Diese Woche freuen wir uns auf unsere Kuratorin Yonca Ural-Blimke (@YoncaUB)! Yonca hat Biochemie in Tübingen studiert und währenddessen als HiWi in Max Planck Institut für Biologie in Pflanzen-Molekularbiologie gearbeitet. Danach hat sie an der EMBL Hamburg auf dem DESY-Campus in dem Fachgebiet Strukturbiologie promoviert. Sie hat Proteine aus Bakterien isoliert, daraus winzige Kristalle gezüchtet und diese wiederum durch starke Röntgenstrahlung aus dem Synchrotron des DESY geschossen. Das Ziel was die Struktur bzw. das 3D-Bild der Proteine aufzuklären. In einer Nacht der Wissenschaft an DESY hat sie an ihrem ersten Science Slam teilgenommen und ihre Begeisterung für Wissenschaftskommunikation entdeckt. Während ihrer Doktorarbeit hat sie ihr erstes Kind bekommen und gleich nach der Promotion das zweite. Danach hat sie als PostDoc an Max Planck Institut für Biophysik in Frankfurt an Proteinstrukturen mit der Elektronenmikroskopie geforscht. Hier musste sie zwar keine Kristalle aus Proteinen züchten, aber weiterhin mit Pinzetten, Geschicklichkeit und mehr Rechenleistung als zuvor arbeiten. Neben der Forschung und Zeit mit der Familie hat sie weiterhin an Science Slams teilgenommen und viel von anderen Wissenschaftkommunikatoren gelernt (tatsächlich vieles davon auf Twitter!). Nach etwa 2 PostDoc-Jahren hat sie eine Stelle in der Industrie für Strukturbiologie angetreten (als PostDoc). Seit neuestem auch auf ihrer ersten Festanstellung, wo sie in dem Fachgebiet Downsample Processing (DSP) arbeitet und mehr über Enzym-Produktion für den Alltagsnutzung lernt.
Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Neugier und Glück. 😊 Es war eine einfache Entscheidung mehr über die Natur lernen zu wollen und das zu studieren und danach zu promovieren und zu forschen. Ich komme aus einer Familie, die viel Gewicht auf Lehre und Lernen gibt. Die Universität, Arbeitsplatz meiner Mutter sowie meinem Opa, wirkte für mich schon als Kind einladend. Ich fand die Chemie des Lebendigen besonders spannend, aber konnte Physik auch nicht ganz loslassen. 😉 Später kam mehr Technik und Informatik dazu…
Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält
dich dort?
Mein Feld ist Biochemie und Strukturbiologie. Vor dem Biochemie-Studium dachte ich, dass ich an Pflanzenbiochemie/-biotechnologie forschen würde, da ich Pflanzen sehr cool fand, aber am Ende des Studiums wollte ich unbedingt Strukturbiologie machen. In Strukturbiologie forscht man an 3D Aufnahmen von Proteinen, um deren Funktionsweise besser zu verstehen. Dabei benutzt man Methoden wie Kristallisation und Röntgenstrahlung oder Elektronenmikroskopie. Es ergeben sich wunderschöne Bilder, spannende Geschichten und auch mal 3D-gedruckte Modelle.
Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
In diesem Jahr habe ich von der akademischen Forschung zu der industriellen Forschung gewechselt und seit einem Monat bin ich auf einer neuen Stelle, die nicht in dem Feld "Strukturbiologie“ ist. Jetzt arbeite ich in Downstream Processing (DSP). Enzyme (Proteine, die eine chemische Reaktion katalysieren) werden in verschiedenste Weise im Alltag verwendet, z.B. für ein besseren Wascheffekt in Detergens, für die Herstellung von Käse -zusätzlich zu den verwendeten Organismen- oder damit Menschen mit Laktoseintoleranz im Sommer Milcheis essen können. Dafür müssen die Enzyme in großen Mengen hergestellt werden. Das macht man mit Fermentation, bei der Organismen gewünschte Enzyme in großen Mengen herstellen. Danach kommt eben das Downstream Processing, um das Enzym aus der Fermentationsbrühe abzutrennen und reinigen. Meine Rolle als Forscherin bzw. Laborleiterin in DSP ist in „kleinem“ Maßstab Rezepte auszuprobieren, wie man das Enzym am besten abtrennt und um dann das beste Rezept für die Produktion weiterzugeben.
Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit
interessieren?
Proteine sind Multitalente in alles Lebendige und viele Menschen können sich gar nicht vorstellen, wie ein Protein aussieht, welche Rollen Proteine im Leben spielen, wie Forscher sie „sichtbar“ machen und wozu sie gut sind. Denn das Fach Strukturbiologie kennen viel zu wenige Menschen, obwohl es kein neues Gebiet ist und sehr viele Nobelpreise aus Chemie, Physiologie sowie Physik für Strukturbiologie-Themen ausgegeben wurden. Erst seit Corona ist es etwas präsenter geworden, da die Virusbilder in Zeitschriften gedruckt wurden.
Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Ich habe an Science Slams teilgenommen und hatte daran Spaß. In ehemaligen
Instituten habe ich oft die Nacht der Wissenschaft / Tag-der-Offenen-Tür-Veranstaltungen
mitgestaltet. Während meiner Doktorarbeit hatten wir kleines Ball-Spiel aus
unserem Forschungsprojekt gebaut, was ich als eine tolle Gelegenheit für
Wissenschaftskommunikation fand.
Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Tanzen, Wandern, würde gerne mehr Reisen, Bücher lesen (besonders aus dem Science-Fiction
/ Fantasy Genre)
Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Spaziergang im Wald, leckeres Essen mit Familie, ein Spielabend mit Freunden. Oder
einfach in ein spannendes Buch versinken und dabei Tee trinken.
Bitte begrüßt Yonca ganz herzlich bei Real Scientists DE!
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