanken und Gefühle, und wo ist da der Unterschied? Wir haben mit Ökonomen zusammengearbeitet und versucht ein Entscheidungsmodell zu entwickeln, das menschlicher und nützlicher ist als der Homo Oeconomicus. In Utrecht kamen dann die Hormone zur Fragestellung dazu: Wie beeinflussen Testosteron und Oxytocin unser sozialVerhalten; Wie beeinflussen unsere Erfahrungen als Kinder die Art, wie wir später auf Erwachsene reagieren? Heute besteht meine Arbeit vor allem darin, Menschen von solchen und anderen Erkenntnissen zu erzählen und aufzudecken, was wir daraus lernen. In Büchern, Vorträgen oder auf Twitter. 


Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Wir machen ständig Annahmen über den Menschen – sehr häufig zynische: Das kann man denen nicht vermitteln, jenes nicht zumuten, dafür interessiert sich sowieso keiner. Wenn sie dann doch mal was Nettes machen, sind wir oft so überrascht, dass wir am liebsten gleich das empathische Zeitalter einläuten würdenBeides lässt sich prima vorschieben, um gesellschaftlicher Veränderung auszuweichen, wahlweise weilMenschen eh in Eigenverantwortung das Richtige machenoder da nie mitziehen. Ich finde es spannender zu fragen unter welchen Bedingungen Menschen gut Zusammenarbeiten und -leben. Welche Herausforderungen liegen uns, welche fallen uns schwer? Welche Kognition steckt dahinterKann man die trainieren? Und wie baut man eine Gesellschaft, die für Menschen gemacht ist? Immerhin haben wir mindestens so viele Bedürfnisse wie Hauspflanzen – und neben Licht und Wasser kennt die Neuropsychologie noch eine Menge mehr, die wir vernachlässigen. Nach Sozialkontakt, Erholung undAnregung; Fairness, Selbstwirksamkeit und Ausschlafen.


Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Im Moment arbeite ich gerade mit Forschenden aus allen möglichen Fachgebieten zusammen am Projekt „Weltrettung braucht Wissenschaft“. Gemeinsam versuchen wir der Frage nachzugehen „Wie sähe die Welt aus, wenn wir auf Wissenschaft hören?“. Was raten die verschiedenen Disziplinen der Welt und welche hat eigentlich noch Hoffnung? Als Gruppe ein Buch zu schreibenvoneinander zu lernen und Science Slams und Veranstaltungen zu organisieren, hat großen Spaß gemacht – wie ein Dominospiel, bei dem immer jemand etwas anzulegen hat und am Ende hat man ein faszinierendes Gesamtbild, aus hochrelevanter Expertise und NerdwissenEs geht um jede Menge Themen, von denen sich die meisten nicht mal um ein Gehirn drehen - von Solaranlagen über AI Diskriminierung bis Gentechnik – aber so ist es ja auch mit den Krisen, die uns gerade beschäftigen. Die meisten Probleme lassen sich nicht auf eine Ursache oder ein Fachgebiet festnageln (naja, abgesehen von BWL). Wir müssen zusammenlegen, um sie zu lösen.


Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Schwimmen mit Musik auf den Ohren, oder Hörbücher. Wir haben die Technologie! Eine Weile unterzutauchen ist sehrentspannend und außerdem die Art, wie ich die meisten Programmierprobleme gelöst habe.


Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Vor kurzem bin ich das erste Mal im Nachtzug aufgewacht – mit Schlafanzug und Frühstück im Bett die Landschaft vorbeiziehen sehen – das fühlt sich schon ziemlich ideal an. Wenn er dann noch am Meer ankommen könnte, bin ich glücklichDann kann ich auch den Laptop ein paar Tage zulassen. Aber weil die meisten freien Tage ja keine zwei freien Wochen nach sich ziehen, tut es auch Frühstück auf dem Balkon, zusammen über irgendeinen Markt schlendern und später zum Tempelhofer Feld - auf ein Bier mit Freundinnen.


Bitte begrüßt Franca ganz herzlich zurück bei Real Scientists DE!