Sunday, April 11, 2021

In Ton, Bild, und Comic - Véronique Sina ist jetzt bei Real Scientists DE!

Diese Woche freuen wir uns sehr, euch unsere neue Kuratorin Véronique Sina (@vesin9) vorstellen zu dürfen! Véronique arbeitet und forscht als Postdoc im Bereich Filmwissenschaft/Mediendramaturgie am Institut für Film-, Theater-, Medien- und Kulturwissenschaft der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Zuvor war sie als Akademische Mitarbeiterin an den medienwissenschaftlichen Instituten der Universität zu Köln, der Eberhard Karls Universität Tübingen und der Ruhr-Universität Bochum tätig. An der Ruhr-Universität Bochum hat sie am Institut für Medienwissenschaft mit einer Arbeit zu Comic – Film – Gender. Zur (Re-)Medialisierung von Geschlecht im Comicfilm (transcript 2016) promoviert. Derzeit verfolgt sie ein Habilitationsprojekt zur diskursiven Konstruktion geschlechtlich codierter kultureller jüdischer Identität(en) in (audio-)visuellen Medien. Von 2017 bis 2019 war sie als Postdoc am DFG-Graduiertenkolleg „Das Dokumentarische. Exzess und Entzug“ assoziiert. Aktuell ist sie an der Siegener Forschungsstelle „Queery/ing Popular Culture“ sowie am SELMA STERN ZENTRUM für Jüdische Studien Berlin-Brandenburg assoziiert. Zudem ist sie Mitglied im DFG-Netzwerk „Gender, Medien und Affekt“. Zu ihren Forschungsschwerpunkten zählen: Gender und Queer Studies, Visual Studies, Medienästhetik, Holocaust Studies, Jewish Cultural Studies, Comic‐, Intersektionalitäts- und Intermedialitätsforschung. Sie ist Mitbegründerin und Sprecherin der AG Comicforschung der Gesellschaft für Medienwissenschaft (GfM) sowie Mit-Herausgeberin der interdisziplinären Publikationsreihe „COMICSTUDIEN“, die im de Gruyter Verlag erscheint. Homepage: www.veronique-sina.de

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?

In der Wissenschaft bin ich über einen Umweg gelandet. Eigentlich wollte ich mal PR machen und da es keine klassische Ausbildung zur Pressesprecherin gibt, hieß es damals „studiere am besten Journalistik, Kommunikationswissenschaft, etwas mit Sprachen oder Medien“. Medien haben mich schon immer interessiert, daher habe ich mich an der Ruhr-Universität Bochum auf einen Studienplatz im Fach Film- und Fernsehwissenschaft beworben, den ich dann auch erhalten habe. Als ich nach dem ersten Studienjahr vom Magister in den damals neu eingeführten Bachelor-Studiengang „Medienwissenschaft“ gewechselt bin, ist noch mein zweites Fach Amerikanistik/Anglistik dazu gekommen, damit hatte ich dann auch die Sprachen abgedeckt. Da meine Mutter Französin ist und ich zweisprachig aufgewachsen bin, haben mich alle immer gefragt, warum ich mich nicht für Romanistik als zweites Fach entschieden habe. Für mich war das logisch: Französisch kann ich schon, da studiere ich doch lieber eine Sprache, die ich noch nicht so sicher beherrsche. Damals war mir natürlich nicht klar, dass Romanistik bzw. Amerikanistik/Anglistik mehr bedeutet als „nur“ die Sprache zu sprechen… Ich habe meine Wahl jedoch nie bereut, sondern die Kombination der beiden Disziplinen hat für mich immer sehr viel Sinn gemacht! Beide Fächer – Medienwissenschaft und Amerikanistik/Anglistik – habe ich auch im Master studiert. Während des Masters habe ich gemerkt, wie gerne ich wissenschaftlich arbeite und irgendwann dachte ich mir, vielleicht mache ich ja schon längst das, was ich beruflich machen möchte: kritisch über Medien nachdenken, ihre Inhalte analysieren und Funktionsweisen offenlegen. In der letzten Phase meines Masterstudiums packte mich der Ehrgeiz und ich habe mit mir selbst den Deal gemacht, dass ich promoviere, falls die Abschlussarbeit besser als 2,0 wird – und so war es dann auch! Über Jobchancen in der Geisteswissenschaft habe ich mir damals – sehr naiverweise – keine Gedanken gemacht. Vielmehr wollte ich erstmal schauen, ob ich es überhaupt schaffe zu promovieren und ein Buch zu schreiben. Die harte Realität hat mich während der Promotionszeit eingeholt. Zum Glück konnte ich mich über wissenschaftliche Hilfskraftstellen, Lehraufträge und Promotionsstipendien finanzieren, bis es dann (zum Ende meiner Promotionszeit) mit der ersten Anstellung als Wissenschaftliche Mitarbeiterin geklappt hat.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Ich bin ein großer Fan der Medienwissenschaft! Was ich besonders mag, ist die Vielfalt der Zugänge, Fragestellungen und Gegenstände, mit denen ich mich als Medienwissenschaftlerin auseinandersetze. Die Analyse unterschiedlicher Medien, ihrer Produktions- und Rezeptionslogiken sowie ihrer technischen Rahmenbedingungen, institutionellen Verankerungen, historische Traditionslinien und intermedialen Relationen stehen dabei genauso auf der Tagesordnung wie die Kombination verschiedener interdisziplinärer Ansätze. In meiner Forschung beschäftige ich mich beispielsweise mit unterschiedlichen Medien wie Comic, Film und Fernsehen und beleuchte meine Gegenstände aus einer hegemonie- und machtkritischen, gender- und queer-theoretischen Perspektive. Gleichzeitig beschäftige ich mich mit Fragen der Jewish Studies, der Medienästhetik, Holocaust- und Antisemitismusforschung sowie der visuellen Kultur. In der Medienwissenschaft ist das alles möglich und das fasziniert und begeistert mich sehr!

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Seit November 2020 bin ich als Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Filmwissenschaft/Mediendramaturgie am Institut für Film-, Theater-, Medien- und Kulturwissenschaft der Johannes Gutenberg-Universität Mainz tätig. Meine Hauptaufgaben liegen in der Forschung und Lehre. Pro Semester unterrichte ich zwei Lehrveranstaltungen.  Im Sommersemester 2021 leite ich etwa einen von drei parallelen Lektürekursen zur Einführung in die Kulturanalyse und unterrichte zudem ein Seminar zur medialen Figur der Hexe aus queer-feministischer Perspektive. Das alles findet momentan natürlich digital statt. Neben der Lehre und meinen Aufgaben am Institut forsche ich im Rahmen meines Habilitationsprojektes „Queering Jewishness – Jewish Queerness“ zu geschlechtlich codierten jüdischen Identitäten in audiovisuellen Medien. Darüber hinaus engagiere ich mich in verschiedenen Netzwerken und Institutionen. Gemeinsam mit Kolleg_innen der Universität Siegen veranstalte ich im Sommersemester außerdem eine interdisziplinäre Online-Vortragsreihe rund um das Thema Queer Studies und populäre Medienkulturen, auf die ich mich schon sehr freue.

Ganz aktuell bin ich überdies an der Organisation und Durchführung einer interdisziplinären Tagung beteiligt, die von der Volkswagen-Stiftung gefördert wird und im Oktober 2021 zum Thema "Race, Class, Gender & Beyond – Intersektionale Ansätze der Comicforschung" stattfinden wird, auch darauf freue ich mich schon sehr. Schließlich versuche ich meine bisherigen Erfahrungen, die ich in der (Medien-)Wissenschaft sammeln konnte, so oft und gut wie möglich mit Kolleg_innen zu teilen und weiterzugeben. Daher freut es mich besonders, dass ich bereits verschiedene Dissertationsprojekte, z.B. im Rahmen von Mentoringprogrammen, begleiten durfte bzw. betreuen darf.

Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
In dem Buch "Die Realität der Massenmedien" von Niklas Luhmann findet sich folgender Satz, der die Wichtigkeit und gesellschaftliche Relevanz von Medien - und damit auch der Medienwissenschaft - ziemlich gut auf den Punkt bringt: "Was wir über unsere Gesellschaft, ja über die Welt, in der wir leben, wissen, wissen wir durch die Massenmedien". Im Kontext meiner medienwissenschaftlichen Forschungs- und Lehrtätigkeit setze ich mich als Medienwissenschaftlerin gezielt mit gender- und queer-theoretischen Themen auseinander. Ebenso greife ich Aspekte der Antisemitismus- und Holocaustforschung, der Dis/ability-, Postcolonial- und Age Studies im Rahmen meiner Arbeit auf und mache so auf gesellschaftliche Normierungs- und Ausschlussmechanismen aufmerksam. Neben der Vermittlung in Forschung und Lehre gestalte ich regelmäßig Konferenzen, Workshops, Podiumsdiskussionen, Vortragsreihen, Screenings und Ausstellungen, die gesellschaftspolitische Aspekte von Heterogenität und Vielfalt thematisieren und sie für eine interessierte Öffentlichkeit zugänglich machen. Mit solchen Veranstaltungen möchte ich meiner Verantwortung als Wissenschaftlerin nachkommen, wichtige Perspektiven meines Forschungsthemas einer breiteren Zielgruppe zu vermitteln. Denn wenn die entsprechenden Diskurse den so genannten ‚Elfenbeinturm‘ nicht verlassen, können sie nur begrenzt zu der aktiven Gestaltung und Umsetzung diskriminierungs- und ausschlussfreier Räume beitragen.

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Ich bin aktuell in verschiedenen Netzwerken und Fachgesellschaften aktiv. Seit über 10 Jahren bin ich etwa Mitglied in der Gesellschaft für Medienwissenschaft (GfM). Dort habe ich gemeinsam mit ein paar Kolleg_innen 2013 die AG Comicforschung gegründet, deren Sprecherin ich seitdem bin. Die AG hat sich die Sichtbarmachung, interdisziplinäre Förderung, Bündelung und Vernetzung comicbezogener Forschungsarbeit zum Ziel gesetzt und veranstaltet zu diesem Zweck regelmäßig Tagungen, Workshops und Diskussionsforen und publiziert auch rege. Ein weiteres wichtiges Anliegen ist mir das "Forum Antirassismus Medienwissenschaft" der GfM sowie die Mitarbeit in dem neu gegründeten DFG-Forschungsnetzwerk "Gender, Medien und Affekt". Zudem bin ich seit letztem Jahr assoziiertes Mitglied an der Siegener Forschungsstelle „Queery/ing Popular Culture“ sowie am Selma Stern Zentrum für Jüdische Studien Berlin-Brandenburg. Gemeinsam mit zwei Kolleginnen gebe ich die interdisziplinäre Publikationsreihe „COMICSTUDIEN“ heraus, die im de Gruyter Verlag erscheint.

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Als Medienwissenschaftlerin habe ich viele meiner Hobbies (Lesen, Comics, ins Kino gehen, etc.) zu meinem Beruf machen können, was wirklich großartig ist! Außerdem koche ich sehr gerne und versuche regelmäßig Sport zu treiben. Ich würde auch Reisen zu meinen Hobbies zählen und hoffe sehr, dass dies bald wieder möglich ist!

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
An einem idealen freien Tag muss ich nicht auf die Zeit oder auf Termine achten! Ich kann ausschlafen, abschalten und entspannen (was auch bedeutet, dass ich den halben Tag im Pyjama verbringe…). Ich denke mal nicht über Deadlines und Aufgaben auf meiner To Do-Liste nach, die es noch zu erledigen gilt. Ich frühstücke vorm Fernseher, lese und verbringe Zeit im Freien und/oder schaue mir eine Ausstellung an und Treffe Freund_innen. Zum Ausklang des Tages einen schönen Aperitif, idealerweise auf dem Balkon, und ein leckeres Abendessen.

Bitte begrüßt Véronique ganz herzlich bei Real Scientists DE!

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