Sunday, October 20, 2024

Erinnerungskultur erforschen - Christine Gundermann ist jetzt bei Real Scientists DE!

Diese Woche freuen wir uns auf unsere neue Kuratorin Christine Gundermann! Christine (@cgpublichistory.bsky.social) studierte Geschichte, Ethik und Philosophie an der Martin-Luther-Universität in Halle-Wittenberg und der Erasmus-Universiteit Rotterdam. Sie hat ihre Dissertation zu deutsch-niederländischen Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg verfasst und wurde 2014 an der Freien Universität Berlin promoviert. Dort hat sie auch mitgewirkt an der Implementierung des ersten Masterstudiengangs für Public History. Seit 2014 ist sie an der Universität zu Köln tätig, zunächst als Juniorprofessorin, seit 2022 als ordentliche Professorin für Public History und leitet dort den Master Public History. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der historischen Comicforschung, zeitgeschichtlichen westeuropäischen Erinnerungskulturen und digitaler Public History.




Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Ich habe eigentlich auf Lehramt (Geschichte/Ethik) am Gymnasium studiert. Nach dem 1. Staatsexamen hat mich ein Professor angesprochen, ob ich nicht über eine Promotion nachdenken möchte. Als Studierende der ersten Generation war das für mich damals ein sehr großer Schritt. Ich habe mich mit einem Exposé auf die Stelle einer wissenschaftlichen Mitarbeiterin an der Freien Universität Berlin beworben und habe diese bekommen. Während meiner Jahre dort haben wir unter Paul Nolte von der FU Berlin und in Kooperation mit dem Zentrum für Zeithistorische Forschung (ZZF, Martin Sabrow) den ersten Masterstudiengang für Public History entwickelt, den ich dann koordiniert habe und auch teileweise schon mitunterrichten konnte. Meinen eigentlichen Weg in die Wissenschaft hat dann die ausgeschriebene Junior-Professur für Public History in Köln geebnet, die tatsächlich direkt zum Abschluss meiner Dissertation als Option erschien. Mit der Professur habe ich mich gegen eine (immer noch optionale) Lehramtskarriere entschieden und für den Aufbau dieser neuen Teildisziplin der Geschichte.

Erzähle uns was über deine Arbeit!
Meine Arbeit besteht aus (mind.) vier Teilen: der akademischen Lehre (im aktuellen Wintersemester sind das 6 Lehrveranstaltungen), der universitären Verwaltung (dazu gehören Gremien, die wir benötigen, das Institut selbstbestimmt zu verwalten, aber eben auch durchaus zeitintensive Prozesse wie Berufungskommissionen), ein klein wenig Forschungszeit (zum Schreiben komme ich immer zu wenig) und der aktiven Netzwerkarbeit. Public History auch (und ich denke insbesondere) als Forschungsdisziplin lebt davon, überepochal und auch transdisziplinär arbeiten zu können. Dafür braucht es viel Kommunikation und Testräume innerhalb unserer wissenschaftlichen Communities und gerade weil wir hier ein ganz neues Wissenschaftsfeld aufbauen, nimmt das in den ersten Jahren meiner Professur sehr viel Zeit und Raum ein. Mehr dazu berichte ich dann natürlich während der Woche.

Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Geschichte ist überall. Sie ist immer präsent. Und wie diese Geschichte von wem mit welchen Mitteln und zu welchem Zweck kommuniziert wird, ist gesellschaftlich höchst relevant – denn das bestimmt, wie z.B. aktuelle Kriege und Krisen wahrgenommen werden und welche Deutungen dominant/populär in der Gesellschaft verankert sind oder werden können. Unsere Forschung soll (als gesellschaftlicher Beitrag) letztlich dazu die Menschen in die Lage versetzen, sich reflektiert mit diesen Kommunikationsangeboten auseinanderzusetzen. Damit kann sie auch populistische Geschichtsnarrative offen legen und helfen zu verstehen, warum z.B. manche Formen von Geschichte sich so gut verkaufen. 

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Mein wichtigstes externes Amt ist aktuell das der Vorsitzenden der AG Angewandte Geschichte I Public History im VHD (der Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands). Das ist der nationale Verband, für alle, die sich als Public Historians wahrnehmen und wir freuen uns immer über Interesse und Engagement! Meine Aufgabe ist es hier gemeinsam mit einem Steuerungskomitee Ideen aus dem Verband aufzunehmen und umzusetzen – das kann in Form von Workshops und Konferenzen geschehen, als dauerhaftes Netzwerk, das z.B. die universitären Lehrstandorte vernetzt oder aber z.B. ethische Fragen im Verband diskutiert. 
Darüber hinaus berate ich in wissenschaftlichen Beiräten die Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik in Bonn, die NS-Dokumentation IP Vogelsang und habe auch bei der Errichtung der kritischen Ausstellung in der Garnisonkirche Potsdam mitberaten. Bis vor wenigen Wochen war ich zudem im Vorstand der KGD, der Konferenz für Geschichtsdidaktik tätig. Im internationalen Dachverband der Public History, der IFPH (International Federation for Public History) bin ich ebenfalls in einigen Gremien tätig. 

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Für Hobbies bleibt leider gerade nur sehr wenig Zeit. Ich laufe/jogge sehr gerne als körperlichen Ausgleich für die langen Schreibtischstunden. Und in langen und späten Pendelstunden im Zug greife ich mittlerweile immer mal zu Stricknadeln und einem Hörbuch.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus? (Forschende sind ja auch nur Menschen)
Freie Tage sind eigentlich Familientage. Als Pendlerin – und das kennen sicherlich viele, die das auch betrifft – zerreißt man sich ja doch immer wieder zwischen Arbeit und Familie. Deswegen sind freie Stunden eigentlich erst einmal immer für die Familie und vor allem für unsere beiden Kinder reserviert: So auch die Wochenenden: die teilen sich meist zwischen den zwei Hobbies unserer Kinder (Leichtathletik/ Chor). Und wenn wir dann mal tatsächlich Zeit haben, sind wir sehr gerne mit Freunden in der Natur (das Elbsandsteingebirge, Erzgebirge und die Lausitz laden immer auch für kleine Touren ein) und dann ist da noch unsere Familie und Freunde in anderen Bundesländern, die auch gerne besucht werden. 

Bitte begrüßt Christine ganz herzlich auf dem Kanal!


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