Diese Woche freuen wir uns sehr, euch unseren neuen Kurator Thomas Gültzow (@ThomasGultzow) vorstellen zu dürfen! Thomas Gültzow arbeitet derzeit als Doktorand an der Abteilung Health
Promotion (Gesundheitsförderung) der Faculty of Health, Medicine and Life
Sciences, Maastricht University (Care and Public Health Research Institute,
CAPHRI). Thomas Forschung dreht sich um fundierte Entscheidungsfindung und
Gesundheitsförderung. Derzeit arbeitet er an einem Projekt, in dem eine digitale
Entscheidungshilfe für Menschen entwickelt wurde, die mit dem Rauchen aufhören
möchten.
Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Ich glaube, ich habe einen etwas ungewöhnlicheren Weg in die Wissenschaft (wenn ich das selbst beurteilen kann). Ich habe meinen Bachelor in der Pflege gemacht neben der Berufsausbildung als Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger. Dies war zu dieser Zeit ein Modellstudiengang, um die Pflege in Deutschland (teilweise) zu akademisieren – ähnlich wie in anderen Ländern. Während meines Studiums bemerkte ich schnell, wie aufregend und auch cool ich Wissenschaft finde, und so entschied ich mich schnell, in der Wissenschaft zu arbeiten. Deshalb habe ich nach ein paar Jahren Berufserfahrung in der Kinderkrankenpflege meinen Master in Maastricht gemacht, mit dem Ziel danach promovieren zu können.
Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Nachdem ich mich entschieden hatte, in der Wissenschaft zu arbeiten, dachte
ich zuerst über eine Karriere in der Pflegewissenschaft nach. Aber ich habe
sehr schnell gemerkt, dass dieses Fach – besonders in Deutschland – mehr auf
ältere Menschen ausgerichtet ist und ich muss zugeben, dass ich für dieses
Gebiet der Pflegewissenschaft nicht wirklich eine Passion entwickeln konnte.
Themen, die mich jedoch sehr begeisterten, waren: Gesundheit, Psychologie,
Kommunikation und menschliches Verhalten. Zumal ich als Gesundheits- und
Kinderkrankenpfleger auf einer Station für chronisch kranke Kinder gearbeitet
habe und dadurch praktische Erfahrung hatte mit diesen Themen. Ich dachte daher
eine Weile, dass ich einen neunen Bachelor machen müsste, stellte dann aber
(eher zufällig!) fest, dass es in Maastricht einen Master gab, der alle meine
Interessen abdeckte: Health Education and Promotion, auf Deutsch: Gesundheitsbildung
und -förderung.
Glücklicherweise war dies eine sehr gute Studienwahl für mich, da dieser Studiengang wirklich alle meine Interessen abdeckte und mich meine Masterarbeit in meine derzeitige Position brachte. Während meiner Promotion beschäftige ich mich nun mit dem Zusammenhang zwischen fundierter Entscheidungsfindung und Gesundheitsförderung. Da ich jemand bin der Entscheidungsfreiheit sehr wichtig findet passt das echt perfekt und ich habe hierin wirklich meine Passion gefunden!
Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Eine Promotion in den Niederlanden bedeutet (normalerweise) Vollzeit an einer Universität oder einer vergleichbaren Organisation zu arbeiten. Viele Doktoranden, auch ich, kombinieren daher Forschung und Lehre schon während ihrer Promotion und arbeiten meist an festen Projekten.
In meinem Projekt habe ich zusammen mit meinem Team eine Entscheidungshilfe
für Menschen entwickelt, die mit dem Rauchen aufhören möchten. Zu diesem Zweck
habe ich erst Vorarbeiten durchgeführt und beispielsweise Interviews mit
potenziellen Endnutzer*innen durchgeführt, aber habe auch andere Studien
durchgeführt, um beispielsweise die Ansichten von Expert*innen zu diesem Thema fest
zu stellen. Derzeit bin ich damit beschäftigt, diese Entscheidungshilfe in der
Praxis zu testen. Wenn du mehr über sogenannte Entscheidungshilfen erfahren
möchten, musst du diese Woche @realsci_DE im Auge behalten.
Gerade bin ich auch damit beschäftigt meine Doktorarbeit fertig zu stellen – eine spannende Zeit also!
Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Meine Forschung konzentriert sich hauptsächlich darauf, wie Menschen
Entscheidungen über ihre eigene Gesundheit treffen und wie wir diese
Entscheidungen einfacher und vielleicht sogar besser treffen können. Angesichts
der Tatsache, dass wir alle oft (vielleicht sogar täglich!) diese
Entscheidungen treffen müssen, habe ich das Gefühl, dass wir alle von dieser
Art von Forschung profitieren. Jedoch bin ich wahrscheinlich voreingenommen.
Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Vor, aber vor allem während meiner Promotion, wurde mir klar, dass ich
gesellschaftliche Fragen für sehr wichtig halte. Nicht alle Gruppen in der
Wissenschaft haben die gleichen Voraussetzungen, und ich spreche mich gerne
über solche Themen aus. Auch merke ich immer mehr, dass bestimmte
gesellschaftliche Gruppen nicht (immer) miteinbezogen werden in der Forschung.
Dieses Thema liegt mir auch sehr am Herzen. Deshalb war ich 2 Jahre
PhD-Vertreter an meinem Forschungsinstitut und bin seit langer Zeit auch
Mitglied unserer LGTBQI+ Organisation UMPride. Seit fast einem Jahr bin ich
auch im Vorstand von UMPride und Vorsitzender des "Academia &
Research"—Komitees von UMPride.
Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Ich fühle mich immer ein bisschen öde bei solchen Fragen, weil ich doch
eher „Standard-Hobbys“, wie Sport und Lesen, habe.
Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Gerade in Verbindung mit Corona und weil ich gerade auch recht viel arbeite
unter der Woche, sieht ein idealer freier Tag für mich so aus: Ausschlafen,
dann sofort trainieren (ansonsten habe ich später Motivationsprobleme) und dann
ein langes, ausgiebiges Frühstück mit meinem Freund. Dann eine Runde spazieren
gehen und dann kann ich fast schon wieder Essen bestellen für den Abend.
Um ehrlich zu sein, freue ich mich aber auch sehr darauf, meine deutsche Familie und Freunde nach Corona wiederzusehen, und ich freue mich sehr auf gesellige Grilltage in der Heimat und Zeit mit meinen 2 Patenkindern und besten Freunden zu verbringen.
Bitte begrüßt Thomas ganz herzlich bei Real Scientists DE!
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