Diese Woche freuen wir uns auf Daniel Kluger. Daniel (daniellikesbrains.bluesky.social) forscht zur sogenannten Atem-Hirn-Kopplung. Als Leiter der Arbeitsgruppe „Brain, Body, and Behaviour“ am Institut für Biomagnetismus und Biosignalanalyse der Universität Münster verbindet der Psychologe damit Grundlagenforschung mit klinischer Relevanz: Er zeigt beispielsweise, wie bei Angststörungen oder Epilepsie die Kopplung von Atmung und Gehirn eine Schlüsselrolle spielt. Im Körper gibt es viele rhythmische Prozesse wie die Atmung oder den Herzschlag. Sie erfüllen nicht nur überlebenswichtige Funktionen, sondern beeinflussen auch die neuronale Verarbeitung im Gehirn und steuern so das menschliche Verhalten. Im vergangenen Jahr erhielt er für seinen innovativen Forschungsansatz einen „ERC Starting Grant“ des Europäischen Forschungsrats.
Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Ich wollte eigentlich Psychotherapeut werden und habe deshalb angefangen, Psychologie zu studieren. Die 'Neuro-Fächer' hielt ich für Nebenschauplätze - bis ich in der ersten Vorlesung Biologische Psychologie saß und von der Entwicklung des Gehirns im Mutterleib hörte und restlos begeistert war. Ab diesem Moment war klar: Ich mache Hirnforschung.
Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden und/oder was hält dich da?
Als aktuelles Feld würde ich die Hirnforschung im Kontext von 'body and brain' verstehen, also dem Zusammenspiel von Hirnaktivität und anderen physiologischen Vorgängen/Rhythmen im Rest des Körpers. Angefangen darin zu arbeiten habe ich, weil es so viele unbeachtete und offene Fragen gab - geblieben bin ich, weil auch nach vielen Jahren die Fragen nicht weniger und vor allem nicht weniger spannend geworden sind.
Erzähl uns etwas über deine Arbeit!
In meiner Gruppe versuchen wir zu verstehen, wie das Gehirn andere körperliche Vorgänge wie Atmung, Herzschlag und Rhythmen des Magens nicht nur überwacht, sondern vielleicht sogar gezielt einsetzt, um in bestimmten Situationen Körper und Gehirn als Einheit in einen möglichst idealen Zustand zu bringen. Das schauen wir uns nicht nur in typischen Kontrollproband*innen an, sondern forschen auch an diesen brain-body-Beiträgen zu verschiedenen Krankheitsbildern und Störungen sowie generellem Wohlbefinden, z.B. im Bereich 'female health'. Dazu nutzen wir elektrophysiologische Methoden wie das recht bekannte EEG, aber auch das sehr seltene MEG, also die sogenannte 'Magnetenzephalographie', mit der wir winzige Magnetfelder im Gehirn auf die Milisekunde genau messen können.
Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für eure Forschung/Arbeit interessieren?
Ich glaube, dass es ein großes öffentliches Interesse daran gibt, 'das Gehirn zu verstehen' - was auch immer das im Einzelnen genau heißt. Wenn es uns nicht nur als Gruppe, sondern als Forschungsfeld gelänge, das extrem komplexe Zusammenspiel von Gehirn und Körper besser zu verstehen, birgt das viele Möglichkeiten, dieses Wissen nutzbar zu machen. Wir könnten die Entstehung und Aufrechterhaltung verschiedener Störungen erklären und dann gezielt daran arbeiten, diese Erkenntnisse in die Entwicklung verbesserter Therapiemöglichkeiten zu integrieren. Ganz verrückt wird es mit gerade erst aufkommender Technik 'mobiler MEGs', die sog. OPM-Technik - hier können die einzelnen Sensoren komplett frei positioniert werden, also zB auch auf dem Bauch einer werdenden Mutter. Einige Arbeitsgruppen forschen daher gerade daran, Hirnaktivität des Fötus im Bauch der Mutter messbar zu machen. Hier sind wir daran interessiert, wie neuronale und physiologische Vorgänge im Fötus von denen der Mutter beeinflusst oder sogar gesteuert werden. Wer das nicht interessant findet, wird sich von mir nicht überzeugen lassen ;)
Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Beruflich ehrlicherweise nicht, glaube ich. Ich organisiere mit Anderen gemeinsam hin und wieder kleinere Konferenzen (WAVES 2024 in Salerno zB oder CuttingGardens 2024 in Münster) und verwalte ansonsten die deutschlandweite Mailing List für alle, die mit MEG arbeiten.
Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Ich mache schon viel und lange Musik und bin so oft ich kann draußen unterwegs - Bergsteigen, Wandern, Kayak fahren. Alles was ich brauche in einen Rucksack packen und aus allem raus sein. In den Rucksack gehört dann auch meine Kamera, mit der ich seit über 20 Jahren unterwegs bin.
Wie sieht für dich ein idealer freier Tag aus (Forschende sind ja auch nur Menschen)?
Irgendwo im noch schlafenden Wald mit Blick auf den See, der Espressokocher blubbert leise auf kleiner Flamme, und es gibt nichts, das ich heute tun muss. Gerne mit ausgesuchter Begleitung; Berge sind auch gut.
Bitte begrüßt Daniel ganz herzlich auf dem Kanal!
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