Sunday, January 30, 2022

Mathe? Logisch! Florian Felix ist jetzt bei Real Scientists DE!

Diese Woche freuen wir uns sehr, euch unseren neuen Kurator Florian Felix (@mathemensch) vorstellen zu dürfen! Florian wollte immer schon Wissenschaftler werden, aber ist über die Schulzeit immer weiter in die Abstraktion geschlittert. Erst wollte er Zoologe werden, dann Chemiker, dann Physiker, dann theoretischer Physiker. Nach dem Abitur hat er schließlich in Münster angefangen Mathematik und Physik zu studieren, nur um festzustellen, dass er nicht so gut rechnen kann. Deshalb hat er die Physik verlassen und sie als Nebenfach durch mathematische Logik ersetzt. Zur Promotion ist er dann nach Düsseldorf gegangen und forscht nun an der Modelltheorie und Arithmetik bewerteter Körper und motivischer Integration.

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?

Als Kind habe ich sehr viele Sachbücher über das Universum verschlungen und bin dann - eventuell ironischerweise - durch das Lesen von Douglas Adams' "Per Anhalter durch die Galaxis" der Faszination völlig verfallen. Ich mochte schlaue Argumente und Beobachtungen, Tricksereien um Geheimnissen auf die Spur zu kommen. 

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?  

Ich hab während meines ersten Studienjahres gemerkt, dass mir die Mathematik viel mehr Spaß macht als die Physik und habe mein eigentliches damaliges Ziel Physiker zu werden dann an den Nagel gehangen. In Münster gab und gibt es zu meinem Glück - ich habe die Universität nicht danach ausgewählt - das größte Institut für mathematische Logik in Deutschland und das hatte mich sehr fasziniert. Aus der Populärwissenschaft haben ja viele Menschen schon von den Gödelschen Unvollständigkeitssätzen gehört und ich wollte das lernen. Von Modelltheorie wusste ich da noch gar nichts, aber ich hatte einen sehr großartigen Professor, der vier Logikvorlesungen am Stück angeboten hat. Es fing an mit den Klassikern, also Gödels und Tarskis Arbeit und dann ging es  über in drei weitere Vorlesungen zur Modelltheorie. Mir hat es sehr viel Spaß gemacht da viel Mathematik gleichzeitig zu betreiben und an einem relativ jungen Gebiet mitzuwirken. Die Community in der Modelltheorie ist auch sehr offen für junge Teilnehmer*innen gewesen und hat mich und meine damaligen Kommilitonen, die diesen Vorlesungsmarathon mit mir durchgestanden haben, mit offenen Armen empfangen, sodass wir früh auch schon an Konferenzen teilnehmen konnten.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit! 

Also zunächstmal bin ich Mathematiker, das heißt, ich denke über abstrakte Objekte nach und versuche ebenso abstrakte Aussagen über diese Objekte aufzustellen und zu beweisen.

Spezifischer bin ich Modelltheoretiker oder vielleicht sogar eine Prise algebraischer Geometer.

Ein Post-Doc hat mal gesagt, dass Modelltheorie als linguistische Geometrie bezeichnet werden könnte. Das ist sicherlich nicht sonderlich akkurat, weil das mit Linguistik nicht so viel zu tun hat, aber es gibt einen Kern an Wahrheit. Im Wesentlichen möchte ich algebraische Objekte verstehen indem ich zwischen einem symbolischen Formalismus und der Interpretation dieses Formalismus hin und her springe, also quasi Ping Pong zwischen Semantik und Formalismus spiele. Es stellte sich im Laufe des zwanzigsten Jahrhunderts raus, dass die Werkzeuge, die man erst genutzt hat um zu versuchen die Mathematik auf solide Beine zu stellen, sich auch ganz hervorragend eignen um in der Mathematik selbst wieder Ergebnisse zu erlangen.

Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren? 

Ich denke die Antwort darauf ist sehr ähnlich wie auf die Frage warum wir uns dafür interessieren sollten wie das Universum entstanden ist. Die Anwendungen auf unsere unmittelbare Lebensrealität sind gering und auch wenn es durchaus sein kann, dass auf dem Weg Anwendungen auf unsere unmittelbare Lebensrealität herausfallen - Mathematiker*innen erwähnen dort gerne, dass Zahlentheorie auch ohne den Hintergedanken zur Anwendung in der Kryptographie enstanden ist - ist das nicht der zentrale Punkt. Ich möchte eine Lanze dafür brechen da keine Nebelkerzen zu werfen und sich auf potentielle Anwendungen zu beziehen und sage lieber was mich daran gefesselt hat:

Innerhalb gewisser Regeln kann man ganz neue Universen erforschen, die Aliens oder sogar intelligente Wesen in ganz anderen Universen aus den gleichen Regeln genauso ableiten könnten. Dabei leitet einen Intuition und Vorstellung, die man aus der echten Welt schöpft, die aber dann auf kurioseste und manchmal fast schon humoristische Weise gebrochen wird.

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten? 

Ich bin an einem Graduiertenkolleg des DFG angestellt und habe damit keine offiziellen Lehrtätigkeiten. Ich helfe dabei Seminare zu organisieren und organisiere einmal im Jahr mit meinem guten Freund Simone Ramello eine Outreachkonferenz zur Modelltheorie namens Short Model Theory Huddle (SMTH), die sich an Mathematikstudierende richtet, die sich für Modelltheorie interessieren, aber eventuell nicht die Möglichkeit haben sich an ihrem Institut damit zu beschäftigen.

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest? 

Ich spiele ein wenig Klavier, schreibe gerne kleine Gedichte und Songs, spiele gerne Improvisationstheater und bin leidenschaftlicher Spielleiter für Pen and Paper Rollenspiele.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)? 

Ein langer Spaziergang und dann wahlweise ein Abend alleine mit einem Buch oder einem artsy Videospiel oder mit Freund*innen zusammen weirde Filme oder Musik konsumieren oder Pen and Paper spielen.

 

Bitte begrüßt Florian ganz herzlich bei Real Scientists DE!      

Sunday, January 23, 2022

Künstliche Intelligenz entmystifizieren - Kenza Ait Si Abbou ist jetzt bei Real Scientists DE!

Diese Woche freuen wir uns sehr, euch unsere neue Kuratorin Kenza Ait Si Abbou (@KenzaAbbou) vorstellen zu dürfen! Kenza ist eine mehrfach ausgezeichnete Expertin für Robotik und künstliche Intelligenz. Sie kommt aus Marokko, hat Elektrotechnik in Spanien und Wirtschaftsingenieurwesen in Berlin studiert. Nach verschiedenen Stationen in Spanien und China, arbeitet sie heute beim amerikanischen Tech-Konzern IBM. Die Zeitschrift „Capital“ wählte sie 2020 zur „jungen Elite Deutschlands“ (Top 40 unter 40). Ebenfalls 2020 erschien ihr erstes Buch „Keine Panik, ist nur Technik“ (Gräfe und Unzer Verlag).

Foto: Hendrik Gergen

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Ich arbeite im Umfeld der künstlichen Intelligenz (KI) und habe mich bereits im Studium dafür entschieden. Ich fand es damals faszinierend wie man nach dem Modell der Neuronennetze ein computerbasiertes System bauen kann, was ähnlich funktioniert wie unser Gehirn und einer Maschine erlaubt zu lernen, Probleme zu lösen und sich weiter zu entwickeln.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Mit meinem Team machen wir Co-Creation-Workshops mit unseren Kunden und bauen MVPs (minimal variable products). Das heißt, nach den Methoden des Design Thinking und Lean Startup bauen mit unseren Kunden technologische Lösungen (meistens KI-basiert), die unterschiedliche Probleme der Kunden lösen können, und das innerhalb wenigen Wochen. Da geht nur so schnell, weil wir nicht die komplette Lösung bauen, sondern das notwendige, um unsere Annahmen zu bestätigen und diese live im laufenden System zu validieren. 

Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Mir ist es ein Anlegen, die KI zu entmystifizieren. Es ist keine Magie, sondern eine Sammlung an Methoden, die auf Mathematisch und Statistik basieren.  

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Ja, zusätzlich zu meinem Job, bin ich Buch-Autorin und Speakerin. Ich schreibe und spreche über KI und versuche diese einfach zu erklären, damit Laien sie verstehen können.  

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Joggen und Yoga. Früher habe ich Fremdsprachen gelernt, als Hobby. Leider habe ich dieses Hobby momentan runterpriorisiert.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Mit viel Entspannung: also langsam aufstehen (ausschlafen geht mit Kindern leider nicht mehr), schön frühstücken, spazieren gehen, Mittagsschlaf halten und am Nachmittag Kuchen essen. Und das wichtigste: gar nichts planen, sondern den Tag leben wie er kommt.

Bitte begrüßt Kenza ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, January 16, 2022

Mit der Pipette gegen den Krebs - Franziska Briest ist jetzt bei Real Scientists DE

Mit großer Vorfreude möchten wir euch unsere neue Kuratorin Franziska Briest (@F_I_Briest) vorstellen! Franziska, geboren 1982, lebt mit ihrer Familie in Berlin und arbeitet an der Charité. Sie studierte Biochemie/Molekularbiologie mit Schwerpunkt molekulare Medizin an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena, bevor sie 2009 nach Berlin wechselte. Nach der Elternzeit mit dem ersten Kind promovierte sie 2016 an der Freien Universität Berlin zu seltenen Tumoren. Nach einem thematischen Wechsel und der Elternzeit mit dem zweiten Kind forscht und lehrt sie seit 2018 u.a. zu den genetischen Ursachen der Blutkrebsentstehung.

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Forschen war schon ganz früh mein Berufsziel. Als Kind habe ich tote Insekten „seziert“ oder Stühle übereinander gestellt, um an die Haushaltschemikalien zu kommen, die ich dann miteinander gemischt habe (heute weiß ich, dass das grundsätzlich keine so gute Idee ist, weder das mit den Stühlen, noch das Mischen von Haushaltschemikalien). Zwischendurch kam mal das Thema Archäologie auf (weshalb ich dann in der Mittelstufe einen Sprachfokus gewählt habe und mich – zu lange – mit Altgriechisch und Latein gequält habe). Später kamen dann die Naturwissenschaften zurück und dabei ist es dann letztlich auch geblieben. Seit einem Schülerpraktikum am Max-Planck-Institut, in dem ich meine erste DNA isoliert und PCR angesetzt habe, war klar, wohin die Reise für mich geht.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Ich hatte schon immer den Wunsch, etwas zum Wohl der Allgemeinheit zu tun, anstatt z.B. ein Unternehmen reicher zu machen (wobei sich das grundsätzlich nicht ausschließt, aber gerade in der Medizin durchaus den ethischen Grundsätzen widersprechen kann). Daher war öffentliche, medizinische Forschung ganz oben auf der Liste. Das schwankte dann lange zwischen HIV-Forschung und Krebsforschung, letztlich fand ich letztere spannender.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Forschung klingt erstmal viel spannender, als es letztlich ist: unsere Arbeit ist sehr stark geprägt von Planungen, Auswertungen und Wiederholungen. Die eigentlichen Experimente nehmen, zumindest wenn man mit fortschreitender Erfahrung immer mehr Supervision übernimmt, gar nicht so viel Zeit ein. Dazu kommt eine unfassbare Menge an Bürokratie, die manchmal den letzten Nerv raubt.
Typisch für naturwissenschaftliche Forschung ist auf jeden Fall ein sehr hoher Anteil an Fehlversuchen. In unserem Beruf muss man eine hohe Frustrationstoleranz haben, bis ein Versuch optimiert ist oder ein System etabliert. Da kann die Vorbereitung eines Experimentes schon mal viele Monate in Anspruch nehmen, ohne dass man einen einzigen Messwert erhoben hat. Aber wenn dann das System steht und dann auch die Experimente Ergebnisse liefern, ist die Belohnung umso größer. Man muss aber auch den Mut haben, eine Hypothese irgendwann gehen zu lassen, um sich nicht in ressourcenaufwendigen Sackgassen zu verrennen. Die Kunst liegt sicher darin, zu erkennen, wann man am Ball bleiben sollte und wann man umdenken muss. 

Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Fast jeder zweite Mensch in Deutschland erkrankt, statistisch gesehen, in seinem Leben an Krebs. Eine Krebserkrankung ist immer eine Ausnahmesituation für die Betroffenen und ihre Familien. Da muss vieles gleichzeitig bewältigt werden. Die Patient:innen suchen natürlich nach Information und Rat und das Internet ist da leider nicht immer der beste Ratgeber. Zusätzlich treffen viele auf ein Gesundheitssystem, in dem die Zeit für ausführliche Beratung knapp ist. Die Pandemie zeigt derzeit auch, dass gerade Risiken und Relationen von vielen Menschen über- oder unterschätzt werden. Da ist es hilfreich, wenn Patienten gut informierte Entscheidungen treffen können, weil auch ein gutes Vorwissen vorhanden ist. Dazu kommt, dass gerade bei der Frage, was kann ich tun, um Krebs vorzubeugen oder früh zu erkennen, auch viel Leid durch bessere gesundheitliche Bildung verhindert werden könnte.

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Ich war 6 Jahre lang Mitglied im Kommunalparlament in Berlin Mitte und 5 Jahre davon eine von 2 Fraktionsvorsitzenden. Dabei bekommt man einen tiefen Einblick, wie Verwaltung funktioniert, wie politische Akteure arbeiten und wie man selbst Menschen führt. Man lernt Kompromisse zu schließen, pragmatisch zu denken und vor allem weg von einer naturwissenschaftlichen Analytik, auf einer Metaebene zu denken. Politik und Wissenschaft haben viel gemeinsam: beides sind sehr kompetitive Felder, oft immer noch von Männern dominiert, wer nicht dauerhaft „liefert“ verliert schnell den Anschluss. Aber die Denkweisen unterscheiden sich fundamental. Leider ist beides, zumal mit zwei Kindern und einem Beruf der viel zusätzliche Flexibilität abverlangt, sehr schwierig zu stemmen. Ich habe, hochschwanger mit dem zweiten Kind, parallel Koalitionsverhandlungen geführt und meine Dissertation verteidigt. Das hält kein Mensch dauerhaft durch.
Heute mache ich Gremienarbeit an der Charité als stellvertretendes Mitglied des Fakultätsrates. Das ist zeitlich besser mit Familie, Forschung und Lehre zu vereinbaren.

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Es bleibt leider wenig Zeit für regelmäßige Hobbies. Ich laufe regelmäßig und wenn Zeit ist, tobe ich mich gerne kreativ aus, das reicht von Lyrik, über kleine Klavierkompositionen bis hin zu Fotografie. Ich habe auch schon ein Kinderbuch veröffentlicht.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Die Pandemie ist vorbei. Ausschlafen, eine Runde laufen gehen oder noch besser: schwimmen, gutes Essen irgendwo mit Blick aufs Meer und Zeit mit der Familie.

Bitte begrüßt Franziska ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, January 9, 2022

Fragen für die Wissenschaft, Antworten für alle - Anna Henschel ist jetzt (wieder) bei Real Scientists DE!

Und schon wieder haben wir eine Wiederholungstäterin zu Gast: Nach ihrer ersten Real-Scientists-DE-Kuration vor fast vier Jahren freuen wir uns sehr, euch Anna Henschel (@AnnaHenschel) noch einmal als Kuratorin vorstellen zu dürfen! Anna ist Projektmanagerin im Team des Wissenschaftsjahres 2022 bei Wissenschaft im Dialog, wo sie die zentrale Mitmachaktion IdeenLauf mitgestaltet. Schon 2019 beteiligte sich Anna am Wissenschaftsjahr mit Beiträgen über soziale Roboter, ihrem Promotionsthema. Bevor sie an der University of Glasgow zur Mensch-Roboter-Interaktion forschte, studierte sie Psychologie an der Universität Konstanz und Kognitive Neuropsychologie an der Vrije Universiteit Amsterdam. Fun Fact: ihr bei Twitter am häufigsten verwendetes Wort ist “begeistert”.

Wie bist du in der Wissenschaftskommunikation gelandet?
Während meiner Promotion durfte ich ganz viele Formate der Wissenschaftskommunikation (Vorträge, Artikel, Videos, Podcasts, Science Slams, …) ausprobieren und herausfinden, was mir Spaß macht und wo meine Talente liegen. Da ich seit jeher immer auf eine Forschungskarriere hin arbeitete, hatte ich Wissenschaftskommunikation als Karriereoption erst gar nicht im Blick. Über die aktive Community in der UK - und mit der Unterstützung meiner Mentor*innen - bin ich dann darauf gekommen, mich zum Ende meiner Promotion 2020 auch auf Stellen außerhalb der Forschung zu bewerben.

Warum hast du dich für die Wissenschaftskommunikation entschieden, und/oder was hält dich dort?
In meiner Antwort vor 4 Jahren schrieb ich, dass mir die Vielfältigkeit der Forschung und die fachübergreifende Arbeit gefällt. In der Zwischenzeit habe ich gemerkt, dass ich mich für ganz viele verschiedene Forschungsthemen interessieren (und auch in sie eindenken) kann, und lieber Forscher*innen dabei unterstütze, ihre aufregenden Ergebnisse in die Welt zu tragen. Immer nur an einem Thema zu arbeiten und mich weiter zu spezialisieren wäre nichts für mich. 

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Im IdeenLauf möchten wir dazu einladen, dass jede*r Fragen für die Wissenschaft stellen kann, also Ideen für künftige Forschungsunterfangen. Im Rahmen der Initiative sammeln wir die Fragen in der ersten Jahreshälfte, um sie dann zu bündeln und schließlich an die Forschung und Forschungspolitik weiterzugeben. Das gab es in Deutschland in der über 20-jährigen Geschichte der Wissenschaftsjahre noch nie! Normalerweise ist immer ein Thema der Schwerpunkt (2020/21: Bioökonomie und 2019: Künstliche Intelligenz). Dieses Jahr wird aber themenoffen sein und lädt alle ein, sich beim Fragenstellen zu beteiligen. 

Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Arbeit interessieren?
Es ist keine neue Erkenntnis, dass gute und transparente Wissenschaftskommunikation immer mehr an Bedeutung gewinnt - gerade zu diesem historischen Zeitpunkt. Jenseits der Coronapandemie hoffe ich, dass wir mit dem Wissenschaftsjahr und dem IdeenLauf für den prozesshaften Charakter von Forschung sensibilisieren können und viele unserer Einladung folgen, sich mit ihren Ideen zu beteiligen. 

Hast du irgendwelche interessanten zusätzlichen Aufgaben?
Ich engagiere ich mich ehrenamtlich für ein Mentoringprogramm für Studentinnen der Universität Osnabrück. Ich durfte in meiner bisherigen Karriere viel Unterstützung, Förderung und Zusprache durch Mentor*innen erhalten. Das möchte ich gerne weitergeben.  

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Ich bin ein Bücherwurm, und schaffe es nicht in einen Buchladen zu gehen ohne dort Geld zu lassen. Als ich Anfang 2021 nach Berlin gezogen bin, war mir die Stadt sofort sympathisch, weil Buchläden trotz Pandemie geöffnet hatten. Gerade lese ich “Erzählende Affen” von Samira El Ouassil und Friedemann Karig.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Ich würde durch einen schönen Buchladen oder eine Bibliothek schlendern, ein bisschen stöbern und dann ein gemütliches Plätzchen zum Lesen finden - wahrscheinlich mit einem Kaffee in der Hand.

Bitte begrüßt Anna ganz herzlich zurück bei Real Scientists DE!

Sunday, January 2, 2022

Von der Kernresonanzspektroskopie zum Softwareengineering - Sasha Göbbels ist jetzt bei Real Scientists DE!

Diese Woche freuen wir uns sehr, euch einen alten Bekannten vorstellen zu dürfen! Sasha Volker Göbbels (@sasha_goebbels) hat uns 2017 in frühen Real-Scientists-DE-Tagen schon einmal beehrt.
Da das schon ein eine Weile her ist, hat er unseren Fragebogen noch einmal aktualisiert:

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Seit ich ein Teenager bin, war ich von Chemie fasziniert. Ich bekam Chemiebaukästen geschenkt, habe die Experimentierbücher von Römpp und Raaf durchgearbeitet und ich besaß ein komplettes Kellerlabor in unserem Haus.
Jede Woche fuhr mein Vater mit mir nach Aachen zum Orgelunterricht. Danach folgte meist ein Abstecher ins Laborbedarfsgeschäft. Dort kennt man mich heute noch, nach so vielen Jahren, mit Namen ;)
Manche Chemikalien bekam ich bei unserem Dorfapotheker. Der ist heute einer meiner persönlichen Freunde. Ich stand mit 16 im Giftbuch, weil ich 2.5 Gramm Sublimat (Quecksilberchlorid) für die Zubereitung einer Färbelösung benötigte.
Dann war es irgendwie folgerichtig, in Aachen Chemie zu studieren. Bis zur Diplomzeit das übliche "Naßchemiestudium" und in der Diplomarbeit Theoretische Chemie. Weil sich mit der Zeit die Arbeit mit Computern und deren Programmierung zu einem zweiten Hobby ausgeweitet hatten. Zur Promotion habe ich dann noch mal den Lehrstuhl gewechselt, was zu gewissen politischen Verstimmungen innerhalb des Professorenkollegiums geführt hat. 

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Ich habe eine Vorlesung meines späteren Diplombetreuers über die Theorie der Kernresonanzspektroskopie (NMR) gehört. Wir waren lediglich zu zweit. Irgendwann hab ich den Professor dann nach einer Vorlesung gefragt, ob ich mit ihm über eine Diplomarbeit reden könnte und er bot mir eine Arbeit zu diesem Thema an. Das war genau das, was ich machen wollte.
Leider hat mich dann nach der Promotion nichts mehr in der Wissenschaft halten können, weil einfach kein Geld zur Verfügung stand. Und bei einem Chemieunternehmen wollte ich nicht arbeiten. Also habe ich mein zweites Standbein zum Beruf gemacht.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Zur Promotion: Ich habe im meiner Promotion untersucht, wie man mittels Kernresonanz das Strömen von Flüssigkeiten in porösen Medien untersuchen kann. Eine spezielle Anwendung davon ist die Einstellung des Arbeitsdrucks von Dialysemodulen. Das wurde früher mit radioaktiven Tracern gemacht. Nun kann man das, zumindest theoretisch, mit Kernresonanzspektroskopie machen.
Zu meiner aktuellen Arbeit: Ich arbeite als eine Art "Unicorn" für ein mittelständisches Softwareunternehmen. Da nehme ich verschiedene Tätigkeiten wahr. Von (Senior) Softwareentwickler, Tech Lead (eine Art technischer Projektleiter), Softwarearchitekt und Engineering Manager im Allgemeinen.

Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Ich habe ganz allgemein gesehen einen Werdegang, den wahrscheinlich relativ viele Menschen mit oder nach einem wissenschaftlichen Studium genommen haben oder nehmen werden. Ich habe den klassischen Wissenschaftsbereich verlassen und bin in der Industrie (in meinem Fall IT) gelandet. Unter anderen über diesen Übergang würde ich gern sprechen und warum das Studium keine verlorene Zeit war.

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Ich habe einige private/persönliche Blog Projekte, die gerade in der Entwicklung sind, deshalb kann ich dazu noch nicht so viel sagen. Aber zusätzlich bin ich Konferenzspeaker. Oder besser gesagt: ich liebe es, Vorträge auf Konferenzen zu halten.

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Zu viele, um sie alle aufzuzählen! Ich beschäftige mich mit Modetheorie (ja, das gibt es wirklich), Digital Humanities (also dem Bereich, wo IT und Soziologie/Psychologie etc. zusammen spielen) und ich koche und backe gern. Ob ich das gut mache sollten andere beurteilen :) Außerdem höre ich gerne Podcasts. Mein Podcatcher listet gerade 143 abonnierte Podcasts, die ich aber nicht alle Regelmäßig höre 🙈

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Ich schlafe relativ lange, wobei ich am frühen Morgen meist kurz raus muss, um eine bestimmte Katze vor dem sicheren Hungertod zu bewahren. Ich lese relativ viel, ich koche oft und am Wochenende bin ich meist bei meinen Schwiegereltern zu Abendessen eingeladen. Da freue ich mich als Katzenmensch jedes mal drauf, weil ich dann mit dem Schwiegerhund eine Runde drehe. Der freut sich auch. Ob das am Spaziergang liegt oder daran, dass ich immer ein "Leckerli" mitbringe, möchte ich nicht beurteilen :)

Bitte begrüßt Sasha ganz herzlich bei Real Scientists DE!