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Sunday, July 31, 2022

Warum die Erde heisser wird - Christian Scharun ist jetzt bei Real Scientists!

Diese Woche freuen wir uns sehr, euch unseren neuen Kurator Christian Scharun (@CScharun) vorstellen zu dürfen! Dr. Christian Scharun (@CScharun) studierte auf Lehramt Mathematik sowie Geographie und ist seit 2018 Wissenschaftler am Institut für Meteorologie und Klimaforschung des KIT in Karlsruhe. Seine Promotion schloss er Ende des Jahres 2021 an der Fakultät für Physik ab. Dabei beschäftigte er sich mit den Emissionen von Treibhausgasen und ihrem Beitrag zur globalen Erwärmung und entwickelte eine neue Methode mit der diese Emissionen genauer und effizienter bestimmt werden können. Im November 2021 wurde seine Arbeit auf der Berlin Science Week als „Wissenschaftlicher Durchbruch des Jahres 2021“ aus über 1700 Bewerbungen aus 89 Ländern ausgezeichnet. 2022 konnte er mit FameLab Germany einen der größten Wettbewerbe für Wissenschaftskommunikation gewinnen. Außerdem tritt Christian regelmäßig bei Science Slams auf und kommuniziert seine Wissenschaft in vielen verschiedenen Formaten.

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Ich wollte nach dem Studium auf keinen Fall mehr als Lehrer an die Schule sondern das Erlernte anwenden.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Die Klimaforschung befasst sich nicht nur mit einem der wichtigsten globalen Probleme, sie ist auch ein sehr interdisziplinäres Fachgebiet. Als Mathematiker und Geograph kann ich dort zum Beispiel mit Meteorologen, Physikern, Ch
emikern und Informatikern zusammenarbeiten.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
In meiner Arbeit entwickle ich neue Methoden, wie Treibhausgasemissionen besser quantifiziert werden können, z.B. anhand von Satellitenmessungen. Die gewonnenen Daten nutze ich, um mit dem Klimamodell, welches wir gemeinsam mit dem Deutschen Wetterdienst an meinem Institut entwickeln, Aussagen darüber zu treffen, wie die Treibhausgase auf der Erde transportiert und verteilt werden und wie sie sich auf die globale Erwärmung auswirken.

Motivation: warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Der Klimawandel ist eines der größten Probleme unserer Zeit. Seine Auswirkungen wie zum Beispiel Hitzewellen oder Extremwetterereignisse können wir schon heute spüren und diese werden in Zukunft immer häufiger. Wir alle müssen jetzt die richtigen Entscheidungen treffen, sodass wir in Zukunft nachhaltig und klimafreundlich leben können. Und worauf sollen sich diese Entscheidungen stützen, wenn nicht auf die besten wissenschaftlichen Erkenntnisse.

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Science Slams

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Fußballschiedsrichter

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Lange Ausschlafen, Freunde treffen, Draußen sein, gutes Essen

Bitte begrüßt Christian ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, June 12, 2022

Die Rechengrundlage - Philipp Thiele ist jetzt bei Real Scientists DE!

Diese Woche freuen wir uns sehr, euch unseren neuen Kurator Philip Thiele (@PhilippThiele2) vorstellen zu dürfen! Philipp wollte eigentlich immer schon Wissenschaftler oder Ingenieur werden. Nach dem Abitur hat er Computergestützte Ingenieurswissenschaften studiert und ist dabei immer weiter in den Bereich der angewandten Mathematik gewandert. Aktuell promoviert er im Bereich Wissenschaftliches Rechnen am Institut für Angewandte Mathematik der Leibniz Universität Hannover.

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Im Master Computergestützte Ingenieurswissenschaften war ein Praxisprojekt vorgesehen, dass wir entweder in der Industrie, bei einer der Forschungsgemeinschaften oder im Ausland an einer Universität machen sollten.
Ich habe mich für letzteres entschieden und bin für ein halbes Jahr an die NUI Maynooth in Irland ans Centre for Ocean Energy Research gegangen. Dort wurde im Großen und Ganzen an der Regelung von Wellenenergieumwandlern geforscht. Ohne schwimmen die diversen Konzepte nämlich einfach nur mit der Strömung mit und der Energiegewinn ist nicht sonderlich gut. Ich selbst habe mich mit der Vorhersage von Wellenhöhen beschäftigt und dort neue Modelle untersucht.
Die gesamte Arbeitsatmosphäre, das eigenständige und gemeinsame Tüfteln an Problemen und der insgesamt rege Austausch haben mir sehr gefallen, so dass ich gerne im wissenschaftlichen Feld weiterarbeiten wollte.
Meine Masterarbeit am Institut für Meteorologie und Klimatologie hat das Ganze dann bekräftigt, da dort eine ähnliche Atmosphäre war. Also habe ich mich dann nach einer Stelle als Doktorand umgeschaut.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Ursprünglich wollte ich Mechatronik studieren, bis ein Kumpel mir vom Studiengang Computergestützte Ingenieurswissenschaften erzählt hat. Die Mischung aus Ingenieurskursen, Mathematik und Informatik fand ich spannend und habe mich dann auch eingeschrieben.
Im Laufe des Studiums hat sich mein Interesse dann immer mehr in Richtung Strömungsmechanik und mathematische Methoden entwickelt. Dementsprechend habe ich mich auch nochmal für einen Master in Mathematik eingeschrieben mit Schwerpunkt in der angewandten Mathematik.
Zum Ende meiner Masterarbeit habe ich dann gesehen, dass es an meinem jetzigen Institut eine neue Arbeitsgruppe „Wissenschaftliches Rechnen“ gibt und habe mich bei meinem aktuellen Chef initiativ beworben. Die Mischung aus mathematischer Methodenentwicklung, Programmieren und Hochleistungsrechnen hat mich damals interessiert und macht die Arbeit nach wie vor immer wieder abwechslungsreich und spannend.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Ich beschäftige mich mit der Entwicklung von neuen und verbesserten Methoden in der Numerik partieller Differentialgleichungen und in der Entwicklung zugehöriger Software.
Bei partiellen Differentialgleichungen kommen Ableitungen (Differentiale) der unbekannten Lösung in einzelne Raumrichtungen vor.
Ein gutes Beispiel ist die Veränderung der Raumtemperatur durch Anschalten der Heizung. Der Heizkörper hat dann eine höhere Temperatur als die gegenüberliegende Wand, wir haben also von der Heizung zur Wand eine sinkende Temperatur. Die Steigung dieser Kurve sorgt dann dafür, dass sich das ganze Zimmer aufheizt und bestimmt wie schnell und wie stark das passiert.
Diese Gleichungen müssen dann näherungsweise gelöst werden. Dazu verwenden wir in unserer Arbeitsgruppe hauptsächlich die Methode der Finiten Elemente (FEM). Für diese Methode müssen die Gleichungen häufig erst in eine passende Form umgeformt werden. Danach zerteilt man sein Gebiet in einzelne Elemente. Die einfachste Variante für unser Zimmer wären miteinander verbundene Quader oder Würfel, bei denen wir die Lösung jeweils an den Eckpunkten bestimmen wollen.
Nachdem diese Vorarbeit geleistet ist setze ich mich an den Rechner und baue das alles in eine FEM Softwarebibliothek ein. Diese Softwareentwicklung ist in meiner Forschung tatsächlich auch eine der Hauptaufgaben und es gibt eigentlich immer was zu tun und verbessern. Entweder an der Software selbst, oder an den zugrundeliegenden Methoden.

Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Simulationen bilden die Grundlagen für sehr viele technische Weiterentwicklungen. Die Basis dafür bildet die Numerik, ein Fachgebiet das als solches in der Schule eigentlich selten namentlich genannt wird. Dagegen sind Analysis, Lineare Algebra, Geometrie und Wahrscheinlichkeitsrechnung  bekannte Gebiete.
Ich möchte gerne einerseits einen kleinen Einblick in die Numerik geben und andererseits anhand meiner Forschung zeigen, was man damit dann auch anfangen kann.

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Auf meiner Stelle bin ich auch in die Lehre eingebunden. Ich finde es immer wieder spannend mit den Studierenden zu Diskutieren. Wenn möglich lasse ich ab und zu Informationen aus meiner Forschung in die Grundlagenkurse einfließen. Das kommt bei den Studierenden gut an und erhöht bei einigen die Motivation zu wissen wofür man die Algorithmen und Methoden am Ende eigentlich gebrauchen kann.
Da die Lehre neben meiner eigenen Forschung aber einen großen Teil meiner Arbeitszeit beansprucht war bisher nicht allzu viel Zeit für zusätzliche Tätigkeiten.

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Ehrenamtlich bin ich bei den Maltesern in der Verpflegung und in der Jugendarbeit tätig. Da ich keine Zeit mehr für regelmäßige Gruppenstunden habe bin ich aber inzwischen eher in Gremien und bei der Planung von Veranstaltungen beteiligt.
Ansonsten habe ich inzwischen vier 3D Drucker und bemale so manche der Figuren die aus dem UV-Harz Drucker kommen, wenn die Zeit es zulässt. Falls ihr da Fragen habt
stellt diese gerne während der Woche oder danach auf meinem eigenen Twitteraccount.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Da ich vom Typ Eule bin beginnt mein idealer freier Tag üblicherweise etwas später. Ansonsten ist es eher bunt gemischt, Freunde oder Familie treffen, einen längeren Spaziergang und dabei Podcasts oder Hörbücher hören, aufwändigere Gerichte kochen, Story-lastige Computerspiele Spielen, Bücher lesen oder an den 3D Druckern schrauben, alles ist mal dabei.

Bitte begrüßt Philipp ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, May 8, 2022

Mathe mal ganz interaktiv - Bernhard Werner ist jetzt bei Real Scientist DE!

Diese Woche freuen wir uns sehr, euch unseren neuen Kurator Bernhard Wener (@BernhardWerner) vorstellen zu dürfen! Bernhard ist Mathematiker und aktuell wissenschaftlicher Mitarbeiter und Materialentwickler an der School of Social Science and Technology der Technischen Universität München. Das sagt Bernhard über sich in seinen eigenen Worten:

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?

Schon als Jugendlicher wusste ich, dass ich einmal Mathematik studieren will. Natürlich wusste ich nicht, was genau das bedeutet, aber trotzdem. Erst war der Plan, dass ich auf Lehramt studiere. Da ich mir aber nicht ganz sicher war, meinte mein Vater, dass es vermutlich leichter ist, von einem "normalen" Mathestudium ins Lehramt zu wechseln, als andersherum. Also habe ich mit einem "normalen" Mathematikstudium begonnen.
Obwohl ich Physik als Nebenfach hatte, hab' ich mich während meines Studiums zunehmend mit Programmieren beschäftigt und dort mehr Interessen entwickelt. Darum habe ich gegen Ende des Studiums angepeilt, mich irgendwo als Softwareentwickler zu bewerben. Auf eine echte akademische Karriere mit Endziel Professor hatte ich nicht wirklich Lust. Und selbst schon für eine Promotion hielt ich mich nicht auch nur ansatzweise gut genug. Meine damalige Betreuerin meiner Masterarbeit hat mir dann aber, für mich sehr unerwartet, eine Promotionsstelle angeboten. Und da ich bei großen Entscheidungen immer viel zu wenig nachdenke, habe ich sofort Ja gesagt.
Leider musste ich die Promotion nach eineinhalb Jahren dann abbrechen. Im Anschluss bin ich zu meinem ursprünglichen Plan zurückgekehrt und hab' mich auf diverse Softwareentwicklerstellen beworben und hab' auch einige Einladungen für Vorstellungsgespräche bekommen. Dann dachte ich mir aber auch, dass eine Promotion schon toll wäre, wenn ich ein Thema fände, das besser zu mir passt. Also bin ich einmal zu einem Professor, dessen Vorlesungen mir immer besonders gut gefallen hatten. Ich wollte ihn eigentlich nur fragen, ob er mir ein paar Professor'innen und Arbeitsgruppen nennen kann, die sich mit ähnlichen Themen wie er selbst beschäftigen. Da hat er mir dann aber ein neues Projekt von sich vorgestellt, in dem es um die Entwicklung eines interaktiven Schulbuchs für iPads gehen sollte. Und da das super zu meinen Softwareentwicklerplänen passte, habe ich mich dann auf die freie Stelle in diesem Projekt beworben und konnte dort im zweiten Anlauf meinen Doktor machen. 

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?

Im Moment arbeite ich an einer Lernplattform für Lehramtsstudierende. (Unten mehr dazu.) Ich darf/soll mathematische und naturwissenschaftliche Kurstexte schreiben und interaktive Visualisierungen programmieren. Das ist genau die Kombination aus Mathematik, Unterrichten und Programmieren, die ich mir schon immer gewünscht hatte, auch wenn es mir vielleicht nicht immer klar war. Die Entscheidung dafür war also recht leicht und offensichtlich.
Halten tut mich hier allerdings tatsächlich nichts bzw. nicht viel. Unser Projekt ist drittmittelfinanziert und läuft Ende nächsten Jahres aus. Im Anschluss hätte ich noch zwei Jahre unter dem WissZeitVG übrig; bin mir aber im Moment noch überhaupt nicht sicher, ob ich eine akademische Karriere in dem jetzigen System will oder schaffe.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!

Hier in Bayern lernen Lehramtsstudierende diverse Themen der Erziehungswissenschaft, der Fachdidaktik und der Fachwissenschaft ihrer Fächer. Diese Themen werden meist von Dozent'innen verschiedener Fakultäten unterrichtet und sind oft wenig bis gar nicht aufeinander abgestimmt. Am Ende müssen die Lehrer'innen im Unterricht aber natürlich alles gleichzeitig können und machen. Um diesem Problem entgegenzuwirken, wurde an der TUM 2016 die Toolbox Lehrerbildung gestartet. Dies ist eine kostenlose, frei zugängliche Lernplattform für Lehramtsstudierende (und Lehrkräfte), in der sie ausgewählte Themen der drei Disziplinen Erziehungswissenschaft, Fachdidaktik und Fachwissenschaft miteinander verschränkt lernen können. Dies geschieht hauptsächlich durch den Einsatz gescripteter Unterrichtsvideos, in denen wir zeigen, wie die Themen in Unterrichtssituationen zusammenspielen (können).
Ich habe 2018 in der Toolbox Lehrerbildung als Materialentwickler für die Fachwissenschaft angefangen. Das heißt, ich schreibe die Texte für die Kursseiten zu den fachwissenschaftlichen Themen wie Graphen & Bäume (Informatik), Dynamische Prozesse in Ökosystemen (Mathematik/Biologie) oder gerade jetzt zur Chemie der Farben (Chemie). Zudem zeichne ich Illustrationen, erstelle Selbstlernaufgaben und programmiere interaktive Visualisierungen/Diagramme, mit denen die Themen im wahrsten Sinne des Wortes (be)greifbar gemacht werden.
Mit der Zeit habe ich außerdem noch weitere Aufgaben übernommen, die sich unter Technikverwaltung zusammenfassen lassen: Ich bin Kontaktperson zu einer externen Softwarefirma, die das Backend der Lernplattform betreut, ich koordiniere unsere Zusammenarbeit mit anderen Unterrichtsvideoportalen und ich designe und betreue die Website unseres Projekts.
In den letzten 10 Jahren habe ich auch parallel sehr viel Zeit in die Lehre gesteckt und als Tutor und Übungsleiter gearbeitet. Momentan habe ich allerdings eine 100%-Stelle in der Toolbox Lehrerbildung, sodass ich in absehbarer nicht mehr unterrichten werde. Zum richtigen Forschen komme ich, vielleicht wenig überraschend, kaum. Ich versuche, wann immer ich Zeit habe, über ein, zwei mathematische Probleme nachzudenken und etwas Verwertbares dazu aufzuschreiben. Aber das Meiste ist im Moment nicht erwähnenswert.

Motivation: warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?

Unsere Kinder verbringen einen Großteil ihres Lebens in der Schule. Deswegen ist es wichtig, dass unsere Lehrkräfte gut ausgebildet werden. Und trotz all der Theorie, die wichtig ist, sollte ein größerer Praxisbezug im Vordergrund stehen. Mit unseren Unterrichtsvideos und verschränkten Disziplinen bilden wir dabei vielleicht nur einen Tropfen auf den heißen Stein. Aber wir zeigen eine erfolgreiche Möglichkeit auf, wie die Lehrer'innenbildung in Zukunft aussehen kann.
Außerdem sind ALICE:Bruchrechnen, der Name des Buchprojekts meiner Promotion, und die Toolbox Lehrerbildung gute Beispiele dafür, wie Digitalisierung in der Schule und Hochschule aussehen kann.

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?

Ich bin Schatzmeister im Bayerischen Go-Verein. Go ist ein ca. 4000 Jahre altes Brettspiel. Es entstand in China und wurde in Japan in die heutige Form entwickelt. Seit ein-, zweihundert Jahren verbreitet es sich zunehmend auch in Europa. Als ich etwa 18 Jahre war, hab' ich dieses Spiel über den Manga Hikaru no Go kennengelernt; so wie viele andere auch zu dieser Zeit. Nachdem ich nach München gezogen bin, habe ich oft die örtlichen Spieleabende besucht und an Wochenendturnieren teilgenommen. Eine kurze Zeit leitete ich auch eine Go AG bei mir an der Uni. Leider habe ich für Go immer weniger Zeit und Energie: Promotion, Arbeit, Corona, Familiengründung, etc. Da ich aber unbedingt etwas für die Community hier in Deutschland und insbesondere Bayern tun will, hab' ich mich vor ein paar Jahren dazu bereit erklärt, im Verein als Schatzmeister und Mitgliedsverwalter mitzuarbeiten. Da wir dann aber doch sehr viel kleiner sind als andere Sportvereine, hält sich die Arbeit sehr in Grenzen. 

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?

Das interessanteste Hobby ist vermutlich Go, zu dem ich oben ja schon ein bisschen was geschrieben hab'. Ansonsten hab' ich das Problem, dass ich zu viele Interessen hab'. Bin immer ein paar Wochen/Monate von etwas besessen und wechsle dann plötzlich zu etwas anderem.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?

Hmh... Im Idealfall hat der 100 Stunden, sodass ich alles schaffen kann, was ich mir immer für einen normalen Tag vornehme. Aber unter realistischen Bedingungen:
Früh, aber erholt aufwachen. In Ruhe einen Kaffee trinken und ein Buch lesen. Dann bei schönem Wetter raus an die frische Luft und ein bisschen Sport machen. Ein spätes, großes Frühstück. Nachmittags dann an ein paar Stunden an einem Hobbyprojekt rumbasteln. Und abschließend mit einem Glas Whisky in die Badewanne und wieder lesen.

Bitte begrüßt Bernhard ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, January 30, 2022

Mathe? Logisch! Florian Felix ist jetzt bei Real Scientists DE!

Diese Woche freuen wir uns sehr, euch unseren neuen Kurator Florian Felix (@mathemensch) vorstellen zu dürfen! Florian wollte immer schon Wissenschaftler werden, aber ist über die Schulzeit immer weiter in die Abstraktion geschlittert. Erst wollte er Zoologe werden, dann Chemiker, dann Physiker, dann theoretischer Physiker. Nach dem Abitur hat er schließlich in Münster angefangen Mathematik und Physik zu studieren, nur um festzustellen, dass er nicht so gut rechnen kann. Deshalb hat er die Physik verlassen und sie als Nebenfach durch mathematische Logik ersetzt. Zur Promotion ist er dann nach Düsseldorf gegangen und forscht nun an der Modelltheorie und Arithmetik bewerteter Körper und motivischer Integration.

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?

Als Kind habe ich sehr viele Sachbücher über das Universum verschlungen und bin dann - eventuell ironischerweise - durch das Lesen von Douglas Adams' "Per Anhalter durch die Galaxis" der Faszination völlig verfallen. Ich mochte schlaue Argumente und Beobachtungen, Tricksereien um Geheimnissen auf die Spur zu kommen. 

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?  

Ich hab während meines ersten Studienjahres gemerkt, dass mir die Mathematik viel mehr Spaß macht als die Physik und habe mein eigentliches damaliges Ziel Physiker zu werden dann an den Nagel gehangen. In Münster gab und gibt es zu meinem Glück - ich habe die Universität nicht danach ausgewählt - das größte Institut für mathematische Logik in Deutschland und das hatte mich sehr fasziniert. Aus der Populärwissenschaft haben ja viele Menschen schon von den Gödelschen Unvollständigkeitssätzen gehört und ich wollte das lernen. Von Modelltheorie wusste ich da noch gar nichts, aber ich hatte einen sehr großartigen Professor, der vier Logikvorlesungen am Stück angeboten hat. Es fing an mit den Klassikern, also Gödels und Tarskis Arbeit und dann ging es  über in drei weitere Vorlesungen zur Modelltheorie. Mir hat es sehr viel Spaß gemacht da viel Mathematik gleichzeitig zu betreiben und an einem relativ jungen Gebiet mitzuwirken. Die Community in der Modelltheorie ist auch sehr offen für junge Teilnehmer*innen gewesen und hat mich und meine damaligen Kommilitonen, die diesen Vorlesungsmarathon mit mir durchgestanden haben, mit offenen Armen empfangen, sodass wir früh auch schon an Konferenzen teilnehmen konnten.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit! 

Also zunächstmal bin ich Mathematiker, das heißt, ich denke über abstrakte Objekte nach und versuche ebenso abstrakte Aussagen über diese Objekte aufzustellen und zu beweisen.

Spezifischer bin ich Modelltheoretiker oder vielleicht sogar eine Prise algebraischer Geometer.

Ein Post-Doc hat mal gesagt, dass Modelltheorie als linguistische Geometrie bezeichnet werden könnte. Das ist sicherlich nicht sonderlich akkurat, weil das mit Linguistik nicht so viel zu tun hat, aber es gibt einen Kern an Wahrheit. Im Wesentlichen möchte ich algebraische Objekte verstehen indem ich zwischen einem symbolischen Formalismus und der Interpretation dieses Formalismus hin und her springe, also quasi Ping Pong zwischen Semantik und Formalismus spiele. Es stellte sich im Laufe des zwanzigsten Jahrhunderts raus, dass die Werkzeuge, die man erst genutzt hat um zu versuchen die Mathematik auf solide Beine zu stellen, sich auch ganz hervorragend eignen um in der Mathematik selbst wieder Ergebnisse zu erlangen.

Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren? 

Ich denke die Antwort darauf ist sehr ähnlich wie auf die Frage warum wir uns dafür interessieren sollten wie das Universum entstanden ist. Die Anwendungen auf unsere unmittelbare Lebensrealität sind gering und auch wenn es durchaus sein kann, dass auf dem Weg Anwendungen auf unsere unmittelbare Lebensrealität herausfallen - Mathematiker*innen erwähnen dort gerne, dass Zahlentheorie auch ohne den Hintergedanken zur Anwendung in der Kryptographie enstanden ist - ist das nicht der zentrale Punkt. Ich möchte eine Lanze dafür brechen da keine Nebelkerzen zu werfen und sich auf potentielle Anwendungen zu beziehen und sage lieber was mich daran gefesselt hat:

Innerhalb gewisser Regeln kann man ganz neue Universen erforschen, die Aliens oder sogar intelligente Wesen in ganz anderen Universen aus den gleichen Regeln genauso ableiten könnten. Dabei leitet einen Intuition und Vorstellung, die man aus der echten Welt schöpft, die aber dann auf kurioseste und manchmal fast schon humoristische Weise gebrochen wird.

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten? 

Ich bin an einem Graduiertenkolleg des DFG angestellt und habe damit keine offiziellen Lehrtätigkeiten. Ich helfe dabei Seminare zu organisieren und organisiere einmal im Jahr mit meinem guten Freund Simone Ramello eine Outreachkonferenz zur Modelltheorie namens Short Model Theory Huddle (SMTH), die sich an Mathematikstudierende richtet, die sich für Modelltheorie interessieren, aber eventuell nicht die Möglichkeit haben sich an ihrem Institut damit zu beschäftigen.

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest? 

Ich spiele ein wenig Klavier, schreibe gerne kleine Gedichte und Songs, spiele gerne Improvisationstheater und bin leidenschaftlicher Spielleiter für Pen and Paper Rollenspiele.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)? 

Ein langer Spaziergang und dann wahlweise ein Abend alleine mit einem Buch oder einem artsy Videospiel oder mit Freund*innen zusammen weirde Filme oder Musik konsumieren oder Pen and Paper spielen.

 

Bitte begrüßt Florian ganz herzlich bei Real Scientists DE!