Wir freuen uns sehr, euch Björn Meyer (@meyerbjoern) als neuen Kurator vorstellen zu dürfen!
Björn ist gebürtiger Rheinländer, hat aber früh Reißaus genommen: Zum Studium der Mikrobiologie ging es zuerst nach Liverpool, dann zog es ihn für seine Promotion in Virologie in den Norden an die University of St. Andrews in Schottland. Nach einem kurzen Abstecher ans Institut der Virologie der Universität Marburg ging es über den großen Teich, wo er an der University of Minnesota seine Forschung an Arenaviren fortsetzte. Seit März diesen Jahres hat Björn wieder europäischen Boden unter den Füßen und beschäftigt sich am ehrwürdigen Institut Pasteur in Paris mit viralen Populationen und Pathogenese.
Hier ist Björn in seinen eigenen Worten:
Ich bin aufgewachsen in Grevenbroich, im Rheinland. Zum Studium hat es mich nach zunaechst nach England vertrieben, wo ich meinen Bachelor in Microbiologie in Liverpool als Jahrgangsbester absolviert habe. Daraufhin habe ich ein Stipendium vom Medical Research Council (MRC) bekommen, um meinen PhD in Virologie and der University of St Andrews in Schottland zu unternehmen und ich habe ein Projekt zur Erforschung von Arenaviren angestrebt. Waehrend dieser Zeit habe ich den Centenary Travel Award vom MRC erhalten und konnte meine bisher einzige Zeit in einem deutschen Labor im Institut der Virologie an der Universitaet in Marburg verbringen. Nach meinem PhD im Zuhause des Golfs, verschlug es mich dann ueber den Teich und ich habe meine Arbeit an Arenaviren an der University of Minnesota weitergefuehrt. Nach etwa zwei Jahren in den USA konnte ich eine weitere Postdoc Stelle zurueck in Europa annehmen und bin seit Maerz am Imstitut Pasteur in der viralen Populationen und Pathogenese Gruppe von Marco Vignuzzi in Paris taetig.
Ich habe mich schon immer für Biologie interessiert, genauer wie kleine (für uns normaler Weise unsichtbare) Mikroorganismen uns krank machen können. Ich wollte eine gute und interessante Herausforderung, die kein 9-5-Job war, und wollte daran beteiligt sein, neue Dinge herauszufinden.
Ich arbeite in der Virologie, oder für viele Freunde und Bekannte “ich arbeite mit Viren”. Ich behaupte, dass ich vor kurzen mein Feld gewechselt habe, aber Ihr könnt selbst urteilen: Bis zum Anfang des Jahres habe ich an Viren gearbeitet, die wir als Modelle für hämorrhagische Fieberviren benutzen (es ist einfacher mit diesen Viren zu arbeiten als mit den eigentlich hochpathogenen Viren – mehr dazu diese Woche). Dabei war mein Schwerpunkt in der molekularen Virologie, oder wie bestimmte virale und zelluläre Moleküle miteinander interagieren und die Viren somit dem Immunsystem entkommen oder andere “Sicherheitssysteme” umgehen.
Seit diesem Jahr habe ich einen Teil meines Schwerpunktes gewechselt. Der Schwerpunkt hier liegt in viraler Evolution, mit meinen (mir) neuen Enteroviren. Jetzt schauen wir, wie sich solche Viren über die Zeit verändern und sich an bestimmte Bedingungen anpassen und welche Auswirkungen diese Veränderungen haben, z.B. bessere Anpassung an menschliche Zellen, Übertragbarkeit, Pathogenese etc. Gleichzeitig schauen wir, ob wir bestimmte “Fehler” in den Viren als Ansatzpunkt für neue Therapien nutzen können (mehr dazu während der Woche).
Ich denke es ist ein neues Feld – was meint ihr?
Ich habe mich nie wirklich gefragt, warum ausgerechnet dieses Feld. Zum Teil kam es einfach von “weil ich die Möglichkeit hatte” und zum anderen, weil “oh, das ist so interessant, das will ich auch versuchen”. Also persönlich eher ein No-Brainer und ich glaube, ihr alle seht es ganz genau so und seid jetzt auch interessiert.
Wie schon kurz in meiner letzten Antwort beschrieben, ich arbeite an der Evolution von Viren, mit dem Schwerpunkt an Enteroviren (spezifisch Enterovirus 71 – oder für die mit Kindern, Nichten, Neffen im Kindergartenalter – “Hand-, Fuss- und Mund-Virus”). Dieses Virus ist normalerweise nicht wirklich zu schlimm bei den meisten Kindern. Es verursacht oft nur einen juckenden Ausschlag mit kleinen Bläschen and den, wie der Name vermuten lässt, Händen, Füssen und im Mund. In Südostasien verursacht dieses Virus allerdings viel mehr Komplikationen und kann das Zentralnervensystem angreifen, Gehirnschwellungen verursachen und sogar tödlich sein. Jedoch wissen wir momentan nicht, warum es dort so problematisch ist und hier nicht – etwas, dass ich versuche, mir in den nächsten Jahren mal genauer anzusehen.
Unser momentanes Hauptprojekt (irgendwo muss das Geld für die interessanten Projekte herkommen) ist unterstützt von der DARPA (der Forschungsarm des US-Militärs – ja, kaum zu glauben, die investieren nicht nur in Krieg, sondern auch in zukünftige Technologien und biomedizinische Forschung). Wir leiten ein multidisziplinäres Projekt mit momentan 9 Gruppen, an 4 Instituten in 3 Ländern, das Molekularbiologen, Virologen und Mathematiker zusammenbringt. Die Aufgabe ist, nach sogenannten “defective interfering particles” (auf deutsch: defekten störenden Partikeln) zu suchen, die bei der Vermehrung von Viren in den Zellen entstehen, aber den Effekt haben, das eigentliche Virus zu behindern (mehr dazu diese Woche). Wir sollen dann diese Partikel für ihre Tauglichkeit als Therapieoption untersuchen. Der erhoffte Vorteil einer solchen Therapie ist, dass diese Partikel sich mit den eigentlichen Viren mitentwicklen und somit keine Resistenzen entstehen, wie man dies bei antiviralen Molekülen hat. ….Daumen drücken und mal schauen was wir da machen können.
Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Die Frage sollte eher lauten “warum nicht”! Ich glaube ich bin ein wenig voreingenommen mit meiner Meinung, aber denke dennoch, dass Viren cool sind. Stellt euch immer die Frage “wie können kleine und so einfache Organismen uns eigentlich krank machen und was machen wir, um uns dagegen zu wehren?”. Da Viren von Hause aus ansteckend sind, um sich zu vermehren und zu verbreiten, ist das Thema im Sinne von Gesundheit und Öffentlichkeit sehr wichtig. Ich glaube, ich muss den meisten hier nicht sagen – lasst euch impfen. – Ich mach es dennoch: “Geht und holt euch eure Impfungen!” Tut mir einen weiteren Gefallen, sagt es euren Bekannten, Verwandten, Freunden und sogar den Leuten in eurer Umgebung, die ihr nicht leiden könnt.
Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Ich glaube mein Job hält mich genügend beschäftigt. Aber falls ihr dennoch Fragen habt, greift zu Twitter um euch in Verbindung zu setzen. Falls ihr mal in Paris seit und mich mal zu nem Kaffee einladen wollt, dann ist das auch ok.
Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Ich habe zwar einen Sporthintergrund, leider aber nicht genügend Zeit dafür – Zumindest erzähl ich mir das, wenn ich mal wieder auf dem Sofa sitze. Ansonsten versuche ich soviel Zeit wie möglich mit meiner besseren Hälfte (keine Wissenschaftlerin) zu verbringen.
Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Idealer freier Tag ist ein netter Tag bei meiner Schwiegerfamilie in Trinidad mit einem kalten Bier, viel Sonne und vielleicht ein wenig Strand.
Ansonsten nehm ich Gänsebraten zu Weihnachten in Deutschland.
Bitte begrüßt Björn ganz herzlich bei Real Scientists DE!
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