Sunday, September 28, 2025

Die Außen- und Sicherheitspolitik der USA und die Zeitenwende in Deutschland! Georg Löfflmann ist jetzt bei Real Scientists DE!

Porträtfoto von Georg Löfflmann

Diese Woche freuen wir uns auf unseren Kurator Georg Löfflmann (@gloefflmann.bsky.social Georg ist Lecturer für US-Außenpolitik im Department of Politics and International Relations (DPIR) an der Queen Mary University of London. Zuvor war er Assistant Professor für War Studies und US-Außenpolitik am Department of Politics and International Studies (PAIS) der University of Warwick. Davor absolvierte er ein dreijähriges Early Career Fellowship (2018–2021), gefördert durch die Leverhulme Trust, mit einem Forschungsprojekt zur Verknüpfung von Sicherheitsdiskursen und populistischer Rhetorik in den Vereinigten Staaten unter der Präsidentschaft Donald Trumps. Weitere akademische Stationen umfassen seine Tätigkeit als Research Fellow im von Nick Vaughan-Williams geleiteten Projekt Everyday Narratives of European Border Security and Insecurity (2016–2018) sowie ein einjähriges PAIS Teaching Fellowship in amerikanischer Politik und US-Außenpolitik (2015–2016). Zwischen 2011 und 2014 absolvierte er sein Promotionsstudium an der University of Warwick. Vor seiner Promotion studierte er Internationale Beziehungen an der Freien Universität Berlin, der Humboldt-Universität zu Berlin und der Universität Potsdam sowie Sozialwissenschaften und Geschichte an der Universität Erfurt.

 

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet? 

Ich habe 2011 meinen PhD an der Warwick University begonnen und 2015 promoviert. Ich war dann in Großbritannien ab 2015 auf mehreren Post-Doc Verträgen angestellt als Teaching Fellow, Research Fellow, und Early Career Fellow, dann 2021-2023 Assistant Professor in Warwick, und seit 2023 bin ich Lecturer of US Foreign Policy im Department of Politics and International Relations an der Queen Mary. 


Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?

Meine Forschung ist angesiedelt an der Schnittstelle zwischen den Internationalen Beziehungen (IB) und der kritischen Sicherheitsforschung (Critical Security Studies CSS), wobei ich auch Felder wie politische Kommunikation, politische Psychologie, oder Critical Geopolitics in meine Arbeit einbinde. Mich interessiert, wie bestimmte Diskurse und Narrative von nationaler Identität und Sicherheit in der politischen und öffentlichen Sphäre bestimmend werden, politische Handlungsmöglichkeiten eröffnen oder begrenzen, sowie Widerstand gegen bestehende Hegemonien hervorrufen. Empirisch liegt ein besonderer Fokus meiner Forschung auf der Außen- und Sicherheitspolitik der USA.  Ich finde meine Arbeit abwechslungsreich, intellektuell herausfordernd und auch wichtig, einfach weil Sicherheit von so fundamentaler Bedeutung ist, - politisch, sozial, international -, aber gleichzeitig Sicherheit eben auch immer unterschiedlich empfunden, konstruiert und behandelt wird, das macht dieses Thema so dynamisch und einfach unheimlich spanend.


Erzähle uns etwas über deine Arbeit!

Meine aktuelles Forschungsprojekt untersucht die Zusammensetzung populistischer Sicherheitsnarrative, sowie deren Auswirkungen auf Wählermobilisierung und die Legitimation von Politik in den Vereinigten Staaten unter den Präsidentschaften Donald Trumps. Meine zuletzt erscheinende Monographie bei Routledge, The Politics of Antagonism, führt in diesem Zusammenhang den analytischen Begriff eines populistischen Sicherheitsimaginariums ein. Das Buch leistet einen Beitrag zur Erforschung von Populismus in den IB, indem es die kritische Analyse von nationalen Identitätsdiskursen und Sicherheitsnarrativen mit emotionalen Appellen und psychologischen Wirkmechanismen verbindet, die auf bestimmte Wählergruppen und deren kulturelle Einstellungen, soziale Orientierung und politische Werte abzielen. Die kritische Analyse von politischer Kommunikation unter der Trump-Regierung untersucht, wie Schuldzuweisungen, kollektiver Narzissmus und ein affektives Repertoire aus Angst, Verunsicherung, Demütigung, Ressentiment und Nostalgie zur Wählermobilisierung und zur politischen Legitimation eingesetzt wurden, etwa einer ‚America First Strategie‘ in der amerikanischen Außen- und Sicherheitspolitik.

Ein zweites Forschungsprojekt befasst sich mit der narrativen Konstruktion und der praktischen Wirkung der Zeitenwende in Deutschland, dem strategischen Kurswechsel in der deutschen Außen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik als Reaktion auf den russisch-ukrainischen Krieg – insbesondere im Hinblick auf seine Bedeutung für die transatlantischen Beziehungen und der Veränderung der strategischen Kultur in Deutschland. Hier arbeite ich eng mit meinem Kollegen Malte Riemann an der Universität Leiden in den Niederlanden zusammen. Zuletzt ist von uns ein gemeinsamer Artikel im European Journal of International Security erschienen, wo wir die These aufstellen, dass es bei der Zeitenwende nicht nur um die nationale Sicherheit und verteidigungspolitische Planungen geht, sondern auch um die Neubestimmung der ‚temporalen Sicherheit‘ in Deutschland,  also welche historischen Narrative noch Gültigkeit besitzen für die Bestimmung unserer nationalen Identität und Sicherheit, und welche nicht mehr, z.B. ‚Ostpolitik‘, ‚Wandel durch Handel‘, oder die ‚Friedendividende‘ nach dem Ende des Kalten Kriegs.

Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?

Ich glaube man versteht Politik in der Gegenwart nicht ohne die politische Macht von Emotionen und Narrativen zu erfassen. Das reicht vom Brexit bis zur Wiederwahl Donald Trumps bis hin zum globalen Aufstieg des Rechtspopulismus, inklusive der AfD in Deutschland, und dem Krieg in der Ukraine. Narrative und Emotionen mobilisieren Öffentlichkeiten, sie legitimeren Politik, und sie ermöglichen den Einsatz von militärischer Gewalt. Genau diese Narrative stehen im Zentrum meiner Forschung.

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?

Ich bin Beisitzer der Forschungsgruppe US-Außenpolitik der British International Studies Association (BISA), die regelmäßig Workshops und Konferenzen organisiert, insbesondere auch für PhD-Studenten und Postdocs. Diese Gruppe mitzuleiten ist eine sehr erfüllende Aufgabe, weil man hier die Chance hat gerade jüngeren KollegInnen zu helfen, die noch am Anfang ihrer Karriere stehen.    

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?

Ich koche leidenschaftlich gerne und poste die Resultate auch regelmäßig auf Bluesky. Sollte es mit der wissenschaftlichen Karriere nichts werden, werde ich auf Food-Blogger umsatteln!


Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forschende sind ja auch nur Menschen)?

Ausschlafen, einen gemütlichen Kaffee trinken, ein bisschen Nachrichten lesen. Dann raus aus London, irgendwo in East Anglia oder Sussex an der Küste spazieren gehen, und abends noch in einen schönen Pub.

Bitte begrüßt Georg ganz herzlich bei Real Scientists DE!

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