Sunday, October 1, 2017
Ein offenes Ohr für Ameisen - Volker Nehring ist jetzt bei Real Scientists DE!
Mit großer Vorfreude stellen wir euch unseren neuen Kurator Volker Nehring (@VolkerNehring) vor! Volker hat in Münster und Freiburg Biologie studiert und an der Universität Kopenhagen promoviert. 2012 zog es ihn zurück an die Universität Freiburg, wo er sich seither am Zoologischen Institut der Interaktion zwischen Arten oder zwischen Individuen der selben Art widmet - zum Beispiel in Form von Ko-Evolution oder (chemischer) Kommunikation. Dabei kreucht es gerne mal: Volkers Versuchsteilnehmer sind meistens Insekten. Die Hauptfrage ist immer, wie in der Evolution die heute zu beobachtenden Anpassungen der interagierenden Parteien entstanden sind und wie schnell sie sich ändern können.
Hier ist Volker in seinen eigenen Worten:
Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Ich habe relativ früh (spätestens im Hauptstudium) gewusst, dass ich das machen will. Ich fand es einfach klasse, Sachen rauszufinden. So jedenfalls die Legende, die ich mir da bilde.
Zur Biologie bin ich sehr früh gekommen, vielleicht sogar schon im Kindergartenalter. Ich habe einfach immer schon alles gesammelt, was kreucht und fleucht. Irgendwann habe ich dann Gerald Durell's Buch “Naturführer für die ganze Familie” geschenkt bekommen und bin das Ganze dann auch relativ systematisch (für einen Acht- oder Zwölfjährigen) angegangen. Dann viel Fabre (absolut empfehlenswert!) gelesen. Rückblickend war mein Schaffen dann aber doch zu konfus, als dass wirklich mal brauchbare Daten rausgekommen wären. Da hätte ein bisschen richtige wissenschaftliche Anleitung wahrscheinlich Wunder gewirkt. Ich habe mich dann im Grundstudium in Münster von Nico Michiels (jetzt in Tübingen) für die Kombination von Verhaltens- und Evolutionsbiologie begeistern lassen. In seiner Vorlesung ging es – wie könnte es anders sein – um Sexuelle Selektion.
Heute denke ich, dass die Biologie nur Zufall war und es genausogut Physik oder Chemie hätten sein können.
In der Forschung beschäftige ich mit drei Themengebieten: 1) Der Kommunikation innerhalb und zwischen Arten, vorzugsweise chemische Kommunikation bei Ameisen, 2) Koevolution ganz allgemein, aber meistens zwischen bestimmten Milben und bestimmten Käfern, und 3) Altern bei sozialen Insekten. Das ist alles total interessant, aber ich verrate erst nächste Woche, warum. Im Alltag sitze ich den ganzen Tag vor dem Bildschirm und drücke irgendwelche Knöpfe. Manchmal rede ich auch mit Leuten.
Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Das finde ich eine wahnsinnig schwierige Frage, vielleicht ist das ein gutes Thema für Twitter, oder ein ganz schlechtes. Meine Antwort schwankt je nach Laune zwischen „sollen sie gar nicht, dürfen sie“ und „weil meine Arbeit dazu beiträgt, irgendwann Krebs oder Haarausfall zu heilen“. Keine der Antworten ist gut und ich würde das gerne irgendwann differenzierter erklären:). Kern der Sache ist aber wohl, dass man ziemlich schnell alt aussieht, wenn keiner versucht, die Welt zu verstehen.
Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Hmm, ich bin bei der Deutschen Zoologischen Gesellschaft einer von drei Sprechern für den Fachbereich Evolutionsbiologie. Die Hauptaufgabe ist es, das wissenschaftliche Programm auf den Jahrestagungen zuorganisieren und Ansprechpartner für alles Mögliche zu sein.
Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Theoretischer Ausdauersport und Analysen von Sachen, die gerade wirklich nicht wichtig sind und weder die Wohnung sauberkriegen noch dazu beitragen, dass das Paper fertig wird.
Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Ich schlafe bis um zehn, kleines Frühstück auf dem Balkon, Kaffee, 1-3 Stündchen laufen oder Radfahren oder Langlauf, wenn ich/wir wiederkommen wachen die Kinder auf und ziehen sich selbstständig an, grooßes Mittagessen, Mittagsschlaf während die Kinder ruhig in der Ecke sitzen
und lesen, Kaffee, paar Stunden Spielplatz oder Wald mit Kindern, ich kann nicht widerstehen und gucke aufs Handy, wo ich eine Email a la “The Editor is now happy to accept your paper for publication..” finde. Sektchen. Hängematte & Lesen (optional mit Kind (wichtig: Singular)). Abendessen, Kinder ins Bett, ich/wir gehen aus und komme(n) irgendwann gegen Morgen nach Hause (an anderen Tagen irgendwas nicht für die Öffentlichkeit Bestimmtes mit meiner Frau). Die Kinder schlafen natürlich ganz lange und wachen nachts nie auf. So oder so ähnlich könnte ich mir das vorstellen, Ihr seht, auch Wissenschaftler haben Phantasie.
Bitte begrüßt Volker ganz herzlich bei Real Scientists DE!
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