Diese Woche freuen wir uns auf unsere Kuratorin Marlene Altenmüller (@marlephie.bsky.social)! Marlene ist Sozialpsychologin und leitet seit Oktober 2024 als Juniorprofessorin das Science Reception Lab am Leibniz-Institut für Psychologie in Trier. Davor war sie sechs Jahre lang Mitarbeiterin in der Sozialpsychologie an der LMU München, wo sie 2022 auch zu Vertrauen in Wissenschaft promovierte. Sie hat in Marburg Psychologie (B.Sc. & M.Sc.) und Kunstgeschichte mit Geographie (B.A.) studiert. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Wissenschaftsrezeption und -kommunikation, soziale Metawissenschaft und Kunstrezeption und Museumserlebnis.
Wie bist du in der Wissenschaft
gelandet?
Ich hatte schon immer das "Problem", dass ich mich für sehr viel
Verschiedenes interessiert haben. Nach dem Abitur war die Entscheidung, was ich
studieren soll, für mich sehr schwer, so viele Fächer kamen in Frage und so
viele Berufe hätte ich spannend gefunden. Ich entschied mich schließlich für
die Psychologie, weil ich hier das Gefühl hatte, etwas Handfestes zu studieren,
das viele Felder vereint (Natur-, Sozial-, Lebens-, und auch ein bisschen
Geisteswissenschaften, von allem etwas), mit dem mir aber immer noch alle Türen
offen standen (Wirtschaft, Beratung, klinisch-therapeutische Praxis,
Journalismus,... und auch Forschung). Am Ende meines Studiums und nach ein paar
Praktika wusste ich dann zumindest, dass es eher nicht die wirtschaftliche oder
klinische Praxis werden sollte, da hatte es einfach nicht so geklickt. Da war
stattdessen dieses hartnäckige Gefühl, dass ich noch nicht fertig damit war,
Neues zu lernen und die Welt um mich herum tiefer ergründen und verstehen zu
wollen. Zudem hatte ich im Rahmen meiner Abschlussarbeiten und meiner Tätigkeit
als studentische Hilfskraft eine besondere Liebe für die Sozial- und
Persönlichkeitspsychologie entwickelt. Somit war mir klar: Da muss noch eine
Promotion kommen. Ich bekam eine Lehrstuhlstelle in der Sozialpsychologie an
der LMU München, wo ich wirklich optimal gefordert und gefördert wurde: Ich
konnte meine eigenen Forschungsinteressen verfolgen, bekam Einblicke in die
Forschungscommunity und sammelte umfangreiche Lehrerfahrung. Da war dann doch
schnell klar: Sozialpsychologie, Wissenschaft, Uni, Lehre - das passt, hier
will ich bleiben.
Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Schwerpunktmäßig befasse ich mich mit Wissenschaftsrezeption. Das bedeutet, ich erforsche wie Laien, aber auch Forschende selbst, auf Wissenschaft blicken. Dabei beschäftige mich mit Fragen wie: Was fördert und hemmt Vertrauen in Wissenschaft? Oder, wie denken Menschen über die Rolle von Wissenschaft in der Gesellschaft? Meine Forschung baut meist auf sozialpsychologische Theorien auf, beispielsweise zu Stereotypen über Forschende (die "kalten, aber kompetenten Nerds im Elfenbeinturm"), und nutzt sozialpsychologische Methoden, insbesondere experimentelle Fragebogenstudien, die ich online, im Feld und im Labor durchführe. Aber ich reichere diese quantitativen Daten gern auch mit weiteren Informationsquellen an, zum Beispiel mit qualitativen Erkenntnissen aus offenen Texten und Interviews oder Verhaltensdaten aus Virtual Reality Settings, Social Media oder Museen.
Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Am Thema Wissenschaftsrezeption finde ich so toll, dass es nicht nur gesellschaftlich relevant und nützlich ist, sondern mir auch Berührungspunkte mit allen möglichen wissenschaftlichen Disziplinen und Inhalten bietet. Ich arbeite zum Beispiel mit Wissenschaftsmuseen zusammen, wobei ich Einblicke in Themen wie die Meeresforschung, Chemie, und Wissenschaftsgeschichte erhalte und gleichzeitig etwas über Museumsdidaktik und Museumsmanagement lernen. Mit meinem Forschungsthema bin ich in ganz verschiedenen Kontexten unterwegs, von der sozialpsychologischen Grundlagenforschung, über interdisziplinäre Kooperationen bis zur Anwendung in Museen, Politik und Medien. Ich liebe diese Vielfalt und das Gefühl, zu realen Herausforderungen beitragen zu können.
Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Alles um uns herum ist (oder könnte) durch Wissenschaft informiert werden. Wissenschaft hilft uns, uns in unserer komplexen Welt zurecht zu finden und Entscheidungen zu treffen - im Alltäglichen genauso wie in Krisenzeiten: Welche Lebensmittel sind gesund und unbedenklich und was sagt eigentlich die Smartphone-App, ob es gleich regnet? Wie kann eine Pandemie wirksam eingedämmt und die Klimakrise bewältigt werden? Wir leben in einer so hochspezialisierten Welt, dass wir uns eigentlich ständig auf wissenschaftliche Expertise verlassen müssen. In anderen Worten: Ohne Vertrauen in Wissenschaft wird es schwierig in unserer Gesellschaft. Daher ist es wichtig, einerseits Wege zu finden, Wissenschaft und ihre gesellschaftliche Funktion besser zu kommunizieren und zu vermitteln, und andererseits, Wissenschaft und ihre Erkenntnisprozesse selbst besser zu machen. Zu beide Perspektiven kann die Psychologie mit ihrem Blick auf menschliches Erleben und Verhalten beitragen.
Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen
Aufgaben/Tätigkeiten?
Was ist zusätzlich, was ist extern in der Forschungswelt? Irgendwie gehört ja
alles zusammen und die Grenzen sind fließend. Ich bin seit vergangenem Oktober
Juniorprofessorin am Leibniz-Institut für Psychologie und leite dort das Science
Reception Lab. In dieser neuen Funktion sind für mich einige zusätzliche
Aufgaben sowohl als Gruppenleitung als auch als Teil der Institutsleitung dazu
gekommen. Mehr zum Stellenwechsel und meiner Arbeit als Juniorprofessorin dann
in der Woche.
Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Ich habe meine Hobbies auch zum Teil meines Berufs gemacht: Ich beließ es nicht
beim Psychologie-Studium, sondern absolvierte parallel aus Interesse auch noch
ein Bachelorstudium in Kunstgeschichte und Geographie. Ich liebe Museen und
Kunst und habe mittlerweile die Kunstrezeptionsforschung zu einem zweiten
psychologischen Forschungsschwerpunkt gemacht. Außerdem kann ich mich sehr für
Tiere und Pflanzen begeistern, was ich unter anderem als gelegentliche
Bürgerforscherin (Vögel zählen!) auslebe - und nun habe ich auch ein
Forschungsprojekt über Citizen Science.
Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forschende sind ja auch nur
Menschen)?
Ausschlafen, Frühstück, Stadtspaziergang, Museumsbesuch, Café. Oder nach
draußen in die Berge.
Bitte begrüßt Marlene ganz herzlich bei Real Scientists DE!
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