Sunday, December 30, 2018

Graue Zellen in grauen Zeiten - Katharina Förster ist jetzt bei Real Scientists DE!

Mit großer Vorfreude möchten wir euch mit Katharina Förster (@KatFoerster) unsere Kuratorin für den Jahreswechsel - und damit erste Kuratorin in 2019 - vorstellen! Katharina hat in Münster Psychologie mit Schwerpunkt kognitive Neurowissenschaften studiert. Nach einer Stippvisite in Neuseeland für ein Forschungspraktikum an der Victoria University in Wellington kehrte sie zurück nach Münster und begann dort am Universitätsklinikum erst die Ausbildung zur psychologischen Psychotherapeutin und dann ihre Promotion, in der sie kognitive Defizite bei depressiven Patienten auf neurobiologischer und psychologischer Ebene untersucht. Wenn sie gerade nicht Gehirne scannt, findet man Katharina vielleicht auf dem Lacrosse-Platz.

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Ich wusste nach dem Psychologie-Bachelor nicht genau, in welche Richtung es gehen sollte. Einen Master “nur” in klinischer Psychologie konnte ich mir nicht vorstellen. Der Master an der Uni war damals noch relativ “neu” und ich habe dann den Schwerpunkt kognitive Neurowissenschaften gewählt. Ich war begeistert von den vielen Möglichkeiten, hatte aber eine Doktorarbeit nicht in Betracht gezogen. Zum Ende hin habe ich dann viele Praktika gemacht. In einem klinischen Praktikum durfte ich in einer psychiatrischen Klinik unter Anleitung schon selbstständig Übungen mit Patienten durchführen. Das hat mir Sicherheit gegeben in Bezug auf meine “Kompetenz” mit psychiatrischen Patienten zu arbeiten. Durch die Forschungspraktika habe ich viel über mich selbst gelernt und unter welchen Bedingungen ich gut arbeiten kann. Ein Forschungspraktikum habe ich in Neuseeland in der Arbeitsgruppe von Maryanne Garry gemacht, die ich auf einer Konferenz kennengelernt hatte. Auch wenn diese Monate in Neuseeland mich sehr geprägt haben und ich viel darüber gelernt habe, wie ich langfristig gerne arbeiten möchte, bin ich nicht in der Arbeitsgruppe geblieben. Denn ich wollte drei Dinge, die ich dort nicht umsetzen konnte: 1) Unbedingt mit neurowissenschaftlichen Methoden arbeiten 2) Mehr über Psychotherapie lernen und 3) Diagnostik und Behandlung psychiatrischer Patienten durch Erkenntnisse aus der neurowissenschaftlichen Forschung verbessern. Durch Zufall lernte ich während der Ausbildung zur psychologischen Psychotherapeutin meinen jetzigen Arbeitgeber Udo Dannlowski kennen, der gerade auf eine Professur in Münster berufen worden war.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Ich bin ein Hybrid aus psychologischer Psychotherapeutin und kognitiver Neurowissenschaftlerin, d.h. ich habe sowohl theoretisches und praktisches Wissen über psychische Störungen, als auch vertiefte Kenntnisse übe die Funktionsweise und Struktur des Gehirns. Langfristig würde ich meine neurowissenschatfliche Forschung gerne nutzen, um die Behandlung von Patienten mit psychischen Störungen zu verbessern. Neurowissenschafliche Methoden können in der Zukunft insbesondere bei der Diagnostik, aber auch bei der Auswahl eines Therapieverfahrens hilfreich sein.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
In meiner Doktorarbeit (ich bin gerade in der Endphase) habe ich strukturelle Veränderungen des Gehirns bei Patienten mit Depressionen untersucht. Hierbei benutze ich vor allem das Verfahren der strukturellen MRT-Bildgebung. Mit diesem Verfahren schaue ich mir insbesondere die graue Substanz der Patienten im Vergleich zu gesunden Kontrollprobanden an. In unserer Arbeitsgruppe interessieren wir uns insbesondere für die Entwicklung der grauen Substanz über die Zeit bei Patienten d.h. wir interessieren uns für die Frage welche Faktoren treiben strukturelle Veränderungen des Gehirns? Praktisch bedeutet dies, dass wir unsere Probanden häufig öfter als einmal im MRT messen, um die Veränderungen messen zu können. In einem Projekt, das ich während meiner Doktorarbeit koordiniert habe, haben wir Probanden zehn Jahre nach einer stationären psychiatrischen Behandlung und einem Studien-MRT wieder zu einer erneuten Messung eingeladen. Die Ergebnisse zeigen, dass Patienten mit einem chronischen Krankheitsverlauf deutlich stärker an Volumen verlieren als Patienten, die keine erneuten schweren depressiven Episoden nach einer Behandlung haben.

Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Nur 30% aller Patienten mit Depressionen zeigen ein Ansprechen auf die erste Behandlung mit Antidepressiva und/oder Psychotherapie. Dies hat unterschiedliche Gründe. Ein wichtiger Grund ist, dass sich Depressionen bei Menschen in ganz unterschiedlichen Symptomen zeigen und auch aufgrund ganz unterschiedlicher Erfahrungen oder Risikofaktoren entstehen können. Meine Forschung wird langfristig dazu beitragen können, herauszufinden a) welche Prozesse entscheidend für hirnstrukturelle Veränderungen bei Patienten mit Depressionen sind und b) wie wir dieses Wissen nutzen können, um den Patienten eine bessere Behandlung zu ermöglichen.

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Neben der Wissenschaft bin ich weiterhin als psychologische Psychotherapeutin tätig und berate Patienten in Erstgesprächen bzgl. ihres Anliegens. Außerdem arbeite ich ehrenamtlich als Supervisorin für Studierende, die sich ebenfalls ehrenamtlich sozial engagieren.

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest? 
Seit fünf Jahren spiele ich Lacrosse bei den Münster Mohawks. Der Sport macht mir großen Spaß und ist ein exzellenter Ausgleich zur wissenschaftlichen Arbeit. Die flexiblen Arbeitszeiten ermöglichen es mir an den Trainingszeiten teilzunehmen. Ich engagiere mich außerdem in unserem Verein als Vorstandsmitglied und bin dort für die Presseverwaltung und Social-Media-Kommunikation tätig.
Langfristig würde ich mich auch gerne wieder mehr politisch engagieren, wenn die Doktorarbeit abgeschlossen ist.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Ich bin ein sehr sozialer Mensch, ich würde also einer Reihe sozialer Tätigkeiten nachgehen: ein Frühstück mit einer guten Freundin, ein anschließender Stadtbummel mit ausgiebigen Gesprächen bei mehreren Tassen Kaffee. Danach eine Runde Schwimmen oder Laufen. Und zum krönenden Abschluss eine gegrillte Gemüse-Rolle von meinem syrischen Lieblingsimbiss auf dem Sofa.

Bitte begrüßt Katharina ganz herzlich bei Real Scientists DE!

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