Sunday, December 7, 2025

Die Entwicklung sozialer Kognition bei Kindern! Laura Schlingloff-Nemecz ist jetzt bei Real Scientists DE!

Portraitbild von Laura Schlingloff-Nemecz

Diese Woche freuen wir uns auf unsere Kuratorin Laura Schlingloff-Nemecz (@laurasn.bsky.social)! Laura ist Kognitionswissenschaftlerin und Entwicklungspsychologin. Nach einem BA in Philosophie an der FU Berlin mit Auslandsjahr an der U Chicago studierte sie im Master an der Berlin School of Mind and Brain. Danach promovierte sie an der CEU in Budapest und Wien (PhD in Cognitive Science). Seit Sommer 2024 arbeitet sie als Postdoc im iSearch Lab an der TU München. Sie erforscht die soziale Kognition von Kindern.

 

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?

Ich bin gerade Postdoc in einem befristeten Arbeitsvertrag, der noch etwa 2 Jahre geht. Es hat sich nie angefühlt, als würde ich bewusst eine wissenschaftliche Karriere planen - dafür war und bin ich zu pessimistisch (bzw. realistisch). Irgendwie hat sich aber bei jedem Schritt immer eine gute Gelegenheit ergeben, was viel zu tun hatte mit Glück und mit Unterstützung durch großartige Mentor*innen. Ich bin aber natürlich nicht willkürlich hier reingerutscht. Lesen, tüfteln, diskutieren, Neues herausfinden hat mir schon immer unheimlich Spaß gemacht, und ich empfinde es als riesiges Glück, dass ich meine Zeit damit verbringen kann und dafür bezahlt werde. Es spielt sicher auch eine Rolle, dass in meiner Familie einige in der Wissenschaft gearbeitet haben (academic nepo baby…) - da war immer eine Begeisterung für Forschung, die mich geprägt hat.

 

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?

Gegen Ende der Schulzeit haben mich Philosophie und Psychologie interessiert, ich habe aber auch total gern mit Kindern gearbeitet, zum Beispiel als Nachhilfelehrerin, Praktikantin im Kindergarten und als Au Pair. Über ein paar Umwege habe ich es geschafft, diese verschiedenen Bereiche unter einen Hut zu bringen: Ich erforsche die kognitive Entwicklung von Kindern, insbesondere die soziale Kognition. 

In dem Feld haben sich in den letzten Jahren einige spannende Dinge getan, und einige etablierte Annahmen (zum Beispiel, dass in den Köpfen von Babys noch nicht allzu viel passiert, bevor sie eine Sprache lernen) wurden über den Haufen geworfen. Fragen nach den Ursprüngen unseres Denkens sind wahnsinnig knifflig, sowohl theoretisch als auch im Hinblick auf ihre empirische Überprüfbarkeit (woher weiß man, was ein kleines Kind denkt - und was ist überhaupt eigentlich Denken?), haben aber auch weitreichende Folgen für andere Bereiche der Kognitionswissenschaft und darüber hinaus. Außerdem macht es aber auch einfach sehr viel Spaß, mit Kindern zu arbeiten: Manchmal scheint ihr Geist wirklich ganz anders zu ticken als unserer, andere Male bin ich überrascht, wie schlau und kreativ schon die ganz Kleinen sein können.

 

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!

In meiner Dissertation habe ich mich damit beschäftigt, wie Babys und Kinder die Verhaltensweisen anderer begreifen und welche Rückschlüsse sie aus solchen Beobachtungen ziehen - zum Beispiel darüber, welche Ziele jemand verfolgt oder welche Charaktereigenschaften er hat. Gerade interessiert mich sehr, wie Kinder aktiv Informationen über andere in Erfahrung bringen. Die Forschungsgruppe iSearch, in der ich jetzt arbeite, erforscht Themen wie das aktive Lernen, die Exploration und Neugier von Kindern. Ich möchte wissen, ob und wie diese Tendenzen und Fähigkeiten auch in der sozialen Kognition eine Rolle spielen, zum Beispiel wenn man neue Interaktionspartner*innen kennenlernt. Um diesen Fragen nachzugehen, führe ich Verhaltensexperimente durch, bei denen Kinder zum Beispiel an einem Spiel teilnehmen oder sich Videos anschauen, und ich dann ihre Antworten oder Reaktionen untersuche. 

 

Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?

Ein Verständnis von den Ursprüngen und der Entwicklung unserer Kognition kann uns helfen, besser zu verstehen, warum wir Menschen so sind, wie wir sind - neugierig, sozial, (manchmal) intelligent, (manchmal) altruistisch. Ich fände es außerdem toll, wenn Leute zu schätzen wissen, was für eine unheimlich spannende und wichtige Zeit die Kindheit ist. Dieses Thema verdient Beachtung, nicht nur von Eltern und Pädagog*innen.

 

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?

Ich habe selber eine 3-jährige Tochter, daher sind gerade nicht so viele Kapazitäten für zusätzliches da. Als Teil meines Jobs, also eigentlich nicht extern, arbeite ich mit dem Deutschen Museum in München zusammen: Dort dürfen wir Testungen für unsere Studien durchführen, aber ich wirke auch bei verschiedenen Outreach-Projekten mit, die sich an Familien mit Kindern richten.

 

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?

Siehe oben re: Tochter: Ich möchte nach der Arbeit so viel Zeit wie möglich mit ihr und meiner Frau verbringen, deshalb sind persönliche Hobbies zurzeit tendenziell nicht ganz oben auf der Prioritätenliste. Ich bin gern kreativ, z.B. in der Küche, mit Handarbeiten oder Musik - das ist ein guter Ausgleich zum eher verkopften Arbeitsalltag. 

 

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forschende sind ja auch nur Menschen)?

Ein gemütlicher Brunch mit meiner Familie, dann gemeinsam raus in die Natur: zum Beispiel eine Wanderung in den Bergen. Zum Abendessen ein kompliziertes Gericht kochen (dafür ist leider meistens viel zu wenig Zeit), und abends, wenn das Kind schläft, mit Frau und Freund*innen in eine Kneipe. 



Bitte begrüßt Laura ganz herzlich bei Real Scientists DE!

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