Showing posts with label Biomedizin. Show all posts
Showing posts with label Biomedizin. Show all posts

Sunday, January 16, 2022

Mit der Pipette gegen den Krebs - Franziska Briest ist jetzt bei Real Scientists DE

Mit großer Vorfreude möchten wir euch unsere neue Kuratorin Franziska Briest (@F_I_Briest) vorstellen! Franziska, geboren 1982, lebt mit ihrer Familie in Berlin und arbeitet an der Charité. Sie studierte Biochemie/Molekularbiologie mit Schwerpunkt molekulare Medizin an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena, bevor sie 2009 nach Berlin wechselte. Nach der Elternzeit mit dem ersten Kind promovierte sie 2016 an der Freien Universität Berlin zu seltenen Tumoren. Nach einem thematischen Wechsel und der Elternzeit mit dem zweiten Kind forscht und lehrt sie seit 2018 u.a. zu den genetischen Ursachen der Blutkrebsentstehung.

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Forschen war schon ganz früh mein Berufsziel. Als Kind habe ich tote Insekten „seziert“ oder Stühle übereinander gestellt, um an die Haushaltschemikalien zu kommen, die ich dann miteinander gemischt habe (heute weiß ich, dass das grundsätzlich keine so gute Idee ist, weder das mit den Stühlen, noch das Mischen von Haushaltschemikalien). Zwischendurch kam mal das Thema Archäologie auf (weshalb ich dann in der Mittelstufe einen Sprachfokus gewählt habe und mich – zu lange – mit Altgriechisch und Latein gequält habe). Später kamen dann die Naturwissenschaften zurück und dabei ist es dann letztlich auch geblieben. Seit einem Schülerpraktikum am Max-Planck-Institut, in dem ich meine erste DNA isoliert und PCR angesetzt habe, war klar, wohin die Reise für mich geht.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Ich hatte schon immer den Wunsch, etwas zum Wohl der Allgemeinheit zu tun, anstatt z.B. ein Unternehmen reicher zu machen (wobei sich das grundsätzlich nicht ausschließt, aber gerade in der Medizin durchaus den ethischen Grundsätzen widersprechen kann). Daher war öffentliche, medizinische Forschung ganz oben auf der Liste. Das schwankte dann lange zwischen HIV-Forschung und Krebsforschung, letztlich fand ich letztere spannender.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Forschung klingt erstmal viel spannender, als es letztlich ist: unsere Arbeit ist sehr stark geprägt von Planungen, Auswertungen und Wiederholungen. Die eigentlichen Experimente nehmen, zumindest wenn man mit fortschreitender Erfahrung immer mehr Supervision übernimmt, gar nicht so viel Zeit ein. Dazu kommt eine unfassbare Menge an Bürokratie, die manchmal den letzten Nerv raubt.
Typisch für naturwissenschaftliche Forschung ist auf jeden Fall ein sehr hoher Anteil an Fehlversuchen. In unserem Beruf muss man eine hohe Frustrationstoleranz haben, bis ein Versuch optimiert ist oder ein System etabliert. Da kann die Vorbereitung eines Experimentes schon mal viele Monate in Anspruch nehmen, ohne dass man einen einzigen Messwert erhoben hat. Aber wenn dann das System steht und dann auch die Experimente Ergebnisse liefern, ist die Belohnung umso größer. Man muss aber auch den Mut haben, eine Hypothese irgendwann gehen zu lassen, um sich nicht in ressourcenaufwendigen Sackgassen zu verrennen. Die Kunst liegt sicher darin, zu erkennen, wann man am Ball bleiben sollte und wann man umdenken muss. 

Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Fast jeder zweite Mensch in Deutschland erkrankt, statistisch gesehen, in seinem Leben an Krebs. Eine Krebserkrankung ist immer eine Ausnahmesituation für die Betroffenen und ihre Familien. Da muss vieles gleichzeitig bewältigt werden. Die Patient:innen suchen natürlich nach Information und Rat und das Internet ist da leider nicht immer der beste Ratgeber. Zusätzlich treffen viele auf ein Gesundheitssystem, in dem die Zeit für ausführliche Beratung knapp ist. Die Pandemie zeigt derzeit auch, dass gerade Risiken und Relationen von vielen Menschen über- oder unterschätzt werden. Da ist es hilfreich, wenn Patienten gut informierte Entscheidungen treffen können, weil auch ein gutes Vorwissen vorhanden ist. Dazu kommt, dass gerade bei der Frage, was kann ich tun, um Krebs vorzubeugen oder früh zu erkennen, auch viel Leid durch bessere gesundheitliche Bildung verhindert werden könnte.

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Ich war 6 Jahre lang Mitglied im Kommunalparlament in Berlin Mitte und 5 Jahre davon eine von 2 Fraktionsvorsitzenden. Dabei bekommt man einen tiefen Einblick, wie Verwaltung funktioniert, wie politische Akteure arbeiten und wie man selbst Menschen führt. Man lernt Kompromisse zu schließen, pragmatisch zu denken und vor allem weg von einer naturwissenschaftlichen Analytik, auf einer Metaebene zu denken. Politik und Wissenschaft haben viel gemeinsam: beides sind sehr kompetitive Felder, oft immer noch von Männern dominiert, wer nicht dauerhaft „liefert“ verliert schnell den Anschluss. Aber die Denkweisen unterscheiden sich fundamental. Leider ist beides, zumal mit zwei Kindern und einem Beruf der viel zusätzliche Flexibilität abverlangt, sehr schwierig zu stemmen. Ich habe, hochschwanger mit dem zweiten Kind, parallel Koalitionsverhandlungen geführt und meine Dissertation verteidigt. Das hält kein Mensch dauerhaft durch.
Heute mache ich Gremienarbeit an der Charité als stellvertretendes Mitglied des Fakultätsrates. Das ist zeitlich besser mit Familie, Forschung und Lehre zu vereinbaren.

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Es bleibt leider wenig Zeit für regelmäßige Hobbies. Ich laufe regelmäßig und wenn Zeit ist, tobe ich mich gerne kreativ aus, das reicht von Lyrik, über kleine Klavierkompositionen bis hin zu Fotografie. Ich habe auch schon ein Kinderbuch veröffentlicht.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Die Pandemie ist vorbei. Ausschlafen, eine Runde laufen gehen oder noch besser: schwimmen, gutes Essen irgendwo mit Blick aufs Meer und Zeit mit der Familie.

Bitte begrüßt Franziska ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, August 29, 2021

Forschungsanträge in der Biomedizin - Marthe Ludtmann ist jetzt bei Real Scientists DE!

Diese Woche freuen wir uns sehr, euch unsere neue Kuratorin Marthe Ludtmann (@MartheHR) vorstellen zu dürfen! Hier ist Marthe in ihren eigenen Worten:

Nach meiner Biologielaborantenausbildung in Deutschland bin ich 2005 in die UK ausgewandert und habe dort 2012 im Bereich der Alzheimerforschung meinen PhD abgeschlossen. Während meines Postdocs und Fellowships habe ich besonders viel mitochondrial and bioenergetic research betrieben. Ich habe in 9 verschiedenen Laboratorien (4 Länder, 3 Kontinente) geforscht, sehr viel Spaß und Erfolg in der Forschung gehabt und habe mich dennoch entschieden einer neuen Karriere in der NHS nachzugehen. Nach 14 Jahren London hat es mich nach York verschlagen. A word of warning - mein Deutsch ist ein wenig eingerostet 😉

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Wie so viele andere Wissenschaftler – ich habe den NC fürs Medizinstudium nicht geschafft. Meine Mutter hat mir damals eine Biologielaborantenausbildung ans Herz gelegt. Und genau das habe ich dann auch getan.
Von 2002-2005 war ich in der Tropentierhygiene an der Uni Göttingen bevor ich zum Studieren nach London gegangen bin. An der Kingston University habe ich Medizinische Biochemie studiert und durfte dank meiner Ausbildung direkt ins 2. Studienjahr einsteigen. Von 2007-2008 habe ich ein MSc by research an der Kingston Uni & Natural History Museum London absolviert bevor ich 2008 meinen PhD an der Royal Holloway University begonnen habe. 2012 war ich endlich fertig und habe am Institute of Neurology (Queens Square, UCL) eine Postdocstelle angenommen. Mein eigenes Fellowship (Alzheimer’s Research UK) und eine tenure track position am Royal Veterinary College in London habe ich 2017 begonnen und 2019 hinter mir gelassen um meinen jetzigen Job anzutreten.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Meine akademische Zeit habe ich im Bereich der Mikrobiologie, Parasitologie, Alzheimer- und Parkinsonforschung verbracht. Die Zeit in der Alzheimer- und Parkinsonforschung habe ich besonders genossen.
Mein jetziger Job beinhaltet sehr viel Abwechslung und ich freue mich, wenn Forschungsanträge erfolgreich sind. Und ich freue mich umso mehr, dass ich die Forschung nicht selber betreiben muss 😉

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Es ist vor allem vielfältig! Wir sind ein kleines teaching hospital das momentan versucht seine Forschung auszubauen. Meine Arbeit umfasst research grant applications aus jedem Bereich: von Anästhesie über Gastroenterologie bis hin zur Zahnmedizin. Und natürlich in den letzten 18 Monaten auch Covid-Forschung. Dadurch lese ich natürlich viele verschiedene Forschungsvorhaben und lerne ich jeden Tag etwas Neues. Ich helfe Medizinern Kollaborationen mit der University of York aufzubauen, helfe Akademikern Kontakte mit Medizinern zu knüpfen, Grantsmanship und Kostenberechnung. Zudem unterstützte ich Ko im Krankenhaus und organisiere Forschungstreffen. 

Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Meine Arbeit unterstützt Forschung im Gesundheitswesen. Die angewandte Forschung im Krankenhaus ist vielfältig und involviert Patienten. Die Pandemie hat sehr viele Studien ans Krankenhaus gebracht – die Leitungsstruktur der NHS ermöglichte das Covidstudien sehr schnell gestartet wurden. All dies macht meine Arbeit sehr interessant und niemals langweilig.

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Meine kleine Familie – ich habe einen 9 Monate alten Sohn und bin seit ein paar Wochen wieder bei der Arbeit.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Früh aufstehen und mit einem Kaffee am Fluss im Garten sitzen und Zeitung lesen. Ins Fitnessstudio (Spinning und HITT) und danach nach York fahren und mit meiner Familie und Freunden in ein schönes Restaurant oder Pub gehen. Oder meine Freunde in London besuchen was natürlich auch einen Pub beinhalten würde ;-) 

Bitte begrüßt Marthe ganz herzlich bei Real Scientists DE!