Sunday, December 4, 2022

Open Science, Prä-Registrierung und Reproduzierbarkeit: Forschung über Forschung hilft Wissenschaftler*innen die Qualität von Studien zu verbessern! Lisa Spitzer ist jetzt bei Real Scientists DE!

Diese Woche freuen wir uns auf unsere Kuratorin Lisa Spitzer (@lspitzer95)! Lisa schloss Anfang 2020 ihr Psychologiestudium an der Universität zu Köln ab und ist aktuell wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin am Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID). In ihrer Doktorarbeit beschäftigt sie sich mit dem Thema “Open Science”, vor allem mit der Präregistrierung von Studien. Des Weiteren erforscht sie die Reproduzierbarkeit von Forschungsergebnissen im Bereich der Eye-Tracking-Forschung. Sie setzt sich für die Verbreitung von Open-Science-Techniken und transparenter Datenanalyse ein.

 

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?

Während des Studiums ist mir immer mehr klar geworden, dass so einiges nicht ganz rund läuft in der Forschung. Die Replikationskrise und das fehlende Vertrauen in die Forschungsergebnisse sind meines Empfindens nach ein enorm großes Problem, da wir ja sehr viele Entscheidungen etc. auf Forschung basieren. Ich bin dann in Kontakt mit der Open Science - Bewegung gekommen und habe gemerkt, dass das etwas ist, das mir sehr wichtig ist, und für das ich gern einen Beitrag leisten möchte. Da ich mit ganzem Herzen dahinter stand, wollte ich unbedingt eine Diss-Stelle finden, in der ich mich thematisch damit befassen konnte, und bin sehr froh, dass ich dann am ZPID gelandet bin, dass das Public Open Science Institut für die Psychologie ist und Forschende darin unterstützt, möglichst transparente und rigorose Forschung zu betreiben.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?

Siehe oben. :) Open Science ist ein Thema, das ich sehr, sehr wichtig finde! Ich möchte gern einen Beitrag dazu leisten, dass gute wissenschaftliche Praxis überall umgesetzt wird, damit wir unser Wissen basierend auf einer soliden Basis erweitern können. 

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!

In meinem Doktor befasse ich mich mit Meta-Forschung, d.h. Forschung über Forschung. Ich beschäftige mich damit, wie man Forschung transparenter und letztendlich wieder glaubwürdiger machen kann. Unter den Begriff "Open Science" fallen ganz viele verschiedene Techniken, die man als Forscher*in anwenden kann, um die eigene Forschung transparenter zu machen. Ich beschäftige mich vor allem mit einer bestimmten davon, der Prä-Registrierung. Prä-Registrierung bedeutet, dass Forschende alles, was sie für ihre Studie geplant haben, vor der Datenerhebung bzw. -analyse aufschreiben und veröffentlichen (z.B. Hypothesen, was soll wie gemessen und analysiert werden). So ist den Forschenden selbst und anderen klar, was vor der Studie geplant war, und was sich im Nachhinein noch verändert, wodurch fragwürdige Forschungspraktiken vermindert werden können (beispielsweise wäre eine solche, wenn nicht das gewünschte Ergebnis gefunden wird und Forschende dann im Nachhinein sehr viele Analysen durchführen, um noch was "Brauchbares" in den Daten zu finden, ohne das dann später zu offenbaren, wodurch die Forschungsergebnisse nicht mehr valide interpretierbar sind). Prä-Registrierung kann sehr hilfreich dabei sein, die Transparenz einer Studie zu erhöhen, leider nutzen es aber immer noch wenig Psycholog*innen. Deswegen habe ich letztens mit meiner Doktorbetreuerin eine Studie durchgeführt, in der wir untersucht haben, woran das liegt (genauer: was sind Motivationen und Hindernisse bezüglich Prä-Registrierung, was beeinflusst die Intention zu prä-registrieren?, siehe https://doi.org/10.1371/journal.pone.0253950). Zusätzlich befasse ich mich noch etwas gezielter mit der Reproduzierbarkeit von Eye-Tracking-Forschung. Hier ist nämlich ein Problem, dass es sehr viele Eye-Tracker (d.h. Kameras, mit denen man Augenbewegungen messen kann) gibt, und die Vergleichbarkeit zwischen diesen fragwürdig ist. So ist es beispielsweise nicht ganz sicher, ob Ergebnisse durch das Gerät, mit dem sie gemessen werden, beeinflusst werden. Um dies zu prüfen, haben wir vor kurzem eine Studie gemacht, in der wir eine umfangreiche Testbatterie mit drei Geräten erhoben haben. Die Ergebnisse haben wir dann zwischen den Geräten verglichen (https://doi.org/10.1145/3517031.3529644).

Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?

Open Science und das Bestreben, Forschung transparenter und glaubwürdiger zu machen, geht meiner Meinung nach jeden etwas an. Ich finde es wichtig, die Öffentlichkeit zu befähigen, Forschung kritisch zu hinterfragen, mögliche Probleme zu verstehen, und dennoch nicht die Hoffnung zu verlieren, dass Forschung uns dabei helfen kann, unser Wissen zu erweitern. Der Balance-Akt zwischen "Probleme verstehen" und "Vertrauen schenken" ist dabei natürlich nicht ganz einfach, aber ich glaube, dass es wichtig ist, dass Laien verstehen, dass Probleme in der Forschung existieren, die jedoch bearbeitet werden, und dass die Forschung selbstkritisch ist und sich verbessern möchte. 

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Ich gebe viele Workshops, um Forschende an das Thema Prä-Registrierung heranzuführen. Es ist nämlich so, dass viele Forschende Open Science selbst total wichtig finden und diese Techniken einsetzen wollen, es jedoch schwierig ist, den ersten Schritt zu machen und sich zurechtzufinden. Außerdem habe ich vor kurzem einen Science Slam gegeben und werde am 20. Dezember ein zweites Mal in Köln auftreten. Ich finde es besonders toll, dass Science Slams sich vor allem auf die Öffentlichkeit beziehen und lustig und unterhaltsam sein sollen, und freue mich deswegen schon darauf, dort aufzutreten.  

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Drei meiner Meinung nach interessante Sachen: 1) Ich habe zwei tolle Katzen, Toffee (wegen einem Toffee-Fleck auf ihrer Stirn) & Wilson (von Dr. House), 2) bin Teil einer Pilz AG (wir machen monatlich Fachvorträge und Exkursionen in den Wald, um interessante Pilze zu sammeln und zu katalogisieren), und 3) habe mit Freundinnen einen Buchclub gegründet, in dem wir jeden Monat ein neues Buch lesen (von Klassik bin zu ganz stumpfen lustigen Romanen). 

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Ich würde früh aufstehen, um den ganzen Tag vor mir zu haben, erstmal ganz in Ruhe einen Kaffee trinken und mit meinen Katzen kuscheln, und dabei vielleicht was was auf Youtube schauen. Dann würde ich meinen Freund wecken und wir würden zusammen in unserem Garten frühstücken. Wir wohnen in der Eifel in einem kleinen Häusschen (das ist tatsächlich so, nicht nur idealerweise :D), also würde ich danach gern die Umgebung nutzen und einen schönen Spaziergang machen (in meiner idealen Welt wäre dann Herbst, das ist nämlich meine Lieblingsjahreszeit). Mittags würde ich mich mit meinen Freundinnen treffen, etwas backen und Tee trinken, und dann abends wieder nach Hause kommen, welches vom Kamin schön gewärmt ist. Dann würde ich was mit meinem Freund zusammen kochen, und dann was mit ihm und unseren Freunden zusammen online zocken.

 

Bitte begrüßt Lisa ganz herzlich bei Real Scientists DE!

No comments:

Post a Comment