Sunday, September 24, 2023
Von wegen finsteres Mittelalter -- Juliane Bienert ist jetzt bei Real Scientists DE!
Auch Juliane blieb nicht von unseren üblichen Fragen über sie selbst verschont. Und ihre Antworten waren super interessant:
Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Ich bin mit der Motivation ins Literaturstudium gegangen, von der einem eigentlich alle (zumindest, wenn es nach meinen Lehrkräften geht,) abraten: ich lese unheimlich gerne und habe mich schon zu Schulzeiten schriftlich in allen möglichen Bereichen - auch den Analysen im Deutschunterricht - ausgetobt. Einen konkreten Berufswunsch hatte ich nicht, auch wenn ich das Verlagslektorat, wie wohl fast jede Leseratte, spannend fand. Ich habe mich gleich in der ersten Uni-Woche in meine Studienfächer verliebt und habe so viele Kurse extra gewählt, wie mir möglich war. Besonders angetan hat es mir die Literatur des Mittelalters und durch einen großartigen Dozenten (den ich jetzt meinen Promotionsbetreuer nenne) habe ich das nötige Selbstbewusstsein gewonnen, um mich nicht nur für einen Master of Arts, sondern auch für eine Promotion zu entscheiden. Wie ich also in der Wissenschaft gelandet bin? Ich wollte einfach mehr noch mehr lernen.
Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Die Germanistische Mediävistik ist ein kleines Fach, wenn man bedenkt, dass es an vielen Unis, auch in NRW, kein Teil des Germanistikstudiums mehr ist. Im ersten Semester habe ich diese fremde Sprache verabscheut und kann heute mit Stolz behaupten, die Schlechteste im Grundkurs gewesen zu sein. Doch sobald es literaturwissenschaftlich wurde und ich in die Welt der maeren, Ritter und edlen Damen eingetaucht bin, konnte ich sozusagen "hinter das Klischee" blicken. Wir haben alle irgendwie ein Bild im Kopf, wenn wir an das Mittelalter denken - den Ausdruck "finsteres Mittelalter" haben sicherlich viele schon gehört oder gesagt. Ich habe über das Studium und darüber hinaus immer wieder festgestellt, wie bunt und farbenfroh diese Epoche eigentlich ist und wie wertvoll die Beschäftigung mit den Stoffen auch für aktuelle Debatten und Krisen sein kann. Das hat mich letztendlich gehalten: ich möchte nicht nur Studierende davon überzeugen, dass es sich lohnt, diese scheinbar verstaubten Texte zu lesen - oder zumindest denen zuzuhören, die sie spannend und mit viel Herzblut übersetzen, bewahren und vermitteln.
Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Meine Forschung beschäftigt sich grob gesagt mit dem Einfluss verbindlicher Sprechakte (z.B. einem Versprechen, Eid oder Schwur) auf die Geschlechterrollen in mittelalterlichen Erzähltexten des 12. und 13. Jahrhunderts. Ich untersuche das Geflecht, in dem diese Art der verbindlichen Kommunikation stattfindet - das bedeutet, dass ein Versprechen nicht einfach nur eine reine Sprachhandlung ist, sondern immer auch in kulturelle, gesellschaftliche und allgemein soziale Normen, Werte und Regeln eingebunden ist. Dazu gehören auch Geschlechterrollen, die in der Literatur, die ich analysiere, gar nicht so starr und festgezogen sind, wie man es vom Mittelalter vielleicht denken würde. Auch Alleinherrscherinnen und listige Zofen spielen eine große Rolle! Nachweisen möchte ich am Ende nicht nur, dass verbindliche Kommunikation Geschlechterrollen beeinflusst, sondern ich möchte aufzeigen, inwiefern verbindliches Sprechen dazu führt, dass erzählerisch mit Geschlechterrollen umgegangen werden kann - meine These (, die sich zum jetzigen Zeitpunkt schon mehrfach bestätigt hat) ist, dass verbindliche Sprechakte Geschlechterrollen aufbrechen, verändern und neu prägen.
Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Weil das Mittelalter so viel mehr vorweisen kann als Ritter und Burgfräulein! Wusstet ihr zum Beispiel, dass auch in dieser Epoche queere Identität Teil der Literatur gewesen ist? Oder dass Frauen durchaus auch alleine herrschen konnten? Oder dass die Hexenverfolgung hauptsächlich gar nicht im Mittelalter stattgefunden hat? Mein eigener Anspruch ist in erster Linie, Stereotype und Vorurteile aufzubrechen und den Facettenreichtum der Literatur des Mittelalters nicht nur in meiner Forschung, sondern auch in meiner Lehre und Wissenschaftskommunikation abzubilden. Das Mittelalter - genauer: die Literatur des Mittelalters - bietet so viele Anknüpfungspunkte für die "großen Fragen" unserer Zeit und ich wünschte mir, dass wir - Innovation und "Technologieoffenheit" in allen Ehren - öfter auch einen Blick zurückwerfen und uns die Errungenschaften und komplexen Diskurse dieser scheinbar fremden Zeit vor Augen führen.
Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Neben einem anspruchsvollen Uni-Alltag blieb in den letzten zwei Jahren nicht viel Zeit (und Energie) für andere Tätigkeiten. Trotz allem bin ich seit Beginn meines Bachelors motivierte Hobby-Bloggerin - hier hat meine Leidenschaft für Wissenschaftskommunikation schon angefangen, indem ich allen, die mitlesen, von meinem Studium berichtet habe. Gerade über die Komparatistik - ein kleines Fach, meiner Meinung nach ein oft zu verborgener Schatz unter den Studiengängen - gab es, als ich mich nach einem Ausbildungsweg umgesehen habe, kaum Informationen. Da habe ich mir gedacht: dann mache ich das eben! Seit Anfang des Jahres 2023 bin ich außerdem hin und wieder ehrenamtlich tätig und helfe Kindern und Jugendlichen als Kursbegleitung bei der Junior-Uni.Ruhr dabei, Freude an den unterschiedlichsten Themengebieten zu entwickeln.
Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Ich bin passionierte Querflötistin - wenn auch nicht auf Profi-Niveau, dann doch lange Jahre als Hobby. Angefangen habe ich zu Beginn des Gymnasiums und habe viele Jahre in zwei Orchestern (unter anderem an der Ruhr-Uni) gespielt. Das Gemeinschaftsgefühl, wenn mit zahlreichen verschiedenen Instrumenten ein Stück Form annimmt, ist unbeschreiblich und auch wenn ich aktuell keine Zeit fürs Orchester und die langen Wochenendproben habe, werde ich die Querflöte nie ganz aus der Hand legen, sondern bewahre sie mir aktuell im zum Glück sehr musikalischen Familienkreis.
Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forschende sind ja auch nur Menschen)
Ich bin nicht unbedingt fürs Ausschlafen bekannt, daher beginnt ein freier Tag bei mir in der Regel um 9 Uhr. Runterkommen kann ich am besten bei einem Spaziergang mit dem Hund, beim stundenlangen Lesen oder wenn ich mit der besten Freundin durch die zum Glück sehr grüne Heimatstadt schlendere. Egal ob 30 Grad oder 0, der Tag beinhaltet immer eine Tasse heißen Tee.
Bitte begrüßt Juliane ganz herzlich bei Real Scientists DE!
Sunday, September 17, 2023
Ein Bastler im Makerspace -- Johannes Kretzschmar ist jetzt bei Real Scientists DE!
Diese Woche freuen wir uns saumäßig auf Johannes Kretzschmar (@beetlebum). Johannes ist Diplom-Informatiker sowie Technischer Leiter der Lichtwerkstatt, einem extrem coolen Makerspace in Jena. Zudem arbeitet er im Bereich der Nano- und Quantenoptik am Institut für Angewandte Physik an der Friedrich Schiller Universität Jena. Wir fanden das alles extrem spannend und haben es uns nicht nehmen lassen, Johannes einige Fragen zu stellen: Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Nach dem Informatik-Studium habe ich in diversen Drittmittelprojekten gearbeitet. Das ging querbeet von meinem Diplom-Thema automatisierte Workflowplanung und -reparatur, über Reichweitenmodellierung von Elektrofahrzeugen mit maschinellem Lernen und Optimieren von Logistikproblemen als Constraint-Problem. Ich mag am Wissenschaftler-Dasein, dass man immer wieder in neue Aufgabenfelder eintauchen kann und relativ frei ist, Neues auszuprobieren. Mittlerweile bin ich in der Physik, insbesondere Photonik gelandet. In dem BMBF-geförderten Projekt “Lichtwerkstatt” arbeite ich mit KollegInnen in einem universitären Makerspace, der als Schnittstelle zwischen Forschung, Industrie und Öffentlichkeit fungiert. Ziel ist es auszuloten, wie offene Innovationsprozesse in der lokalen Photonik-Industrie etabliert werden können und über Prototyping-Werkzeuge und Maker-Kultur die Startup-Landschaft unterstützt werden.
Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Meine aktuelle Stelle ist ein kleiner Glücksgriff, der viele von meinem privaten Interessen und Hobbies vereint. Auf der einen Seite darf ich viel basteln, entwickeln und Probleme kreativ angehen, andererseits sind auch Aspekte wie Lehre, Workshops und Kommunikation enthalten. Dass dies alles im Kontext des sehr interessanten Feldes Photonik passiert, ist noch ein besonderes Schmankerl.
Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Als technischer Leiter der Lichtwerkstatt ist meine Kernaufgabe natürlich erstmal dafür zu sorgen, dass Maschinen einsatzfähig sind und Material bereitsteht. Für Interessierte und Projekte bieten wir natürlich auch Unterstützung in der Bedienung der Werkzeuge oder Workshops zum Vorbereiten der Daten an. Da ein Makerspace nur als Community-Projekt funktionieren kann bieten wir hier ein breites Portfolio mit einer Vielzahl Themen an wie zB (Hardware-)Programmierung, Automatisierung, Robotik, KI, CAD, 3D-Modellierung, Grafik- und Videobearbeitung etc. Für die Forschung übernehmen wir auch kleinere Entwicklungsprojekte, die von einem Laser-Treiber bis zum experimentellen Bau eines Einzelphotonen-Detektors reichen können. Auch engagieren wir uns in diversen Digitalisierungsprojekten des Instituts, um zum Beispiel ein Praktikum auch remote anbieten zu können.
Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Es gibt heute eine Vielzahl an Technologien, die bei geringer Einarbeitungszeit erstaunlich vielseitig nutzbar sind. Eine Vielzahl an Makerspaces bieten in Deutschland Orte, um diese Werkzeuge zu lernen, auszuprobieren und zu nutzen. Hier gibt es die Möglichkeit für jeden Einzelnen, sich kreativ und innovativ zu betätigen.
Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Ich zeichne gerne Comics (manchmal auch für Geld - also evtl. etwas mehr als ein Hobby)
Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forschende sind ja auch nur Menschen)
Spät aufstehen und den ganzen Tag was zeichnen oder basteln - im besten Fall mit dem Kind.
Bitte heißt Johannes ganz, ganz herzlich bei Real Scientists DE willkommen!
Sunday, September 10, 2023
Klimagerechtigkeit im globalen Süden! Simone Claar ist jetzt bei Real Scientists DE!
Diese Woche freuen wir uns auf unsere Kuratorin Simone Claar (@simoneclaar)! Simone hat in Marburg und Stellenbosch Politikwissenschaft, Geographie und Friedens- und Konfliktforschung studiert, um anschließend an der Universität Frankfurt im Bereich der Internationalen Politischen Ökonomie zu Klassenverhältnissen und Handelspolitik promoviert. Gerade ist sie Nachwuchsgruppenleiterin an der Uni Kassel und forscht zu Politik- und Finanzinstrumenten für Erneuerbare Energien im Projekt Glocalpower. Darüber hinaus fokussiert sie sich auf Fragen von grünem Kapitalismus und grünem Kolonialismus, und befasst sich damit vor allem im Kontext von Energie- und Klimapolitik bzw. Gerechtigkeit, auch mit den nachhaltigen Entwicklungszielen (SDGs) sowie mit sozial-ökologischer Transformation, die auch den Globalen Süden mitdenkt.
Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Ehrlicherweise:
keine Ahnung! Aus heutiger Sicht hat sich der Weg irgendwie so ergeben. Ich
habe Politikwissenschaft im wunderbaren Marburg studiert und viele verschiedene
Perspektiven auf unsere Gesellschaft mitgenommen. Durch meinen
Auslandsaufenthalt an der Partneruniversität Stellenbosch in Südafrika, habe
ich mich in dem Studium weiterhin mit Politik, Gesellschaft und Ökonomie
Südafrikas befasst- auch heute noch ein sehr spannendes Feld. Ich wollte mehr
dazu machen, und habe mich dann nach meinem Abschluss sowohl auf Stellen in der
Entwicklungszusammenarbeit, aber auch als wissenschaftliche Mitarbeiterin
beworben. Und so habe ich meine Promotion an der Uni Frankfurt gestartet und
irgendwann auch beendet. In Kassel hat es tatsächlich dann auch eine Pause meines
Post-Docs gegeben, weil wir noch keine Rückmeldung für das Forschungsprojekt
Glocalpower hatten. Das war einer der Momente, in denen ich überlegt habe, ob
ich wirklich in der Wissenschaft bleiben will: Die Antwort war Ja! Und da bin
jetzt auch noch…
Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält
dich dort?
Die Frage der Nord-Südverhältnisse inklusive Kapitalismus und Kolonialismus hat mich schon eine Weile durch Studium, Promotion und auch jetzt begleitet. Geändert hat sich bisher vor allem nur die Politikfelder, von Sozial- und Wirtschaftspolitik, über Handel- und Entwicklungspolitik zu Energie- und Klimafragen. Gerade letztere sind gesellschaftspolitisch so zentral und brauchen eine sozialwissenschaftliche Perspektive.
Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Zurzeit besteht meine Arbeit vor allem darin das @glocalpower Projekt zu einem guten Abschluss zu bringen. In den letzten Monaten habe ich mich gemeinsam mit den Kolleg:innen vor allem mit der Frage des Wissenstransfer befasst. Dazu haben wir u.a. mit Kolleg:innen in Südafrika einen gemeinsame Diskussion über die bisherigen Ergebnisse zur Energiewende in diskutiert und mit ihnen ein Positionspapier erarbeitet. Außerdem haben wir noch Veranstaltungen an der Universität Kassel u.a mit einem ghanaischen Aktivisten und Wissenschaftler u.a. zu Klimaproblematik durchgeführt. Durch die Pandemie hat sich die Arbeit in den letzten Jahren vor allem auf Schreibtisch-Forschung konzentriert. Das bedeutet, dass wir uns vor allem auf bestehende Ergebnisse und theoretische Diskussionen bezogen haben. Daher war der Feldforschungsaufenthalt in Ghana im letzten Jahr sehr wichtig, um die Fragestellungen auch mit den Menschen vor Ort zu diskutieren. Uns hat dabei vor allem der Stand der Energiewende und die Rolle von unterschiedlichen Akteuren interessiert. Ich spreche immer von uns, weil wir die Forschung gemeinsam als ein Teamprojekt verstehen, und wir alle einen Beitrag dazu geleistet haben. Aus den Daten werden gerade noch weitere Fachartikel erarbeitet. Gerade denke ich über ein Folgeprojekt nach.
Neben der Auseinandersetzung in diesem Projekt bin ich noch involviert in anderen Projektzusammenhängen am Fachbereich. Außerdem lehre ich und betreue Abschlussarbeiten. Aufgrund der Prekarität der Wissenschaftsarbeit braucht es viel Zeit für Bewerbungen, die im Wissenschaftssystem sehr aufwendig sein können.
Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit
interessieren?
Zentrales
Themenfeld in der derzeitigen Forschung ist Energie- und Klimagerechtigkeit,
bis hin zu einer sozial-ökologischen Transformation. Die Ergebnisse aus unserer
Forschung zur Energiewende in Afrika kann Prozesse bei Übergängen zu
Erneuerbaren Energien.
Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen
Aufgaben/Tätigkeiten?
Seit
mehr als 15 Jahren engagiere ich mich für bessere Arbeitsbedingungen in der
Wissenschaft. Seit zwei Jahren bin ich stellvertretende Vorsitzende der
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Hessen @GEWHessen, und kämpfe täglich
gemeinsam mit meinen Kolleg:innen für langfristige Perspektiven, u.a. mit
der Initiative UniKasselUnbefristet @kassel_
Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Ich
bin eine ganze Weile Drachenboot gefahren. Gerade ist das zeitlich nicht
umsetzbar, und trainiere gerade für einen Mini-Triathlon am Ende der
Woche.
Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Ich
mag es mich in den Tag treiben zu lassen. Und je nach Wetterlage entweder auf
dem Sofa rumzuhängen, oder ab ins Grüne. Gerne auch gemeinsam mit Familie und
Freund:innen.
Bitte begrüßt Simone ganz herzlich bei Real Scientists DE!
Sunday, September 3, 2023
Die Folgen von Technik abschätzen- Katharina Zweig ist jetzt bei Real Scientists!
Diese Woche freuen wir uns erneut auf unsere Kuratorin Katharina Zweig! Katharina (@nettwerkerin) ist Professorin an der @rptu_kl_ld, wo sie das Algorithm Accountability Lab und den Studiengang "Sozioinformatik" leitet. Der Studiengang bildet Studierende zu. Technikfolgenabschätzern von Software, insbesondere KI, aus. Katharina Zweig forscht zur Entwicklung und dem Einsatz vertrauenswürdiger KI-Systeme. Sie hat mit "Ein Algorithmus hat kein Taktgefühl" einen Bestseller geschrieben, ihr neues Buch "Die KI war's" kommt am 13.9. Ihre Mission ist es, möglichst viele Personen sprechfähig zu künstlicher Intelligenz zu machen, damit die Gesellschaft maximal von dieser neuen Technologie profitiert.
Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Ich wollte schon immer Wissenschaftlerin werden, konnte mich aber zuerst nicht zwischen Medizin und Biochemie entscheiden. Dass ich kein Blut sehen kann, hat bei der Entscheidung enorm geholfen! ;-) Mitten im Studium habe ich dann zusätzlich Bioinformatik studiert und mich in die theoretische Informatik verliebt. Im Postdoc war ich dann in der statistischen Physik unterwegs - also insgesamt ein breites, naturwissenschaftliches Studium.
Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Die Tatsache, dass mit Hilfe von Software Gesellschaft gestaltet wird, ist mein Antrieb dafür zu sorgen, dass die Erstellung von Software gesellschaftliche Folgen möglichst von vornherein mit bedenkt. Die zweite Mission besteht darin, möglichst viele Nicht-Informatiker und Nicht-Informatikerinnen über die Tücken einer vertrauenswürdigen Softwareerstellung aufzuklären. Denn tatsächlich denke ich, dass wir Informatiker nur zusammen mit den Geistes- und Sozialwissenschaftlen, mit Politik und NGOs für gesellschaftlich sinnvolle Software sorgen können.
Erzähle eins was über deine Arbeit!
Meine Arbeit ist sehr vielfältig: Auf der einen Seite forsche und lehre ich wie alle anderen Professoren auch. Daneben bin ich Gesellschafterin eines Start-Ups (@TrustedAI), halte Vorträge und schreibe Bücher. Daneben berate ich die deutsche Politik, zuletzt auf der Klausursitzung von Bundeskanzler Olaf Scholz und seinem Kabinett.
Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Seit ChatGPT ist es sehr klar geworden, dass Software die Welt verändern kann. Glücklicherweise lässt sich Software aber gestalten und damit auch ihr Einfluss auf die Gesellschaft lenken. Das sollten nicht nur Informatiker und Informatikerinnen tun - das ist ein gesellschaftliches Gesamtprojekt.
Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Ich bin im Beirat der Telekom Stiftung (@telekomstiftung), Mitglied der Plattform Lernende Systeme (@LernendeSysteme), im Beirat von INSIGHT, dem Technikfolgenabschätzungsteams des BMBFs (@BMBF_Bund), im Verwaltungsrat des Studierendenwerkes an der RPTU und KI-Botschafterin des Bundeslandes Rheinland-Pfalz (@rlpNews).
Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Wissenschaftskommunikation ist vermutlich mein Hobby ;-)
Wie sieht dein idealer freier Tag aus? (Forschende sind ja auch nur Menschen)
In einem Hotel an der Nordsee, wo ich morgens an meinem nächsten Buch schreibe, und nachmittags am Strand Muscheln und Bernstein sammel.
Bitte begrüßt Katharina ganz herzlich zurück auf dem Kanal!
Sunday, August 27, 2023
Wie wir Schmerzen wahrnehmen - Helena Hartmann ist wieder bei Real Scientists DE!
Diese Woche freuen wir uns erneut auf unsere Kuratorin Helena Hartmann! Helena (@helenahhartmann) ist Postdoktorandin in den Klinischen Neurowissenschaften am Universitätsklinikum Essen. Sie hat in Wien studiert und promoviert und war in dieser Zeit für ein Jahr am Netherlands Institute for Neuroscience in Amsterdam. In ihrer Forschung untersucht sie, wie wir Schmerz wahrnehmen, bei uns selber und bei anderen. Sie interessiert, was bei Schmerzwahrnehmung im Gehirn passiert und inwiefern eigene Erwartungen diese Schmerzwahrnehmung beeinflussen können.
Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Ich habe meinen Master in Klinischer und Biologischer Psychologie in Wien gemacht und wollte eigentlich direkt danach in Richtung Praxis, also Psychotherapie-Ausbildung, gehen. Durch mehrere Praktika im wissenschaftlichen Bereich und meiner sehr neurowissenschaftlich ausgerichteten Masterarbeit (wo ich soziale Fähigkeiten bei Personen mit Autismus untersucht habe) ist mir aber aufgefallen, wie spannend Forschung eigentlich ist, und auch, wie viel wir noch nicht darüber wissen, wie eigene Emotionen und Emotionen anderer im Gehirn verarbeitet werden. Und das Ganze im Bereich Schmerz erforschen? - sign me up!
Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Mich hat zuerst sehr fasziniert, mit wie viel Planung und Präzision man an Forschung herangehen sollte, um sinnvolle Schlussfolgerungen ziehen zu können. Gerade die Kombination von Psychologie mit Methoden aus der Neurowissenschaft hat mich sehr gereizt, da man dadurch sowohl subjektive als auch objektive Maße bekommt und seine Forschungsfragen von mehreren Seiten fundiert beleuchten kann. Innerhalb meiner Arbeit habe ich auch das Feld Open Science für mich entdeckt und es mir zum Ziel gemacht, gute und transparente Wissenschaft zu produzieren. Zuletzt hat auch das Team der SCAN-Unit, an der ich arbeite, einen großen Beitrag geleistet, mich in der Wissenschaft zu halten. Ich finde es toll, wie verschiedene Forscher*innen sich gegenseitig unterstützen können und voneinander profitieren können, um Wissen voranzutreiben. Mein neues Lab in Essen ist da ähnlich – wir sind sogar noch interdisziplinärer unterwegs, was ich besonders spannend finde.
Erzähle eins was über deine Arbeit!
Ich interessiere mich dafür wie wir Schmerzen wahrnehmen, bei uns selbst oder bei anderen Personen. Was passiert dabei im Gehirn? In meiner Doktorarbeit interessiert mich konkret, welche Rolle unser eigenes Schmerzerleben hat, wenn es darum geht, den Schmerz Anderer zu bewerten. Was passiert, wenn wir selber weniger Schmerz spüren, z.B. durch ein Schmerzmittel? Verändert sich dann auch, wie wir Schmerz in unserer Umgebung wahrnehmen? Und was macht das mit unserem Hilfeverhalten? In meinem Postdoc fokussiere ich nun noch mehr auf die Rolle von Erwartungen bei Schmerzwahrnehmungen. Inwiefern können positive oder negative Erwartungen an eine Behandlung oder Therapie den Erfolg dieser beeinflussen?
Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Es gibt so viele tolle Erkenntnisse, die durch die Wissenschaft produziert werden, die aber keiner außerhalb der Wissenschaft wirklich mitbekommt! Deswegen finde ich Wissenschaftskommunikation so wichtig – ich wünsche mir, dass jeden Tag „Tag der offenen Tür“ der Wissenschaft ist, und jeder, der sich dafür interessiert, auch versteht, was wir den ganzen Tag tun! Gerade mein Forschungsfeld, also Schmerzwahrnehmung, Empathie für den Schmerz anderer Personen und prosoziales Verhalten, finde ich sehr relevant für jeden einzelnen, da es etwas ist, was wir sehr oft erleben. Wir kommen täglich mit anderen Menschen in Kontakt und verarbeiten was um uns herum geschieht, ob in einer Partnerschaft oder im Supermarkt an der Kasse.
Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Ich bin bei uns im Arbeitsbereich für Wissenschaftskommunikation zuständig, betreue also sehr viele Social Media Accounts und die Website unseres Sonderforschungsbereichs (https://treatment-expectation.de/entdecken-mitmachen). Dort kreieren wir im Team auch gerne neue Inhalte für Interessierte und PatientInnen zum Thema Behandlungserwartungen. Seit Neustem versuche ich, meine Forschung Kindern zu erklären, z.B. in der In Mind Zeitschrift (https://kids.frontiersin.org/articles/10.3389/frym.2023.853490) und über die Junioruni Essen. Zudem gebe ich regelmäßig Workshops in der Volkshochschule Wien.
Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Ich habe im Januar 2023 mein eigenes Wissenschaftskommunikationsprojekt gestartet. Dort erkläre ich wissenschaftliche Studien anhand von Science Fiction Kurzgeschichten. Wenn ihr also gerne lest und gleichzeitig etwas über Wissenschaft lernen wollt, schaut mal vorbei:https://helenahartmann.com/scienceandfiction/. Ich gebe im Oktober 2023 auch einen Online Workshop, wie man selber Kurzgeschichten schreiben kann: https://www.vhs.at/de/k/287659344.
Wenn ich nicht gerade schreibe, dann fotografiere ich wie wild (https://www.instagram.com/hellicopter90/), mache Yoga und sortiere wahnsinnig gerne alles Mögliche in meiner Wohnung (z.B. meine Bücher nach Farbe)! Ordnung ist mein ganzes Leben ;)
Wie sieht dein idealer freier Tag aus? (Forschende sind ja auch nur Menschen)
Früh aufwachen, aber den Vormittag mit einem spannenden Buch, Croissant und vielen Tassen schwarzem Tee auf meiner Terrasse verbringen. Yoga oder einen Online-Sportkurs machen. Ein Eis essen gehen und durch die Stadt bummeln, um noch nicht gesehene Ecken mit meiner Kamera zu entdecken oder bei Regen gemütlich zu Hause bleiben. Am Abend gutes Essen kochen (am Liebsten Pasta) und ein (virtueller) Spieleabend mit Freund*innen.
Bitte begrüßt Helena ganz herzlich zurück auf dem Kanal!
Sunday, August 20, 2023
Chronische Erkrankungen im Beruf - Sasha Cook ist jetzt bei Real Scientists DE!

Ich habe an der Technischen Universität Chemnitz Psychologie studiert (B.Sc und M.Sc). Während meines Studiums habe durchgehend als HiWi gearbeitet, anfangs hauptsächlich als Übersetzerin. In meinem Master war ich dann als Tutorin und HiWi an der Arbeitsgruppe Organisations- und Wirtschaftspsychologe, und dort auch mehr und mehr in die Forschungsarbeit dort integriert. Durch meine Praktika hatte ich ein paar andere Berufsfelder (unter anderem Psychotherapie) ausprobiert und relativ schnell für mich ausgeschlossen. Ich denke, dass mir am Ende die Wissenschaft einfach am meisten Spaß gemacht hat und ich dann einfach wusste, dass ich gerne promovieren möchte. Ich habe dann nach meinem Masterabschluss in der Professur, in der ich vorher als HiWi war, erst eine Schwangerschaftsvertretung übernommen und mich dann auf eine Promotionsstelle beworben. Seitdem habe ich, ehrlich gesagt, keine Sekunde an meiner Berufswahl gezweifelt, auch wenn es natürlich Hoch- und Tiefphasen gab. Nach der Promotion wollte ich Deutschland erstmal verlassen und habe erst an der VU Amsterdam als Assistant Professor angefangen, bevor ich dann an die University of Amsterdam (UvA) gewechselt bin.
Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Meine Dissertation war eigentlich zu einem anderen Thema, nämlich Führungswahrnehmung und -verhalten in Teams. Während meiner Diss-Zeit bin ich dann aufgrund schon länger bestehender neurologischer Probleme im Krankenhaus gelandet und habe die Diagnose Multiple Sklerose (MS) erhalten. Das hat meinen ganzen Fokus dann auf das Thema chronische Gesundheitsprobleme am Arbeitsplatz und im Berufsleben gerichtet. Parallel zur Dissertation und habe ich dann angefangen mich in das Thema einzulesen und mit der Hilfe von engagierten Studierenden die ersten Daten dazu zu erheben. Am Anfang hat es mich vor allem interessiert, was Arbeitnehmer*innen mit Autoimmunerkrankungen bei ihrer Berufstätigkeit unterstützt. Erstens muss man ja irgendwo anfangen und Autoimmunerkrankungen lagen für mich auf der Hand: MS ist eine Autoimmunerkrankung (research is me-search), mein Vater hatte Diabetes Typ I und meine Mutter arbeitet als Diabetesberaterin. Stück für Stück habe ich dann meinen Fokus und die Themen erweitert und sehe mich jetzt als Forscherin zum Thema Gesundheitsdiversität am Arbeitsplatz.
Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Mein Job besteht aus 45% Forschung und 55% Lehre. Meine Lehre (Arbeit & Gesundheit, Sport- und Leistungspsychologie) findet vor allem im Spätsommer (September-Oktober) und im Frühling/Sommer statt (Mai-Juli). In den Monaten ohne Lehre betreue ich dann Masterarbeiten und kann mich auf die Forschung konzentrieren. Die Lehrezeit ist sehr stark geplant, wohingegen meine Forschungszeit mir sehr viel mehr Freiheit gibt. Ich suche mir meine Forschungsthemen und -projekte selbst aus, recherchiere, lese, plane Studien und schreibe Paper. Meine Studien sind hauptsächlich Feldstudien, bei denen ich die Zusammenhänge zwischen Aspekten der Berufstätigkeit und Aspekten einer chronischen Erkrankung untersuche. Meine Teilnehmenden sind deshalb fast immer Personen mit chronischen Erkrankungen, die berufstätig sind. Momentan untersuche ich z.B. das Thema Menstruationsschmerzen und Endometriose im Berufsleben. Durch die Forschung ergeben sich immer wieder tolle Kontakte, z.B. zur Deutschen Endometriosegesellschaft, welche sich auch politisch für Arbeitnehmer*innen mit Endometriose einsetzt und deren Reichweite uns bei der Anwerbung von Studienteilnehmenden eine riesige Hilfe war.
Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Nicht wirklich.
Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Ich backe unglaublich gerne, ich glaube mein gröβter Stolz waren bisher zwei Hochzeitstorten für Freunde. Leider brauche ich unbedingt eine neue Küche und mein aktueller Backofen geht etwas frei mit dem Konzept „Temperatureinstellung“ um. Ich habe auch ungefähr 50 Zimmerpflanzen (grob geschätzt, hab nie genau gezählt) und einen Garten in dem ich Blumen und Gemüse anpflanze. Jetzt im Sommer werde ich gerade zur weirden Zucchinilady, die jedem Zucchini anbietet der nicht schnell genug wegläuft. Ansonsten hab ich mal irgendwelche Hobbyphasen in denen ich mich total für eine Tätigkeit begeistere, und eine Weile lang nur das mache. In der Corona-Zeit hatte ich groβe Freude daran Wackelpuddingkreationen zu erfinden und Slow-Motion Videos davon zu machen wie ich sie wackeln lasse. Ach und bevor ich es vergesse…braucht jemand hier Zucchini?
Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forschende sind ja auch nur Menschen)
“Den” perfekten freien Tag gibt es nicht, es kommt ganz darauf an, wie viel Energie ich habe und wie sozial ich mich fühle. Ich kann einen tollen freien Tag damit verbringen nur zu Lesen, zu kochen, Serien zu schauen, oder in meinem Garten rumzuwerkeln. Wenn ich mich aktiver und/oder sozialer fühle, dann fahre ich mit dem Rad in die Innenstadt von Amsterdam und gehe mit Freunden und meinem Partner in eines der fantastischen Restaurants hier oder miete ein Boot und schippere durch die Grachten.
Bitte begrüßt Sasha ganz herzlich auf dem Kanal!
Sunday, August 13, 2023
Die Wissenschaft der Sprache - Stefan Hartmann ist jetzt bei Real Scientists DE!
Diese Woche freuen wir uns auf unseren neuen Kurator Stefan Hartmann! Stefan (@hartmast) ist seit 2020 Juniorprofessor für Germanistische Sprachwissenschaft an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Er hat in Mainz studiert und promoviert und war anschließend in Hamburg und Bamberg als Postdoc tätig. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen Sprachwandel, frühkindlicher Spracherwerb und die Frage, wie Sprache evolutionär entstanden ist.
Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Ursprünglich habe ich Germanistik auf Lehramt studiert, aber dann festgestellt, dass mir die wissenschaftliche Welt doch deutlich mehr liegt. Nach dem Studium hat sich die Gelegenheit zu einer Promotion geboten, wenn auch zunächst ohne Finanzierungsmöglichkeit - nach etwa einem Dutzend erfolgloser Bewerbungen auf Stellen und Stipendien habe ich dann erfreulicherweise ein Stipendium der Friedrich-Ebert-Stiftung erhalten. Anschließend war ich als wissenschaftlicher Mitarbeiter zunächst in Mainz, dann in Hamburg und Bamberg tätig, bis ich dann 2020 meine aktuelle Juniorprofessur antreten konnte.
In meiner Arbeit beschäftige ich mich mit verschiedenen Fragestellungen, die mit Sprache zu tun haben - um sie zu untersuchen, verwende ich vor allem sogenannte korpuslinguistische Methoden, d.h. ich werte authentische Daten, vor allem Texte, in der Regel quantitativ aus und schaue, welche Schlussfolgerungen sich aus den Mustern ziehen lassen, die man dabei beobachten kann. Darüber hinaus habe ich aber auch schon mit experimentellen Methoden und Fragebogenstudien gearbeitet. In der Lehre bringe ich ebenfalls häufig empirische Methoden ein, unterrichte aber auch Einführungsveranstaltungen, in denen es unter anderem darum geht, hartnäckige Vorurteile darüber, wie Sprache funktioniert, zu widerlegen und die Studierenden dazu anzuhalten, ganz neu über Sprache nachzudenken.
Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Ich habe meine Abschlussarbeit eigentlich in einem ganz anderen Gebiet der Germanistik geschrieben, nämlich in der älteren deutschen Literatur. Das hat zwar viel Spaß gemacht, aber beim Schreiben habe ich gemerkt, dass ich die eher naturwissenschaftlich geprägte Herangehensweise der Sprachwissenschaft spannender finde als literaturwissenschaftliches Arbeiten. Hinzu kam, dass ich ein Promotionsangebot aus der Sprachwissenschaft hatte - letztendlich bin ich also auf Umwegen und aus teilweise eher opportunistischen Gründen in meinem aktuellen Feld gelandet. Das hat sich aber als richtige Entscheidung herausgestellt, denn ich könnte mir wenig vorstellen, was mir mehr Spaß macht.
Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Es gibt wenig, was unser soziales Leben und unseren Alltag so prägt wie Sprache, und viele Fragen, die bei weitem nicht nur für die Sprachwissenschaft relevant sind, ranken sich um Sprache(n): Warum gibt es keine andere Spezies, die über ein auch nur annähernd so komplexes Kommunikationssystem verfügt? Wie genau funktioniert dieses komplexe Kommunikationssystem? Wie kommen Unterschiede zwischen verschiedenen Sprachen zustande? Wie hängen Sprache und Denken zusammen? - Welche Rolle Sprache in unserem Alltag spielt, zeigt sich auch daran, dass Debatten über Sprache oft sehr emotional und erhitzt geführt werden - man denke an die Debatte übers Gendern, die seit Jahren medial geführt wird und bei der sich scheinbar unversöhnliche Positionen gegenüberstehen.
Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Während ich das schreibe, organisiere ich gerade eine große Konferenz, worüber ich in meinen Tweets natürlich auch berichten werde. Das ist auch der Grund, warum diese Vorstellung etwas kürzer ausfällt, als es sonst vermutlich der Fall gewesen wäre :)
Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Gelegentlich mache ich bei Science Slams mit, aber nicht wirklich oft genug, um das als Hobby zu bezeichnen... Ansonsten interessiere ich mich für Literatur (ein bisschen) und Film (ein bisschen mehr), also nichts allzu Ausgefallenes...
Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forschende sind ja auch nur Menschen)
Eigentlich bräuchte ich zwei: einen ganz ohne Termine und ohne Pläne und einen, den ich mit guten Freunden verbringe. Letzteres ist aber auch auf den meisten Konferenzen der Fall, die ich besuche (oder organisiere), insofern bin ich in der sehr erfreulichen Situation, dass Arbeit und Freizeit für mich fließend ineinander übergehen.
Bitte begrüßt Stefan ganz herzlich auf dem Kanal!