Sunday, December 15, 2024

Gesundheit, Technik und Umwelt aus literatur- und kulturwissenschaftlicher Perspektive! Jennifer S. Henke ist jetzt bei Real Scientists DE!

Diese Woche freuen wir uns auf unsere Kuratorin Jennifer S. Henke (@jenniferhenke.bsky.social)! PD Dr. phil. habil. Jennifer S. Henke ist Privatdozentin. Sie forscht und lehrt im Bereich der anglophonen Literatur- und Kulturwissenschaften. Ihre Schwerpunkte liegen in der medienkulturwissenschaftlich ausgerichteten Textanalyse von der Renaissance bis heute. Sie ist die (Ko-)Autorin von vier Büchern und hat u.a. zu Shakespeare-Adaptionen, zum Hollywood Film, zur Literaturkulturgeschichte von psychoaktiven Drogen und zur Medizingeschichte während der Aufklärung in Großbritannien publiziert.  

 

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Nach meinem Magister-Studium der Anglistik/Amerikanistik und Germanistik entstand der große Wunsch, mich weiter wissenschaftlich zu betätigen, also bewarb ich mich um ein Stipendium und promovierte drei Jahre lang zu filmischen Adaptionen von Shakespeares Dramen. Nach der Promotion arbeitete ich als Postdoc weitere drei Jahre u.a. für die interdisziplinäre Forschungsgruppe Fiction Meets Science und untersuchte die Darstellung von Wissenschaft(ler*innen) in Literatur und Film. Daran anschließend leitete ich vier Jahre auf einer eigenen Stelle ein Projekt zur Darstellung der Geburtsmedizin in kulturellen Artefakten während der Aufklärung in Großbritannien. Nach pandemiebedingten Unterbrechungen sowie Vertretungsprofessuren in MV und BaWü habilitierte ich mich in NRW und bin nun Privatdozentin (ohne Anstellung).


Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Aktuell habe ich meinen Forschungsfokus, der vor allem im Bereich science, literature and culture und den medical humanities verortet ist, um das Feld der environmental humanities erweitert. Mich faszinieren vor allem die material cultures sowie posthumanistische Ansätze, mit denen sich Fragen zu Gesundheit, Technik und Umwelt aus literatur- und kulturwissenschaftlicher Perspektive hervorragend verbinden lassen. Spannend finde ich insbesondere den Versuch, den Menschen zu dezentrierten und somit zum Bewusstsein beizutragen, dass wir seit jeher mit Materie und unserer Umwelt verbunden sind, ohne dabei jedoch unsere individuelle Verantwortung aus dem Blick zu verlieren.


Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Zurzeit arbeite ich an neuen Aufsätzen zu den o.g. Themen und habe in diesem Jahr mein sog. ‚zweites Buch‘ in die Produktion gegeben, sodass mir nun wieder mehr Zeit für neue Ideen bleibt. Wenn ich nicht gerade durch die Bundesrepublik zu Vertretungsprofessuren, Vorträgen oder Seminaren pendle, verbringe ich die meiste Zeit im home office, verschlinge Fachliteratur und bereite mich auf den nächsten Bewerbungsmarathon in dieser Karrierephase vor, die zu den prekärsten in diesem System gehört: Privatdozierende haben in der Regel Berufsverbot nach dem #WissZeitVG und führen meist unentgeltlich ihre sog. Titellehre durch. Nur Literatur schmökern reicht also nicht: Zur täglichen Arbeit von PDs gehört z.B. auch, Anträge zu schreiben und auf Bewilligung im hart umkämpften Drittmittelgeschäft zu hoffen, um möglichst lange durchhalten zu können. Ich liebe meine Arbeit trotzdem, vor allem die Zusammenarbeit mit Kolleg*innen und Studierenden motiviert mich immer wieder.       


Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Weil Literatur und Kultur viel mehr können als einfach nur zu unterhalten. Ich betrachte sämtliche Texte, dazu gehören sowohl der Roman, das Drama, die Kurzgeschichte, der Film, die Illustration oder sogar das Computerspiel, als kulturelle Artefakte, die uns sehr viel über das, was war, was ist und das, was kommen mag, erzählen können. Gerade angesichts der rasant abnehmenden Text- und Medienkompetenz und der Flut an Desinformationen sind die Literatur- und Kulturwissenschaften heute besonders gefragt, gleichzeitig aber auch politisch unter Beschuss. Nicht zuletzt trainiert die Literatur- und Kulturanalyse den Perspektivwechsel und die Empathiefähigkeit – sie ist vor allem demokratiefördernd, ein Effekt, den wir heute mehr denn je brauchen.   


Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Ich würde mich durchaus als Aktivistin bezeichnen, die sich spätestens seit #IchBinHanna für bessere Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft einsetzt. Ich bin zudem solidarisch mit #IchBinReyhan, einem intersektional ausgerichteten Hashtag, der u.a. auch Frauen* und nicht-akademisierte (#FirstGen) Forschende mitdenkt, die in der Wissenschaft noch immer eklatant unterrepräsentiert sind, vor allem in Führungspositionen, und von der Sprachwissenschaftlerin Dr.in Reyhan Şahin ins Leben gerufen wurde.  


Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Wenn ich nicht gerade online bin, verbringe ich liebend gern so viel Zeit wie möglich mit unseren drei Hunden. Wenn ich mehr Zeit hätte, würde ich zudem viel öfter ins Kino gehen, ich bin ein absoluter Filmmensch. Ansonsten kann man mich an meinen Lieblingsorten in Bremen antreffen: an der Schlachte, im Viertel, im Waller Park oder am Osterdeich.


Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forschende sind ja auch nur Menschen)?
Gutes Essen, gut gelaunte Hunde, guter Film, gute Freund*innen (nicht zwingend in dieser Reihenfolge).




Bitte begrüßt Jennifer ganz herzlich bei Real Scientists DE!

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