Diese Woche freuen wir uns auf unsere Kuratorin Lisa Spitzer (@lspitzer95)! Lisa schloss Anfang 2020 ihr Psychologiestudium an der Universität zu Köln ab und ist aktuell wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin am Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID). In ihrer Doktorarbeit beschäftigt sie sich mit dem Thema “Open Science”, vor allem mit der Präregistrierung von Studien. Des Weiteren erforscht sie die Reproduzierbarkeit von Forschungsergebnissen im Bereich der Eye-Tracking-Forschung. Sie setzt sich für die Verbreitung von Open-Science-Techniken und transparenter Datenanalyse ein.
Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Während des Studiums
ist mir immer mehr klar geworden, dass so einiges nicht ganz rund läuft in der
Forschung. Die Replikationskrise und das fehlende Vertrauen in die
Forschungsergebnisse sind meines Empfindens nach ein enorm großes Problem, da
wir ja sehr viele Entscheidungen etc. auf Forschung basieren. Ich bin dann in
Kontakt mit der Open Science - Bewegung gekommen und habe gemerkt, dass das
etwas ist, das mir sehr wichtig ist, und für das ich gern einen Beitrag leisten
möchte. Da ich mit ganzem Herzen dahinter stand, wollte ich unbedingt eine
Diss-Stelle finden, in der ich mich thematisch damit befassen konnte, und bin
sehr froh, dass ich dann am ZPID gelandet bin, dass das Public Open Science
Institut für die Psychologie ist und Forschende darin unterstützt, möglichst
transparente und rigorose Forschung zu betreiben.
Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält
dich dort?
Siehe oben. :) Open
Science ist ein Thema, das ich sehr, sehr wichtig finde! Ich möchte gern einen
Beitrag dazu leisten, dass gute wissenschaftliche Praxis überall umgesetzt
wird, damit wir unser Wissen basierend auf einer soliden Basis erweitern
können.
Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
In meinem Doktor
befasse ich mich mit Meta-Forschung, d.h. Forschung über Forschung. Ich
beschäftige mich damit, wie man Forschung transparenter und letztendlich wieder
glaubwürdiger machen kann. Unter den Begriff "Open Science" fallen
ganz viele verschiedene Techniken, die man als Forscher*in anwenden kann, um
die eigene Forschung transparenter zu machen. Ich beschäftige mich vor allem
mit einer bestimmten davon, der Prä-Registrierung. Prä-Registrierung bedeutet,
dass Forschende alles, was sie für ihre Studie geplant haben, vor der
Datenerhebung bzw. -analyse aufschreiben und veröffentlichen (z.B. Hypothesen,
was soll wie gemessen und analysiert werden). So ist den Forschenden selbst und
anderen klar, was vor der Studie geplant war, und was sich im Nachhinein noch
verändert, wodurch fragwürdige Forschungspraktiken vermindert werden können
(beispielsweise wäre eine solche, wenn nicht das gewünschte Ergebnis gefunden
wird und Forschende dann im Nachhinein sehr viele Analysen durchführen, um noch
was "Brauchbares" in den Daten zu finden, ohne das dann später zu
offenbaren, wodurch die Forschungsergebnisse nicht mehr valide interpretierbar
sind). Prä-Registrierung kann sehr hilfreich dabei sein, die Transparenz einer
Studie zu erhöhen, leider nutzen es aber immer noch wenig Psycholog*innen.
Deswegen habe ich letztens mit meiner Doktorbetreuerin eine Studie
durchgeführt, in der wir untersucht haben, woran das liegt (genauer: was sind
Motivationen und Hindernisse bezüglich Prä-Registrierung, was beeinflusst die Intention
zu prä-registrieren?, siehe https://doi.org/10.1371/journal.pone.0253950).
Zusätzlich befasse ich mich noch etwas gezielter mit der Reproduzierbarkeit von
Eye-Tracking-Forschung. Hier ist nämlich ein Problem, dass es sehr viele
Eye-Tracker (d.h. Kameras, mit denen man Augenbewegungen messen kann) gibt, und
die Vergleichbarkeit zwischen diesen fragwürdig ist. So ist es beispielsweise
nicht ganz sicher, ob Ergebnisse durch das Gerät, mit dem sie gemessen werden,
beeinflusst werden. Um dies zu prüfen, haben wir vor kurzem eine Studie
gemacht, in der wir eine umfangreiche Testbatterie mit drei Geräten erhoben
haben. Die Ergebnisse haben wir dann zwischen den Geräten verglichen (https://doi.org/10.1145/3517031.3529644).
Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit
interessieren?
Open Science und das
Bestreben, Forschung transparenter und glaubwürdiger zu machen, geht meiner
Meinung nach jeden etwas an. Ich finde es wichtig, die Öffentlichkeit zu
befähigen, Forschung kritisch zu hinterfragen, mögliche Probleme zu verstehen,
und dennoch nicht die Hoffnung zu verlieren, dass Forschung uns dabei helfen
kann, unser Wissen zu erweitern. Der Balance-Akt zwischen "Probleme
verstehen" und "Vertrauen schenken" ist dabei natürlich nicht
ganz einfach, aber ich glaube, dass es wichtig ist, dass Laien verstehen, dass
Probleme in der Forschung existieren, die jedoch bearbeitet werden, und dass
die Forschung selbstkritisch ist und sich verbessern möchte.
Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Ich gebe viele Workshops, um Forschende an das Thema Prä-Registrierung
heranzuführen. Es ist nämlich so, dass viele Forschende Open Science selbst
total wichtig finden und diese Techniken einsetzen wollen, es jedoch schwierig
ist, den ersten Schritt zu machen und sich zurechtzufinden. Außerdem habe ich
vor kurzem einen Science Slam gegeben und werde am 20. Dezember ein zweites Mal
in Köln auftreten. Ich finde es besonders toll, dass Science Slams sich vor
allem auf die Öffentlichkeit beziehen und lustig und unterhaltsam sein sollen,
und freue mich deswegen schon darauf, dort aufzutreten.
Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Drei meiner Meinung nach interessante Sachen: 1) Ich habe zwei tolle Katzen,
Toffee (wegen einem Toffee-Fleck auf ihrer Stirn) & Wilson (von Dr. House),
2) bin Teil einer Pilz AG (wir machen monatlich Fachvorträge und Exkursionen in
den Wald, um interessante Pilze zu sammeln und zu katalogisieren), und 3) habe
mit Freundinnen einen Buchclub gegründet, in dem wir jeden Monat ein neues Buch
lesen (von Klassik bin zu ganz stumpfen lustigen Romanen).
Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Ich würde früh aufstehen, um den ganzen Tag vor mir zu haben, erstmal ganz in
Ruhe einen Kaffee trinken und mit meinen Katzen kuscheln, und dabei vielleicht
was was auf Youtube schauen. Dann würde ich meinen Freund wecken und wir würden
zusammen in unserem Garten frühstücken. Wir wohnen in der Eifel in einem
kleinen Häusschen (das ist tatsächlich so, nicht nur idealerweise :D), also
würde ich danach gern die Umgebung nutzen und einen schönen Spaziergang machen
(in meiner idealen Welt wäre dann Herbst, das ist nämlich meine
Lieblingsjahreszeit). Mittags würde ich mich mit meinen Freundinnen treffen,
etwas backen und Tee trinken, und dann abends wieder nach Hause kommen, welches
vom Kamin schön gewärmt ist. Dann würde ich was mit meinem Freund zusammen
kochen, und dann was mit ihm und unseren Freunden zusammen online zocken.
Bitte begrüßt Lisa ganz herzlich bei Real Scientists DE!
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