Diese Woche freuen wir uns sehr, euch unseren Kurator Christian Schnell (@NeuroSchnell) vorstellen zu dürfen! Christian arbeitet als Associate Editor im Neuroscience-Team von Nature Communications. Ursprünglich aus dem Sauerland, hat er in Göttingen in Neurophysiologie promoviert und dort auch einen ersten Postdoc gemacht. Anschlieβend hat er für drei Jahre in Cardiff (Wales) an der Huntington-Krankheit geforscht und getestet wie die Transplantation von neuronalen Stammzellen die Symptome der Krankheit in Tiermodellen bessern könnte. 2017 startete er in London seine Karriere als Editor mit Vertretungsstellen bei Nature Methods, Nature Neuroscience, und Nature Biomedical Engineering. Seit Januar 2019 ist er dauerhaft bei Nature Communications und betreut dort vor allem Manuskripte aus dem Bereich Neurophysiologie, Neurotechnologien, und Systems Neuroscience.
Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Abgesehen von Programmieren und Sport galt mein Interesse schon immer allem was krabbeln und fliegen konnte. Nach einem Ausflug in die Bioinformatik habe ich dann schnell festgestellt, dass mir der biologische Teil eindeutig mehr lag. Eine Freundin erzählte mir dann von ihren neurowissenschaftlichen Kursen und schnell war klar, dass ich das auch machen möchte. Schon im Studium habe ich dann alles über das Gehirn und Elektrophysiologie aufgesogen und das Patchen von Ciliaten gelernt.
Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Die Faszination übers Gehirn hat mich nie wieder losgelassen, ein anderes Gebiet kam für mich auch als Postdoc nicht in Frage. Nach fast zehn Jahren Arbeit im Labor war es Zeit für mich etwas Neues auszuprobieren. Ein ehemaliger Kollege berichtete mir über seine Arbeit als Editor und mir war schnell klar, dass mir dieser Job auch gefallen würde. Ich konnte weiterhin den Neurowissenschaften treu bleiben und meine tägliche Neugierde stillen. So kam ich dann über Umwege zu meinem heutigen Traumjob als wissenschaftlicher Editor.
Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Meine Hauptarbeit ist das Betreuen von Manuskripten, die Forscher beim Journal einreichen. Ich lese die Manuskripte, die in mein Themenspektrum fallen und schreibe einen kurzen Zusammenfassung mit den wichtigsten Ergebnissen und ob das Manuskript grundsätzlich für das Journal geeignet ist. Dann wird es entweder abgelehnt oder ich suche externe Gutachter (Reviewer) für das Manuskript, die die technischen und methodischen Details überprüfen können. Basierend auf diesen Gutachten entscheide ich dann zusammen mit meinen Kollegen, ob wir das Manuskript veröffentlichen möchten oder ob die Autoren noch Fehler beheben müssen. Dieser Prozess kann über mehrere Runden gehen. Einen groβen Teil meiner Zeit nimmt die Kommunikation per E-Mail oder Telefon mit Gutachtern oder Wissenschaftlern ein. Wir reisen auch zu vielen wissenschaftlichen Konferenzen und besuchen Forscher im Labor um mehr über ihre Arbeit zu lernen. Häufig geben wir auch Vorträge, z.B. darüber wie man Editor wird oder wie man am besten seine Arbeit bei uns einreicht.
Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Es ist erstaunlich zu sehen, wie wenig viele Menschen auβerhalb der Wissenschaften darüber wissen, wie Forschung (und deren Veröffentlichung) funktioniert. Dadurch gibt es viele Missverständnisse und ich denke, dass Aufklärung darüber sehr hilfreich sein kann, wissenschaftliche Erkenntnisse besser einzuordnen.
Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Ich programmiere nach wie vor sehr gerne. Früher habe ich viel fürs Labor programmiert und Daten schneller und besser auszuwerten. Momentan programmiere ich wieder viel an meinem E-Learning-System, das ich vor vielen Jahren mit einem Freund zusammen entwickelt habe und das durch COVID-19 wieder mehr nachgefragt wird.
Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Ich habe ein paar Jahre begeistert an Triathlons teilgenommen. Momentan (siehe nächster Punkt) ergibt sich leider selten die Gelegenheit zum Trainieren, aber das ist etwas was ich bei Gelegenheit wieder gerne aufnehmen würde.
Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Am idealen freien Tag wird bis um 11 Uhr geschlafen, ein langer Lauf gemacht, und sich im Garten beim Lesen entspannt. Momentan wecken mich zwei kleine Racker eher morgens um 7 Uhr (wenn es gut läuft) und sorgen dafür, dass keine Langeweile oder Gelegenheit zum Entspannen aufkommt. Was mindestens genauso spaβig ist wie der ideale freie Tag!
Bitte begrüßt Christian ganz herzlich bei Real Scientists DE!
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