Diese Woche freuen wir uns auf unsere Kuratorin Victoria Grinberg (@vicgrinberg.mastodon.social.ap.brid.gy)! Victoria Grinberg studierte an der LMU München und promovierte in Bamberg und Erlangen zur Langzeitvariabilität von Doppelsternsystemen mit schwarzen Löchern. Nach Forschungsaufenthalten am MIT in Cambridge und an der Uni Tübingen arbeitet sie derzeit bei der Europäische Weltraumorganisation ESA. Victoria Grinberg setzt sich für die Popularisierung der Astrophysik und die Sichtbarkeit von Frauen in der Wissenschaft ein: 2020 startete sie die Twitter-Aktion #astrophysikerinnen. 2022 wurde ihr der renommierte Röntgen-Preis zuerkannt.
Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Ich habe als
Jugendliche zu viele Science Fiction Bücher gelesen, die mich dazu gebracht
haben, mich für Astronomie und Kosmologie zu interessieren und somit Physik zu
studieren. Dann habe ich nette Leute kennen gelernt, mit denen es Spaß gemacht
hat zu arbeiten. Und auf erste Praktika folgten Diplom- und dann Doktorarbeit.
Mir machte es tatsächlich immer einfach Spaß, in diesem Bereich zu arbeiten,
sowohl von der reinen Wissenschaft als auch von der menschlichen Seite her.
Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält
dich dort?
Schwarze Löcher
und massereiche Sterne, also Vorläufer von schwarzen Löchern, sind einfach
super spannend. Wobei ich am Anfang meines Studiums fest davon ausgegangen bin,
dass ich theoretische Kosmologie machen werde. Dann habe ich aber meinen
künftigen Doktorvater kennengelernt, durch ihn und seine Lebenspartnerin in
Röntgenastronomie reingeschnuppert und nie wieder davon losgekommen. Halten tun
mich in dem Feld aber tatsächlich die Menschen: meine Kollegen, meine Gruppe,
die Postdocs, die ich für die ESA betreue, das Gefühl, etwas nützliches für die
gesamte Astrophysik-Community zu machen und unser Gesamtwissen über das
Universum zu erweitern.
Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Im Alltag
verbringe ich die meiste Zeit tatsächlich mit Dokumenten, Strategieentwicklung
oder Management. Nicht ganz das, was sich Leute unter "Wissenschaft"
vorstellen, aber das, was die Wissenschaft ermöglichen und am Laufen hält. Die
Hälfte meiner Zeit bin ich für das Research Fellowship in Space Science
zuständig, das Postdoktorand:innen Programm der ESA. Ich betreue also 25
Wissenschaftler:innen, die noch eher am Anfang ihrer Karriere stehen, und zwar
aus den verschiedensten Bereichen - manchmal ist die Forschung nah an meiner,
manchmal arbeiten sie eher an den Eismonden des Jupiter. Die andere Hälfte
meiner Zeit bin ich für unsere Strategie für Beobachtungen mit verschiedenen
Observatorien zuständig. Und in meiner Wissenschaftszeit mache ich meine
Forschung - ich habe eine kleine über ganz Europe verteilte Arbeitsgruppe oder
arbeite lokal mit Kolleg:innen zusammen. Da lese ich Veröffentlichungen anderer
Leute, entwickle Ideen, schreibe Beobachtungsanträge, analysiere Daten, die ich
dann hoffentlich bekommen, und schreibe die Ergebnisse dann in Form von Papern
auf - wobei ich mittlerweile auch viel andere Leute dabei betreue, das alles zu
tun.
Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit
interessieren?
Ich mache
weltraumbasierte Astronomie - wie cool ist das denn? Schwarze Löcher,
Satelliten, Weltraum, Sternexplosionen, Einsteins Theorien testen, an die
Grenzen unseres menschlichen Verständnisses vom Universum gehen ... Natürlich
könnte ich jetzt drüber erzählen, dass aus der astronomischen Forschung und
besonders aus der weltraumbasierten Forschung viele Technologien entstanden
sind, die sonst vermutlich nicht entwickelt worden wären und die total nützlich
sind. Stimmt auch. Aber ich glaube tatsächlich, dass unsere Welt besser zu
verstehen, ein tief menschliches Bedürfnis ist. Genauso wie Kunst zu machen.
Grundlagenforschung ist also einfach ein Wert an sich und genau deswegen
sollten Leute sich dafür interessieren.
Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen
Aufgaben/Tätigkeiten?
Ich zeichne
recht gerne - oft thematisch passend zu meinem Arbeitsfeld - und habe einige
Wissenschaftsillustationen veröffentlicht. Und am 20. Oktober kommt mein erstes
Sachbuch beim KOSMOS-Verlag raus: "Schwarze Löcher - Schwere Kost, leicht
verdaulich." Ich bin also jetzt wohl offizielle eine Autorin.
Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Ich habe viel
zu viele Bücher (ich lese eine wilde Mischung aus Science Fiction, Klassikern
und Gegenwartsliteratur). Ich koche sehr gerne und meistens viel zu viel. Ich
gehe gerne wandern und bouldern. Wobei das Bouldern mein "habe ein Hobby,
in dem due grottenschlecht bist"-Hobby ist. Ich spiele gerne Brett- und
Gesellschaftsspiele mit Freunden (gerade am meisten Harmonies mit meinem
Partner).
Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forschende sind ja auch nur
Menschen)?
Nicht zu früh
aufstehen, eine kurze, aber schöne Wanderung (am besten irgendwo an einem Tobel
entlang), Zeit mich mit einem guten Buch hinzusetzen und ein gutes Abendessen,
vorzugsweise mit Freunden. Oder, falls es draußen regnet, ein Spieleabend mit
Brett und Gesellschaftsspielen.
Bitte begrüßt Victoria ganz herzlich bei Real Scientists DE!
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