Diese Woche freuen wir uns auf unsere Kuratorin Jennifer S. Henke (@jenniferhenke.bsky.social)! PD Dr. phil. habil. Jennifer S. Henke ist Privatdozentin. Sie forscht und lehrt im Bereich der anglophonen Literatur- und Kulturwissenschaften. Ihre Schwerpunkte liegen in der medienkulturwissenschaftlich ausgerichteten Textanalyse von der Renaissance bis heute. Sie ist die (Ko-)Autorin von vier Büchern und hat u.a. zu Shakespeare-Adaptionen, zum Hollywood Film, zur Literaturkulturgeschichte von psychoaktiven Drogen und zur Medizingeschichte während der Aufklärung in Großbritannien publiziert.
Wie bist du in der Wissenschaft
gelandet?
Nach meinem Magister-Studium der Anglistik/Amerikanistik und Germanistik
entstand der große Wunsch, mich weiter wissenschaftlich zu betätigen, also
bewarb ich mich um ein Stipendium und promovierte drei Jahre lang zu filmischen
Adaptionen von Shakespeares Dramen. Nach der Promotion arbeitete ich als Postdoc
weitere drei Jahre u.a. für die interdisziplinäre Forschungsgruppe Fiction
Meets Science und untersuchte die Darstellung von Wissenschaft(ler*innen)
in Literatur und Film. Daran anschließend leitete ich vier Jahre auf einer eigenen Stelle
ein Projekt zur Darstellung der Geburtsmedizin in kulturellen Artefakten
während der Aufklärung in Großbritannien. Nach pandemiebedingten
Unterbrechungen sowie Vertretungsprofessuren in MV und BaWü habilitierte ich
mich in NRW und bin nun Privatdozentin (ohne Anstellung).
Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält
dich dort?
Aktuell habe ich meinen Forschungsfokus, der vor allem im Bereich science,
literature and culture und den medical humanities verortet ist, um
das Feld der environmental humanities erweitert. Mich faszinieren vor
allem die material cultures sowie posthumanistische Ansätze, mit denen
sich Fragen zu Gesundheit, Technik und Umwelt aus literatur- und
kulturwissenschaftlicher Perspektive hervorragend verbinden lassen. Spannend
finde ich insbesondere den Versuch, den Menschen zu dezentrierten und somit zum
Bewusstsein beizutragen, dass wir seit jeher mit Materie und unserer Umwelt
verbunden sind, ohne dabei jedoch unsere individuelle Verantwortung aus dem
Blick zu verlieren.
Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Zurzeit arbeite ich an neuen Aufsätzen zu den o.g. Themen und habe in diesem
Jahr mein sog. ‚zweites Buch‘ in die Produktion gegeben, sodass mir nun wieder
mehr Zeit für neue Ideen bleibt. Wenn ich nicht gerade durch die Bundesrepublik
zu Vertretungsprofessuren, Vorträgen oder Seminaren pendle, verbringe ich die
meiste Zeit im home office, verschlinge Fachliteratur und bereite mich
auf den nächsten Bewerbungsmarathon in dieser Karrierephase vor, die zu den
prekärsten in diesem System gehört: Privatdozierende haben in der Regel
Berufsverbot nach dem #WissZeitVG und führen meist unentgeltlich ihre sog.
Titellehre durch. Nur Literatur schmökern reicht also nicht: Zur täglichen
Arbeit von PDs gehört z.B. auch, Anträge zu schreiben und auf Bewilligung im
hart umkämpften Drittmittelgeschäft zu hoffen, um möglichst lange durchhalten
zu können. Ich liebe meine Arbeit trotzdem, vor allem die Zusammenarbeit mit
Kolleg*innen und Studierenden motiviert mich immer wieder.
Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit
interessieren?
Weil Literatur und Kultur viel mehr können als einfach nur zu unterhalten. Ich
betrachte sämtliche Texte, dazu gehören sowohl der Roman, das Drama, die
Kurzgeschichte, der Film, die Illustration oder sogar das Computerspiel, als
kulturelle Artefakte, die uns sehr viel über das, was war, was ist und das, was
kommen mag, erzählen können. Gerade angesichts der rasant abnehmenden Text- und
Medienkompetenz und der Flut an Desinformationen sind die Literatur- und
Kulturwissenschaften heute besonders gefragt, gleichzeitig aber auch politisch
unter Beschuss. Nicht zuletzt trainiert die Literatur- und Kulturanalyse den
Perspektivwechsel und die Empathiefähigkeit – sie ist vor allem
demokratiefördernd, ein Effekt, den wir heute mehr denn je brauchen.
Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen
Aufgaben/Tätigkeiten?
Ich würde mich durchaus als Aktivistin bezeichnen, die sich spätestens seit
#IchBinHanna für bessere Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft einsetzt. Ich
bin zudem solidarisch mit #IchBinReyhan, einem intersektional ausgerichteten
Hashtag, der u.a. auch Frauen* und nicht-akademisierte (#FirstGen) Forschende
mitdenkt, die in der Wissenschaft noch immer eklatant unterrepräsentiert sind,
vor allem in Führungspositionen, und von der Sprachwissenschaftlerin Dr.in Reyhan
Şahin ins Leben gerufen wurde.
Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Wenn ich nicht gerade online bin, verbringe ich liebend gern so viel Zeit wie
möglich mit unseren drei Hunden. Wenn ich mehr Zeit hätte, würde ich zudem viel
öfter ins Kino gehen, ich bin ein absoluter Filmmensch. Ansonsten kann man mich
an meinen Lieblingsorten in Bremen antreffen: an der Schlachte, im Viertel, im
Waller Park oder am Osterdeich.
Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forschende sind ja auch nur
Menschen)?
Gutes Essen, gut gelaunte Hunde, guter Film, gute Freund*innen (nicht zwingend
in dieser Reihenfolge).
Bitte begrüßt Jennifer ganz herzlich bei Real Scientists DE!
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