Sunday, July 30, 2017

Das Sozialleben von Bakterien - Charlotte Wermser ist jetzt bei Real Scientists DE!


Wir freuen uns sehr, euch heute Charlotte Wermser (@CWermser) als neue Kuratorin vorstellen zu dürfen! Charlotte ist Doktorandin am Institut für molekulare Infektionsbiologie in Würzburg. Sie studierte Biomedizin an der Universität Würzburg mit Forschungsaufenthalten in Ljubljana/Slowenien und Braunschweig. In ihrer Arbeit erforscht sie komplexe Gemeinschaften von Bakterien, sogenannte Biofilme - natürlich immer mit dem hehren Ziel, dass mit den Erkenntnissen eines Tages Infektionen behandelt werden können. 



Es wird also faszinierende Einblicke in die Welt der Zellen und Bakterien geben, und wir sind schon sehr gespannt. Hier ist Charlotte in ihren eigenen Worten:


Das Interesse an der Wissenschaft hat bei mir mein hervorragender Biolehrer während eines Austauschjahres in den USA geweckt. Ich habe dann ein Studium gesucht, das den Schwerpunkt auf der medizinischen Forschung hat – daher habe ich mich für „Biomedizin“ an der Uni Würzburg entschieden. Im Studienplan waren auch einige längere Laborpraktika vorgesehen und ich habe gemerkt, dass mir die Laborarbeit einfach total Spaß macht und mich richtig fesselt. Als ich nach meiner Masterarbeit eine Stelle als Doktorandin angeboten bekommen habe, habe ich nicht lange gezögert. Ich wusste, dass ich die Erfahrung machen wollte mich in ein Projekt über Jahre hereinzufuchsen.

Mir hat an der Mikrobiologie gefallen, dass man in den meisten Fällen schnell Ergebnisse sieht – die Bakterienkultur wird morgens angesetzt und nach ein paar Stunden hat man genug Material für seine Experimente. Bakterien sind vom Aufbau der Zelle natürlich viel simpler als menschliche Zellen. Deshalb können wir Fragestellungen bearbeiten, die sich an anderen Zellen (noch oder so) nicht erforschen lassen. Wir arbeiten viel damit Zellen genetisch zu verändern um mehr über die Funktion von einzelnen Genen zu erfahren, das ist noch immer einer meiner liebsten Arbeitsschritte, weil es fast etwas Handwerkliches hat. 


Ich beschäftige mich mit dem Sozialleben von Bakterien. Die schwimmen nämlich meist nicht für sich alleine rum, sondern bilden „Biofilme“ – ziemlich komplexe, organisierte Gemeinschaften. Die sind unheimlich spannend zu erforschen, weil sich die Bakterien da drin fast so verhalten wie ein multizellulärer Organismus. In Biofilmen findet man eine Miniaturwelt mit Verteidigungsstrategien, Abfallentsorgung, Bauunternehmen etc.. Aber Biofilme sind nicht nur faszinierend und oft schön anzugucken, sondern auch ein Problem für die Medizin und Industrie. Es wird immer klarer, dass wir für die Behandlung von Infektionen nicht nur einzelne Bakterien bekämpfen müssen, sondern auch spezielle Strategien gegen Biofilme brauchen. Ich schnüffele also im Sozialleben der Bakterien herum um Möglichkeiten zu finden wie diese Strategien aussehen könnten.

Die Mikrobiologie hat das Glück, dass Begriffe wie „Mikrobiom“ oder „Antibiotikaresistenz“ eh in aller (oder zumindest vieler) Munde sind. Von ersterem wird viel medizinischer Fortschritt erwartet in den nächsten Jahren und mit letzterem werden wir uns wohl noch ziemlich herumplagen. Biofilme bergen die Gefahr das Problem der Antibiotikaresistenz noch zu verschlimmern und nehmen daher an Relevanz zu. Andererseits können sie richtig eingesetzt auch nützlich sein, etwa in der Abwasserreinigung oder Bodensanierung. Aber die Mikrobiologie hat eben noch ganz andere spannende Bereiche zu bieten und wird da oft unterschätzt. Ohne Grundlagenforschung in der Mikrobiologie, hätten wir beispielsweise CRISPR/Cas, den Hoffnungsträger der Gentherapie, nicht entdeckt.

Ich habe viele Jahre Basketball gespielt, aber zu Beginn der Doktorarbeit aus Zeitmangel und wegen einer Verletzung aufgehört. Wenn ich einen großen orangen Ball sehe, juckt es mich trotzdem noch immer in den Fingern. Seit letztem Jahr bin ich als Science Slammerin aktiv. Der erste Slam war eine große Herausforderung und der Zeitaufwand ist noch immer groß, aber ich bin ein bisschen süchtig danach geworden. Schaut euch einfach mal einen Slam an, wenn es sich ergibt, vielleicht packt euch das Fieber ja auch!

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Erst einmal ausschlafen (hat hier schon irgendjemand gesagt, dass er/sie ganz früh aufstehen möchte?) und gemütlich frühstücken. Tagsüber dann irgendetwas draußen machen, z.B. wandern, eine Radtour oder einfach nur in der Sonne liegen. Abends würde ich gemeinsam mit Freunden kochen und dann bis in die Nacht Brettspiele spielen (Mein Tipp: Union Pacific, sehr abwechslungsreich und nicht nur etwas für Amerika- oder Eisenbahnfans. Für Fans von Kartenspielen empfehle ich „Dead Man’s Draw“, eine mehr als gelungene Adaptation einer iOS App) 





Bitte heißt Charlotte ganz herzlich bei Real Scientists DE willkommen!

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