Diese Woche freuen wir uns auf unsere Kuratorin Lisa Dücker (@ladida_lisa)! Lisa ist 1989 in Bremerhaven geboren. Von 2009 bis 2013 hat sie an der Universität Hamburg Deutsche Sprache und Literatur sowie Spanisch studiert. Von 2013 bis 2016 hat sie an der Universität Hamburg den Master Germanistische Linguistik gemacht und als studentische Hilfskraft in Projekten zur Entwicklung der satzinternen Großschreibung im Deutschen und zur Erstellung eines Korpus der mittelniederdeutschen Sprache gearbeitet. 2016 hat sie ihre Dissertation mit dem Titel "Das Zusammenspiel von Belebtheit, semantischer Rolle und syntaktischer Funktion bei der Entwicklung der satzinternen Großschreibung im Deutschen. Eine korpuslinguistische Analyse von frühneuhochdeutschen Hexenverhörprotokollen" an der Universität Hamburg begonnen und dort bis 2017 in einem DFG-Projekt gearbeitet. Von 2017 bis 2021 hat sie an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg gearbeitet und promoviert. Seit Ende 2021 arbeitet sie jetzt am Germanistischen Seminar der CAU Kiel. Ihre Promotion hat sie ich im Mai 2022 abgeschlossen.
Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Ursprünglich wollte
ich einmal Musikjournalistin werden und habe deshalb Germanistik und Spanisch
an der Universität Hamburg studiert. Im Laufe des Studiums habe ich gemerkt,
dass ich Sprachwissenschaft total interessant finde und habe mich dann in
meinem Master darauf konzentriert. Nach meinem Masterabschluss wurde mir dann eine
Stelle als Mitarbeiterin in einem Forschungsprojekt angeboten, in dem ich schon
als studentische Hilfskraft mitgearbeitet hatte. Seitdem bin ich Linguistin und
freue mich sehr, mit der Beforschung von Sprache und der Lehre von
sprachwissenschaftlichen Themen meine Tage zu verbringen.
Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält
dich dort?
Ich habe mich schon in
der Schule für Sprache interessiert und habe zum Beispiel sehr gerne
Fremdsprachen gelernt und viel geschrieben. Ich hatte dann in der Universität
ein Seminar zum Thema Belebtheit in der Sprache, das mich total fasziniert hat.
Ich habe dort gelernt, wie sehr so ein Faktor, über den wir so gut wie nie
aktiv nachdenken, unser tägliches Sprechen auf ganz unterschiedliche Arten
beeinflusst und das fand ich unglaublich spannend. Die Aufdeckung von Faktoren,
die mehr oder weniger unterbewusst eine große Rolle spielen für die Art, wie
wir sprechen und schreiben, ist nach wie vor einer der Aspekte, der mich an der
Sprachwissenschaft am meisten interessiert. Deshalb interessiere ich mich auch
besonders für Sprachvariation und Sprachwandel.
Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
In meiner Dissertation habe ich untersucht, wie sich die Großschreibung von Nomen in der deutschen Sprachgeschichte verändert hat. Ursprünglich hat man mal alle Wörter kleingeschrieben und heute schreiben wir alle Nomen und alle Nominalisierungen groß. Dieser Wandel geschah aber nicht von heute auf morgen, sondern es hat mehrere Jahrhunderte gedauert, bis der Prozess abgeschlossen war. Ich habe mir ganz speziell angeschaut, welche Wörter in Hexenverhörprotokollen aus dem 16. und 17. Jahrhundert großgeschrieben wurden. Dafür habe ich den Einfluss der drei Faktoren Belebtheit, syntaktische Funktion und semantische Rolle untersucht.
Ich interessiere mich
auch davon abgesehen sehr dafür, wie sich die Schreibung von Wörtern im Laufe
der Zeit verändert hat, als es noch keine offiziellen Rechtschreibregeln
gegeben hat. Ich habe zum Beispiel auch Untersuchungen zur Zusammen- und
Getrenntschreibung von Komposita wie Teufelstanz durchgeführt (auch in
den Hexenverhörprotokollen). Jetzt gerade sitze ich an einer Untersuchung, bei
der ich herausfinden will, ob in der Sprachgeschichte die Bedeutung einen
Einfluss auf die Stellung von Genitivattributen hatte. Ich will also wissen, ob
ich systematische Unterschiede in Formulierungen wie die Entdeckung Lisas und
Lisas Entdeckung finden kann.
Daneben unterrichte
ich natürlich auch. Ich arbeite derzeit als Elternzeitvertretung auf einer
Hochdeputatsstelle. Das bedeutet, dass ich gerade jede Woche 6 Seminare für
Bachelorstudierende gebe. Darunter sind mehrere verschiedene Einführungsseminare,
aber ich gebe auch noch ein Seminar über Eigennamen und ein Seminar über
Neologismen, also Wörter, die neu entstehen. Die Lehre ist ziemlich
anstrengend, macht mir aber auch sehr viel Spaß. Ich habe es mir zur Aufgabe
gemacht, meine Begeisterung für alles, was mit Sprache zu tun hat, an meine
Studierenden weiterzugeben und ich hoffe, dass mir das ganz gut gelingt.
Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit
interessieren?
Sprache ist etwas, was
uns jeden Tag den ganzen Tag beschäftigt. Deshalb finde ich es unglaublich
interessant, mehr darüber zu erfahren, wie Sprache funktioniert. Im
Deutschunterricht in der Schule kommen solche Aspekte ja leider in Regel zu
kurz. Und meine Forschung zur Schreibung ist für alle diejenigen interessant,
die wissen wollen, was eigentlich hinter unseren Rechtschreibregeln steckt.
Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Auch in meiner Freizeit beschäftige ich mich damit, Wissen über Sprache zu
verbreiten. Ich schreibe seit fünf Jahren mit einer Freundin zusammen den Blog derzwiebel.wordpress.com,
auf dem wir alle zwei Wochen Blogposts über Sprache veröffentlichen. Wir
schreiben über Sprachvariation, Sprachwandel, die Herkunft von Wörtern und
vieles mehr. Außerdem kuratiere ich die Twitteraccounts @Sprache_Medien und
@lingpods, auf denen ich versuche, alle mediale Berichterstattung bzw. alle
Podcastfolgen, in denen es um Sprache und Linguistik geht, zu dokumentieren.
Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Ich sticke sehr gerne! Die Handarbeit ist eine gute Abwechslung von der
wissenschaftlichen Arbeit und es macht mir Spaß, beim Sticken langsam Bilder
entstehen zu sehen. Außerdem lese ich gerne und höre viele Podcasts - vor allem
über Linguistik. Vor Corona bin ich auch oft auf Konzerte gegangen.
Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Ich fürchte, meine Idee von einem idealen freien Tag ist nicht besonders
spektakulär: Ich schlafe zunächst einmal aus. Später gehe ich eine Weile am
Stadtrand spazieren und höre dabei Podcasts. Dann mache ich es mir auf dem Sofa
bequem, schaue fern und sticke dabei. Ein idealer Tagesabschluss wäre es, dann
noch mit Freund_innen zu einem Konzert zu gehen.
Bitte begrüßt Lisa ganz herzlich bei Real Scientists DE!
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