Sunday, August 18, 2024

Entwicklungszusammenarbeit erforschen - Tobias Denskus ist jetzt bei Real Scientists DE!

Diese Woche begrüßen wir Tobias Denskus ganz herzlich auf dem Kanal! Tobias (@ aidnography.de) ist Associate Professor in Development Studies und lehrt an der Universität Malmö/Schweden Entwicklungskommunikation. Im Spannungsfeld von Entwicklungsforschung und Medien- und Kommunikationswissenschaft befasst er sich mit digitaler Lehre, biographischem Schreiben über Entwicklungsarbeit und Fragen zur humanitären Hilfe. Tobias bloggt seit bald 15 Jahren, ist aktuell immer noch bei X und schaut viel zu oft Tiervideos auf Zoo-Facebookseiten…

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Nicht sehr strategisch.
Ich habe zwischen Abitur und Studienbeginn ein Praktikum beim Institut für Entwicklung und Frieden (INEF) gemacht, weil ich eine Ausgabe der Globalen Trends gesehen hatte und dachte „interessant, das ist an die Uni Duisburg-Essen angegliedert, ich komme aus Duisburg, passt” 😊. Seit dem haben mich Uni und globale Entwicklungsthemen nicht mehr losgelassen. Aber trotz meiner Promotion an einem der renommiertesten Entwicklungsforschungs-Institute, dem Institute of Development Studies (IDS) an der Uni Sussex, muss ich ganz ehrlich sagen, dass meine erste und aktuell feste Stelle in der Wissenschaft darauf zurückzuführen ist, dass ich fast 15 Monate nach meiner Bewerbung zu einem Gespräch nach Malmö eingeladen wurde und zugesagt habe…

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Ich habe während meines Diplom Politikwissenschaftsstudiums in Potsdam in einem damals neuen Studiengang als Hilfskraft gearbeitet der Fachkräften des öffentlichen Sektors aus dem Globalen Süden ein Master-Studium in Deutschland ermöglichte mit Unterstützung der deutschen Entwicklungszusammenarbeit (EZ). Tolle Zeit, sehr unterschiedliche Studierende und sehr spannende Interpretation was „Entwicklung“ bedeuten kann und wie man sie positiv gestalten kann.
Nach meinem Master in Friedensforschung an der Uni Bradford in UK, eher ernüchternden ersten Erfahrungen in „im Feld“ der humanitären Hilfe und EZ war mein Interesse an globalen Themen immer noch da, aber ging ziemlich klar in die akademische Richtung.
Was hält mich heute, bald 25 Jahre später, als mittelalten, weißen, europäischen CIS-Mann in einem Feld wo radikale Veränderung aus vielen Richtungen eingefordert werden? Manchmal ist einfach der Ehrgeiz im Zuge dieser Veränderungen einen sinnvollen Beitrag zu entwicklungspolitischen Debatten „zu Hause“ leisten zu wollen, denn an vielen Orten sollte ich in der zweiten Reihe stehe und zuhören.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Gäbe es HAWs/Fachhochschulen/Universities of Applied Sciences nicht, müsste man sie erfinden…ich arbeite an der Schnittstelle von sozialwissenschaftlicher Entwicklungsforschung, Medien- und Kommunikationswissenschaft und das, was man vor allem in UK Cultural studies nennt.
Für mich sind Forschung, Lehre und Kommunikation eng miteinander vernetzt und anstatt zu produzieren würde ich mich lieber als Kurator und „Übersetzer” sehen.
Seit bald 25 Jahren bietet die Uni Malmö einen einzigartigen online Teilzeit Master-Studiengang auf Englisch in Communication for Development an. Den tendenziell eher etwas berufs- und lebens-erfahreren Studierenden ein Angebot zu machen, wie wir gemeinsam reflektiert über globale Entwicklung sprechen können stellt den Hauptteil meiner Arbeit dar. Aber auch über meinen Blog oder soziale Medien zu kommunizieren sehe ich als Teil meiner „Arbeit“. 
Ich behaupte oft, dass ich eine der größten Sammlungen an Memoiren und Autobiographien von Menschen habe, die über ihr Leben in der globalen Zusammenarbeit geschrieben haben-aber auch Biographien, fiktionale Texte, romantische Literatur,… zu EZ und humanitärer Hilfe sind Teil meines längerfristigen Interesse daran, wie Menschen über sich in der EZ und generell über das Thema schreiben wenn es nicht wissenschaftlich aufbereitet wird. 
Von meiner Verwaltungsarbeit im Bereich „Qualitätssicherung“ schreibe ich dann mehr bei BlueSky

Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Vernünftig, Evidenz-basiert, reflektiert über das Thema EZ zu diskutieren war noch nie ein Selbstläufer, aber im „digitalen Zeitalter“ kommen Triggerpunkte öfter, schneller und aus noch mehr Richtungen, geographisch, politisch oder disziplinär.
Meine Arbeit, mein „Service“ ist sicher nur der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein, aber nuancierte Diskussionen sind wichtig und da bringe ich mich gerne ein.
Nach bald 25 Jahren Beschäftigung mit dem Thema kenne ich natürlich viele Argumente aber eben auch Gegenargumente, warum globale Solidarität wichtig bleibt, welchen Beitrag EZ und humanitäre Hilfe dabei spielen kann und was man tun kann (sich informieren, kritisch bleiben, ein bisschen „Eine Welt“ Romantik haben)-aber auch was man getrost vergessen kann (gebrauchte Schuhe nach Afrika schicken…).

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Ich bin Mitglied im entwicklungspolitischen Beirat von Ingenieure Ohne Grenzen Deutschland-eine Organisation die im Spannungsfeld globaler Freiwilligenarbeit und technischer Zusammenarbeit tolle Projekte umsetzt und diskutiert wie man die zeitgemäß, nachhaltig und für alle Beteiligten sinnvoll anbieten kann.
Ich bin auch im Vorstand eines DAAD Alumni-Vereins (CSP Netzwerk für internationale Politik und Zusammenarbeit e.V.) und lerne seit meinem Stipendium im UN System vor mehr als 20 Jahren wie ein globales Alumni-Netzwerk immer noch und immer wieder relevant für mehr als 700 Mitglieder sein kann.

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Es gibt ja diese klassische Icebreaker-Frage „Wozu könntest du aus dem Stand einen halbstündigen Vortrag halten?“ und bei mir wären das Europa Kinder- und Jugendhörspiele, insbesondere der „ersten Generation“ von ca. Mitte der 1970er bis Ende der 1980er Jahre. Und gäbe es nicht bereits den genialen Drei Fragezeichen Fan-Podcast Spezialgelagert müsste ich ihn erfinden 😉

Wie sieht dein idealer freier Tag aus? (Forschende sind ja auch nur Menschen)
Wenn ich an den zurückliegenden Uni-freien Juli denke, dann bin ich schon sehr privilegiert in einer „15 Minuten Stadt“ wie Malmö zu leben-morgens einen Kaffee im Café nebenan beim Hören des 11 Freunde Podcasts, ein Hallenbad und den Öresund zum Schwimmen und ein Buch, gerne Entwicklungs-Memoiren (soviel Nerd bin ich dann schon…) und danach bei Discovery noch ein bisschen Gold Rush (Doku-Trash ist vielleicht als Zuschreibung etwas hart, aber bei „Hallmark für Männer“ gibt es auch Probleme 😉).

Bitte begrüßt Tobias ganz herzlich zurück auf dem Kanal!


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