Diese Woche freuen wir uns auf unsere Kuratorin Dr. Lena Oetzel (@LenaOetzel)! Lena ist promovierte Historikerin an der Universität Salzburg mit Schwerpunkt auf der Frühen Neuzeit. Sie interessiert sich besonders für historische Friedensforschung, Diplomatiegeschichte und politische Kommunikation im frühneuzeitlichen Europa. Ihre Dissertation hat sie über Herrscherkritik bei Elisabeth I. von England (1558-1603) geschrieben. Aktuell arbeitet sie an ihrer Habilitation zu Interessengeflechten am Westfälischen Friedenskongress (1643-1649). In diesem Zusammenhang war sie Erwin Schrödinger Stipendiatin am Zentrum für Historische Friedensforschung an der Universität Bonn und Elise Richter Fellow am Institute for Habsburg and Balkan Studies an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien. WissKomm auf Twitter hat sie dank des Kanals @emdiplomacy lieben gelernt, auf dem sie gemeinsam mit ihrer Kollegin Dorothée Goetze über frühneuzeitliche Diplomatie und das Leben als Herausgeberin eines Handbuchs spricht. Wenn sie Pause von der Frühen Neuzeit braucht, ediert sie die Autobiographie des deutschen Historikers Karl Brandi (1868-1946).
Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Ich fand
Geschichte immer spannend. Meine Mutter hat mir Geschichten aus der Geschichte
erzählt und die letzten Jahre vor dem Abitur hatte ich einen wunderbaren
Geschichtslehrer, von dem ich ganz viel gelernt habe, gerade wie man eine
Quelle gegen den Strich liest. Irgendwann war mir dann klar, ich möchte
Geschichte studieren. Ich wurde dann häufig gefragt: auf Lehramt? Ich wusste
aber sehr sicher, dass ich nicht Lehrerin werden möchte und bin mit dieser
Entscheidung auch sehr zufrieden. Im Studium habe ich dann eine Zeitlang mit
dem Journalismus geliebäugelt, aber mir wurde bald klar, dass mir das
wissenschaftliche Arbeiten mehr liegt. Ich will einer Frage auf den Grund
gehen, in die Tiefe gehen, es mir systematisch erschließen. Als ich mit der
Magisterarbeit fertig wurde, habe ich von meinem Betreuer eine
Dissertandinnenstelle angeboten bekommen und bin in der Wissenschaft geblieben.
Ich hatte im Laufe meiner bisherigen Karriere sehr, sehr viel Glück, weil mich
Menschen unterstützt und gefördert haben. Es ist ein sehr privilegierter Weg
gewesen, der nicht selbstverständlich ist. Ich bemühe mich, mir dieser Privilegien
bewusst zu sein und andere meinerseits so gut zu unterstützen, wie ich es
kann.
Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält
dich dort?
Die Frühe Neuzeit, also der Zeitraum zwischen 1500 und 1800, ist die beste Epoche. 😉 Hier passieren so viele Veränderungen in der Gesellschaft, in der Organisation von Herrschaft, in den internationalen Beziehungen. Vieles in der Frühen Neuzeit ist sehr anders als heute und gleichzeitig ist vieles dann irgendwo doch sehr vertraut. Ich finde es wahnsinnig spannend, diese Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu entdecken, weshalb ich mich auch sehr gerne mit Kolleg*innen austausche, die zu anderen Epochen arbeiten.
Aktuell beschäftige ich mich mit Friedensfindungsprozessen im 17. Jahrhundert, insbesondere mit dem Westfälischen Friedenskongress (1643-1649) und Friedenskongressen insgesamt. Es geht mir um die Frage, warum Friedenschließen so schwer ist und wie man versucht hat trotzdem Frieden zu schließen. Friedenskongresse sind eine besondere und zunächst noch neue Form des Verhandelns, die ganz spezielle Anforderungen stellt und diese Besonderheiten möchte ich herausarbeiten.
Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Ich bin
Postdoc Mitarbeiterin an der Geschichte der Uni Salzburg, d.h., neben meinem
Hauptprojekt zum Westfälischen Friedenskongress, bin ich vor allem in der Lehre
tätig, aber natürlich auch in verschiedenen universitären Gremien. Ich bin
leitendes Mitglied im Redaktionsteam des eJournals unseres Fachbereich, in dem
wir Arbeiten von Studierenden veröffentlichen. Mit meiner Kollegin Dorothée
Goetze gebe ich außerdem ein Handbuch zu frühneuzeitlicher Diplomatie heraus
und betreibe in dem Kontext den Twitterkanal @emdiplomacy. Das heißt, ich muss
in meinem Arbeitsalltag viele Bälle jonglieren. Momentan ist die größte
Herausforderung, Zeit und Ruhe zum Schreiben der Habil zu finden und mich nicht
von den verschiedenen anderen Projekten und Aufgaben ablenken zu lassen.
Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit
interessieren?
Ganz grundlegend prägt Geschichte wesentlich unsere Gesellschaft und der Blick in die Vergangenheit kann helfen gewisse Phänomene klarer in ihren Eigenheiten und aber auch übergreifenden Prinzipien zu sehen.
Meine
Arbeit zu Friedenskongressen ist momentan brisanter und aktueller, als ich mir
das wünschen würde. Als Frühneuzeit-Historikerin kann ich hier natürlich keine
Patentlösungen liefern, wie man Frieden schließt. Jeder Konflikt ist anders,
aber die Geschichte kann Inspiration liefern und sie kann dafür
sensibilisieren, warum Friedenschließen eben so schwer ist.
Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Folgt.
Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Was interessant ist, ist sicherlich Ansichtssache, aber ich lese gerne, mache
Yoga, backe, bepflanze meinen Balkon, mache Fotos - am liebsten im Urlaub am
Meer.
Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Ausschlafen und dann mit einer Tasse Tee im Bett einen guten Roman lesen.
Irgendwann aufstehen und mich mit Freund*innen treffen und gemeinsam den Tag
verbringen, bei schönem Wetter gerne draußen, in einem Café oder auch zu Hause
auf dem Sofa.
Bitte begrüßt Lena ganz herzlich bei Real Scientists DE!
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