Diese Woche freuen wir uns auf unsere Kuratorin Franziska Kohlt (@frankendodo)! Franziska ist Wissenschaftshistorikerin und Literaturwissenschaftlerin, und Forscherin in der Wissenschaftskommunikation, und momentan Postdoc an der Science and Technology Studies Unit der
Universität York, wo sie zu Narrativen in der Gesundheits- und Umweltkommunikation arbeitet. Sie studierte zunächst Kommunikations- und Medienwissenschaft und Anglistik, dann vergleichende Literaturwissenschaften bevor sie sich der gemeinsamen Geschichte von Literatur und Wissenschaft durch die Beteiligung beider an der Wissenschaftskommunikation in ihrer Doktorarbeit and der Universität von Oxford widmete. All diese Facetten sind nun in Franziska’s Forschung und Praxis der Wissenschaftskommunikation wichtig, wo sie unter anderem mit dem Science Museum in London, der Royal Entomological Society arbeitet, und unter anderem Wissenschaftskommunikation in Kinderbüchern und visuellen Medien hervorhebt. Sie ist regelmäßig zu wissenschaftlichen, historischen und Literarischen Themen auf dem BBC, Arte oder anderen Kanälen zu hören. Sie berät aber auch Kirchen, von den Bischöfen der Church of England, bis hin zur Catholic Climate Action zur Wissenschaftskommunikation. In der Vergangenheit arbeitete Franziska auch als Übersetzerin in der Comicbranche für Marvel Comics, und ihr Buch „The Folklore of Sleep and Dreams“, welches begleitend zu Neil Gaiman’s Sandman Serie erscheint, wird im September von Audible veröffentlicht.
Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Das "mehr herausfinden wollen" hat mich angetrieben.
Mein Grundstudium in Deutschland, an der Universität Leipzig hat mir unglaublich viele Möglichkeiten und Freiheiten, und den Antrieb gegeben, auch ungewöhnliche Forschungsansätze zu verfolgen. Leider war das Deutsche Hochschulsystem im weiteren Verlauf nicht ganz auf diese Flexibilität ausgelegt, und ich entschloss nach einem Auslandsjahr in Cardiff, ein interdisziplinäres Masterstudium, und schließlich einen Doktor in Wissenschaftsgeschichte und Literatur zu machen. Seitdem kombiniere ich in meiner Forschung Methodik der Wissenschaftsgeschichte, Literatur- und Kommunikations- und Medienwissenschaft um Wissenschaftskommunikation, im weitesten Sinne, im angewandten Feld, in der Geschichte und Gegenwart zu erforschen - und vor allem, weil Interdisziplinarität noch immer nicht fest an Hochschulen verankert ist, gibt es da immer noch viel zu tun.Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Mein
Arbeitsfeld ist eher ungewöhnlich, da es verschiedene Fachaufsätze kombiniert,
also muss man manchmal etwas Überzeugungsarbeit in doch oft noch sehr
mono-disziplinären Fakultäten leisten. Aber ich bin überzeugt, dass
diese Forschungsarbeit wichtig, und das hält mich dort.
Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Meine Doktorarbeit
befasste sich mit dem 19. Jahrhundert, und Schriftstellern, die
außerdem Wissenschaftler waren, und durch ihre literarische Arbeit sehr
zur Entwicklung der wissenschaftlichen Sprache beigetragen haben. Wir vergessen
oft, dass Wissenschaft, was Wissenschaft glaubt, und die Art und Weise, in
der sie ausgedrückt wird, auch ein Produkt ihrer Kultur ist, und
manche Dinge, die wir für wissenschaftliche Fakten halten, in Wirklichkeit
kulturelle Überzeugungen sind. Wir stolpern im Augenblick viel darüber, wenn
wir uns mit der Kolonialgeschichte der Medizin und Wissenschaft beschäftigen.
Das habe ich in meinem letzten Forschungsprojekt in der Pandemiekommunikation
erforscht: welche Metaphern wir für die Pandemie benutzen, und was das
psychologisch mit uns macht, was glauben wir, wie verhalten wir uns, als
direktes Resultat solcher Kommunikation?
Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit
interessieren?
Kommunikation
beeinflusst sehr stark was wir glauben und wie wir uns verhalten, und das
passiert oft ganz unbewusst. Bewusst zu lernen, was gewisse
Kommunikationsmuster, Metaphern oder andere sprachliche Aspekte mit uns machen, ist
vor allem im Zeitalter der Fake News und massiver Polarisierung von öffentlichen wissenschaftlichen
Diskussionen, wie zum Beispiel zum Klimawandel oder der Pandemie, wahnsinnig
wichtig.
Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen
Aufgaben/Tätigkeiten?
Ich bin im Komitee der Britischen Gesellschaft für Wissenschaft und Literatur,
und Mitglied der Lewis Carroll Gesellschaft aber mache auch noch einige andere
Sachen. Ich leite zum Beispiel Kurse in Wissenschaftskommunikation
für Kirchen und Kirchenoberhäupter, und nehme oft an Rundfunkprogrammen
und Fernsehdokumentationen oder Social Media Formaten Teil. Ich war letztens in
einer Doku für Arte, und einem Programm zur Philosophie, Wissenschafts-
und Literaturgeschichte von Spiegeln im BBC World Service.
Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Ich interessiere mich für Pflanzen und Motten, das heißt mein Garten ist
erweiterte Forschungsarbeit, aber auch ein Hobby!
Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Am besten einen neuen Ort erforschen. (Ich schreibe gerade aus
Amsterdam!)
Bitte begrüßt Franziska ganz herzlich bei Real Scientists DE!
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