Sunday, September 22, 2024

Was Videospiele mit Tourismus zu tun haben! Anh-Thu Nguyen ist jetzt bei Real Scientists DE!

 

Anh-Thu Nguyen

Diese Woche freuen wir uns auf unsere Kuratorin Anh-Thu Nguyen (@anhthu.bsky.social)! Anh-Thu Nguyen wird von vielen aber auch Cathy genannt. Sie hat an der Universität zu Köln Medienkulturwissenschaften und Anglistik studiert und ist seit 2021 in Japan als PhD Studentin unterwegs. Ihr Thema beschäftigt sich mit der Beziehung von Videospielen und Tourismus und ob das Spielen wie eine Reise sein kann. Sie streamt sehr unregelmäßig auf Twitch und schreibt über Games & japanische Popkultur für superlevel.de.

 

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?

Meine Liebe zu Medien und vor allem zum Internet und Computerspielen war schon immer da. Ein Game Boy wurde mir von meinem Papa quasi in die Wiege gelegt – meine ersten Spiele waren Tetris und Super Mario! Das ging dann so weiter mit meiner eigenen PlayStation 1, ich habe in der Schule irgendwann eine Schülerzeitung gegründet (die wir sogar als Printausgabe rausgebracht haben) und meine allererste Hausarbeit in der Oberstufe schrieb ich über Facebook. Es war schon lange klar, dass das Mantra „irgendwas mit Medien“ bei der Studienauswahl bei mir richtig war. An der Universität zu Köln habe ich dann Medienkulturwissenschaften und Anglistik studiert. Zu meiner Zeit gab es einige Dozierende, die ihren Fokus auf die Game Studies-Forschung gelegt hatten. Mich hat es fasziniert, sich mit Videospielen wissenschaftlich auseinanderzusetzen (und dass das überhaupt möglich ist). Das hat sich bis heute nicht geändert.

 

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?

Mein Fokus auf Computerspiele und die Game Studies-Forschung war schon seit meinem Bachelor präsent, und ich würde sogar meinen Dozierenden in Anglistik ein Games-Thema aufzwingen, selbst wenn sie nichts damit am Hut hatten (an dieser Stelle danke ich allen Dozierenden und Professor*innen die Geduld mit ihren Studierenden haben). Jedoch ist die Wahrheit auch, dass ich dank eines großzügigen Stipendienprogramms die Möglichkeit habe in der Forschung tätig zu sein. Das MEXT-Programm der japanischen Regierung erlaubt mir meinen fast 5-jährigen Aufenthalt in Japan. Als ich die Zusage für das Programm erhielt, hatte ich das Gefühl in meiner Arbeit bestärkt worden zu sein und dass auch andere an meiner Forschung interessiert sind. Ich liebe es, Kolleg*innen aus dem gleichen Feld zu treffen – immer eine gute Gelegenheit zu fragen, was so gerade gespielt wird. Ich empfinde die Game Studies-Forschung als ein sehr nahbares Forschungsfeld, gerade weil viele, so wie ich, ihr Hobby zur Forschung gemacht haben.

 

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!

Meine Arbeit beschäftigt sich mit der Beziehung zwischen Videospielen und Tourismus. Neue Technologien ermöglichen neue Reisemöglichkeiten – von Flugzeugen bis zu Computertechnologien. Museen versuchen in etwa den Besuch mit Hilfe von XR-Technologien interaktiver zu gestalten, Virtual-Reality Technologien bauen ganze antike Städte nach. Die Möglichkeiten zwischen Videospielen und Tourismus sind also vielfältig und es gibt derzeit viele verschiedene Ansätze durch und mit Videospielen den Tourismus zu verändern.

In meiner eigenen Forschung schaue ich mir Open-World-Games wie Cyberpunk 2077 und Ghost of Tsushima an. Mein Hauptargument ist, dass das Spielen selbst als eine Form von Reisen verstanden werden kann. Wenn wir uns also von der Idee lösen, dass Tourismus nur an „echten“ Orten passieren kann, was bleibt dann noch vom Reisen und vom Tourismus übrig? Anstatt einer (physisch-realen) ortsorientierten Aktivität, ist es vielleicht eher eine Beziehung, die wir pflegen, wenn wir uns Orte, Dinge, und Menschen anschauen? Das versuche ich mit Hilfe von Videospielen zu beantworten.

 

Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?

Sowohl Videospiele als auch Tourismus sind derzeit großen Veränderungen ausgesetzt, nicht zuletzt aufgrund der Pandemie. Videospiele dienten während Lockdowns für viele als Zufluchtsorte um soziale Aktivitäten im digitalen Raum ausleben zu können oder als Möglichkeit (fiktive) Orte zu bereisen. Das Reisen war und ist immer noch ein gängiges Motiv in Kunst und Literatur, aber kein Medium wie das Videospiel bringt das Reisen so nah an Spieler*innen. Gleichzeitig auch weil Videospiele ein Produkt sind, versuchen sie immer eine Erfahrung zu verkaufen – nicht unweit weg von Tourismus und Reiseveranstaltern. Wir sehen also, dass es sich um eine fast symbiotische Beziehung handelt: Videospiele simulieren Aspekte von Tourismus und der Tourismus versucht auch mit Videospieltechnologien attraktiver zu sein.

 

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?

Ich versuche mich so gut wie möglich auf mein Dissertationsthema zu konzentrieren, weswegen ich nebenbei nur als Mentorin an meiner Universität arbeite. Allerdings schreibe ich ab und zu über Themen wie den Vietnamkrieg (in Videospielen) oder über die vietnamesische Diaspora in Deutschland. Ansonsten bin ich auch als Freelancerin für Superlevel.de unterwegs, wie zuletzt mein Artikel über Gachapons in Japan: https://www.superlevel.de/gachapon-gacha-games-genshin-impact/

 

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?

Ich streame gelegentlich auf Twitch unter https://www.twitch.tv/kayde_nuen! Primär versuche ich Spiele zu spielen, zu denen ich gerade aktuell nicht forsche.

 

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forschende sind ja auch nur Menschen)?

Mein idealer Tag fängt frühestens um 10 Uhr an und die einzige Frage, die ich mir stelle, ist: „Was esse ich heute?“ Damit gehe ich dann zum Supermarkt, koche mir was Feines (wenn ich meine Familie vermisse, gibt es oft vietnamesisches Essen) und verbringe den Rest des Tages mit Saubermachen sowie einer guten Serie. Auch wenn Social Media kein Hobby sein sollte, dokumentiere und poste ich gerne meinen banalen Alltag auf Instagram (@kayde_nuen).



Bitte begrüßt Anh-Thu ganz herzlich bei Real Scientists DE!

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