Sunday, December 29, 2024

Wie man die Algebra für die Naturwissenschaften weiterentwickelt! Thomas Kahle ist jetzt bei Real Scientists DE!


Diese Woche freuen wir uns auf unsern Kurator Thomas Kahle (@tomkalei.bsky.social)! Thomas ist Mathematiker und hat 2010 an der Universität Leipzig promoviert. Seit 2013 ist er an der OvGU Magdeburg zunächst als Juniorprofessur und seit 2018 als Professor beheimatet. Er erforscht, wie die moderne abstrakte Algebra für Anwendungen, z.B. in der Statistik, nützlich gemacht werden kann. Außerdem podcastet er seit 2020 bei Eigenraum und Pi ist genau 3.

 

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?

Meine Mutter ist auch Mathematikerin und daher bin ich vielleicht familiär schon in diese Richtung geprägt. Ich habe mich als Kind auch immer für Computer interessiert, und ein Studium an der Uni war schon als Kind mein Traum. Nach dem Abi habe ich mich dann bei der Studienwahl zunächst für Physik entschieden. Im Physikstudium gab es aber genug Mathematik, sodass ich das Fach nie aus den Augen und dem Herzen verloren habe. Nach einem Diplom in der theoretischen Physik habe ich am MPI für Mathematik in den Naturwissenschaften in Leipzig promoviert. Nach Postdoc-Aufenthalten u.a. in Stockholm und Berkeley habe ich 2013 einen Ruf auf eine Juniorprofessur erhalten und 2018 auf eine W2-Professur.


Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?

Mathematik fasziniert mich mit ihren Strukturen und ihrer ganz eigenen Kreativität. Alles wird aus ein paar wenigen Grundtatsachen logisch abgeleitet. Innerhalb der Mathematik ist die Algebra die Wissenschaft vom Lösen von Gleichungen. Gleichungen tauchen natürlich von Biologie bis Statistik überall auf und in der Algebra machen wir die Grundlagenforschung zu den mathematischen Methoden für Anwendungen. An der Mathematik liebe ich auch, dass man eigentlich immer loslegen kann. Mein Laptop ist mein Labor und ich kann ihn immer dabeihaben. Was mich dabei hält, ist die Freiheit, die man in der Mathematik hat, immer wieder eigene Lösungen zu finden.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!

Als Professor bin ich in Forschung, Lehre, Selbstverwaltung und Outreach aktiv. Die Verwaltung überspringe ich hier mal, sie muss eben gemacht werden.

In der Forschung beschäftige ich mich mit den Bezügen von Algebra zu anderen Themen. Auf der mathematischen Seite z.B. der Kombinatorik, welche uns oft hilft, die schwierigen und komplexen algebraischen Strukturen zu ordnen und einfach zu beschreiben. Ich bin Mitglied des Programmkommittees des DFG-Schwerpunktprogramms 2458 „Kombinatorische Synergien“, wo wir diese Verbindungen erforschen.

Ich versuche auch die Anwendungen von Algebra in Naturwissenschaften weiterzuentwickeln. Da gibt es etwa das Feld der Algebraischen Statistik in der wir uns speziell mit algebraischen Strukturen in statistischen Methoden wie Maximum Likelihood Schätzung oder statistischen Tests auseinandersetzen.

In der Lehre gestalte ich die Grundausbildung in den mathematischen Studiengängen, sowie auch Lehramtsausbildung. Natürlich halte ich auch Vorlesungen über algebraische Spezialgebiete, wie man sie im Masterstudium Mathematik belegt.

Im Bereich Outreach habe ich das Podcasten für mich entdeckt. Ich erzähle gerne die Geschichten der Mathematik. Ich bin ein Sammler von Kuriositäten und kreativen Momenten, wo durch eine witzige Idee etwas Überraschendes passiert ist, oder wo die einzigartigen Lösungen, die in der Mathematik gefunden werden, auch woanders überraschen können. Einen Science-Slam habe ich auch schon mal bestritten und werde es wieder tun.

Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?

Mathematik steckt in vielen Dingen drin, ohne dass man es groß bemerkt. Viele kennen nur das evtl. ungeliebte Schulfach, welches die Vielfalt, Kreativität und Freiheit der Mathematik gar nicht gut abbilden kann. Ich spreche gerne alle an, die sagen „in Mathe war ich immer gut, habe das aber nach der Schule nie weiterverfolgt“ und alle die das Schulfach nicht mochten natürlich auch.


Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?

Da fällt mir gerade nichts ein.


Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?

Ich habe 3 Kinder und probiere gerne mit ihnen zusammen aus, was denn ihre Hobbies werden sollen. Aktuell sind da Mineralogie und Retro-Computerspiele angesagt, aber das ändert sich regelmäßig.

 

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forschende sind ja auch nur Menschen)?

Nach 8h Schlaf aufstehen, ein leckeres Frühstück mit knusprigem Brot und Kaffee und dann bei Sonne mit meiner Familie Skifahren oder Wandern.


Bitte begrüßt Thomas ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, December 15, 2024

Gesundheit, Technik und Umwelt aus literatur- und kulturwissenschaftlicher Perspektive! Jennifer S. Henke ist jetzt bei Real Scientists DE!

Diese Woche freuen wir uns auf unsere Kuratorin Jennifer S. Henke (@jenniferhenke.bsky.social)! PD Dr. phil. habil. Jennifer S. Henke ist Privatdozentin. Sie forscht und lehrt im Bereich der anglophonen Literatur- und Kulturwissenschaften. Ihre Schwerpunkte liegen in der medienkulturwissenschaftlich ausgerichteten Textanalyse von der Renaissance bis heute. Sie ist die (Ko-)Autorin von vier Büchern und hat u.a. zu Shakespeare-Adaptionen, zum Hollywood Film, zur Literaturkulturgeschichte von psychoaktiven Drogen und zur Medizingeschichte während der Aufklärung in Großbritannien publiziert.  

 

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Nach meinem Magister-Studium der Anglistik/Amerikanistik und Germanistik entstand der große Wunsch, mich weiter wissenschaftlich zu betätigen, also bewarb ich mich um ein Stipendium und promovierte drei Jahre lang zu filmischen Adaptionen von Shakespeares Dramen. Nach der Promotion arbeitete ich als Postdoc weitere drei Jahre u.a. für die interdisziplinäre Forschungsgruppe Fiction Meets Science und untersuchte die Darstellung von Wissenschaft(ler*innen) in Literatur und Film. Daran anschließend leitete ich vier Jahre auf einer eigenen Stelle ein Projekt zur Darstellung der Geburtsmedizin in kulturellen Artefakten während der Aufklärung in Großbritannien. Nach pandemiebedingten Unterbrechungen sowie Vertretungsprofessuren in MV und BaWü habilitierte ich mich in NRW und bin nun Privatdozentin (ohne Anstellung).


Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Aktuell habe ich meinen Forschungsfokus, der vor allem im Bereich science, literature and culture und den medical humanities verortet ist, um das Feld der environmental humanities erweitert. Mich faszinieren vor allem die material cultures sowie posthumanistische Ansätze, mit denen sich Fragen zu Gesundheit, Technik und Umwelt aus literatur- und kulturwissenschaftlicher Perspektive hervorragend verbinden lassen. Spannend finde ich insbesondere den Versuch, den Menschen zu dezentrierten und somit zum Bewusstsein beizutragen, dass wir seit jeher mit Materie und unserer Umwelt verbunden sind, ohne dabei jedoch unsere individuelle Verantwortung aus dem Blick zu verlieren.


Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Zurzeit arbeite ich an neuen Aufsätzen zu den o.g. Themen und habe in diesem Jahr mein sog. ‚zweites Buch‘ in die Produktion gegeben, sodass mir nun wieder mehr Zeit für neue Ideen bleibt. Wenn ich nicht gerade durch die Bundesrepublik zu Vertretungsprofessuren, Vorträgen oder Seminaren pendle, verbringe ich die meiste Zeit im home office, verschlinge Fachliteratur und bereite mich auf den nächsten Bewerbungsmarathon in dieser Karrierephase vor, die zu den prekärsten in diesem System gehört: Privatdozierende haben in der Regel Berufsverbot nach dem #WissZeitVG und führen meist unentgeltlich ihre sog. Titellehre durch. Nur Literatur schmökern reicht also nicht: Zur täglichen Arbeit von PDs gehört z.B. auch, Anträge zu schreiben und auf Bewilligung im hart umkämpften Drittmittelgeschäft zu hoffen, um möglichst lange durchhalten zu können. Ich liebe meine Arbeit trotzdem, vor allem die Zusammenarbeit mit Kolleg*innen und Studierenden motiviert mich immer wieder.       


Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Weil Literatur und Kultur viel mehr können als einfach nur zu unterhalten. Ich betrachte sämtliche Texte, dazu gehören sowohl der Roman, das Drama, die Kurzgeschichte, der Film, die Illustration oder sogar das Computerspiel, als kulturelle Artefakte, die uns sehr viel über das, was war, was ist und das, was kommen mag, erzählen können. Gerade angesichts der rasant abnehmenden Text- und Medienkompetenz und der Flut an Desinformationen sind die Literatur- und Kulturwissenschaften heute besonders gefragt, gleichzeitig aber auch politisch unter Beschuss. Nicht zuletzt trainiert die Literatur- und Kulturanalyse den Perspektivwechsel und die Empathiefähigkeit – sie ist vor allem demokratiefördernd, ein Effekt, den wir heute mehr denn je brauchen.   


Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Ich würde mich durchaus als Aktivistin bezeichnen, die sich spätestens seit #IchBinHanna für bessere Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft einsetzt. Ich bin zudem solidarisch mit #IchBinReyhan, einem intersektional ausgerichteten Hashtag, der u.a. auch Frauen* und nicht-akademisierte (#FirstGen) Forschende mitdenkt, die in der Wissenschaft noch immer eklatant unterrepräsentiert sind, vor allem in Führungspositionen, und von der Sprachwissenschaftlerin Dr.in Reyhan Şahin ins Leben gerufen wurde.  


Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Wenn ich nicht gerade online bin, verbringe ich liebend gern so viel Zeit wie möglich mit unseren drei Hunden. Wenn ich mehr Zeit hätte, würde ich zudem viel öfter ins Kino gehen, ich bin ein absoluter Filmmensch. Ansonsten kann man mich an meinen Lieblingsorten in Bremen antreffen: an der Schlachte, im Viertel, im Waller Park oder am Osterdeich.


Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forschende sind ja auch nur Menschen)?
Gutes Essen, gut gelaunte Hunde, guter Film, gute Freund*innen (nicht zwingend in dieser Reihenfolge).




Bitte begrüßt Jennifer ganz herzlich bei Real Scientists DE!