Sunday, February 5, 2023

Geschichtswissenschaft frei verfügbar - Bitte begrüßt Karoline Döring bei Real Scientists DE!











Diese Woche begrüßen wir unsere neue Kuratorin Karoline Döring (@karolinedoering)! Karoline ist promovierte Historikerin mit Schwerpunkt Mittelalter und Frühe Neuzeit, liebt Projekte und Schreiben, ist digital enthusiast und engagiert in der Vermittlung von Geschichte. Derzeit arbeitet sie als Wissenschafts-, Infrastruktur- und Datenmanagerin für "Archivum Medii Aevi Digitale" (AMAD), eine scholar-led Open Access-Publikationsplattform für Mittelalterforschung.

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Ich bin schon überhaupt nur auf großen (geistigen) Umwegen beim Studieren gelandet. Als Arbeiterkind oder #FirstGen habe ich vorher keinerlei Berührung mit Universität und Wissenschaft gehabt. Durch 
meinen Mann, der wusste, dass er studieren wird, habe ich das Interesse dafür entwickelt, Zugang zu diesem Bildungsweg bekommen und auch ein Studium der Biochemie begonnen. Ziemlich schnell war mir klar, dass dieses komplett durchgetaktete nine-to-five-Studium nichts für mich ist und ich mehr Freiräume zum Nachdenken brauche. Dann habe ich mich für 
Mittelalterliche, Neuere und Neueste Geschichte und Englische Literatur eingeschrieben, weil mich Geschichte und Englisch schon als Schulfächer 
immer begeistert haben. In meinem allerersten Proseminar in Mittelalter, das eine sehr engagierte Oberrätin gehalten hat, habe ich sofort 
gemerkt, dass das die richtige Wahl war, auch wenn ich überhaupt nicht klar wusste, worauf das alles am Ende zulaufen wird. Im Lauf des Studiums bin ich dann immer mehr in Berührung mit den aktuellen 
Forschungsfragen gekommen und weil ich neugierig und experimentierfreudig bin, war ich mir irgendwann sicher, dass mir Wissenschaft Spaß machen wird. Als studentische Hilfskraft war ich auch noch mehr als andere Studierende an der mit Forschung dran. Das 
Magisterthema, das mir meine spätere Doktormutter vorgeschlagen hat, wollte ich unbedingt vertiefen und das wissenschaftliche Arbeiten und besonders das Schreiben gingen mir leicht von der Hand und haben mir so viel Spaß gemacht, dass ich mich für die Promotion entschieden habe.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Mein aktuelles Feld ist mein Herzensanliegen. Ich forsche gerade nicht selbst, sondern sorge dafür, dass Forschende ihre Ergebnisse in einer qualitätsgesicherten, nachhaltigen und wissenschaftsgetragenen Open Access-Publikationsinfrastruktur veröffentlichen können. Das war vor 10 Jahren auch schon so, aber in viel kleinrere Dimension, denn zusammen mit meinem Kollegen Björn Gebert führe ich seit 2012 das 
Wissenschaftsblog "Mittelalter. Interdisziplinäre Forschung und Rezeptionsgeschichte", kurz Mittelalterblog. Es ist ein Gemeinschaftsblog mit einer Fachredaktion und widmet sich dem Mittelalter sowie seiner Rezeption und Vermittlung. Sein Ziel ist der 
interdisziplinäre wissenschaftliche Austausch, die Vernetzung von Forschenden, die Veröffentlichung von fachrelevanten Informationen und Terminen und, im Sinne einer wissenschaftlichen Vermittlung des Mittelalters, die Publikation von Forschungsergebnissen im Open Access. Es hat sich in unserer mediävistischen Fachcommunity mittlerweile gut etabliert und wir empfinden die enge Zusammenarbeit mit den Autor*innen spannend und bereichernd. 2014/2015 schon haben Björn und ich das erste Mal darüber gesprochen, dass wir nicht nur wissenschaftliche Blogartikel veröffentlichen wollen, sondern uns auch vorstellen könnten, ein Open Access-Repositorium zu betreiben, das mehr Publikationsmöglichkeiten bietet. Die Idee für das Projekt "Archivum Medii Aevi Digitale (AMAD) - 
Interdisziplinäres Open Access-Fachrepositorium mit Wissenschaftsblog für die Mittelalterforschung" wurde in dieser Zeit geboren. Wir haben Partner aus den Bereichen Bibliothek, Akademie und Universität gesucht, mit ihnen einen umfangreichen Antrag bei der DFG gestellt und von 2018 bis jetzt im Januar 2023 ist das Projekt für den Aufbau dieser neuen 
Publikationsinfrastruktur, die Repositorium und Blog kombiniert, auch gefördert worden. AMAD ist scholar-led und lebt vom unentgeltlichen Engagement von Forschenden bei der Redaktionsarbeit. Wie schon Björn und ich teilen alle bei AMAD die große Open Access-Vision und genau das ist mein Herzensanliegen, für das ich mich jeden Tag aufs Neue ins Zeug lege.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Während des DFG-Projekts war ich für die wissenschaftliche Koordination und das Projektmanagement bei AMAD zuständig. Seit Februar mache ich das auch weiter, aber mit weniger konkretem Projektmanagent-Anteil, weil das Projekt abgeschlossen ist, und mehr als allgemeines Wissenschafts-, Daten- und Infrastrukturmanagement, denn AMAD ist in den Dauerbetrieb übergegangen. Ich leite also weiter das operative Geschäft. Meine 
Hauptaufgabe sehe ich im Prinzip darin, unseren Fachredakteur*innen und Datenmanager*innen das unentgeltliche commitment, das sie in unsere gemeinsame Open Access-Vision stecken, so einfach wie möglich zu machen. Ich schaue also darauf, dass die Infrastruktur technisch einwandfrei funktioniert, die redaktionellen Workflows reibungslos laufen, die 
etablierten Kommunikationswege eingehalten werden und manchmal pflege ich sogar selbst noch die Metadaten und veröffentlichten die Texte. Denn 
zusätzlich bin ich immer auch noch Fachredakteurin für die geschichtswissenschaftliche Publikationen von AMAD und Mitherausgeberin und Fachredakteurin vom Mittelalterblog, das heißt ich spreche mit 
Forschenden, berate über Publikationsmöglichkeiten, lese auch Manuskripte und bereite sie für die Publikation vor.

Motivation: warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Ohne jetzt das taxpayer-Argument überstrapazieren zu wollen: Sie sollte sich dafür interessieren, weil ich dafür arbeite, dass öffentlich finanzierte Forschungsergebnisse auch ohne Einschränkung allen verfügbar gemacht werden. Die interessieren dann vielleicht nicht jede*n total brennend, aber Open Access ist eben nicht nur ein Thema, das die 
fachinterne Wissenschaftskommunikation erleichtert, sondern es hat gesamtgesellschaftliche Relevanz. Deswegen ist es mir wichtig, dass zumindest der unbeschränkte Zugang zu Forschung geschaffen wird. Ob er dann genutzt wird, steht auf einem ganz anderen Blatt.

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Ich bin in verschiedenen Geschichtsvereinen und Fachgesellschaften aktiv und setze mich außerdem zusammen mit anderen bei #IchBinHanna und 
#IchBinReyhan und im "Netzwerk für Gute Arbeit in der Wissenschaft" (NGA-Wiss) für bessere Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft ein.

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Vermutlich nicht wirklich interessant, aber ich für mich entspannend: Ich bin gern und viel draußen, um Sport zu machen oder das Wetter und die Luft zu genießen und liebe es zu reisen und unterwegs zu sein.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Den Tag mit Menschen, die mir wichtig sind, zu verbringen.

Bitte begrüßt Karoline ganz herzlich bei Real Scientists DE!

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