Diese Woche freuen wir uns auf unsere neue Kuratorin m Lisa Brunner (@ whizzyfizzylizz)!
Kurzbiografie: Stellt euch ein 7-jähriges Mädchen, das gerade das Lesen gelernt hat auf einem Schulbücherflohmarkt vor. Sie entdeckt ein Buch über ägyptische Mumifizierungspraktiken, bettelt ihre Mutter daraufhin an, es ihr zu kaufen und ist von da an von Geschichte fasziniert. Diese Faszination hat bis heute nicht nachgelassen: Lisa Brunner hat an der Universität Salzburg Geschichte studiert und mit dem Kunstgeschichtestudium begonnen. Seit März 2022 ist sie nun Universitätsassistentin an der Universität Graz am Zentrum für Wissenschaftsgeschichte und beschäftigt sich im Zuge ihrer Dissertation mit den frühneuzeitlichen Sammlungspraktiken von Apothekern in deren Naturalienkabinetten, Laboratorien, Bibliotheken und Gärten. Als ausgebildete Social Media Managerin betätigt sie sich zu ihrem Dissertationsprojekt auch aktiv im Bereich der Wissenschaftskommunikation. Auf Instagram betreibt sie etwa den Kanal @weltinderstube und berichtet dort über ihre Forschung. Nebenberuflich ist sie außerdem in der Kunst- und Kulturvermittlung tätig.
Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Als ich mit meinem Geschichtestudium begonnen habe, war es für mich ganz klar, dass ich vorhabe, einmal in der Wissenschaft zu arbeiten; ohne jedoch genau zu wissen, wie schwierig es eigentlich ist Fuß zu fassen in diesem System. Als First-Generation-Studierende konnte ich nicht auf das Wissen in meiner Familie zurückgreifen, wie es ist zu studieren und hatte auch keine Ahnung, wie ich überhaupt in die Wissenschaft reinkomme. In einem Seminar in meinem Bachelorstudium zur Kurrentschrift der Frühen Neuzeit wurde ein Professor auf mich aufmerksam. Er fragte mich, ob ich Studienassistentin werden möchte, und seitdem ergaben sich immer wieder neue Möglichkeiten. Ich denke, dass ich in der Wissenschaft gelandet bin, ist zum Teil auch sehr großes Glück gewesen. Ich bin zur richtigen Zeit in der richtigen Lehrveranstaltung gesessen.
Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Wie die Bio oben schon andeutet, habe ich mich bereits als Kind für Geschichte interessiert. Früher hatte ich vom Geschichtestudium die typische Indiana-Jones-Vorstellung, das hat mich sehr gereizt. Jetzt, einige Jahre später, kann ich natürlich sagen, dass der Beruf der Historikerin nur sehr wenig mit dem Film zu tun hat, doch ich liebe es in Archiven alte Handschriften und Bücher zu durchforsten. Dinge zu lesen, die Menschen vor hunderten von Jahren in ihren Händen gehalten haben. Da ich ein sehr neugieriger Mensch bin, fasziniert mich das besonders. Man lernt viele verschiedene Leute kennen und reist sehr viel herum, außerdem schätze ich die Freiheiten, die man in seiner Arbeitsgestaltung hat, sehr. Doch wenn es darum geht, was mich in meinem Beruf hält, muss ich ehrlich sein: Die derzeitigen Entwicklungen im österreichischen und deutschen Wissenschaftssystem geben mir sehr zu denken und mindern meine anfängliche Freude und den Elan. Derzeit hält mich mein extremes Interesse an Geschichte in meinem Job, doch ob ich meine Zukunft in der Wissenschaft nach meinem Doktorat weiterhin sehe, kann ich nicht sagen.
Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Am Zentrum für Wissenschaftsgeschichte, wo ich derzeit arbeite, sind wir ein sehr interdisziplinäres Team aus verschiedenen Fachrichtungen, wie der Geschichte, Archäologie, Kunstgeschichte, Philologie, Literaturwissenschaft, Philosophie etc. Diese Interdisziplinarität spiegelt sich auch in meiner eigenen Arbeit wider. Ich arbeite gerade hauptsächlich an meiner Dissertation und gehe dabei u. a. der Frage nach, wie die Aus- und Weiterbildungswege von Apothekern in der Frühen Neuzeit ausgesehen haben, denn Pharmazie war in der Frühen Neuzeit noch kein Studium, sondern ein Handwerk. Trotzdem waren viele Apotheker sehr gebildet, konnten etwa Latein, publizierten selber wissenschaftliche Werke und bauten oft riesige Sammlungen von Naturalien (wie Tieren, Pflanzen und Mineralien) auf. Ich sehe mir an, wie diese Sammlungstätigkeit ihre Ausbildung und wissenschaftliche Tätigkeit beeinflusste. Auf meinem Instagramkanal @weltinderstube berichte ich außerdem über mein Dissertationsthema und über meine Tätigkeit als Historikerin. Zudem lehre ich in meiner Funktion als Universitätsassistentin auch an der Universität, was mir großen Spaß macht. Der Hauptfokus in meiner Lehrtätigkeit liegt vor allem darauf, möglichst quellennah und kreativ mit meinen Studierenden an Themen zu arbeiten.
Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Ich denke, dass Geschichte im Allgemeinen etwas ist, dass für viele Menschen auf unterschiedlichste Weise spannend und wichtig ist / sein kann. Warum sind Dinge so, wie sie heute sind? Eine wichtige Frage, die durch historische Forschung nachvollzogen werden kann.
Auf mein eigenes Thema bezogen würde ich sagen, dass durch die Corona-Pandemie verstärkt die Wichtigkeit unseres modernen Gesundheitswesens in den Fokus gerückt ist. Auch unser Gesundheitswesen hat historische Entwicklungen vollzogen. Meine Arbeit trägt dazu bei, besser nachvollziehen zu können, wie sich die Pharmazie zu dem entwickelt hat, was sie heute ist – weg vom Handwerk zu einem akademischen Hochschulfach. Außerdem fragen immer mehr Museen nach den Ursprüngen ihrer heutigen Sammlungsbestände, die oft auf frühneuzeitliche Sammlungen – wie eben jener von Apothekern – zurückgehen. Mit meiner Dissertation versuche ich also auch einen Beitrag im Bereich der Provenienzforschung von Museen zu leisten.
Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Ich bin nebenberuflich als Kunst- und Kulturvermittlerin in einem Museum in Salzburg tätig und gebe dort Führungen. Mein Wissen an ein interessiertes Laienpublikum zu vermitteln, macht mir großen Spaß und ist mir auch sehr wichtig. Daher habe ich auch neben meinem Studium eine zusätzliche Ausbildung zur Social Media Managerin gemacht. Als First-Generation-Studierende und Historikerin bekomme ich von verschiedensten Seiten immer wieder die Frage, wozu Geschichte gut sein soll und was man mit einem Geschichtestudium beruflich anfangen soll. Diese Fragen sind auch berechtigt, wie ich finde. Die Wissenschaft verschließt sich zum Teil sehr stark und bleibt im berühmten Elfenbeinturm oft unter sich. Ich will aber, dass meine Forschung von mehreren Personen verstanden wird, auch außerhalb der Wissenschaft. Darum meine zusätzlichen Aktivitäten im Bereich der Wissenschaftskommunikation und der Kunst- und Kulturvermittlung.
Zudem arbeite ich auch an einigen Werkverträgen, in denen ich frühneuzeitliche Handschriften für Quelleneditionen transkribiere.
Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Die richtige Frage in meinem Fall wäre, welches Hobbie habe ich nicht! Kleiner Scherz, aber gar nicht mal so unwahr. Mich interessieren so viele verschiedene Dinge, dass mir ein Leben, um alles auszuprobieren, was ich gerne möchte, oft zu kurz vorkommt. Ich liebe es zu kochen, vor allem die arabisch-orientalische Küche fasziniert mich sehr. Außerdem bin ich ein sehr kreativer Mensch: Ich male, bastle, nähe und habe seit kurzem durch meine eigene bevorstehende Hochzeit die Gestaltung von Hochzeitspapeterie für mich entdeckt. Ich liebe es zu reisen und besonders das Meer. Ich tauche und segle sehr gerne und das vor allem gemeinsam mit meinem Vater. Ich habe ein Faible für Botanik und Astronomie und sammle zu diesen Themenbereichen auch frühneuzeitliche Kupferstiche (sofern ich sie mir leisten kann). Als Ausgleich zu meinem Büroalltag gärtnere ich gerne.
Wie sieht dein idealer freier Tag aus?
An einem idealen Tag würde ich auf einem Segelschiff durch die ersten Sonnenstrahlen geweckt werden und bei einer Tasse Tee zusehen, wie sie immer weiter aufsteigt. Ich würde mit meinem Schiff jeden Tag wo anders hinsegeln, ohne vorher zu wissen, wo es mich hinträgt. Am Nachmittag würde ich im Meer baden, nach Muscheln oder einem alten Schiffswrack(oder gar einen Schatz?) tauchen – Indiana Jones lässt grüßen. Natürlich darf am Abend gutes Essen nicht fehlen – entweder selbst gekocht oder in einer kleinen Taverne, die auf der Insel liegt, die ich angesteuert habe. Nachts liege ich dann an Deck und beobachte die Sterne und lese ein gutes Buch.
Weniger spannend aber ebenso entschleunigend für mich: Der Tag beginnt mit einem Frühstück in meinem Lieblingscafé. Danach relaxe ich mit meinem Mann in unserem Garten oder arbeite in den Blumen- und Gemüsebeeten. Wir kochen uns gemeinsam etwas Gutes und genießen den Abend auf unserer Terrasse bei Kerzenschein, einem Glas Wein und mit einem guten Buch.
Bitte begrüßt Lisa ganz herzlich bei Real Scientists DE!
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