Sunday, January 30, 2022

Mathe? Logisch! Florian Felix ist jetzt bei Real Scientists DE!

Diese Woche freuen wir uns sehr, euch unseren neuen Kurator Florian Felix (@mathemensch) vorstellen zu dürfen! Florian wollte immer schon Wissenschaftler werden, aber ist über die Schulzeit immer weiter in die Abstraktion geschlittert. Erst wollte er Zoologe werden, dann Chemiker, dann Physiker, dann theoretischer Physiker. Nach dem Abitur hat er schließlich in Münster angefangen Mathematik und Physik zu studieren, nur um festzustellen, dass er nicht so gut rechnen kann. Deshalb hat er die Physik verlassen und sie als Nebenfach durch mathematische Logik ersetzt. Zur Promotion ist er dann nach Düsseldorf gegangen und forscht nun an der Modelltheorie und Arithmetik bewerteter Körper und motivischer Integration.

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?

Als Kind habe ich sehr viele Sachbücher über das Universum verschlungen und bin dann - eventuell ironischerweise - durch das Lesen von Douglas Adams' "Per Anhalter durch die Galaxis" der Faszination völlig verfallen. Ich mochte schlaue Argumente und Beobachtungen, Tricksereien um Geheimnissen auf die Spur zu kommen. 

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?  

Ich hab während meines ersten Studienjahres gemerkt, dass mir die Mathematik viel mehr Spaß macht als die Physik und habe mein eigentliches damaliges Ziel Physiker zu werden dann an den Nagel gehangen. In Münster gab und gibt es zu meinem Glück - ich habe die Universität nicht danach ausgewählt - das größte Institut für mathematische Logik in Deutschland und das hatte mich sehr fasziniert. Aus der Populärwissenschaft haben ja viele Menschen schon von den Gödelschen Unvollständigkeitssätzen gehört und ich wollte das lernen. Von Modelltheorie wusste ich da noch gar nichts, aber ich hatte einen sehr großartigen Professor, der vier Logikvorlesungen am Stück angeboten hat. Es fing an mit den Klassikern, also Gödels und Tarskis Arbeit und dann ging es  über in drei weitere Vorlesungen zur Modelltheorie. Mir hat es sehr viel Spaß gemacht da viel Mathematik gleichzeitig zu betreiben und an einem relativ jungen Gebiet mitzuwirken. Die Community in der Modelltheorie ist auch sehr offen für junge Teilnehmer*innen gewesen und hat mich und meine damaligen Kommilitonen, die diesen Vorlesungsmarathon mit mir durchgestanden haben, mit offenen Armen empfangen, sodass wir früh auch schon an Konferenzen teilnehmen konnten.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit! 

Also zunächstmal bin ich Mathematiker, das heißt, ich denke über abstrakte Objekte nach und versuche ebenso abstrakte Aussagen über diese Objekte aufzustellen und zu beweisen.

Spezifischer bin ich Modelltheoretiker oder vielleicht sogar eine Prise algebraischer Geometer.

Ein Post-Doc hat mal gesagt, dass Modelltheorie als linguistische Geometrie bezeichnet werden könnte. Das ist sicherlich nicht sonderlich akkurat, weil das mit Linguistik nicht so viel zu tun hat, aber es gibt einen Kern an Wahrheit. Im Wesentlichen möchte ich algebraische Objekte verstehen indem ich zwischen einem symbolischen Formalismus und der Interpretation dieses Formalismus hin und her springe, also quasi Ping Pong zwischen Semantik und Formalismus spiele. Es stellte sich im Laufe des zwanzigsten Jahrhunderts raus, dass die Werkzeuge, die man erst genutzt hat um zu versuchen die Mathematik auf solide Beine zu stellen, sich auch ganz hervorragend eignen um in der Mathematik selbst wieder Ergebnisse zu erlangen.

Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren? 

Ich denke die Antwort darauf ist sehr ähnlich wie auf die Frage warum wir uns dafür interessieren sollten wie das Universum entstanden ist. Die Anwendungen auf unsere unmittelbare Lebensrealität sind gering und auch wenn es durchaus sein kann, dass auf dem Weg Anwendungen auf unsere unmittelbare Lebensrealität herausfallen - Mathematiker*innen erwähnen dort gerne, dass Zahlentheorie auch ohne den Hintergedanken zur Anwendung in der Kryptographie enstanden ist - ist das nicht der zentrale Punkt. Ich möchte eine Lanze dafür brechen da keine Nebelkerzen zu werfen und sich auf potentielle Anwendungen zu beziehen und sage lieber was mich daran gefesselt hat:

Innerhalb gewisser Regeln kann man ganz neue Universen erforschen, die Aliens oder sogar intelligente Wesen in ganz anderen Universen aus den gleichen Regeln genauso ableiten könnten. Dabei leitet einen Intuition und Vorstellung, die man aus der echten Welt schöpft, die aber dann auf kurioseste und manchmal fast schon humoristische Weise gebrochen wird.

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten? 

Ich bin an einem Graduiertenkolleg des DFG angestellt und habe damit keine offiziellen Lehrtätigkeiten. Ich helfe dabei Seminare zu organisieren und organisiere einmal im Jahr mit meinem guten Freund Simone Ramello eine Outreachkonferenz zur Modelltheorie namens Short Model Theory Huddle (SMTH), die sich an Mathematikstudierende richtet, die sich für Modelltheorie interessieren, aber eventuell nicht die Möglichkeit haben sich an ihrem Institut damit zu beschäftigen.

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest? 

Ich spiele ein wenig Klavier, schreibe gerne kleine Gedichte und Songs, spiele gerne Improvisationstheater und bin leidenschaftlicher Spielleiter für Pen and Paper Rollenspiele.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)? 

Ein langer Spaziergang und dann wahlweise ein Abend alleine mit einem Buch oder einem artsy Videospiel oder mit Freund*innen zusammen weirde Filme oder Musik konsumieren oder Pen and Paper spielen.

 

Bitte begrüßt Florian ganz herzlich bei Real Scientists DE!      

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