Diese Woche freuen wir uns sehr, euch unsere neue Kuratorin Johanna Barnbeck (@johannabarnbeck) vorstellen zu dürfen! Johanna ist künstlerische Forscherin und Kreativberaterin in Berlin.
Ihre Forschung konzentriert sich auf selbstreflexive Prozesse, wie
beispielsweise im Projekt Categories to Come zu Sprache und Sexualität.
Sie wendet kreative Methoden an, um künstlerisch-wissenschaftliche
Erkenntnisse voranzubringen und arbeitet an der Schnittstelle von Kunst,
Design, Wissenschaft und Technologie. Johanna hat Kulturanalyse
und Künstlerische Forschung in Amsterdam studiert, wo sie später auch am
Rijksmuseum forschte. Seitdem leitet sie interdisziplinäre Teams aus
unterschiedlichen Bereichen inner- und außerhalb der akademischen Welt.
Ihr Wissen gibt sie in Form von interaktiven
Workshops und
Online-Seminaren weiter. Ein essenzieller Teil ihrer
Forschungsarbeit ist es, durch Wissenschaftskommunikation zu
experimentieren. Deshalb hat sie Spread the Nerd gegründet, eine Agentur
für innovative Wissenschaftskommunikation und Formatentwicklung.
Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Ich bin an zwei unterschiedlichen Stellen in der Wissenschaft gelandet: einmal als visuelle Kommunikatorin und einmal als künstlerische Forscherin.
Nach meinem Studium war mir klar, dass ich als Künstlerin oder künstlerische Forscherin stark von Fördertöpfen abhängig sein würde und das war ungünstig, weil ich nicht auf ein bestimmtes Medium festgelegt war. So fiel ich bei Förderungen gerne mal durchs Raster, weil ich nicht nur Fotografin, Filmemacherin, Performerin oder Konzeptkünstlerin war.
Ich überlegte mir also früh, dass ich auch unabhängig von Förderstrukturen meine künstlerischen Projekte umsetzen wollte und habe dann das Angenehme mit dem Nützlichen verbunden: Kreative Formate für die Wissenschaftskommunikation zu entwickeln. So habe ich die Gelegenheit mich jeden Tag mit spannenden Forschungsthemen auseinander zu setzen und künstlerisch forschend tätig zu sein.
Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Visuelle Wissenschaftskommunikation ist ein Bereich, den es eigentlich schon länger gibt, aber nicht per se als solcher bezeichnet wurde. Mich interessiert es, wie Wissen entsteht und welche Formen Wissen auch visuell annehmen kann, um uns Menschen miteinander zu verbinden und weiterzubringen.
Ich glaube, dass Wissen auf ganz unterschiedliche Arten entstehen und verbreitet werden kann. Und faktenbasierte Wissenschaft zu kommunizieren finde ich sehr wichtig. Gleichzeitig glaube ich, dass es auf diesem Gebiet noch viele Möglichkeiten und Potenzial gibt.
Diese Möglichkeiten zu ergründen und auch zu erforschen, wie Wissenschaft visuell kommuniziert werden kann, finde ich besonders spannend.
Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Meine Arbeit ist ziemlich vielfältig und das liebe ich so an ihr. Ich bewege mich an der Schnittstelle von Kunst, Wissenschaft, Design und Technologie. Ich forsche selbst, bin künstlerisch tätig und kommuniziere die Forschung anderer in kreativen Formaten.
Früher dachte ich - und wurde mir suggeriert - ich müsste mich auf einen Bereich spezialisieren – heute bin ich darauf spezialisiert unterschiedliche Bereiche miteinander sinnhaft zu verbinden. So bewege ich mich in ganz unterschiedlichen Welten, was mir viel Inspiration liefert.
Und es bedeutet, dass ich es mit ganz unterschiedlichen Personen aus allen Disziplinen zu tun habe. So bin ich ständig am Verstehen, Übersetzen und Vermitteln.
Motivation: warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Meine künstlerische Forschungsarbeit beinhaltet immer auch eine Einladung zur Selbstreflektion. Ob es sich nun um Formen der Zusammenarbeit oder das Thema Sexualsprache handelt – sie berühren viele Personen auch in ihrem alltäglichen Leben und geben idealerweise Inspiration oder zeigen neue Perspektiven auf.
Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Ich bin in verschiedenen Kontexten als Beraterin für künstlerisch-wissenschaftliche Zusammenarbeit unterwegs. Mich interessiert es neue Formen der Kooperation zu finden und im Austausch mit allen Beteiligten passende Ideen für die Zusammenarbeit zu finden.
Dabei geht es mir also nicht so sehr darum, eine bestimmte Form der Zusammenarbeit zu verbreiten, sondern auch wieder eher um die Reflektionsarbeit und dadurch klarere Kommunikation nach außen. Wodurch dann mehr Leute an derartigen Prozessen und Projekten teilhaben können.
Ich versuche gemeinsam zu gestalten, alle Beteiligten miteinzubeziehen und Kontexte zu schaffen, in denen neue Kommunikationsmöglichkeiten entstehen.
Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Ich koche sehr gerne ausschweifend, fermentiere Gemüse und experimentiere mit Essen. Dabei kann ich wunderbar entspannen, meiner Kreativität ihren Lauf lassen und Freunde und Familie zusammenbringen. Fermentation ist ja sowieso ein Trend gerade, der es ermöglicht Überproduktion auszugleichen und wahnsinnig lecker und gesund ist.
Experimentieren heißt in dem Zusammenhang, dass ich z.B. feststelle: es gibt inzwischen veganen Ei-Ersatz oder veganes Rührei. Aber wie kann ich ein veganes gekochtes Ei herstellen? Da bin ich dann am Herumtüfteln, bis es mir gelingt und man den Unterschied weder visuell noch geschmacklich merkt.
So ähnlich ist auch ein künstlerisches Forschungsprojekt entstanden bei dem ich die Essplätze von Menschen fotografiert habe, die das gleiche gegessen haben, um der Frage nachzugehen, ob man aus ihnen soziokulturelle Zusammenhänge herauslesen kann.
[Publiziert in Hannah Dingeldein „Diskurse des Alimentären – Essen und Trinken aus literatur-, kultur- und sozialwissenschaftlicher Perspektive“, LIT Verlag.]
Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Am liebsten beginne ich einen freien Tag mit einem Besuch auf dem Markt. Da lasse ich mich treiben und von Zutaten inspirieren, kaufe etwas zu viel ein und entscheide daraufhin spontan (jedenfalls pre-Corona) Freunde abends zum Essen einzuladen.
Wenn ich zuhause bin, treffe ich einige Vorbereitungen für den Abend und entspanne, lese, recherchiere irgendwas. Abends schlemmen wir dann gemeinsam, tauschen uns aus und diskutieren über alles Mögliche, bevor wir den Abend ausklingen lassen.
Bitte begrüßt Johanna ganz herzlich bei Real Scientists DE!
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